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Kalkfarbe selber herstellen – Kalkanstrich in 5 Schritten mischen

In der Originalversion besteht Kalkfarbe aus sogenanntem gelöschtem Kalk, der als Sumpfkalk bezeichnet wird. Diesen mischen Sie mit Wasser und gegebenenfalls anderen Zutaten wie zum Beispiel Farbe. Allerdings eignet sich der Kalkanstrich nicht für jeden Untergrund oder eine spezielle Vorbehandlung ist vor dem Auftragen durchzuführen. Im Folgenden erfahren Sie alles Wissenswerte vom Heimwerker-Profi.

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Vor- und Nachteile

Die kalkige Farbe ist bei der richtigen Verarbeitung wischfest und „kreidet“ nicht. Nach einem Frischanstrich löst sich ein wenig „Kreide“, wenn mit der Hand an der Farbe gewischt wird. Das lässt mit jeder Stunde nach und es gilt: je älter der Anstrich ist, desto mehr härtet er aus. Er „versteinert“ mit der Luft. Dies wird Karbonisierung genannt.

Sie lässt sich mit zahlreichen Anstrichmitteln überstreichen. Vorteilhaft ist vor allem, dass sie pilzabtötend und desinfizierend wirkt. Schimmelbefall beugt sie zuverlässig vor, reguliert Feuchtigkeit in den Wänden und absorbiert Gerüche. Es handelt sich um eine rein mineralhaltige Farbe auf BIO-Niveau. Nachteile bringt ein Kalkanstrich durch die Farbauswahl und seine stark ätzenden Eigenschaften mit sich. Letzteres macht es unabdingbar, dass Sie eine Schutzbrille und Handschuhe bei der Verarbeitung tragen.

Vor allem wenn Sie die Farbe selbst herstellen, können Spritzer umherfliegen. Diese sind bei Haut- oder Augenkontakt sofort mit Wasser abzuspülen. Da nicht mehr als eine 5-prozentige Farbpigmentierung erfolgen darf, ergeben sich aus einer Farbmischung maximal Pastelltöne. Kräftige Farben sind nicht zu realisieren.

Geeignete Untergründe

Untergründe haben über eine Tragfähigkeit sowie Stabilität zu verfügen, die den Kalk halten können. Optimal eignen sich Putze aus Kalk, Lehm sowie Zement. Steinuntergründe aus Kalksand, Zement, Porenbeton sowie Lehm- und Ziegelsteine lassen sich unkompliziert mit Kalkfarbe streichen. Problematischer zeigen sich einfache Steine sowie Gips- und Holzuntergründe. Hier hält ein Kalkanstrich optimaler, wenn spezielle Zusätze hinzugefügt werden.

Das Herstellen von Kalkfarben empfiehlt sich vor allem zum Streichen von Hausfassaden. Voraussetzung ist, dass diese nicht starken Witterungsverhältnissen wie Schlagregen ausgesetzt sind. Hauseingänge, Badezimmer, Küchen sowie Decken und Wände im Wohnbereich sind ebenfalls für einen Kalkanstrich geeignet. Keller sind in den letzten Jahrhunderten mit dieser Farbe geweißt worden.

Material und Kosten

Das benötigte Material und die sich daraus ergebenen Kosten, hängen in erster Linie von dem persönlichen Bedarf und zu streichenden Fläche ab. Auszugehen ist von einem höheren Verbrauch, als Sie es vermutlich von herkömmlicher Acrylfarbe auf Raufasertapeten gewohnt sind, da Kalkfarbe schlechter deckt und mehrmalige Anstriche notwendig sind. Preislich liegen Sie im Gesamten dennoch weit unter den Kosten für herkömmliche Farbanstriche, wenn Sie die Farbe selbst herstellen. Die folgenden Material- und Preisangaben geben eine Übersicht, was Sie benötigen sowie die ungefähren Kosten.

Farbroller

Wird Weißkalk aufgetragen, kann dies simpel mit der Farbrolle erledigt werden.

  • Großer Farbroller (keine Schurwolle) – Zum Beispiel Kurzflorroller inklusive Griff circa 8 Euro
  • Gegebenenfalls Teleskopstange für hohe Wände oder einen Deckenanstrich – circa 8 Euro
  • Ersatzrolle circa 4 Euro
  • Kleiner Farbroller für Rand- und Eckstreichungen inklusive Griff circa 5 Euro
  • Farbwanne circa 2.50 Euro oder alternativ Farb-Abstreichgitter für circa 2 Euro

Farbanstriche

Für eingefärbte Kalkanstriche sollten Sie einen Quast, eine Bürste oder Pinsel benutzen. Hier sollte darauf geachtet werden, dass es sich um Echthaar handelt.

  • Quast: je nach Qualität zwischen 3 und 8 Euro
  • Bürste: zwischen 2 und 6 Euro
  • Pinsel wie zum Beispiel Flächenstreicher: ab circa 4 Euro

Kalk

Am optimalsten eignet sich holzgebrannter Sumpfkalk, der in Eimern oder Säcken verkauft wird. Dieser zählt zu den hochwertigsten, da er über Monate oder Jahre „gesumpft“ ist und mit jedem Tag feiner wird. Er verfügt über eine fast chemiefreie Reinheit und beinhaltet keinen Schwefel.

Für das Herstellen der Kalkfarbe können Sie mit folgenden Kosten rechnen:

  • 25 Kilogramm Weißkalk: zwischen 2 und 3 Euro
  • Hochwertiger holzgebrannter Sumpfkalk: 11 Kilogramm ab circa 20 Euro (2.5 Jahre gesumpft)
  • gegebenenfalls Pigmentfarbe: 500 Gramm circa 10 Euro
  • ührstab je nach Material und Größe: zwischen 1 und 15 Euro
  • Eimer je nach Volumen: zwischen 2 und 5 Euro

Gesamtkosten: zwischen 15 Euro und 40 Euro für die Farbherstellung

Kalkfarbe - Wand - Ziegel - Mauer - weiß

Zusatzbedarf

Zusätzlich sollten Sie bei der Verwendung von Kalkfarbe für ausreichend Schutz sorgen, damit keine Farbspritzer auf dem Boden und umstehende Möbel gelangen oder es zu Reizungen von Haut oder Augen bei Kontakt kommt.

  • Schutzfolie – Zum Beispiel 4×5 Meter- mittelstark- rund 2.50 Euro
  • chutzbrille: ab 2 Euro
  • Handschuhe: ab 2 Euro

Herstellung

Bei der Herstellung der Farbe auf Kalkbasis mischen Sie in einem Eimer fünf Teile Kalk mit sechs Teilen Wasser. Es muss eine streichfähige Paste entstehen. Ist ein bunter Farbanstrich erwünscht, ist ausschließlich eine kalkechte Pigmentfarbe geeignet, deren Pigmentanteil fünf Prozent nicht übersteigen sollte. Sie ist gleichmäßig in die Kalkfarbe einzurühren und im Anschluss mindestens 24 Stunden stehen zu lassen. Zwischendurch ist ein Umrühren ratsam, weil sich Kalk auf dem Eimerboden absetzen kann, dort leicht verhärtet und sich die Farbpigmente hier nicht gleichmäßig einlagern können. Grundsätzlich gilt: je länger die Farbe „zieht“, desto hochwertiger wird sie in ihrer Qualität.

Tipp:

Optimal ist es, wenn Sie vorstreichen und erst im letzten Streichgang die Farbe anmischen/streichen. Auf diese Weise stellen Sie sicher, dass die Farbe echter wirkt und nicht durch eventuell durchschimmernde Hintergründe beeinflusst wird oder Schatteneffekte entstehen.

Kasein-Zusatz

Kasein erhöht die Bindefähigkeit der Kalkfarbe und sorgt für eine erhöhte Wischbeständigkeit. Es ist als Fertigprodukt erhältlich und Sie können ihn selbst herstellen. Dazu gehen Sie wie folgt vor:

  • 250 Magerquark mit circa 100 Gramm pastösem Sumpfkalk vermengen
  • Gut durchrühren bis eine geleeartige, glasige Masse entsteht
  • Masse in die bereits vorgefertigte Kalkfarbe geben (maximal zu einem Anteil von fünf Prozent)
  • Gut mit der Farbe mischen
  • Relativ zügig verwenden, da durch Kasein die Haltbarkeit der Farbe verkürzt wird

Leinöl-Zusatz

Wird Kalkfarben Leinöl zugefügt, verbessert dies die Streichfähigkeit und es minimiert die Saugfähigkeit von Untergründen. Es „verseift“ beim Mischen mit der Farbe und bindet zusätzlich, so dass sich die neue Wandfarbe lange abwischen lässt, ohne dass Kalk abgetragen wird. Fügen Sie zwei bis drei Prozent Leinöl direkt in die zubereitete Farbe und mischen Sie dies kräftig durch.

Schwierige Untergründe

Soll Holz oder eine Steinwand mit Kalkfarben gestrichen werden, halten diese dort nicht gut. Das Problem können Sie lösen, indem Sie bei dem Herstellen der Farbe folgendermaßen vorgehen:

  • Verwenden Sie heißes anstelle von kaltem Wasser
  • Auf 40 Liter Kalkmilch fügen Sie circa 500 Gramm Zinksulfat hinzu
  • Mischen Sie im Anschluss 250 Gramm Kochsalz unter
  • Masse gut verrühren und sofort verwenden

Vorbehandlung

Kalkfarbe an der Wand

Handelt es sich bei dem Untergrund um Gipskarton oder Fermacell, so ist eine Vorbehandlung mit einer Universalspachtelmasse erforderlich, da es sich hierbei um stark saugende Untergründe handelt und ein Anstrich mit Kalkfarbe nicht halten würde. Sind als Untergründe Materialien gegeben, wie sie in der Rubrik „geeignete Untergründe“ beschrieben sind, ist eine Vorbehandlung nicht notwendig. Alle anderen glatte und gut haftenden Untergründe sowie Anstriche auf alter Dispersionsfarbe, sollten mit einer Mineralputzgrundierung vorbehandelt werden. Der Hersteller HAGA bietet diese zum Beispiel als Fertigprodukte an.

Vorarbeiten

Sind Tapeten sowie Latexfarben oder Ähnliches auf dem Untergrund vorhanden, sind diese zu entfernen, sofern keine Grundierung oder ein Mineralputz verwendet wird. Wichtig ist, dass der Untergrund staub- und fettfrei ist. Soll ein alter Kalkanstrich gegen einen neuen ausgetauscht werden, so ist der alte Wandbelag nur dann abzukratzen beziehungsweise abzufräsen, wenn dieser als nicht tragfähig eingestuft wird. Ansonsten kann der alte Kalkanstrich verbleiben und der neue auf diesem erfolgen. Kleinere Beschädigungen, Risse und Löcher sind mit einem Malerspachtel vor dem Anstreichen auszubessern und/oder mit Kalkglätte auszuspachteln. Direkt vor dem Anstrich ist der Untergrund anzufeuchten.

Streichen

Mit der Rolle wird regulärer Weißkalk wie bei herkömmlicher Farbe gewohnt, aufgetragen. Bei der Benutzung von einer Bürste oder einem breiten Pinsel, wird die Farbe über Kreuz gestrichen. In der Regel erfolgt der Kalkanstrich in zwei bis vier Schichten. Vor allem bei Anstrichen an der Fassade sollte dies berücksichtigt werden. Ab dem 2. Anstrich kann eine herkömmliche Farbrolle benutzt werden, wenn der Kalk gut abgelagert wurde.

Vergessen Sie nicht, dass die Farbpigmente erst beim letzten Anstrich zugefügt werden sollten. Bei der letzten Schicht werden die Wände von oben nach unten gestrichen. Bei den Decken sind die Rollen beziehungsweise Bürsten/Pinsel senkrecht in Richtung der Fenster zu führen. Diese Streichtechnik verhindert Schatteneffekte, wie sie durch Rillenbildungen oder Ähnlichem entstehen können.

Tipp:

Lassen Sie sich von eventuellen Abweichungen in der Farbe nicht irritieren. Feuchte Farbe wirkt lasierend und die richtige Farbe kommt in der Regel erst, wenn die Trocknung abgeschlossen ist. Deshalb erst abwarten, bevor erneut mehr Farbe benutzt werden soll.

Trocknen

Ein wichtiger Faktor ist das Trocknen. Während des Trocknungsprozesses geht ein chemischer Prozess vonstatten. Dieser sollte nicht unterbrochen werden und strikt dem Kalkanstrich die Zeit gegeben werden, um gut abzutrocknen. Aus diesem Grund ist zwischen den verschiedenen Anstrichsschichten eine Wartezeit von 24 Stunden einzuhalten, wenngleich er nach drei bis vier Stunden „handtrocken“ ist. Die Umgebungstemperatur sollte zwischen sieben Grad Celsius und 18 Grad Celsius betragen. Temperaturen darüber oder darunter könnten Nachteile für den Trocknungsprozess und das Endergebnis ergeben.

Entfernung

Sollen alte Kalkfarben entfernt werden, ist dies in der Regel mit einem großen Aufwand und großer Staubentwicklung verbunden. Vor allem, wenn auf frisch verputzten Untergründen Kalk aufgetragen wurde, hat sich dieser extrem verhärtet. Hier hilft nur ein Schleifgerät, mit dem Sie Schicht für Schicht abtragen. Kräftige Stöße mit einem harten Gegenstand und einem Spachtel ließen auch den Kalkanstrich lösen, aber bei größeren Flächen wäre damit ein Arbeitsaufwand von mehreren Tagen verbunden. Zudem könnte der Untergrund beschädigt werden und eine unebene Fläche entstehen lassen, die zusätzlich wieder eine Vorbereitungsmaßnahme erfordert, um die neue Wandverkleidung anzubringen. Besser ist, den Anstrich abzubürsten sowie neu zu glätten. Auf diesem können Sie dann tapezieren oder mit einer Dispersionsfarbe der Wand eine neue Farbe zu verleihen.

Tipp:

Weniger staubig wird es, wenn Sie bei Abbürsten und Glätten einen Staubsauger nah an den Bearbeitungsflächen halten. Der meiste Staub wird auf diese Weise direkt aufgesaugt.

Autor Heim-Redaktion

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