Igelhaus selber bauen und einrichten – mit dieser Anleitung
Inhaltsverzeichnis
Mit der nachfolgenden Anleitung wird es zum Vergnügen, ein Igelhaus selber zu bauen und einzurichten. Sie können sich aussuchen, ob es ein sehr kurzweiliges Vergnügen wird oder ob eine „Igel-Villa“ entsteht, die nur gestandene Heimwerker perfekt hinbekommen:
Igelhaus Nr. 1: Der unsichtbare Ziegelsteinbau
Wenn Sie zwar gerade ein Igelhaus im Garten brauchen, aber nicht zu den eifrigen Heimwerkern gehören und auch nicht vorhaben, einmal ein eifriger Heimwerkern zu werden: Dieses Igelhaus kann jeder bauen, es wird nämlich einfach nur aufgeschichtet. Was den zusätzlichen Vorteil bringt, dass sich die Bauzeit auf ein Minimum verkürzt.
Material brauchen Sie auch nicht sehr viel:
- 30 Ziegelsteine, aktuelles deutsches Normalformat (NF), 24 lang, 11,5 breit, 7,1 hoch
- Holzbrett oder Beton-Gehwegplatte als Dach, größer als die Bodenplatte und nicht viel größer als der gesamte Grundriss
- Ev. Bodenplatte 34 x 36,5 cm
- Trennschleifer
- geruchlich unauffällige Dachpappe oder Folie
- Stroh, trockenes Laub
So wird das „Igelhaus schnell und einfach“ gebaut:
- Ein Stück Karton von 34 x 36,5 cm als Platzhalter für den Innenraum zuschneiden
- Platzhalter am gewünschten Standort auf den Boden legen
- Die Ziegelsteine um den Platzhalter herum aufschichten
- Pro Lage 7,1 Steine in 4 Lagen auslegen
- Dabei die Steine der 2. Lage versetzt zu Lage 1 schichten
- Und die Steine der 4. Lage versetzt zu Lage 3
- Von den Ziegeln Normalformat (24 x 11,5 x 7,1) müssen 4 um 2,5 cm gekürzt werden
- Sie werden im hinteren Bereich an den farblich gekennzeichneten Stellen eingefügt
- Notwendig, damit der Eingang nur 10 cm breit wird (gut für Igel, schlecht für Katzen und Greifvögel)
- 4 Lagen in die Höhe – Bodenplatte ergeben ca. 30 cm (mit Mörgel gerechnet), eine ausreichende Höhe für Igel
- Als „schnelles Dach“ eignen sich ein Brett aus Holz oder eine Gehwegplatte aus Beton
- Die Gehwegplatte geht nicht über die ganze Steinbreite, was wegen der weiter unten vorgestellten Umhüllung des Igelhauses egal ist
- Das Holzbrett kann passend zugeschnitten werden
- Eine 60×60-cm-Platte tut es aber auch, ein wenig Überstand am Eingang ist eher positiv
- Holz muss aber mit Substanzen imprägniert werden, deren Geruch Igel nicht stört (dazu siehe Tipp)
- Wenn das Igelhaus steht, kann der Innenraum schön gemütlich eingerichtet werden
- Dazu eignen sich Stroh und/oder trockene Blätter
- Die schlicht verstreut werden sollten und nicht so lange arrangiert, bis sie Menschengeruch angenommen haben
- Eventuell Platzhalter-Pappe durch Bodenbrett austauschen, dazu unten
Wenn das eigentliche Haus oder „Innenhaus“ steht, kommt der Clou an diesem Igelhaus: Es wird rundum so schön eingepackt, dass der Igel wärme- und lärmisoliert schläft und das Igelhaus von außen wie ein kleiner grüner Hügel und natürlicher Teil des Gartens wirkt. Dazu brauchen Sie Erde, Gras- und Moosplacken, Reisig, ev. Garten-Netzgewebe oder Kaninchendraht zur Befestigung und ein wenig künstlerisches Geschick. Wenn das künstliche Hügelchen am Anfang ein wenig wild aussehen sollte, sollte Sie das nicht stören – wenn Gras und Moos anwachsen, fügen sich die Einzelteile zusammen.
Igelhaus 2: Der hübsche, komfortable Holz-Bungalow
Dieses Holzhaus ist die Variante für alle Heimwerker, die zwar gerne mit ihren Händen arbeiten, aber auch gerne irgendwann einmal fertig werden.
Materialliste:
- 5 oder 6 ca. 30 x 30 cm große Holzbretter für Wände, Dach und ev. Boden, dazu folgt unten ein eigener Absatz
- Das Brett fürs Dach kann gerne etwas größer sein
- Schrauben oder Nägel zum Zusammenfügen
- Stichsäge
- Geruchlich unauffällige Dachpappe oder Folie
- Umweltfreundliche, geruchlich unauffällige Wasserschutz-Lasur
- Stroh, trockenes Laub
Bau des Igelhauses:
- Alle Bretter mit umweltfreundlicher Lasur wasserfest machen
- Holz im warmen Innenraum gut durchtrocknen lassen
- In eines der Wand-Bretter ca. 10 x 10 Zentimeter große Öffnung sägen
- Dieser Eingang lässt Igel durch, aber keine Katzen
- Wände und ev. Boden mit Schrauben oder Nägeln zusammenfügen
- Dach auflegen und befestigen
- Das Dach kann gerne nach vorne ein wenig überstehen, das schützt vor eindringender Feuchtigkeit
- Gegen Feuchtigkeit von oben kann ein Stück Dachpappe oder eine farblich erträgliche Folie aufgenagelt werden
- Boden des fertigen Igelhauses mit Stroh oder trockenem Laub auspolstern
Wenn das Igel-Haus auf dem vorbereiteten Platz steht, kann es auch wieder abgedeckt werden, z. B. mit dem Erdaushub (siehe Boden). Sie können auch Rindenmulch, Stroh und Reisig aus feinen Ästen zur Abdeckung verwenden; Zweck ist zusätzlicher Kälteschutz und die Sicherung des Igels vor neugierigen Haustieren. Zum Herbst und Winter macht sich auch jede Menge Laub auf dem Igel-Haus gut, so wird der künstliche Bau dann endgültig zum naturnahen Nist- und Überwinterungsplatz.
Dieses Igelhaus kostet etwas mehr Zeit als der Ziegel-Schichtbau, die sich aber im Rahmen hält. Ehrgeizige Heimwerker finden im Internet natürlich noch ganz andere Anleitungen, bis hin zu verzapften Meisterwerken mit kompliziertem Innenleben. Dem Igel ist es egal, in welches Design er einziehen soll, er überwintert im Ziegelbau und auch im Holzhaus, selbst wenn Sie im oberen Bereich den Burj Khalifa oder die Allianz-Arena in Holz nachbauen. Aber es ist ihm auch nur solange egal, wie der Bau im unteren Bereich genau den Vorgaben entspricht und im oberen Bereich nicht zu unnatürlich wirkt (wo die Grenze bei Igeln liegt, wird Ihnen niemand voraussagen können). Ein ganz anderes Argument gegen „Prachtbauten“ könnte sein, dass Bewunderer der Baukunst mucksmäuschenstill still bleiben müssten, um den Igel nicht aus dem Winterschlaf zu holen.
Der Standort für das Igelhaus
Die Kinder würden am liebsten jeden Tag nachgucken, ob es dem Igel auch gut geht – aber da sie genau das auf keinen Fall tun sollen, sollte das Igelhaus am besten in die letzte Ecke im Garten platziert werden (wo es möglichst schnell nicht mehr im Fokus der Aufmerksamkeit steht).
Ansonsten ist noch wichtig, auf keinen Fall eine Senke zu wählen, in der sich das Wasser sammelt. Wenn vorhanden, eher das Gegenteil: Eine kleine Anhöhe, von der auch der stärkste Regel schnell abfließt, ohne „den Igel und sein Haus mitzunehmen“. Und der Platz sollte auch nicht auf der Wetterseite liegen (bzw. mit dem Einschlupf in Richtung der Wetterseite), wo jeder Regen und Wind unangenehm wird.
Ein guter Platz bietet etwas Regenschutz von oben, z.B. unter (auch im Winter noch dichten) Bäumen, Büschen oder am Heckenrand. Er liegt auch ziemlich gut versteckt unter den Bäumen und Büschen und bietet dem Igel im Optimalfall ausreichend Material, um das angebotene Igelhaus auch selbst noch kuschlig auszustatten.
Mit oder ohne Boden?
Bau-Anleitungen für Igelhäuser sehen häufig einen Boden vor, während Igel in freier Natur in Höhlen oder Erd-Löchern ohne Bodenkonstruktion überwintern müssen (die allerdings vom Igel mit Naturmaterialien gut isoliert werden). In der Anleitung des Naturschutzbunds Deutschland wird empfohlen, an den Seiten zwei Stück Dachlatte unter das Haus zu legen, damit „der Igel keine nassen Füße bekommt“. Auf dem mit Laub und Stroh gepolsterten Boden liegt der Igel trotzdem, nur dass Laub und Stroh von der Seite belüftet werden. Was wiederum nur wichtig wäre, wenn das Igelhaus in Gefahr wäre, überflutet zu werden – an einem solchen Standort sollte ein Igelhaus aber auf keinen Fall gebaut werden.
Der Hersteller eines käuflichen Igel-Ritz (eine Art Höhlennachbildung aus Keramik) empfiehlt, dieses an einem ruhigen Platz im Garten zu platzieren und die oberste Bodenschicht ca. 5 cm auszuheben. Bis ein trockener Untergrund ohne Gras bzw. Blätterschicht geschaffen ist, in den nun Sand oder feiner Kies als Isolationsschicht gestreut werden. Damit sich unter dem Igel-Ritz keine Staunässe bildet, soll diese Unterschicht nun mit Stroh, Heu, Holzwolle oder ähnlichem als Polsterschicht abgedeckt werden, weiteres Nistmaterial soll sich der Igel selbst suchen. Was natürlich voraussetzt, dass er in der Umgebung genug loses Material finden kann. In einem eher aufgeräumten Garten oder zur Überwinterung von aufgefundenen Jungigeln soll der Igel-Ritz deshalb auch zusätzlich ausgepolstert werden.
Der Streit ist offen, suchen Sie sich je nach vorhandenem Boden und Umgebungsbedingungen eine Variante aus und fragen Sie vielleicht beim örtlichen Igelschutz nach, was der für das Klima vor Ort für die beste Bodenlösung hält. Bitte verwenden Sie keinesfalls Styropor als Bodenplatte, das zwar gut isoliert, aber vom Igel auch regelmäßig angekratzt und angeknabbert wird, was dem Igelmagen überhaupt nicht gut bekommt.
Letztendlich wird ein Igel in Überwinterungsnot viele Unterschlüpfe akzeptieren; aber wahrscheinlich eher den schlichten natürlichen Unterschlupf als den tollen Palast. Und ein Boden aus einem natürlichen Material ist auf jeden Fall immer dann sinnvoll, wenn der vorgesehene Standort feucht werden könnte.
Die „Wartung“ des Igelhauses
Wenn das Igelhaus erst einmal bezogen ist, ist beim gesunden Igel die beste Pflege, den Igel einfach in Ruhe zu lassen. Wenn er im Frühjahr erwacht und ausgezogen ist, bekommt das Igelhaus seinen Frühjahrsputz: Säubern Sie das Igelhaus am besten im Mai, dann ist der Winterschlaf vorbei, aber die Wurfzeit hat noch nicht begonnen.
Zur Reinigung bitte nur heißes Wasser ohne Reinigungsmittel verwenden, das Haus anschließend etwas austrocknen lassen und dann mit neuem Nistmaterial auffüllen. Ihr neuer Gartenbewohner wird das Igelhaus vielleicht gleich weiternutzen, um es mit Nachwuchs zu füllen. Dann arbeitet in Zukunft nicht nur ein Igel für Sie, sondern eine ganze Igelfamilie:
Igel sind ziemlich nützlich im Garten
Wenn die Kids Ihnen schon eine Weile in den Ohren liegen, Sie aber noch nicht so ganz genau wissen, ob Sie sich den „Spaß mit dem Igel“ wirklich antun wollen, hier ein paar Argumente abseits aller Naturschutz- und Umweltschutz-Überlegungen:
- Igel sind eine super Putztruppe, die zuallererst die Dinge fressen, die im Garten zuerst stören:
- Tote Insekten, Würmer und Mäuse, auch wenn diese nicht mehr ganz appetitlich riechen
- Käfer, die gerne in Haus möchten, Larven, die gerne in die Küche möchten
- Ohrwürmer, Hundert- und Tausendfüßer, Wanzen und Dickmaulrüssler
- Den Lieblingsfeind vieler Gärtner fressen Igel besonders gerne: Schnecken, am besten fette Nacktschnecken
- Aber auch alle sonstigen Insekten, jede ausufernde Population wird von einem Igel ganz schnell wieder auf Normalmaß gebracht
- Da es unter den Igeln keine Vegetarier gibt, ist das Obst und Gemüse im Garten sicher vor ihnen
Wenn ein Igelhaus angenommen wird und es vielleicht noch Nachwuchs gibt, brauchen Sie sich um „biologischen Pflanzenschutz“ nicht mehr viele Gedanken zu machen. Am liebsten siedeln sich Igel übrigens in Gärten an, in denen es statt sauber geharkten Flächen eine bunte Mischung an Bodendeckern gibt, statt akkurat geschnittener Sträuchern frei wachsende Vogelschutz-Gehölze, statt perfekter Ordnung ein wenig „chaotische Natur“. Wenn es wilde Ecken mit Laubhaufen, Gestrüpp, Stapeln mit altem Holz gibt, brauchen Sie ihnen auch kein Igelhaus zu bauen, das schafft der Igel im naturnahen Gärten alleine.