Leinölfirnis anwenden | Trockenzeit, Verdünnen und Entfernen
Inhaltsverzeichnis
Ein Firnis verbessert die Widerstandsfähigkeit des Materials. Leinölfirnis wirkt nicht nur als Schutz für Gebrauchsgegenstände oder Spielzeuge, sondern hebt auch den Eigencharakter des Holzes hervor. Die seidenmatte Schicht stabilisiert die Oberfläche und betont die Maserung und Struktur. Wichtig ist allerdings, dass das Mittel sachgemäß aufgetragen wird und ausreichend durch trocknet. Unzureichende Vorbereitungen und unpräzise durchgeführte Arbeitsschritte verschlechtern das Ergebnis.
Was ist Leinölfirnis?
Hinter Leinölfirnis versteckt sich ein Anstrichmittel, welches aus Leinöl, einem Trocknungsmittel und verschiedenen Zusatzstoffen hergestellt wird. Wenn es auf einen geeigneten Untergrund gestrichen wurde und ausgehärtet ist, entwickelt sich eine matte Schutzschicht aus Linoxin. Diese Schicht ist wasserabweisend und wird ebenfalls als Leinölfirnis oder kurz Firnis bezeichnet. Dieser Begriff leitet sich vom französischen Wort „vernis“ ab, was übersetzt „Lack“ bedeutet. Das Anstrichmittel ist dickflüssig und hat normalerweise eine honiggelbe Färbung. Mittlerweile gibt es auch transparente Mittel. Statt Leinölfirnis kann auch reines Leinöl als Imprägnierung verwendet werden. Aufgrund der vergleichsweise langen Trocknungszeit wird es selten genutzt.
Vorteile
Leinölfirnis eignet sich als Grundierung für den Innen- und Außenbereich. Das Mittel zeichnet sich durch universelle Nutzungsmöglichkeiten aus. Es dient nicht nur dem Holzschutz sondern auch als haftvermittelnde Schicht auf Stein oder Metall. Außerdem können Sie mit Leinölfirnis Ölfarben selbst mischen, die beim Trocknen auf der Leinwand eine seidenmatte Firnisschicht erzeugen.
Weitere Vorteile ergeben sich in ökologischer und technischer Hinsicht:
- geringer Energie- und Ressourcenverbrauch
- geringfügige Umweltbelastungen durch Schadstoffe
- sehr gute Ausbesserungsfähigkeit
- keine Probleme bei der Entsorgung
- unbedenklich für die Gesundheit
Benötigtes Material
Um Möbel, Fenster oder Türen zu renovieren, sind einige Werkzeuge und Hilfsmittel von Vorteil. Die Preise können je nach Anbieter und Qualität variieren. Diese Utensilien erleichtern Ihnen die Arbeit und schützen Hände und Augen vor herumfliegenden Splittern oder hautreizenden Stoffen:
- Schutzbrille für die Augen: 10-20 Euro
- Winkelschleifer: 20-40 Euro
- verschiedene Aufsätze wie Sandpapier, Fächerscheiben, Drahtbürsten: Sets für 20-40 Euro
- Seife und Wischtuch: unter 5 Euro
- drei alte Schwämme zum Auftragen: unter 1 Euro
- Schutzhandschuhe: unter 1 Euro
- Leinölfirnis: 3-5 Euro pro Liter
- Terpentinersatz: 3-10 Euro pro Liter
Vorbereitungen
Schleifen Sie die zu bearbeitende Fläche ab, sodass keine alten Farb- oder Lackreste zurückbleiben. Für Holz eignet sich ein Winkelschleifer, der mit einem Sandpapieraufsatz bestückt wird. Das Sandpapier schleift alte Farbschichten ab, ohne das Holz zu beschädigen. Metalloberflächen können mit einem Drahtbürstenaufsatz oder Fächerscheiben abgeschliffen und poliert werden. Die blanke Oberfläche wird anschließend mit einer Seifenlösung gereinigt, sodass weder Staub und Fett noch sonstiger Schmutz zurückbleiben. Sie sollten in einem gut belüfteten Raum arbeiten, in dem die gereinigte Oberfläche für die nächsten 24 Stunden abtrocknen kann und sauber bleibt. Im Freien können sich während des Trocknens Pollen, Schmutz oder Insekten absetzen und kleben bleiben.
Anleitung zum Auftragen
Leinölfirnis wird mit einem Schwamm aufgetragen, da Sie die Flüssigkeit sehr gut dosieren und optimal verteilen können. Bei einer Pfützenbildung nehmen Sie die überschüssige Flüssigkeit wieder ab und verteilen diese gleichmäßig auf dem Untergrund. Sie können die Schwämme in Kanten und Ecken drücken, damit sich der Leinölfirnis in alle Winkel verteilt. Nutzen Sie Einweghandschuhe, um Ihre Hände zu schützen. So gehen Sie vor:
- für besseres Eindringen Leinölfirnis mit Terpentinersatz im Verhältnis 1:1 mischen
- zuerst Unterseiten bestreichen und Seitenflächen auslassen
- Objekt auf eine unbehandelte Standfläche stellen und alle übrigen Flächen einölen
- 24 Stunden bei 20 °C trocknen lassen
Trocknungsprozess überprüfen
Der Anstrich ist bei 20 Grad Celsius nach einem Tag getrocknet. Sollte die Temperatur niedriger liegen, empfehlen sich längere Trocknungszeiten. Bei weniger als 15 Grad Celsius kann Leinölfirnis nicht richtig trocknen. Mit dem Fingertest können Sie den Trocknungsfortschritt überprüfen. Legen Sie Ihren Finger auf eine wenig sichtbare Oberfläche. Der Anstrich sollte sich staubtrocken anfühlen und nicht am Finger haften bleiben. Während sich die Fingerprobe zum Überprüfen der ersten Schicht eignet, können Sie den Trocknungsfortschritt weiterer Anstriche auch per Sichtprobe feststellen. Weist die Oberfläche glänzende Stellen auf, ist der Anstrich noch feucht. Erscheint die Fläche seidenmatt, ist die getrocknet.
Weitere Anstriche auftragen
Die Oberfläche muss solange eingeölt werden, bis ein seidenmatter Film entsteht. Ab dem zweiten Anstrich müssen Sie den Leinölfirnis nicht mehr verdünnen, da nur die erste Schicht tief in das Holz einziehen muss. Bei den weiteren Arbeiten ist es wichtig, dass das Mittel sehr dünn aufgetragen wird. Ansonsten können sich leicht Pfützen oder Läufer bilden, die langsamer oder nicht mehr vollständig durchtrocknen. Im Ergebnis entstehen unschöne Stellen, die klebrig bleiben und Schmutz festhalten. Prüfen Sie einige Zeit nach dem jeweiligen Arbeitsschritt, ob sich Läufer und Pfützen gebildet haben. Wegen der hohen Zähflüssigkeit dauert es oft einige Minuten, bis solche Problemstellen sichtbar werden.
- nach dem zweiten Anstrich mindestens 24 Stunden trocknen lassen
- drei Anstriche sorgen für eine langjährige Haltbarkeit
- nach dem letzten Anstrich sollte das Objekt mindestens vier Wochen bei 20 °C durchtrocknen
- Holz ist nach vollständiger Aushärtung des Firnis geruchsneutral
Tipp zur Aufbewahrung
Zwischen den Arbeitsschritten können Sie Leinölfirnis und Schwämme in verschraubbaren Marmeladengläsern lagern. Diese sorgen für einen luftdichten Verschluss und schützen vor Austrocknung. Außerdem können sich die Inhaltsstoffe nicht entzünden. Leinölfirnis ist bekannt für seine leichte Entzündbarkeit.
Leinölfirnis entfernen
Es kann immer wieder vorkommen, dass nach der sorgfältigen Arbeit eine klebrige Ölschicht zurückbleibt. Diese zu entfernen, erfordert je nach Fläche körperliche Anstrengung. Während den Arbeitsschritten ist eine gute Belüftung wichtig, damit Gerüche schnell verfliegen und die Oberflächen gut trocknen können.
Wachs Öl
Handelt es sich um kleinere Flecken, die klebrig erscheinen, können Sie etwas Pflegewachsöl auf der Oberfläche verteilen. Lassen Sie das Öl etwa zehn Minuten einziehen und polieren Sie die Oberfläche anschließend mit einem fusselfreien Tuch. Das frische Öl löst das leicht angebundene Leinöl, sodass sich dieses Abwischen lässt. Anschließend können Sie die Stellen mit einem frischen Poliertuch bearbeiten. Bei großen Flächen ist diese Maßnahme eher ungeeignet.
Heißluft
In einigen Fällen lässt sich nicht vollständig ausgetrockneter Leinölfirnis mit einem Heißluftföhn bearbeiten, sodass es sich leichter abnehmen lässt. Dazu eignet sich ein herkömmlicher Haarföhn, der auf höchster Stufe eingestellt wird. Halten Sie den Föhn in einem Abstand von zehn Zentimeter auf die betroffene Stelle und bewegen Sie diesen minimal hin und her. Versuchen Sie währenddessen die Masse mit einem Spachtel zu entfernen. Als Alternative zum Föhn eignet sich auch ein Infrarotstrahler.
Pflanzenölseife
Wenn die Oberfläche gleichmäßig wirkt und nur wenig klebt, sollten Sie die Oberfläche für etwa 14 Tage durchtrocknen lassen. Reinigen Sie das Material anschließend mit einem Mikrofasertuch und einer Lösung aus Pflanzenölseife. Auch hierbei werden leicht angebundene Ölreste gelöst und entfernt, sodass eine ebene Schicht zurückbleibt.
Orangenschalen Öl
Große Oberflächen wie Parkettböden, die zu intensiv eingeölt wurden, können mit einem Orangenschalenöl bearbeitet werden. Dieses wird auf dem Holz verteilt und nach einer kurzen Einwirkzeit mit einem rauen Schwamm oder einer Poliermaschine poliert. Auf diese Weise wird das überschüssige Öl abgearbeitet. Eventuelle Abriebreste werden mit einem fusselfreien und gut saugenden Lappen aufgenommen. Lassen Sie die Oberfläche 24 Stunden trocknen, bevor Sie erneut mit einem Lappen polieren.
Exkurs: Reines Leinöl verwenden
Wenn Sie nur kleine Flächen vor Feuchtigkeit schützen möchten und sich kein Leinölfirnis kaufen möchten, können Sie Leinöl selbst bearbeiten und so die relativ lange Trocknungszeit etwas verkürzen. Nutzen Sie unbehandeltes Leinöl, dauert es mindestens eine Woche, bis die erste Schicht getrocknet ist. Diese Dauer können Sie mit dieser Methode auf etwa drei Tage verkürzen:
- Leinöl im Kochtopf erhitzen, sodass sich Dämpfe bilden
- Temperatur verringern und für zwei bis drei Stunden halten
- Öl währenddessen gelegentlich mit einem Schneebesen aufschlagen
- Fettsäuren oxidieren und verursachen einen fischartigen Geruch
- Leinöl abkühlen lassen
Nach etwa 24 Stunden können Sie das Leinöl eindicken, indem Sie es auf etwa 200 Grad Celsius erhitzen. Stellen Sie den Kochtopf mit Deckel in den Backofen und lassen Sie das Öl für zwei bis drei Stunden köcheln. Während dieser Phase kommt es zur Polymerisation, was die spätere Firnisbildung verbessert. Nachdem es sich abgekühlt hat, weist das Öl eine dickflüssige Konsistenz auf. Am Boden haben sich unerwünschte Stoffe abgesetzt, die beim Abfüllen des Öls in ein Schraubverschlussglas im Topf zurückbleiben.