Kapstachelbeere, Physalis – Pflege und Überwintern
Inhaltsverzeichnis
Eine tropische Kletterpflanze, die in Sachen Wachstumsgeschwindigkeit Starqualitäten aufweist und deren Früchte so klein sind, dass sie sogar im ziemlich untropischen Deutschland ausreifen – sollten Fan dekorativer exotischer Gewächse und köstlicher exotischer Früchte unbedingt ausprobieren. Nachfolgend erfahren Sie, dass diese Kletterpflanze Kapstachelbeere oder Physalis heißt, wie Sie umsonst zu einer solchen Physalis-Pflanze kommen und wie Sie diese Physalis pflegen und überwintern:
Steckbrief Physalis-Anbau
- Die Physalis kommt aus den südamerikanischen Tropen/Südtropen
- Wächst im deutschen Garten ab 10 °C Bodentemperatur
- Braucht aber für gutes Wachstum jeden verfügbaren Sonnenstrahl
- Dann können in Deutschland vielleicht viele Kapstachelbeeren geerntet werden
- Die als „Physalis“ bekannt sind, weil der Handel die Früchte unter dem Gattungsnamen der Pflanze verkauft
- Mit ihren hübschen Papierhüllen sind die orangen Bällchen schon lange Deko-Stars, aber auch lecker und gesund
- „Vielleicht geerntet werden“, weil Physalis bei uns nur unter günstigen Bedingungen ausreifen
- Die (selbst vorgezogenen) Jungpflanzen müssen ausgepflanzt werden, sobald der Gartenboden warm genug ist
- Die Sonne muss den ganzen Sommer und Herbst oft und lange scheinen
- Aber der Versuch lohnt, und es gibt Tricks, früh geerntete Früchte reifen zu lassen
Vorweg hilfreich: Physalis ordnen
Eine „Kap“-Stachelbeere, deren Heimat in Südamerika liegt; leckere Physalis-Rezepte und Warnungen vor Physalis-Gift; eine Frucht namens Physalis und viele Pflanzen, die das Wort Physalis im Namen tragen – das Thema Physalis kann ein wenig Strukturierung vertragen:
1. Das Kap und die Physalis
Das Kap der guten Hoffnung liegt nach wie vor in Afrika, hat aber schon vor langer Zeit Besuch von der südamerikanischen Physalis bekommen: Sie soll mit portugiesischen Seefahrern in Südafrika eingeführt worden sein, und die hatten ihre beste Zeit im 15. Jahrhundert … Am Kap der Guten Hoffnung wuchs die von den fremden Gästen mitgebrachte „Stachelbeere“ so gut, dass sie auf vielen Felder angepflanzt und so zur „Kapstachelbeere“ wurde.
2. Gift oder nicht Gift
Für Menschen, die ihre Anverwandten lieben, eine entscheidende Physalis-Frage, die ganz einfach deshalb nicht klar positiv oder negativ beantwortet werden kann, weil es sich bei den Physalis um Nachtschattengewächse handelt. Sicher klingelt es bereits in Ihrem Hinterstübchen, Stichwort Tomate und Kartoffel, von denen sollte man nicht das Laub und auch keine grünen Teile der Früchte verzehren, weil diese giftiges Solanin enthalten.
Genau so verhält es sich bei den Physalis, je nach Art mehr oder weniger giftige Pflanzenteile (empfindliche Menschen reagieren schon auf Hautkontakt) und manchmal auch Früchte, die nur gekocht gegessen werden können. Aber Kapstachelbeeren können roh gegessen werden, solange Sie nur die Beeren verspeisen.
3. Physalis Frucht oder Pflanze
Es gibt viele Pflanzen, die Physalis heißen, weil „Physalis“ der wissenschaftliche Name der Gattung ist. Zu dieser Gattung (Blasenkirschen, „Physalis“ heißt griechisch „Blase“) gehören aktuell 134 Physalis, dazu kommt der jeweilige eindeutige Artname, die Kapstachelbeere heißt z. B. botanisch vollständig „Physalis peruviana“.
Eine Frucht namens Physalis gibt es deshalb, weil die Frucht dieser Kapstachelbeere vom Handel gewöhnlich „vornehm mit ihrem Gattungsnamen angesprochen wird“ (obwohl mit Kapstachelbeere, Andenbeere, Andenkirsche, Peruanische Blasenkirsche, Judenkirsche ausreichend deutsche Bezeichnungen im Umlauf sind).
Kapstachelbeeren pflanzen
Ein absolut erfreulicher Zug der Kapstachelbeere: Wenn Sie die Jungpflanze an den richtigen Standort gepflanzt haben, haben Sie damit den wichtigsten Teil der Pflege geleistet. Das sollte vor allem ein warmer und sonniger Standort sein:
- Gerne in Windschutz und Wärmereflektion einer Hauswand
- Auf jeden Fall in voller Sonne
- Physalis vertragen direkte Besonnung auch über die Mittagszeit
- Jungpflanzen an die Sonne gewöhnen
- Im Garten können Bäume, Hecken, Nebengebäude den nötigen Windschutz bieten
- Auspflanzen in warme Böden, optimal wären 22 °C Bodentemperatur
- Früher auspflanzen ist möglich, ab ca. 16 °C, dann darf es aber nicht mehr kälter werden
- Außerdem wird die Physalis erst ab 20 °C richtig ins Wachstum starten
- In spätfrostgefährdeten Gebieten Eisheiligen im Mai abwarten
- Im Abstand von ca. 80 cm setzen, Kultursorten sind teils sehr wuchsstark
- Wenn der Boden warm genug ist, sollte sofort gepflanzt werden
- Dazu im Frühjahr täglich die Bodentemperatur abfragen: www.dwd.de/DE/leistungen/bodentemperatur/bodentemperatur.html
Wenn am besten Standort nicht der beste Boden auf die Physalis wartet, macht ihr das wenig. Die Jungpflanzen wachsen in ihrer Heimat gerne in lichten Wäldern, besiedeln aber auch ohne Schwierigkeiten gestörte Standorte bis zur „ökologisch vernichteten“ Ruderalfläche. Dass die Physalis in der Lage sind, solche prekären Standorte als Ruderalvegetation (Erstbesiedler) zu begrünen, zeigt die Anspruchslosigkeit der Physalis in Bezug auf die Bodenverhältnisse.
Mit kargem Gartenboden kommt die Physalis deshalb gewöhnlich gut zurecht. Physalis in überdüngten Böden oder zu nährstoffreichen Naturböden können zum Problem werden, weil sie zwar rekordverdächtiges Wachstum hinlegen, aber offensichtlich Blüten- und Fruchtbildung unter derart paradiesischen Umständen nicht für notwendig halten. Sie können solche Böden vor dem Pflanzen durch Unterheben ausreichender Mengen von grobem Sand nährstoffärmer einstellen.
Physalis vorziehen oder direkt aussäen
Die Reifezeit der Physalis ist eigentlich etwas länger, als in unserem Klima die nötige Wärme zur Verfügung steht. Mit dem Klimawandel nähert sich unser Klima zwar idealen Physalis-Bedingungen, aber so richtig tropisch warm wird aktuell nur streckenweise und kurz.
Wenn Sie Physalis direkt ins Beet aussäen, sobald der Boden warm genug ist (Mitte April bis Mitte Mai), fruchten die ersten Physalis Mitte Oktober und die letzten Mitte November. In unserem Klima auch mit dem unten beschriebenen Nachreif-Trick nicht der erfolgreichste Weg, um reife und aromatische Physalis zu ernten.
Wenn Sie in freundlichen Regionen Mitte April die ersten käuflichen Jungpflanzen erwerben können und sofort in einen warmen Gartenboden setzen können – verlieren Sie im Durchschnitt um einen Monat, in dem sich die Pflanzen an Frischluft bzw. Ihren Gartenboden und seine mikrobiotische Zusammensetzung gewöhnen müssen. Bringt die ersten Früchte Mitte August; wenn frühe Herbstkälte eine frühe Ernte veranlasst, müssen die bereits im Haus unter Anwendung von Tricks nachreifen … Weil nur an der Pflanze ausgereifte Früchte das volle Aroma tragen, ziehen erfahrene Physalis-Anbauer die Pflanzen selbst im Haus vor, um sie zum optimalen Zeitpunkt ins Freie setzen zu können. So gehen Sie vor:
- Samen so früh wie möglich aussäen
- In Mix von Anzucht- und Gartenerde oder normale Blumenerde + Gartenerde + Sand
- Die Lichtkeimer werden nur leicht auf die feuchte Erde gedrückt, nicht „in der Erde begraben“
- Erde gleichmäßig durchfeuchten (nicht pitschnass9
- Zimmergewächshaus-Deckel schließen, Anzuchttöpfe mit Folie etc. abdecken
- Wenn sich Wassertropfen bilden, wegen zu hoher Luftfeuchtigkeit lüften
- Aufs Fensterbrett über der Heizung stellen
- Vor einem Fenster, durch das möglichst den ganzen Tag die Sonne scheint
- Mindest-Keimtemperatur 22 °C, ggf. mittels Heizmatte unter dem Anzuchttopf zu garantieren
- • Bis sich Keimlinge zeigen, dauert es 8 – 14 Tage
- Mit Erscheinen des 2. Blattpaars (erste echte Blättern nach den Keimblättern) vereinzeln
- Dabei die kräftigsten Jungpflänzchen auswählen
- Bei diesen zart die Wurzeln einkürzen, damit sie sich besser verzweigen
- Jungpflanzen ohne Abdeckung an einen sonnigen Platz stellen
- Bis zum Auspflanzen nach und nach an Frischluft gewöhnen
Wenn Sie die Vorzucht der Samen bereits Mitte/Ende Januar gestartet haben, können Sie damit rechnen, dass die Physalis im Juli fruchten und August/September genug Aroma zum Ernten gebildet haben.
Samen bekommen Sie im Supermarkt, genau zur besten Zeit für den Anzucht-Start haben die importierten Handelsfrüchte Hochsaison und sind preiswerter als den ganzen Rest des Jahres. Je mehr Physalis Sie im Winter verzehren, desto mehr Jungpflanzen können Sie per Anzucht gewinnen. Diese Art der Samengewinnung ist unschlagbar preiswert und gehört für Familien mit Kindern sicher zu den vergnüglichsten Wegen, die Herkunft unseres Essens zu demonstrieren.
Bei der „direkten Form der Samengewinnung“ können Sie keine bestimmte Zuchtsorte auswählen, weil die Physalis-Früchte nicht in Sorten gehandelt werden. Sie konnten aber dafür vorher probieren, wie Ihre Ernte schmecken wird und wissen sicher, dass Ihr Saatgut nicht mit irgendwelchen Stoffen gebeizt oder sonstwie behandelt wurden, deren Einflüsse sie nicht in Ihrer Pflanze haben wollen. Ökologisch einwandfreie Elternpflanzen garantiert allerdings nur der Erwerb von Samen in Bio-Qualität; diese und jede andere Art von Physalis-Samen (+ Jungpflanzen) finden Sie im Internet.
Pflege-Anleitung
Voraussetzung einer guten Ernte ist, dass Sie die Pflanzen bis dahin gut pflegen; was nicht mehr sehr schwerfällt, wenn Sie soweit gekommen sind:
- Kapstachelbeeren brauchen wirklich viel Wasser, weil sie rasend schnell wachsen
- In kurzer Zeit 1 bis 2 Meter hohe Triebe und bald viel Biomasse zu versorgen
- Dabei aber ziemlich empfindlich gegen Trockenheit
- Die Wurzeln von Physalis sollten nie ganz trocken liegen
- Mulchen mit kleinteiligem organischen Material hilft, das zu verhindern
- Die Klettertriebe sind anfangs noch sehr zart und dünn
- n diesem Zustand kann eine Rankhilfe Halt geben, die der Pflanze auch den Weg weist
Das war’s im Wesentlichen mit der Pflege der normalerweise nur einjährig kultivierten Physalis (Überwinterung siehe unten); der geringe Nährstoffbedarf der Physalis wurde bereits oben bei „Kapstachelbeeren pflanzen“ dargestellt.
Ernte und Lagerung
Wenn sich (hoffentlich schon im Juli) viele kleine runde Bälle zeigen, steigt die Hoffnung auf Ernte – mehr nicht, denn die Kapstachelbeeren sind noch knallgrün und schmecken genau so grün, wie sie aussehen. Aroma und gesunde Inhaltsstoffe haben sich erst angereichert, wenn Beerenschale und -inneres schön orangefarben sind, ohne kleinsten Hauch von Grün. In unseren Klima wird die Physalis „doppelt daran gehindert“, diese Reife auszubilden: Die Sonne zeigt sich (seit 21.06.) immer kürzer am Tag, spätestens seit Herbstbeginn ein Vierteljahr später erfüllen auch die Temperaturen nicht mehr die Wärmeansprüche einer Physalis.
Wenn es klappt und die Physalis richtig Farbe zeigt, können Sie eine Weile gesunde Früchte direkt von der Pflanze naschen (empfehlenswerteste Verzehr-Variante), jeden Nachtisch mit Physalis verzieren, aus dem Rest die Samen für die nächste Saison retten oder Kapstachelbeeren trocknen und wie Rosinen verwenden. Wenn nicht, ist mit folgendem Tipp vielleicht noch was zu retten:
Überwintern
Die Kapstachelbeere kann ab Winterhärtezone 10a im Freien überwintern. Deutlich wärmer als bei uns, in Deutschland ist 8a die wärmste Winterhärtezone, die Kapstachelbeere muss aldo im Kübel überwintern:
- Rechtzeitig (Gewöhnung!) umpflanzen
- Am Tag vor dem ersten Frost ins Haus umstellen
- Gerade ausreifende Früchte bleiben an der Pflanze
- Fruchtlose oder abgeerntete Triebe können schon jetzt auf max. 1/3 zurückgeschnitten werden
- So passen viele große Physalis in ein kleines Winterquartier
- Standort für die Überwinterung: hell, mindestens 10 °C warm, optimal 15 °C
- Wenn es hell genug ist, überwintert die Physalis wie in der Heimat immergrün
- Wenn ihr das Licht nicht ausreicht, wirft sie die Blätter ab und fährt den Stoffwechsel aufs Minimum herunter
- Etwas Wasser gibt’s in beiden Fällen, die blattlose Physalis verdunstet über die Triebe aber wirklich nur „Tröpfchen“
Physalis peruviana werden in einigen Zuchtsorten angeboten, unter denen keine eindeutigen Favoriten auszumachen sind. Es sollen Physalis-Sorten dabei sein, die bei uns (in freundlichen Regionen, mit Winterschutz) im Freien überwintern können, Erfahrungsberichte über deutsche Freiland-Überwinterungen sind allerdings nicht ausfindig zu machen. Wenn Sie keinen geeigneten Platz zum Überwintern finden, können Sie auch Stecklinge der letzten Physalis bewurzeln und überwintern.
Überwinterte Kübel-Physalis werden (bei der Ernte, spätestens im frühen Frühjahr) um mindestens die Hälfte der Triebe zurückgeschnitten, sie sollen im Frühjahr rundum neu austreiben. Als Belohnung für eine geglückte Überwinterung wird die Physalis in der nächsten Saison übrigens bereits im Juli die ersten Früchte zeigen.