Kamelien – Pflege, Krankheiten, Vermehrung
Inhaltsverzeichnis
Die Blütenfarbe kann je nach Bodenart und Lichtstärke leicht variieren und ist daher kein zuverlässiger Anhaltspunkt bei der Klassifizierung. Da die Sorten in ihrer Farbe nur leicht voneinander abweichen, sind selbst die besten Fotos oft irreführend.
Auch die Blütezeit schwankt je nach Klima und Standort. So wird sie durch einen strengen Winter hinausgezögert und setzt umgekehrt nach einem langen, heißen Sommer verfrüht ein. Dennoch kann man eine grobe Unterscheidung zwischen früh-, normal- und spätblühenden Camelien treffen. Erstere blühen von Spätherbst bis Wintermitte, die der zweiten Gruppe von Wintermitte bis Anfang Frühjahr und die letztgenannten von Anfang bis Ende Frühjahr.
Die Blütengröße ist ein wichtiges Kriterium für die Klassifizierung. Man unterscheidet folgende Kategorien:
- sehr groß: über 12,5 cm;
- groß: 10 bis12,5 cm
- mittel: 7,5 bis 10 cm, mitunter differenziert auch zu dem zwischen mittelgroßen (9 – 10 cm) und mittleren Blüten (7,5 bis 9 cm)
- klein: 5 bis 7,5 cm, es kommt vereinzelt auch zu Überschneidungen mit einer Miniaturgruppe (Blütengröße unter 6,5 cm)
Unterteilung
Blüten besitzen einen Ring aus maximal acht Petalen und deutlich erkennbare Staubblätter.
- Halbgefüllte Blüten zeigen zwei und mehr Ringe um ein Büschel hervortretender Staubgefäße
- Anemonenblütige Formen erkennt man an einem oder mehreren Außenringen flachliegender oder leicht gewellter Petalen und in der Mitte einer Masse von verwachsenen Blütenblättern sowie Staubgefäßen.
- Päonienblütige formen sind tiefrundlich; sie bestehen aus zahlreichen lockeren bis unregelmäßigen äußeren Petalen, Petaloiden und Staubgefäßen.
- Rosenförmig gefüllte Formen besitzen überlappende Petalen, die einen rundlichen Kopf bilden und beim Öffnen den Blick auf eine konkave Mitte mit einigen Staubblättern freigeben.
- Vollständig gefüllte ähneln den rosenblütigen Formen, doch öffnen sich ihre symmetrisch überlappenden Petalen niemals; auch besitzen sie keine Staubblätter, sind also steril.
Die richtige Wahl
C.-japonica – Formen können nur in sehr milden Regionen draußen überwintern. Zudem blühen sie sehr früh, so dass ihre Blüten leicht von Frost geschädigt werden. In der Regel zieht man sie in Deutschland daher am besten im unbeheizten Gewächshaus oder Wintergarten. Sie wachsen buschig und erreichen eine Höhe von 1,8 – 3,6 m.
Die Wildform von C. reticulata überlebt nur in sehr milden Klimazonen im Freien, in Deutschland dagegen nicht. Sie zeichnet sich durch eine offenere Wuchsform als andere Camelien aus. Die Zuchtformen dieser Art gedeihen nur im Gewächshaus. Unter idealen Bedingungen werden sie 3 – 4,5 m hoch und stehen von Spätwinter bis Mitte Frühjahr in Blüte.
Für unsere Breiten am ehesten geeignet sind die von Spätherbst bis Frühjahrsmitte und schon in der Jugend blühende C. x williamsiee – Hybriden. Sie entwickeln sich gut in Gehölpflanzungen oder vor einer Mauer. Die Pflanzen werden 1,8 – 2,4 m hoch und passen damit selbst im Alter auch in kleine Gärten.
C.sasanqua und die daraus hervorgegangenen Kulturformen sind von außerordentlicher Schönheit. Doch beschränkt sich ihre Eignung fast ausschließlich auf Gewächshäuser und Wintergärten. Die Blüten sind klein und meist ungefüllt.
Im Freien pflanzen
In milden Regionen pflanzt man Camelien bei gutem Wetter von Früh- bis Spätherbst oder Anfang bis Mitte Frühjahr ins Freie. Sie verlangen einen gut dränierten, kalkfreien, sauren bis neutralen Boden, der möglichst mit Laubkompost angereichert ist. Wenn Rhododendren bei Ihnen im Garten gut gedeihen, werden dies auch Kamelien tun. Ideal ist eine West- oder geschützte Nordlage. Andernfalls empfiehlt sich ein Platz vor einer Mauer oder unter Bäumen, wo die Pflanzen gegen Frost und frühe Morgensonnegeschützt sind. Optimal ist lichter Schatten mit voller Sonne zu gerückter Stunde.
Man setzt die Pflanzen flach (nicht tiefer, als sie in der Gärtnerei standen) und fest in den Boden und mulcht mit Torf oder Laubkompost. Pflanzen Sie Kamelien nie in Ostlage, wo auf starken Frost pralle Morgensonne folgt. Denn dadurch würden die Knospen zu schnell auftauen und nach dem Erblühen braune Ränder zeigen. Ebenfalls wenig geeignet ist Südlage, da Kamelien gerne kühlem Boden wurzeln.
Ein geschützter Garten sorgt nicht nur dafür, dass die Temperatur nur langsam steigt, sondern schirmt die Pflanzen auch gegen starken Wind ab, der die zarten Knospen schädigen könnte. Bei unvermeidbar windexponierter Lage stützt man Jungpflanzen, bis sie sich gut eingewöhnt haben, und errichtet einen Windschutz.
In Kübeln pflanzen
Vor allem früh blühende Kamelien werden am besten in 20 – 30 cm großen Töpfen oder kleinen Pflanzkübels gezogen. Das Substrat besteht aus vier Teilen kalkfreiem Lehm, zwei Teilen Laubkompost oder Torf und einem Teil grobem Sand. Es wird mit 1 Handvoll Knochenmehl/Eimer angereichert. Alternativ verwenden Sie eine handelsübliche Blumenerde speziell für säureliebende Pflanzen.
Stellen Sie den Topf oder Kübel von Ende Frühjahr bis Mitte Herbst ins Freie an einen geschützten, halbschattigen Platz. Danach bringen Sie ihn in ein kühles Gewächshaus oder einen Wintergarten, wo die Pflanze bei 4 – 7 Grad Celsius bis Ende Frühjahr überwintert. Um die Blütenbildung zu beschleunigen, erhöhen Sie die Temperatur auf 9 – 12 Grad Celsius. man kann die Kamelien auch direkt in ein Gewächshausbeet setzen und ganzjährig unter Glas ziehen.
Pflege
Nach der Eingewöhnung erfordern Kamelien nur wenig regelmäßige Pflege. Man muss sie nicht zurückschneiden, sondern lediglich zur Erhaltung ihrer Form struppige Triebe Mitte Frühjahr nach der Blüte einkürzen. Besonders große Blüten erzielt man durch das Ausdünnen der Knospen, bevor sie sich öffnen.
Jedes Jahr Mitte Frühjahr mulcht man Kamelien großzügig – ideal ist eine etwa 5 cm dicke Schicht über dem gesamten Wurzelbereich – aus Laubkompost, Torf oder gut verrottetem Stallmist.
Nach der Blüte werden die welken Blütenköpfe entfernt. Dies geschieht hauptsächlich aus ästhetischen Gründen. Auch die Bildung von Früchten wird dadurch unterbunden. Sie sind nicht besonders dekorativ und entziehen der Pflanze Kraft.
Camelien vermehren
Nehmen Sie während der Sommermonate von halb ausgereiften Seitentrieben 7,5 – 10 cm lange Stecklinge. Lassen Sie sie in einem Gemisch aus Torf und Sand zu gleichen Volumenanteilen oder in Anzuchterde anwurzeln. Die besten Ergebnisse erzielen Sie bei einer Substrattemperatur von 13 – 16 Grad Celsius.
Sorten, die nicht gut anwurzeln, etwa C.-reticulata – Formen, werden am besten durch Absenken von Zweigen größerer Pflanzen im Frühherbst vermehrt. In der Regel sind diese Monate später ausreichend bewurzelt und können dann abgenommen und an Ort und Stelle gepflanzt werden.
Wenn Sie zahlreiche Jungpflanzen erhalten möchten, nehmen Sie im Sommer Blattstecklinge. Die Bewurzelung erfolgt in Töpfen oder Schalen, wie bereits für Sproßstecklinge beschrieben.
Schädlinge und Krankheiten
Die einzigen für Kamelien wirklich gefährlichen Schädlinge sind Vögel, die die Knospen herauspicken. Weitere Probleme können Frostschäden und Knospenfall infolge zu trockenen Bodens bereiten.
Zu den physiologischen Störungen zählt Verbräunen der Blätter, verursacht durch nächtliche Kälte, sowie mattgrünes Laub mit braunen und schwarzen, von leichten Erhebungen umgebenen Flecken. Solche Symptome treten oftmals bei Pflanzen auf, die in alkalischen Böden gezogen werden.
Wenn Kamelien unter Glas kultiviert werden, treten an Blättern und Knospen mitunter Blatt- und Schildläuse auf.
Die Kamelie ist ein Teegewächs und eine Pflanze für Kenner, das heißt für Gärtner mit Einfühlungsvermögen und dem Sinn für Besonderes. Die Kamelie ist sehr anspruchsvoll und reagiert äußerst empfindlich auf Veränderungen. Wer sich mit der Kamelie auseinander setzen möchte, der braucht viel Fachkenntnis und sollte sich genauestens informieren, da es sehr schnell passieren kann, dass die Kamelie eingeht.
Wissenswertes zur Pflege
Beim Anpflanzen im Garten müssen sehr viele Dinge beachtet werden. So muss die Erde mit einem optimalen pH-Wert von 4-5,5 sauer sein, ebenso humos, lehm -und sandhaltig. Auf gar keinen Fall darf die Kamelie in kalkhaltigen Boden gepflanzt werden. Sie muss gleichmäßig feucht gehalten werden, wobei aber unbedingt Staunässe vermieden werden muss. Das kann man zum Beispiel mit einer Kiesdränage realisieren. Auspflanzen sollte man Kamelien nur, wenn sie älter als drei Jahre sind, besser wäre es, wenn sie schon vierjährige Pflanzen sind. Sie sollte vor Ostwinden geschützt werden, aber unbedingt Nachmittagsonne abbekommen, da diese die Blütenbildung fördert. Auf gar keinen Fall darf man sie der Prallsonne oder der Morgensonne aussetzen. Günstige Standorte sind zum Beispiel im Schutz von Hecken oder von unter lichten Bäumen, die tief wurzeln. Eine Westlage im Schatten eines Hauses ist auch empfehlenswert. Die Kamelie braucht eine hohe Luftfeuchtigkeit, besonders an heißen Tagen, gegen Dauerregen aber sollte sie mittels Abdeckungen geschützt werden. Die Kamelie verträgt kurzzeitig Temperaturen bis -10 Grad Celsius, sofern sie auch im Winter einen feuchten Boden hat. Am wichtigsten ist, dass die Wurzeln nie austrocknen. Während des Wachstums der Pflanze bis hin zur Knospenbildung sollte sie mit lauwarmem, kalkfreiem Wasser gegossen und zusätzlich besprüht werden. Kamelien reagieren auch empfindlich auf Düngesalze, man sollte ihnen allenfalls Nährstoffe geben, nämlich ungefähr 14-tägig vom Blühbeginn bis Ende Juli. Der Boden wird am besten ganzjährig gemulcht.
Sobald neue Blätter und Knospenansätze sichtbar werden, beginnt eine Ruhephase von 4 -6 Wochen. In der Ruhephase wird weniger gegossen und nur hin und wieder gesprüht. Allerdings darf man auch in der Ruhepause den Wurzelballen nicht austrocknen lassen. Die beste Auspflanzzeit ist das Frühjahr, der Temperaturbereich ist dabei sortenabhängig.
Die Zimmerhaltung einer Kamelie ist wie gesagt etwas komplizierter. Sie braucht einen hellen und kühlen Platz, den sie möglichst immer hat. Auch das Pflanzgefäß darf nicht gedreht werden, weil die Kamelie dann mit Knospenfall reagieren könnte. Am besten ist ein kühler Wintergarten geeignet mit einem Temperaturbereich von 5 – 10 Grad Celsius. Auch muss die Kamelie vor praller Sommersonne geschützt werden, die Wintersonne hält sie etwas besser aus. Die Erde im Pflanzkübel sollte locker, humos und sauer sein. Auch hier darf niemals Staunässe auftreten, eine Dränage im unteren Bereich ist daher ratsam. Regelmäßiges Lüften und feuchte Luft sind genauso wichtig wie das Giessen mit kalkfreiem Wasser. Die beste Lösung ist, wenn man Regenwasser benutzt. Auch für die Innenraumhaltung gilt eine 14-tägige Düngung, am besten mit speziellem Kameliendünger und eine sechswöchige Ruhepause von August bis September. In allen Jahreszeiten darf die Pflanze nicht gedreht werden, man kann stattdessen die hinteren Zweige mit Spiegeln oder Alufolie der Sonne zugänglich machen. Alternative Standorte zum Wintergarten wären auch ein helles, aber kühles Treppenhaus oder eine Veranda, in der die Verhältnisse stimmen.
Wenn man als Gärtner allen Anforderungen und Bedürfnissen der aus Ostasien stammenden Pflanze gerecht wird, dann wird man als Dank je nach Art mit blutroten, rosafarbenen, weißen, gefleckten, gefüllten oder halb gefüllten, mit hellroten oder gelben wunderschönen Blüten belohnt. Die Kamelien blühen je nach Art zwischen Dezember und April.