Hibiskus vermehren – Eibisch aus Samen und Stecklingen ziehen
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Hibiskuspflanzen aus Samen oder Stecklingen zu ziehen ist auch für den ungeübten Hobbygärtner leicht nachvollziehbar. Die Vermehrung durch Stecklinge hat den Vorteil, dass die neuen Pflanzen früher blühen, als ihre aus Samen gezogen Verwandten und, dass aus den Stecklingen exakte Kopien der Mutterpflanze heranwachsen, da sie das gleiche Erbgut besitzen. Bei der Vermehrung aus Samen braucht es etwa mehr Geduld. Die neuen Hibisken wachsen in der ersten Zeit langsamer und zeigen erst nach 2 bis 3 Jahren die ersten Blüten, die zudem anders aussehen können, als die der Elternpflanzen.
Vermehrung mit Samen
Um Eibische aus Samen selbst zu ziehen, bietet es sich an, die Samen der eigenen Pflanzen zu verwenden. Samen bildet zum Beispiel der Garten-Eibisch. Für den Hibiskus rosa sinensis oder Rosen-Eibisch müssen Samen gekauft werden. Wie alle tropischen Hibsikus-Sorten für Fensterbank und Balkon bilden diese Hibisken keine Samenstände.
Werden Samen vom Garten-Eibisch aus dem eigenen Garten verwendet, sollte man bedenken, dass alle Eibische Hybride sind. Das bedeutet, die Pflanzen entstehen durch Kreuzungen und die Samen enthalten die Erbinformationen beider Elternpflanzen, die wiederum selbst Hybride waren. Deswegen ist es bei der Verwendung von Samen bereits vorhandener Pflanzen vollkommen ungewiss, welche Eigenschaften, wie zum Beispiel die Blütenfarbe, die neuen Pflanzen entwickeln werden.
Immer wieder kann es vorkommen, dass sich aus einer einzigen Kapselfrucht ganz unterschiedliche neue Hybride entwickeln. Wenn eine bestimmte Hibiskus-Sorte durch Samen herangezogenen werden soll, bietet der Fachhandel ausgewählte und hochwertige Hibiskus-Samen an, bei denen mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangenen werden kann, dass am Ende die gewünschte Pflanze mit den favorisierten Eigenschaften heranwachsen wird.
Samen vorbereiten
Wenn sich die Samen des Garten-Eibisch dunkel verfärbt haben, können sie im Garten eingesammelt oder vorsichtig von den Samenständen abgepflückt und für die Aussaat genutzt werden. Die hartschaligen Samen der Hibisken, ob tropisch oder winterhart, sind als nicht sehr keimfreudig bekannt. Mit einem bewährten Trick kann der Keimprozess jedoch ohne großen Aufwand beschleunigt werden. Dazu wird ein scharfer Cutter oder besser noch ein Skalpell (aus der Apotheke) und eine rutschfeste Unterlage benötigt.
- Ein Samenkorn auf der Unterlage fixieren
- An der runden Seite des Samens die Schale etwa 0,5 mm weit abschneiden
- Die aufgeschnittenen Samen für 24 bis 48 Stunden in lauwarmen Wasser einweichen
Nur die harte Schale der Samen wird aufgeschnitten oder abgefeilt und das Innere darf nicht verletzt werden. Nach dem Öffnen der Samenschale sollte das Innere des Samens sichtbar sein. Ist die Färbung hellgelb, ist der Samen in Ordnung. Zeigt sich eine braune bis schwarze Färbung im Inneren, ist der Samen nicht zu gebrauchen. Alternativ zum Wässern können die Samen auch in einer 0,2-prozentigen Kaliumnitratlösung aus dem Fachhandel bei Zimmertemperatur quellen.
Aussaat
Wichtig ist, dass die Samen nach dem Wässern und Quellen nicht wieder eintrocknen. Für die Aussaat der Samen eignen sich fertige Substrate aus dem Gartencenter, selbst gemischte, nährstoffarme Substrate mit hohem Sandanteil oder Torfquelltöpfe. Hibiskussamen benötigen eine Keimtemperatur von 26 bis 30 °C und eine Luftfeuchtigkeit von rund 90%. Ein beheizbares Minigewächshaus für die Fensterbank ist daher ideal für die Aussaat. Der Boden des Gewächshauses wir ca. 2 cm dick mit Blähton oder Perlit bedeckt und anschließend das Substrat eingefüllt oder die Torfquelltöpfe darauf abgestellt.
- Samen einzeln mit der aufgeschnittenen, runden Seite nach oben in die Erde stecken
- Samenkörner dünn mit Erde bedecken
- Erde mit Wasser besprühen und immer feucht halten
- Pflanzkasten mit Folie oder Glasplatte abdecken
- Gewächshaus oder Pflanzkasten an einem hellen Platz ohne direktes Sonnenlicht aufstellen
- den Pflanzkasten regelmäßig lüften, um Schimmelbildung vorzubeugen
Keimdauer
Je konstanter die Temperatur im Pflanzkasten ist, umso besser keimen die Samen. Nach etwa 4 bis 10 Tagen beginnen die Samen zu keimen. Wenn die Schale des Samenkorns mit nach oben gedrückt wird, kann sie vorsichtig mit den Fingern oder besser einer Pinzette entfernt werden. Werden für die Aussaat Torquelltöpfe benutzt, wachsen die ersten Wurzeln schon nach wenigen Tagen aus den kleinen Töpfen heraus. Sind die Keimlinge ca. 6 cm groß und Wurzeln zu sehen, können die Keimlinge in größere Töpfe mit Substrat für Hibisken umgepflanzt und nach einer weiteren Woche zum ersten Mal gedüngt werden. In dieser Zeit kann auch die Abdeckung Schritt für Schritt entfernt werden, damit die jungen Pflanzen langsam abhärten.
Wenn Hibiscus syriacus aus Samen gezogen werden, dauert es 2 bis 3 Jahre, ehe sich die ersten Blüten an den Pflanzen zeigen und erkennbar wird, welche Merkmale der Elternpflanze sich durchgesetzt haben. Im 3. Jahr sind die selbst gezogenen Garten-Eibische kräftig genug und können im Garten eingepflanzt werden.
Vermehrung durch Stecklinge
Wenn bereits im Haus oder Garten vorhandene Eibische vermehrt werden sollen, bietet sich die Vermehrung durch Stecklinge an, damit die neuen Pflanzen die gleichen Eigenschaften haben, wie die Mutterpflanzen. Der Aufwand für die Stecklingsvermehrung ist nicht höher, als bei der Vermehrung durch Samen. Die ideale Zeit für die Vermehrung durch Stecklinge sind die Monate Mai, Juni und Juli.
Anzuchterde und Umgebungsbedingungen
Als Anzuchterde eignen sich fertige Substrate aus dem Fachhandel oder selbst gemischte Substrate aus ca. 1/3 Sand gemischt mit humöser Erde oder Torf. Ebenfalls geeignet sind sogenannte Torfquelltöpfe. Das Substrat sollte frisch, feinkörnig und immer feucht sein. Ein nasses Substrat oder Staunässe müssen vermieden werden.
Die Bewurzelung der Stecklinge gelingt am Besten bei einer konstanten Temperatur von 26 °C bis 30 °C und einer Luftfeuchtigkeit von 80 bis 90 Prozent. Je konstanter die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit gehalten werden, um so besser wurzeln die Stecklinge.
Ein beheiztes Gewächshaus für die Fensterbank oder eine Heizmatte, die unter den Pflanzkasten gelegt werden kann sorgen für gleichmäßige Temperaturen. Die Regelung der Heizung erfolgt über ein Thermostat, dass unten in den Pflanzkasten gelegt wird. Passende Heizmatten sind im Terrariumhandel oder im Zubehörhandel für Gewächshäuser erhältlich.
Um eine konstant hohe Luftfeuchtigkeit zu gewährleisten, sollte der Pflanzkasten über eine durchsichtige Haube verfügen oder mit einer Glasplatte oder durchsichtigen Kunststofffolie abgedeckt werden. Unter das Substrat wird eine ca. 2 cm hohe Drainageschicht aus Kies oder Perlit in den Pflanzkasten eingebracht.
Als Standort für den Pflanzkasten oder das Minigewächshaus eignet sich ein heller Platz ohne direkte Sonneneinstrahlung auf einer Fensterbank im Haus. Ein Platz ohne direkte Sonne ist wichtig, da durch die Sonneneinstrahlung die Temperatur im Pflanzkasten zu stark schwanken kann.
Während der Bewurzelungszeit muss der Pflanzkasten durch regelmäßiges Abheben der Abdeckung gelüftet werden, um einer Schimmelbildung vorzubeugen.
Vorbereiten der Stecklinge
Die Vermehrung des Hibiskus durch Stecklinge gelingt umso sicherer, je frischer und gesünder die Triebe sind. Die Triebe sollten nicht frisch grün, sondern leicht verholzt sein. Optimal geeignet sind Triebe aus der vorangegangenen Wachstumsperiode. Die für die Vermehrung ausgewählten Triebe werden mit einer Länge von ca. 10 bis 15 cm schräg und gegenüber eines Vegetationsknotens abgeschnitten. Anschließend wird die Spitze des Anschnitts noch um 1 bis 2 Millimeter gekürzt, um die Spitze abzustumpfen. Da nicht alle Stecklinge Wurzeln bilden, empfiehlt es sich, etwa doppelt so viele Stecklinge vorzubereiten, wie Pflanzen herangezogen werden sollen.
Die Länge der Triebe ist nicht ausschlaggebend für den Erfolg der Vermehrung. Wichtiger ist, dass jeder Trieb im Idealfall 3 Augen aufweist. Knospen und die unteren Blätter werden mit einem scharfen Messer oder Cutter sorgfältig am Stamm der Stecklinge abgeschnitten. Die Augen in den Blattwinkeln dürfen dabei nicht beschädigt werden. Dies sind die Vegetationsknoten, an denen der Steckling neu austreiben wird. Die präparierten Stecklinge sollten unmittelbar nach der Vorbereitung in die bereitstehende Anzuchterde gesenkt werden. Die Schnittstelle darf nicht eintrocknen.
Einpflanzen der Stecklinge
Die Stecklinge werden bis zu etwa einem Drittel ihrer Länge in das Substrat gesteckt und das Substrat anschließend rundherum leicht angedrückt. Je nach Feuchte kann die Erde noch etwas mit Wasser besprüht werden.
Bewurzelungshilfen
Im Fachhandel sind für die Vermehrung mit Stecklingen sogenannte Bewurzelungshilfen erhältlich. Dabei handelt es sich um spezielle Algenextrakte, die einerseits die Bildung der Wurzeln fördern und andererseits Fäulnis und Schimmelbildung an der Schnittstelle der Stecklinge verhindern sollen. Die Anwendung der pulverförmigen Bewurzelungshilfe ist einfach. Das frisch angeschnittene Ende des Stecklings wird angefeuchtet und kurz in das Pulver getaucht. Durch die Feuchtigkeit bleibt etwas Pulver am Steckling haften und wird mit in die Anzuchterde gesteckt. Alternativ kann das Pulver auch in das Pflanzloch für den Steckling eingestreut werden.
Weitere und insbesondere für die Bewurzelung älterer Stecklinge erfolgreiche Hilfsmittel sind Bewurzelungshormone. Hierbei handelt es sich um synthetisch hergestellte Pflanzenhormone wie zum Beispiel IBA (Indol-3-buttersäure) oder IAA (Indol-3-essigsäure). Die Wachstumshormone werden im Fachhandel als Tabletten oder Pulver angeboten.
Die Anwendung erfolgt auf die gleiche Weise, wie bei den anderen Bewurzelungshilfen. Allerdings müssen bei der Anwendung der Bewurzelungshormone die Dosierungsangaben der Hersteller unbedingt eingehalten werden. Ein Zuviel der Hormone schadet den Stecklingen mehr, als es nutzt.
Bewurzeln im Wasser
Die Bewurzelung der Stecklinge kann auch im Wasser erfolgen. Diese Methode hat den Vorzug, dass die neuen Wurzeln sofort zu sehen sind. Auch hierbei sollten mehr Stecklinge vorbereitet werden, als Pflanzen gezogen werden sollen. Nicht alle Stecklinge bilden neue Wurzeln.
- Je Eibisch-Steckling ein Glas oder einen Kunststoffbecher verwenden
- Den Behälter ca. 5 cm hoch mit klarem Wasser befüllen
- Regenwasser oder mindestens 24 Stunden abgestandenes Leistungswasser sind ideal
- Die Stecklinge mit einem transparenten Plastikbeutel abdecken
- Einmal täglich die Abdeckungen abnehmen und die Stecklinge mit Wasser besprühen
- Das Wasser in den Behältern alle 2 bis 3 Tage austauschen
Wenn die Wurzeln ca. 5 cm lang gewachsen sind, können die Pflanzen in Töpfe mit speziellem Substrat für Hibisken eingepflanzt werden. Dabei sollte wegen der empfindlichen und brüchigen Wurzeln behutsam vorgegangen werden.
Bewurzelungszeit
In der Regel dauert es etwa 3 Wochen bis 3 Monate, bis sich die ersten Wurzeln an den Stecklingen bilden. Oft wachsen schon neue Blätter, bevor sich Wurzeln gebildet haben. Wenn die Stecklinge ausreichend bewurzelt sind, werden sie in den ersten eigenen Topf eingepflanzt. Über Topf und Pflanze wird zunächst noch für etwa zwei Wochen eine durchsichtige Plastiktüte gestülpt, die für eine hohe Luftfeuchtigkeit sorgt. Eventuell muss die Tüte abgestützt werden, damit sich nicht auf Pflanze hinabsinken kann. Im nächsten Frühjahr können die jungen Eibische dann nach den letzten Frösten auf den Balkon oder die Terrasse umziehen oder im Garten eingepflanzt werden.
Fazit
Eibische aus Stecklingen oder Samen selbst zu ziehen erfordert etwas Aufwand und Geduld, ist aber auch für Laien leicht durchführbar. Wichtig sind eine gute Samenqualität, frische Stecklinge und vor allem die richtigen Umgebungsbedingungen für die Anzucht. Je gleichmäßiger Temperatur und Luftfeuchtigkeit gehalten werden, um so schneller und besser keimen die Samen des Hibiscus syriacus und bewurzeln die Stecklinge der tropischen Hibiskus-Sorten. Eine sorgfältige Vorbereitung der Samen und Stecklinge trägt ebenso zu einer erfolgreichen Vermehrung bei, wie Bewurzelungshilfen und das richtige Substrat für die Anzucht.