Keimsprossen selber ziehen – Aussaat und Anzucht
Inhaltsverzeichnis
Je nachdem, wie viele der Sprossen oder wie viele Sorten man auf einmal heranziehen möchte, muss ein entsprechendes oder mehrere Gefäße genutzt werden. Die unterschiedlichen Sprossensorten haben verschieden lange Keimzeiten, bis sie erntereif sind. Die schnellsten benötigen nur 3 Tage, andere dafür bis zu 7.
Steckbrief zu Keimsprossen
- Sämlinge bestimmter Gemüsearten
- Werden geerntet, wenn die Keimblätter voll ausgebildet sind
- Wie frische Kräuter verwenden
- Können roh oder gegart genutzt werden
- Einige sollten gegart werden
- Sehr schnell erntereif
- Lecker
- Immer frisch
- Voller Vitamine und Mineralstoffe
Sorten
Ideal ist, Saatgut aus kontrolliertem biologischen Anbau zu nutzen, dass ausdrücklich für die Sprossenzucht geeignet ist. Es muss unbehandelt sein. Nur so kann ausgeschlossen werden, dass sich Rückstände von Pflanzenschutzmitteln oder anderen Schadstoffen darin befinden.
- Alfalfa – feine kurze Sprossen, 5 bis 7 Tage, herb nussiger Geschmack
- Kichererbsen – gröbere Sprossen, roh und gekocht verwertbar, 3 bis 5 Tage, nussig frischer Geschmack
- Linsen – roh oder gekocht verwertbar, nussartiger Geschmackernten, wenn sich die Samenschale ablöst
- Mungobohne – Verwendung roh oder gekocht, derbe Sprossen, 4 bis 5 Tage
- Buchweizen – neigen zum Verschleimen, 2 bis 3 Tage, sehr milder, nussartiger Geschmack
- Dinkel – sehr milder dinkelähnlicher Geschmack, 2 bis 3 Tage, keimt sehr unregelmäßig
- Sonnenblumenkerne – keimen geschält schneller, 1 bis 4 Tage, nussig milder Geschmack, bei Lagerung werden sie bitter
- Quinoa – nussiger Geschmack und ein leichtes Maisaroma, 1 bis 4 Tage
- Weizen und Roggen – feiner Getreidegeschmack, 2 bis 3 Tage, je kleiner die Sprossen, um so milder der Geschmack
- Kürbiskerne – 3 bis 5 Tage, leicht nussiger Geschmack, sollten schnell zum Keimen gebracht werden, sonst werden sie bitter
- Senf – 2 bis 3 Tage, leicht scharfer Geschmack
- Rote Beete – schöne rote Sprossen, Geschmack wie Rote Beete, leicht erdig, vor Aussaat einweichen, brauchen bis 7 Tage
- Brokkoli – feine Sprossen, 5 bis 7 Tage, würziger Geschmack
- Daikon-Rettich – lange Sprossen mit großen Keimblättern, 5 bis 9 Tage, würzig scharfer Geschmack wie Rettich
- Kresse – zarte Sprossen, 3 bis 5 Tage, scharf würziger Geschmack
- Radieschen – lange Sprossen, große Keimblätter, 5 bis 9 Tage, würzig scharfer Geschmack, wie Radieschen
Achtung!
Nicht geeignet sind Keime von Nachtschattengewächsen, wie Tomate, Kartoffel und Paprika.
Sehr zu empfehlen sind auch Saatgutmischungen. Sie enthalten mehrere Sorten Saatgut, die aber gleichlange Zeiten bis zur Ernte haben.
Gefäße für die Sprossenzucht
Im Großen und Ganzen unterscheidet man Keimschalen und Keimgläser. Mehrere übereinander gestapelte Keimschalen heißen Sprossenbox. Welches Gefäß benutzt wird, ist abhängig von der Menge der Sprossen und wie viel Sorten gleichzeitig ausgesät werden sollen. Wer sich nicht gleich eine Profiausrüstung beschaffen, sondern erst einmal probieren möchte, für den tun es am Anfang auch größere Marmeladengläser, mindestens mit 250 ml Fassungsvermögen oder eine wasserdichte flache Schale mit ebenen Boden. Keimschalen sind ideal für kleinsämige Sorten, also Alfalfa, Kresse, Rauke, Zwiebeln oder Brokkoli. Eine solche Schale besteht aus einem Wasserbehälter und darüber einem Gitter, worauf das Saatgut gestreut wird. Bei einer Sprossenbox werden mehrere Saatschalen übereinander gestapelt. Das hat den Vorteil, dass so verschiedene Sorten gleichzeitig keimen können. Auf den obersten Behälter kommt ein Deckel. Der sorgt dafür dass die Luftfeuchtigkeit im Behälter schön hoch bleibt, was ideal für die Keimung ist.
Sprossenanzucht
Anzucht-Einsteiger
Für Anfänger, die nur mit einer flachen Schale arbeiten, ist es ganz einfach. Mit wenigen Schritten hat man alles fertig und kann mit der Aussaat starten.
- Auf dem Boden der Schale werden 3 Lagen weißes Küchenpapier ausgelegt. Sie dürfen nicht über den Rand hinaushängen, sonst tropft später Wasser herunter.
- Das Küchenpapier wird richtig angefeuchtet.
- Überschüssiges Wasser abgießen
- Samen auf dem Papier verteilen. Für Anfänger eignen sich Kressesamen.
- Die Samen von oben mit Wasser besprühen, ruhig richtig benetzen.
- Das Küchenpapier die nächsten Tage immer feucht halten.
- Wenn die Sämlinge wachsen, wird etwas mehr Wasser benötigt. Besprühen reicht meist nicht mehr, weil die Tropfen nicht durch den Blätterwald dringen. Eine schmale Tülle ist jetzt ideal zum Gießen.
- Wenn die Sämlinge etwa 1,5 bis 2 cm hoch sind und dazu die Blättchen schön grün, kann geerntet werden. Mit der Schere einfach so kurz über dem Papier abschneiden, wie es geht.
Wichtig ist, immer frisches Wasser, kein abgestandenes zu verwenden.
Anzucht mit der Keimschale
Bei einer Keimschale funktioniert die Anzucht folgendermaßen.
- In die Schale wird Wasser gefüllt.
- Bei kleinen Samen legt man auf das Gitter der Samenschale ein entsprechendes Vlies, welches passend dafür angeboten wird. Bei großen Samen ist das nicht nötig.
- Samen auf dem Gitter verteilen und gut unter fließendem Wasser spülen.
- Entweder mit der nächsten Schale gleichermaßen verfahren und sie auf die erste stellen oder gleich den Deckel zum Verschließen aufsetzen.
- Die Siebschale(n) zweimal täglich unter fließendem Wasser abspülen, am besten morgens und abends, in regelmäßigen Abständen. Das Spülen ist wichtig, damit es in der Box nicht zu Fäulnis kommt. Einige Sorten neigen zum Verschleimen und das ist ungünstig
- Je nach Sorte dauert es 3 bis 9 Tage, bis geerntet werden kann.
- Die Wurzeln wachsen durch das Gitter im Boden, wodurch die Sämlinge guten Halt finden.
- Geerntet wird, indem man die Pflänzchen einfach aus dem Gitter zieht.
- Einige Sorten können samt Wurzel verspeist werden, andere schneidet man ab, einfach dicht über dem Gitter.
Keimschale, Keimglas oder Sprossenbox sollten möglichst hell stehen, dürfen im Sommer aber nicht in die direkte Sonne gestellt werden.
Keimung
Durch die Feuchtigkeit und die dazu herrschende Luftfeuchte quellen die Samen auf. Die Samenschale reißt auf, die Keimwurzel kämpft sich heraus. Bei einigen Saatgutsorten lösen sich die Samenschalen im Ganzen ab. Sie werden bei Spülen ausgewaschen. Nach und nach bilden sich an der Keimwurzel kleine feine Seitenwurzeln. Es sieht aus, als hat sich Schimmel gebildet, das ist aber nicht so. Wenn diese neuen Wurzeln gespült werden, sehen sie dunkler aus und der Eindruck von Schimmel ist weg. Schimmel ist an matschigen Sämlingen und an unangenehmem Geruch zu erkennen. Nachdem sich die Keimwurzel gut entwickelt hat, bilden sich die Keimblätter. Häufig hängt noch die Samenschale an ihnen. Mit der Zeit fällt sie ab bzw. lässt sich leicht lösen. Ist das der Fall, sind die Samen erntereif.
Gefahren bei der Sprossenzucht
Wird nicht sauber und exakt gearbeitet, können Sprossen schnell gammeln. Sie fangen an zu stinken und es können sich Krankheitserreger ansammeln, zum Teil sogar gefährliche. Sie können sich in der feuchten Umgebung , häufig mit jeder Menge Schleim, gut entwickeln. Besonders schnell geht die Vermehrung bei hohen Temperaturen vor sich. Vergammelte Sprossen enthalten häufig Schimmelsporen, verschiedenste Bakterien oder andere Kleinstlebewesen. Oft und glücklicher Weise ist es meist nur ein geschmackliches Problem, aber ein verdorbener Magen kommt auch immer wieder mal vor. In schlimmen Fällen kann es aber auch zu schwer bis tödlich verlaufenden Infektionen kommen. Um dies zu vermeiden, ist viel Wert auf Hygiene zu legen.
- Sprossen am besten in einem Sieb waschen und spülen.
- Reichlich Wasser verwenden.
- Nur fließendes Wasser nutzen.
- Je wärmer es ist, um so mehr muss gewässert werden.
- Die Schalen oder Behältnisse nach Gebrauch gründlichst reinigen, am besten in der Geschirrspülmaschine.
Fazit
Sprossen sind lecker, gesund und leicht heranzuziehen. Außerdem sind sie eine Bereicherung des Speiseplans. Sie passen in Salate und auch warme Gerichte, schmecken lecker auf einer Frischkäseschnitte, auf Schnittkäse und auch Wurst, sogar im Grünen Smoothie. Natürlich können sie auch für asiatische Gerichte verwendet werden, roh oder gegart. Wichtig ist, auf Hygiene zu achten. Frisches Wasser ist Voraussetzung für das Gelingen der Anzucht. Die Saat muss zwei- bis dreimal am Tag gespült werden. Ideal ist, wenn man erntereife Sämlinge schon mal gesehen hat, damit der Erntetermin nicht verpasst wird. Alternativ helfen aber auch Bilder, entweder aus Zeitschriften, Büchern oder aber dem World Wide Web. Von den negativen Meldungen über Erkrankungen nach Sprossenverzehr sollte man sich nicht abschrecken lassen. Meist waren industriell hergestellte Sprossen Auslöser oder solche, die mehrere Tage im Handel waren. Wer sauber arbeitet und die Sprossen frisch nutzt, muss sich keine Sorgen machen. Natürlich ist auch das Saatgut ausschlaggebend.