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Ingwer anbauen – so ziehen Sie Ingwerpflanzen selber

Ingwer anbauen

In der naturverbundenen Küche macht sich Ingwer als kulinarischer Scharfmacher nützlich. Dank seiner natürlichen Heilkräfte schwinden Magenbeschwerden und Erkältungskrankheiten im Handumdrehen. Ihre exotische Herkunft ist kein Hinderungsgrund, die magische Ingwerpflanze mit ihren kraftvollen Rhizomen selbst anzubauen. Diese Anleitung erläutert Ihnen detailliert, wie Sie die Kräuter- und Heilpflanze im Beet und auf dem Balkon ganz einfach selber ziehen. Vom fachgerechten Pflanzen über die artgerechte Pflege bis hin zur reichhaltigen Ernte geleitet Sie dieser Leitfaden Schritt für Schritt durch die erfolgreiche Kultivierung.

Video-Tipp

Vorziehen erzeugt Wachstumsvorsprung

Die Ingwerpflanze ist beheimatet in den subtropischen und tropischen Regionen dieser Erde, sodass sie im mitteleuropäischen Klima nicht winterhart ist. Da die durchschnittliche Kulturzeit von der Pflanzung bis zur Ernte 250 Tage beträgt, ist die Anzucht auf der Fensterbank zu empfehlen. Auf diese Weise verschaffen Sie Ihrem Ingwer einen Wachstumsvorsprung, der mit einer reichhaltigen Ernte im Herbst belohnt wird. Diese Empfehlung betrifft die Kultivierung im Beet und Topf gleichermaßen.

Kriterien für das beste Pflanzgut

Qualitativ einwandfreies Pflanzgut stellt die Weichen für eine erfolgreiche Kultivierung von Ingwer. Halten Sie auf dem Wochenmarkt oder im Supermarkt Ausschau nach einem frischen, saftigen Rhizom aus biologischem Anbau. Nehmen Sie eine Knolle mit glatter, fester Schale in die Hand, sollte sie sich prall anfühlen, ohne weiche Stellen. Da Sie diese Knolle für die Anzucht später zerschneiden können, genügt bereits ein Exemplar, um daraus eine Vielzahl schmackhafter Ingwer zu ziehen. Da eine längere Lagerung die Keimfähigkeit reduziert, empfehlen wir den Erwerb kurz vor Beginn der Anzucht.

Leitfaden für die Anzucht

Wenn sich ab Mitte Februar die Lichtverhältnisse auf der Fensterbank bessern, öffnet sich das Zeitfenster für die Anzucht von Ingwer. Das frische Rhizom verfügt über zahlreiche Vegetationspunkte, erkennbar als leichte Erhebungen unter der Schale. Aus jedem dieser Augen kann ein frischer Austrieb sprießen, sodass Sie die Knolle in mehrere Segmente zerteilen können. Ein geeignetes Rhizomstück sollte über 2 bis 3 Vegetationspunkte verfügen. Natürlich kann das Ingwerrhizom auch unzerteilt nach dem folgenden Leitfaden verwendet werden. So gehen Sie richtig vor:

  • Das Pflanzgut für 2 Tage einweichen in kalkfreiem Wasser bei Zimmertemperatur
  • Erst dann eine Ingwerknolle in Teilstücke mit 2 bis 3 Augen zerschneiden
  • Einen Anzuchttopf füllen mit einem Mix aus Gemüseerde und Sand oder handelsüblicher Anzuchterde
  • Darin jeweils ein Rhizomstück flach auf das Substrat legen, wobei die Augen nach oben weisen
  • Dünn mit Anzuchterde übersieben, andrücken und mit feiner Brause aus kalkfreiem Wasser anfeuchten
  • An einem hellen, nicht vollsonnigen Fensterplatz aufstellen mit mindestens 20 Grad Celsius
  • Im Verlauf der kommenden 8 bis 10 Wochen wenig gießen und nicht düngen

Eine Kombination aus warmen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit wirkt sich vorteilhaft auf die Bewurzelung aus. Stülpen Sie daher eine Plastiktüte oder eine Glashaube über jeden Anzuchttopf, die Sie täglich kurz lüften, damit sich kein Schimmel bildet. Haben sich grüne Triebe entwickelt, kann die Abdeckung entfernt werden. Warme Temperaturen von mehr als 20 Grad, eine leichte Bodenfeuchte und tropische Luftfeuchtigkeit stellen im Verlauf der Anzucht die tragenden Säulen dar für ein vitales Wachstum der frischen Triebe. Während aus den Vegetationspunkten die Triebe in die Höhe wachsen, bilden sie zeitgleich im Verborgenen der Erde ein eigenständiges System aus feinen Wurzeln. Wässern Sie daher bitte sehr zurückhaltend. Kurzzeitige Trockenheit verkraften die jungen Ingwerpflanzen sehr viel besser, als Staunässe.

Tipp:

Rhizomteile von Ingwer bewurzeln ebenso zügig in Wasser. Zu diesem Zweck wird eine transparente Plastikschale fingerhoch mit Regenwasser gefüllt, die Knollenstücke mit den Augen nach oben hineingelegt und mit einem Deckel verschlossen. Am hellen, warmen Standort schreitet die Bildung von Wurzeln und Trieben innerhalb von 6 bis 8 Wochen zügig voran.

Pflanzzeit im Freiland

Ingwer anbauen

Haben die Jungpflanzen auf der Fensterbank eigene Triebe mit mehreren Blättern entwickelt, können sie in milden Weinbauregionen ab Mitte/Ende Mai ins Beet ausgepflanzt werden. Die ideale Pflanzzeit sollte hingegen nicht einzig nach dem Kalender ausgerichtet werden. Damit die tropischen Pflanzen unter freiem Himmel kräftig weiter wachsen, sollte das Temperaturniveau am Tag um die 20-Grad-Marke schwanken und in der Nacht nicht mehr unter 10 Grad Celsius fallen. In den nördlichen Breiten verlagert sich daher die ideale Pflanzzeit in den Juni hinein.

Standort

Je besser der Standort dem sonnigen Gemüt von Ingwerpflanzen entgegenkommt, desto üppiger verläuft das Wachstum. Weisen Sie den vorgezogenen Jungpflanzen daher einen Platz im Garten zu mit folgenden Rahmenbedingungen:

  • Sonnig, warm und geschützt
  • Idealerweise mit mindesten 4 bis 6 Sonnenstunden täglich
  • Nährstoffreiche, humose und lockere Gartenerde
  • Frisch bis mäßig trocken
  • Gerne mit einem leicht sauren pH-Wert von 5,5 bis 6,5

Erfüllt die Bodenbeschaffenheit nicht die Idealbedingungen, lösen Sie mit Zuschlagstoffen das Problem. Lehmbetonte, zur Verdichtung neigende Erde lockern Sie auf mit Sand, Lauberde oder Kompost. Sehr sandigen Boden optimieren Sie mit Rindenhumus, Laubkompost oder Gemüseerde.

Auspflanzen ins Beet

Harken Sie den Boden am gewählten Standort bitte gründlich durch. Unkraut, Steine und alte Wurzeln werden entfernt. Eine feinkrümelige Erde bietet den zarten Wurzeln beste Wachstumsvoraussetzungen. So pflanzen Sie vorgezogene Ingwerpflanzen richtig ein:

  • Eine flache Pflanzgrube ausheben mit dem 1,5-fachen Durchmesser des Rhizoms
  • Den Aushub mit Laubkompost, Guanogranulat oder Hornspänen anreichern
  • Die Ingwerpflanze austopfen und mittig in die Grube setzen
  • Mit dem angereicherten Aushub maximal 2 cm hoch bedecken und andrücken

Gießen Sie den jungen Ingwer an mit kalkfreiem Wasser. Ein engmaschiges Schutznetz hält gefräßige Schnecken von den zarten Trieben und Blättern fern.

Tipp:

Im Gartenbeet mit Wühlmaus-Gefahr werden die vorgezogenen Ingwerpflanzen im Schutz eines engmaschigen Drahtkorbs gepflanzt. Dieser Wühlmaus-Korb wird in die ausgehobene Pflanzgrube gesetzt und mit Substrat gefüllt, um darin die sprießenden Knollen 2 cm tief einzusetzen.

Auspflanzen im Topf und Balkonkasten

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Um Ingwer erfolgreich vorzuziehen, ist eine magere Anzuchterde sinnvoll. In einem nährstoffarmen Substrat geben sich die zarten Wurzelstränge auf der Suche nach Nährstoffen sehr viel mehr Mühe mit dem Längenwachstum. In den Topf und Balkonkasten ausgepflanzt wird junger Ingwer hingegen in eine nahrhafte Erde, damit sich die erhofften, fleischigen Rhizome im Verlauf des Sommers bilden. Gemüseerde aus dem Fachhandel ist für diesen Zweck gut geeignet. Alternativ mischen Sie je 1 Teil gute Gartenerde mit Laubkompost und geben Kokosfasern und Perlite hinzu. So pflanzen Sie Ingwer auf dem Balkon fachgerecht:

  • Auf dem Boden im Pflanzgefäß aus Blähton oder Tonscherben eine Drainage anlegen
  • Darüber eine Schicht Substrat einfüllen
  • Die Jungpflanze austopfen und etwa 2 cm tief einpflanzen
  • Für einen guten Bodenschluss die Erde andrücken und gießen mit weichem Wasser

Stellen Sie den Kübel oder Pflanzkasten bitte nicht unvermittelt in die volle Sonne. Damit die Blätter keinen Sonnenbrand erleiden, sollte sich die Ingwerpflanze für 8 bis 10 Tage am halbschattigen, warmen Standort zuerst akklimatisieren, bevor sie ihren sommerlichen Standort im Sonnenschein einnimmt.

Pflege

Ingwer überzeugt nicht nur mit einer unkomplizierten Anzucht und Pflanzung. Darüber hinaus punktet die würzig-scharfe Kräuter- und Heilpflanze mit einem Pflegeprogramm auf Sparflamme. Damit die Multifunktions-Pflanze ihr Optimum erreicht, sollten die folgenden Maßnahmen beachtet werden.

Gießen

Erst wenn die Erde im Beet und Topf fühlbar angetrocknet ist, wird Ingwer gegossen. Kurzzeitige Trockenheit bereitet Zingiber officinale keine Probleme, wohingegen Staunässe die Wurzeln und Knollen innerhalb kurzer Zeit faulen lässt. So gießen Sie eine Ingwerwurzel richtig:

  • Das Substrat per Fingerprobe auf Trockenheit überprüfen
  • Sind die oberen 1 bis 2 cm angetrocknet, besteht Gießbedarf
  • Zum Wässern vorzugsweise kalkfreies Wasser verwenden
Ingwer anbauen

Damit die knapp unterhalb der Erdoberfläche liegenden Knollen nicht ausgewaschen werden, sollte das Wasser als feine Brause verabreicht werden. Im Beet dürfen sich dabei keine Pfützen bilden. Füllt sich im Topf und Balkonkasten der Untersetzer mit Wasser, ist der aktuelle Bedarf gedeckt. Nach 10 bis 15 Minuten gießen Sie den Untersetzer dann bitte aus, um schädlicher Staunässe vorzubeugen.

Düngen

Bescheiden gibt sich Ihr Gewürzingwer in Sachen Nährstoffzufuhr. Während der Anzucht wird kein Dünger verabreicht. Im Anschluss an die Pflanzung reichen die Nährstoffvorräte in der Erde für die ersten 6 bis 8 Wochen aus. Ab Juli geben Sie alle 4 Wochen einen flüssigen Gemüse- oder Kräuterdünger ins Gießwasser. Organische Feststoff-Dünger, wie Laubkompost, sind für Ingwer nicht zu empfehlen. Diese müssen in die Erde eingearbeitet werden, was den Rhizomen aufgrund der geringen Pflanztiefe schaden könnte.

Blätter nur in Maßen abschneiden

Zu den mannigfaltigen Anwendungsszenarien einer Ingwerpflanze zählt die Verwertung der Blätter als frische Zutat zu Salaten. Diese Option sollte indes nur in geringem Umfang genutzt werden, da die Blätter maßgeblichen Anteil an der Versorgung der Ingwerknollen haben. Um ihrem Sommersalat eine würzige Note zu verleihen, spricht nichts dagegen, das eine oder andere zartgrüne Blatt abzuschneiden.

Erntezeit ist im Herbst

Bis zur Erntereife vergehen 8 bis 9 Monate. Unter normalen Witterungsbedingungen können Sie somit Ihren selbst angebauten Ingwer im Oktober und November ernten. Sichtbares Signal für den Beginn der Erntezeit sind die vergilbten Triebe und Blätter. Erst wenn Ingwer seine oberirdischen Pflanzenteile eingezogen hat, ist er genussreif. So einfach verläuft die Ernte:

  • Im Beet rundherum den Wurzelballen mit dem Spaten abstechen
  • Den Spaten unter die Rhizome schieben und aus dem Boden heben
  • Topf-Ingwer einfach an den Trieben erfassen und ausziehen
  • Die Erde abschütteln und alle Triebe abschneiden

Am Pflanzgut-Rhizom haben sich im Verlauf des Sommers zahlreiche neue Knollen entwickelt. Diese bieten Ihnen einen würzig-frischen Geschmack. Mit einem scharfen Messer trennen Sie diese nachgewachsenen Teile ab, um sie frisch in der Küche zu verwenden. Einen Ernteüberschuss können Sie trocknen und lagern. Die ursprüngliche Ingwerwurzel, respektive das vorgezogene Teilstück, wird wahlweise ebenfalls verzehrt oder dient der Vermehrung.

Vermehren und überwintern

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Damit sich der scharfe Gaumenkitzel im nächsten Jahr wiederholt, sollten nicht alle Ingwerwurzeln verspeist werden. Bewahren Sie 2 bis 3 oder mehr gesunde, pralle Rhizomstücke mit 1 bis 2 Augen auf, um sie zu überwintern und daraus erneut Ingwerpflanzen zu ziehen.
So gelingt der Plan:

  • Für die Vermehrung vorgesehene Knollen nach der Ernte gründlich säubern
  • Die grünen Triebe und Blätter abschneiden
  • Ebenso die langen Wurzelstränge entfernen
  • Im dunklen, kühlen Keller auf einem luftigen Regal aufbewahren
  • Alle 3 bis 4 Wochen wenden

Da Ingwer den Winter hindurch eine Ruhephase einlegt, kann er trocken überwintern. Wichtig zu beachten ist, dass es im Winterquartier dunkel ist und die Temperaturen zwischen mindestens 3 und maximal 10 Grad Celsius pendeln. Im Februar verlassen die überwinterten Rhizome den Keller, um auf der hellen, warmen Fensterbank in Anzuchterde aus dem Winterschlaf geweckt zu werden.

Krankheiten

Im Anbau von Ingwer werden Sie nur selten über Pflanzenkrankheiten zu klagen haben. Die scharfen Inhaltsstoffe, wie Gingerol, fungieren als wirksame Abwehr von Pilzsporen und anderen Erregern. Symptome, wie Fäulnis und aufgeweichte Knollen sind in der Regel auf übermäßiges Gießen zurückzuführen. Im Beet deckt erfahrungsgemäß bereits das natürliche Regenaufkommen den Wasserbedarf ab, sodass lediglich bei längerer Trockenheit gegossen wird. Im Topf geben Sie bitte erst dann Wasser auf das Substrat, wenn es 1 bis 2 cm tief angetrocknet ist.

Schädlinge

Auf die Gefahr von Wühlmäusen und Schnecken wies diese Anleitung bereits hin. Die gefräßigen Schädlinge halten Sie mithilfe von Wühlmaus-Körben und Schutznetzen von Ihren Ingwerpflanzen fern. Problematisch wird es, wenn winzige Trauermücken es auf Ihren exotischen Gewürzingwer im Topf und Balkonkasten abgesehen haben. Eindeutiger Hinweis auf einen Befall sind Wolken von winzigen Insekten, die bei der kleinsten Berührung aus dem Topf aufsteigen. Die 2 bis 4 mm kleinen Insekten legen ihre Eier mit Vorliebe in Pflanzenerde ab, damit sich die Larven im geschützten Ambiente der Pflanzgefäße prächtig entwickeln und von den Wurzeln ernähren. Wird diesem Treiben nicht Einhalt geboten, fällt die diesjährige Ingwerernte schlimmstenfalls komplett aus. Da in der Pflege von Nutzpflanzen die Verwendung chemischer Insektizide keine Option ist, bekämpfen Sie die Plage mit folgenden umwelt- und gesundheitsverträglichen Mitteln:

  • Mehrere Streichhölzer kopfüber in die Erde stecken
  • Das Substrat 2 bis 3 mm dick mit Vogelsand oder Quarzsand bestreuen
  • Neempresskuchen zerkleinern und vorsichtig in die obere Substratschicht einarbeiten
  • Neudorff Trauermückenfallen aufstellen, um adulte Insekten an der Eiablage zu hindern
Iingwer anbauen

Da Trauermücken Substrat meiden, das an der Oberfläche angetrocknet ist, gießen Sie die geplagte Ingwerpflanze ab sofort von unten. Zu diesem Zweck stellen Sie den Topf oder Pflanzkasten für einige Minuten in weiches Wasser, damit es dank der Kapillarkraft bis zu den Wurzeln aufsteigt.

Fazit

Um Ingwer erntefrisch zu genießen, müssen Sie nicht auf einen umfangreichen Erfahrungsschatz als Hausgärtner zurückgreifen. Geeignetes Pflanzgut finden Sie in jedem gut sortierten Supermarkt in Gestalt einer prallen, gesunden Ingwerwurzel mit etlichen schlafenden Augen. Die Anzucht auf der Fensterbank bringt das Wachstum ab Februar so in Schwung, dass Sie im Herbst eine reiche Ernte saftiger Ingwerwurzeln einfahren. Sparsames Gießen mit kalkfreiem Wasser und alle 4 Wochen ein wenig flüssiger Gemüsedünger decken den Pflegebedarf vollkommen ab. Indem Sie das eine oder andere Rhizomstück trocken, kühl und dunkel überwintern, setzt sich im nächsten Jahr der scharf-würzige Gaumenkitzel nahtlos fort.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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