Kleiderläuse erkennen und bekämpfen
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Wenn heftiger Juckreiz die Nachtruhe raubt, stehen Kleiderläuse ganz oben auf der Liste verdächtiger Übeltäter. Betroffene Menschen tröstet es wenig, dass die Parasiten selten geworden sind. Eine Infektion mit den Blutsaugern darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn Körperläuse übertragen gefährliche Krankheiten. Wie Sie Kleiderläuse erkennen und effektiv bekämpfen, erfahren Sie hier.
Erscheinungsbild und Verhalten
Kleiderläuse zählen zu den Menschenläusen und sind mit hoher Wahrscheinlichkeit hervorgegangen aus den Kopfläusen. Als der Mensch im Laufe der Evolution seine Körperbehaarung verlor und sich in Kleidung hüllte, war dies der Startschuss für die Entwicklung der Kleiderlaus. Der Parasit ist auf Menschen spezialisiert und ernährt sich ausschließlich von Blut. Seine bevorzugten Aufenthaltsorte sind die Nähte von Kleidung und Wäsche in körpernahen Regionen. Daher werden Kleiderläuse auch als Körperläuse bezeichnet. Die kuschelwarmen Rückzugsorte innerhalb der Kleidung verlassen die Blutsauger lediglich, um mehrmals am Tag und in der Nacht eine Blutmahlzeit zu sich zu nehmen. Als größte Art unter den Menschenläusen, sind Pediculus humanus humanus mit bloßem Auge ausfindig zu machen. Diese Eigenschaften kennzeichnen Kleiderläuse:
- Länge: 3 bis 4,5 mm
- Farbe adulter Kleiderläuse: bräunlich bis weißlich-gelb – nach einer Blutmahlzeit rostrot
- Farbe der Läuseeier (Nissen): weiß bis creme
- Aufenthaltsort: an Säumen und Nähten in Rosenkranz-artiger Anordnung
- Fortbewegung: krabbelnd (können weder fliegen noch springen)
Haben sich Körperläuse erst einmal auf einem Menschen eingenistet, vermehren sie sich explosionsartig. Weibchen sind nach spätestens 14 Tagen geschlechtsreif und werden etwa 40 Tage alt. In dieser Zeit legen sie pro Tag durchschnittlich 10 Eier. Diese kleben die Läuse mit wasserfestem Kitt in die Nähte und Säume der Kleidung in Form langer Perlenschnüre. Je wärmer die Umgebungstemperatur, desto schneller schreitet die fatale Entwicklung voran. Ihre maximale Aktivität entwickeln Kleiderläuse bei 27 bis 30 Grad Celsius. Dann bewegen sich die Biester mit 23 cm pro Minute voran. Ab etwa 40 Grad Celsius wird es den Blutsaugern zu warm und ab etwa 5 Grad Celsius zu kalt.
Typische Symptome
Starker, lang anhaltender Juckreiz ist das erste Symptom für einen Befall mit Kleiderläusen. Vor allem in der Nacht werden infizierte Menschen damit gequält. Primär in körpernahen Bereichen, wie unter den Achseln, am Hosenbund oder im Genitalbereich juckt es unerträglich. Aber auch an allen anderen Stellen des Körpers beißen die Parasiten zu, um das Blut aufzusaugen. Einzig der Kopf bleibt verschont und den kleineren Kopfläusen vorbehalten.
Als weiteres Anzeichen färben sich die Biss-Stellen zunächst rötlich. Da die Opfer dem Juckreiz nicht lange widerstehen können, bilden sich in der Folge strichförmige Kratzer und das typische Erscheinungsbild einer ‚Vagabundenhaut‘ mit unzähligen, winzigen Narben, umgeben von hellen und dunklen Verfärbungen. Da über die Kratzer Bakterien und Pilze in die Haut gelangen, sind überdies Ekzeme eine weit verbreitete Folgeerscheinung.
Kleiderläuse erkennen – So gelingt es
Deuten die Symptome auf einen Befall mit Kleiderläusen hin, handeln Sie sofort und überzeugen sich mit eigenen Augen. So kommen Sie den Parasiten auf die Schliche:
- Für eine gute Beleuchtung sorgen
- Kleidung und juckende Hautstellen mit einer Leselupe genau inspizieren
- Achselhaare und andere Körperhaare mit einem Läusekamm (Nissenkamm) untersuchen
Achten Sie bitte auf rote Bisswunden, sich bewegende Körperläuse und weißlich schimmernde Schnüre aus Läuseeiern. Bei scheinbar festklebenden Schuppen haben Sie es häufig mit Nissen zu tun.
Häufige Übertragungswege
Kleiderläuse können zwar nicht fliegen oder springen und sind dennoch extrem ansteckend. Überall dort, wo Menschen es mit der Körperhygiene nicht so genau nehmen oder es an sanitären Einrichtungen fehlt, wechseln die Parasiten problemlos von Wirt zu Wirt. Diese Übertragungswege haben sich herauskristallisiert:
- Enger Körperkontakt
- Gemeinsam genutzte Kleidung, wie Pullover, T-Shirts, Hosen und andere Textilien
- Kollektiv verwendete Wäsche, wie Handtücher, Bettwäsche oder Decken
- Unsaubere Matratzen und Betten
- Kleidung aus dem Second-Hand-Shop oder der Kleiderkammer
- Verschmutzte Kopfstützen und Busse und Bahnen
- Selten auf Papiergeld oder in antiquarischen Büchern
Während im europäischen Alltag Kleiderläuse sehr selten geworden sind, treten die Parasiten in Krisengebieten und Massenunterkünften häufig auf. Daher sind in Obdachlosenasylen und Flüchtlingsunterkünften Körperläuse ein gefürchtetes Problem.
Gesundheitliches Gefahrenpotenzial
Als wären quälender Juckreiz und schmerzende Ekzeme nicht schlimm genug, geht mit den Bissen durch Kleiderläuse eine erhebliche Gefahr für Ihre Gesundheit einher. In der Geschichtsschreibung ist nachzulesen, dass Napoleon auf seinen Kriegszügen durch Kleiderläuse und die damit verbundenen Krankheiten mehr Soldaten verlor, als durch Waffengewalt. Es sind nicht die Bisse und Stiche, von denen die Infektionsgefahr ausgeht. Wenn Körperläuse durch Kratzen zerdrückt werden, gelangen deren Exkremente über den Weg der Wunden in die Haut und können folgende Krankheiten auslösen:
- Fleckfieber (Typhus exanthematicus) mit einer Sterberate von bis zu 20 Prozent
- Wolhynisches Fieber, Schützengrabenfieber (Bartonella quintana), verbunden mit starken Schmerzen und hohem Fieber
- Rückfallfieber, Läuserückfallfieber (Borrelia recurrentis) mit wiederholten, starken Fieberschüben
Während Schützengrabenfieber und Rückfallfieber mittlerweile nur sehr selten auftreten, ist Fleckfieber bis heute von herausragender Bedeutung. Aus diesem Grund ist jeglicher Befall durch Kleiderläuse als Hauptüberträger unverzüglich dem Gesundheitsamt zu melden.
Wirksame Bekämpfung
Die effektive Bekämpfung von Kleiderläusen basiert auf einer Kombination aus Desinfektion und maximierten Hygiene-Bedingungen. Kleiderläuse leben nicht unmittelbar auf einem Menschen, sodass die gesamte Umgebung in die Behandlung einzubeziehen ist. Erfreulicherweise wirken Mittel gegen weit verbreitete Kopfläuse ebenso schlagkräftig gegen Kleiderläuse, da beide Parasiten eng verwandt sind. So bekämpfen Sie Körperläuse mit Erfolg:
- Kleidung, Wäsche, Bettwäsche, Handtücher bei 60 bis 90 Grad waschen oder chemisch reinigen
- Anschließend desinfizieren mit einem Läusemittel auf Basis von Allethrin, wie Jacutin Pedicul Spray
- Nicht waschbare Textilien in eine Plastiktüte stecken und für 1 Woche in die Tiefkühltruhe legen
- Alternativ infizierte Kleidung für mindestens 4 Wochen luftdicht aufbewahren
- Im Notfall stark befallene Kleider und Stoffe verbrennen
Der Wirkstoff Allethrin vernichtet alle Arten von Läusen, wie Kleiderläuse, Kopfläuse oder Filzläuse. Das Kontaktgift lähmt die Muskulatur von Insekten, sodass sie ersticken. Erfahrungsgemäß reicht eine Anwendung aus, um adulte Körperläuse und deren Nissen zu vernichten. Lesen Sie bitte die Gebrauchsanleitung sorgfältig durch, um Behandlungsfehler zu vermeiden. Wird der Befall durch Körperläuse erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt, empfehlen wir den Einsatz eines professionellen Schädlingsbekämpfers, der alle Räumlichkeiten desinfiziert.
Hygiene ist der beste Schutz
Im Gegensatz zu Kopfläusen, ist der Befall mit Kleiderläusen ein deutlicher Hinweis auf mangelnde Hygiene. Lassen Sie es nicht soweit kommen. Penible Sauberkeit können die gefährlichen Körperläuse nicht ausstehen und meiden konsequent gepflegte Menschen und blitzsaubere Örtlichkeiten. Wechseln Sie in engen zeitlichen Abständen Ihre Kleidung. Waschen oder reinigen Sie Textilien, Polstermöbel und Matratzen regelmäßig. Meiden Sie engen Körperkontakt zu Menschen, die offensichtlich ihre Körperpflege vernachlässigen. Sofern Sie Kleidung im Second-Hand-Shop kaufen oder auf die Kleiderkammer angewiesen sind, waschen Sie bitte alle Teile gründlich vor dem ersten Tragen.