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Heidelbeerstrauch-Pflege – Pflanzen und Vermehren

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Heidelbeeren gehören seit Jahren zu den begehrtesten Sträuchern, was bei der einfachen Kultur, Pflege und Vermehrung eigentlich kein Wunder ist. Und doch rückten die blauen Beeren erst in den Fokus der Öffentlichkeit, als ihr gesundheitlicher Wert (wieder) entdeckt wurde. Damit wurde es auch für die Pflanzenproduktion interessant, Heidelbeersträucher an private Hausgärtner zu verkaufen, in den letzten Jahren kamen immer neue Zuchtsorten der Kultur-Heidelbeeren auf den Markt. Schöne Sträucher, leckere Blaubeeren, nur in Sachen Gesundheit nicht ganz so begabt …

Video-Tipp

Steckbrief Heidelbeer-Kultur

  • Heidelbeersträucher pflanzen macht wenig Probleme
  • Sie können sich sogar aussuchen, ob sie im Frühjahr oder im Herbst pflanzen
  • Heidelbeeren kommen aus kalten Regionen und halten mit Sicherheit beides aus
  • Mehr Kopfschmerzen dürfte die Bodenvorbereitung machen
  • Denn häufig wird empfohlen, für Heidelbeeren ein Moorbeet anzulegen
  • Der schnelle Ausweg wären Heidelbeeren im Hochbeet oder im Kübel
  • Wer auf die gesunden Inhaltsstoffe der Heidelbeeren „scharf ist“, muss sich aber ohnehin mit den Arten beschäftigen
  • Denn die Kultur-Heidelbeeren aus dem Gartencenter stammen alle von Heidelbeer-Arten aus den USA und Umgebung ab
  • Ein paar Vitamine haben sie sicher, als Heilmittel taugt aber nur die heimische Waldheidelbeere
  • Wenn Sie die kultivieren (Versuch lohnt sich), darf Ihr Gartenboden seine gesunden pH-werte behalten

Die Heidelbeere und der saure Boden

Wenn es darum geht, ob in einem bestimmten Garten Heidelbeeren kultiviert werden können, werden Sie immer wieder mit der Behauptung konfrontiert, dass Heidelbeeren nur auf einem sauren Boden wachsen. Das ist für Gärtner, die sich mit dem Boden in ihrem Garten auskennen, erst einmal ein Ausschlusskriterium für den Anbau von Heidelbeeren. Sie haben nämlich keine saure Böden in ihren Gärten, sondern sind froh darüber, dass dieser einen normalen gesunden pH-Wert hat. Beim Boden für den Heidelbeer-Anbau muss aber differenziert werden:

1. Echte Heidelbeeren

Heidelbeeren-Pflanze

Unsere echte Heidelbeere, die Blaubeere (oder Schwarzbeere, Mollbeere, Wildbeere, Waldbeere, Bickbeere, Zeckbeere, Moosbeere, Heubeere) aus dem Wald, ist eine Art aus der Gattung der Heidelbeeren mit botanischem Namen Vaccinium myrtillus, die tatsächlich auf sauren Böden wächst.

AUCH auf sauren Böden – wie andere Pflanzen, die laut Verkaufsbeschreibung „nur in saurer Erde“ gedeihen sollen, toleriert sie tatsächlich einfach nur Abweichungen in Richtung „sauer“ besser/weitgehender als Abweichungen in Richtung „basisch“. Gemeint sind Abweichungen vom normalen pH-Wert, der bei normaler Gartenerde im neutralen Bereich liegt (Werte zwischen 6 und 7 (6,3-6,8) ermöglichen normalen Pflanzen die beste Nährstoffaufnahme). Deshalb wachsen normale Pflanzen auch am liebsten in Erde mit solchen pH-Werten, und das unsere Heidelbeere zu den normalen Pflanzen gehört, dürfen Sie wetten: Sogar wenn jemand einzelne Menschen kennt, die noch nie in der freien Natur Heidelbeeren gepflückt haben, kennt er sicher insgesamt mehr mehr Menschen, die das sehr wohl schon getan haben, woraus sich logisch schließen lässt, dass die meisten Menschen schon einmal in freier Natur Heidelbeeren gepflückt haben – eine Pflanze, die die meisten von 80 Millionen Bundesbürgern schon in der freien Natur gepflückt haben, gehört wohl eher nicht zu den Exoten, die sich an extreme Standorte anpassen mussten.
 
Das sieht die heimische Heidelbeere genauso und wächst nicht nur in saurem, sondern auch in normalem Boden; der vertragene pH-Bereich soll von 5,6 bis 7,5 gehen.  

„Muss kein Ausschlusskriterium sein“, weil das nur für Gärtner gilt, die Informations- und Bezugsquellen abseits des Massenhandels nutzen. Nur diese Gärtner werden sich einheimische Heidelbeeren für ihren Garten besorgen können; über eine Bio-Gärtnerei, eine Tauschbörse und möglicherweise auch direkt vom nächsten Heidelbeer-Bestand in der freien Natur. Dann natürlich in Form von Samen oder Stecklingen, weil Ausbuddeln Naturfrevel wäre (und auch mehr als ein, zwei Stecklinge muss der Förster genehmigen).

2. Garten- oder Kulturheidelbeeren

Wer im nächsten Gartencenter nach einem Heidelbeerstrauch fragt, bekommt eine sogenannte Kulturheidelbeere. Diese Kulturheidelbeeren oder Strauch-Heidelbeeren (kein abgrenzendes Merkmal, auch V. myrtillus wächst als Strauch, nur eben als sehr kleiner) sind auf einem anderen Kontinent entstanden; sie wurden genauer gesagt in Nordamerika gezüchtet, um sie in Plantagen anzubauen. Hauptsächlich aus der Amerikanischen Heidelbeere Vaccinium corymbosum; und diese Heidelbeere ist dafür bekannt, dass sie in ihrem Entwicklungsgebiet ganz bestimmte Extremstandorte besetzt hat: Sumpfige Wiesen und feuchte Wälder an der Ostküste des Amerikanischen Kontinents, von Florida und Louisiana im Süden bis hoch ins kanadische Neufundland.

Heidelbeerstrauch mit Früchten

Viele Gartenheidelbeeren sollen wirklich nur sauren Boden vertragen. In den Kulturanleitungen
wird deshalb üblicherweise empfohlen, für sie zunächst ein sogenanntes Moorbeet anzulegen. Das entsteht so:

  • Gesunde Gartenerde bis etwa eine Handbreit unter die Wurzeltiefe der gewählten Heidelbeer-Sorte ausheben
  • Mit Moorbeeterde und Torf (für Umweltbewusste: Torfersatz) wieder auffüllen
  • Der pH-Wert des Bodens sollte nun kräftig gesunken sein, Zielwert zwischen 4,5 und 5,5
  • Teststreifen aus dem Gartenhandel geben Auskunft
  • Ggf. mit ebenfalls im Gartenhandel erhältlichen Säuerungsmitteln nachbessern

Wenn eine aus Vaccinium corymbosum gezogene Zuchtsorte in einen Boden mit zu hohem pH-Wert gesetzt wird, soll das Probleme verursachen, z. B. weil die Pflanzen in Böden mit hohen pH-Werten nicht genug Eisen aufnehmen.

Tipp:

Es gibt Gärtner, die davor zurückscheuen, einen Teil Ihres Gartenbodens künstlich zu versäuern (der die Säure auch sicher nicht bei sich behalten wird, auch im Hochbeet nicht, wegen der  Drainage). Diese Gärtner wollen auch ganz sicher kein Moorbeet in ihrem Garten, sondern Moorerde und Torf im Moor lassen, weil die Moore wichtige Klimaschutzfunktionen erfüllen. Verkaufsbeschreibungen á la „saurer, humoser Boden erforderlich. Durch reichlich Torf und Aluminiumsulfat  leicht herzustellen“ mit dezentem Hinweis auf die Hausmarke Aluminiumsulfat ignorieren sie deshalb – und setzen ihre Heidelbeersträucher entweder in Kübel mit sauer eingestellter Komposterde oder versuchen es auch mit Kulturheidelbeeren in ganz normaler Erde (mehr dazu im übernächsten Tipp).

Heidelbeeren pflanzen

Abgesehen vom Boden sollte der beste Standort für die Heidelbeersträucher folgende Merkmale aufweisen:

  • Halbschatten bis offen sonnig
  • Gerne im Schutz von Laub- und Nadelbäumen
  • Auf jeden Fall geschützt vor kalten Fallwinden
  • Abstand je nach Sorte und Maximalhöhe (Kulturheidelbeeren können bis 2 m hoch werden)
  • Macht pro Heidelbeere ca. 1 qm Platz, damit sich der Strauch frei entwickeln kann
  • Der Humusgehalt sollte für einen Gartenboden eher hoch angesiedelt sein
  • Außerdem sollte der Boden ein gutes Wasserspeichervermögen aufweisen
  • Der Ahn der Zucht-Heidelbeere wuchs teilweise in Sümpfen, sie braucht immer ausreichend Feuchtigkeit
  • Bei sehr festen Böden kann das bedeuten, dass der Boden vor dem Pflanzen aufgelockert werden muss
Vaccinium corymbosum

Ökologisch ist die einheimische V. myrtillus für einheimisches Kleinwild und Insekten so interessant, dass sie eher hinten im Garten angesiedelt werden sollte, um der Tierwelt ungestörten Zugang zu gewähren. Die grünen Triebe sind im Winter wichtige Nahrung für viele kleinere Wildtiere (Füchse, Auerhühner und Singvögel), außerdem bietet der Zwergstrauch den Raupen zahlreicher vom Aussterben bedrohten Schmetterlingsarten Schutz und Nahrung.

Die nordamerikanischen Heidelbeersträucher werden wenn von den Allesfressern unter den Insekten (Fruchtreife: Vögeln) besucht, die ohnehin nicht gefährdet sind. Sie sind somit ökologisch weniger interessant (keine „Artenretter“) und können ohne Verluste für die Tierwelt in Gartenbereichen angesiedelt werden, in denen „dauernd was los ist“. Das ist wohl auch für die Ernte der beste Standort, weil diese nicht sehr aromatischen Heidelbeeren überwiegend als „Naschbeeren“ konsumiert werden.

Zum Setzen der Sträucher sind sonst keine Besonderheiten zu berichten; falls Sie das erste Mal ein Gehölz setzen, finden Sie z. B. im Artikel „Himbeeren pflanzen – so setzen Sie Himbeerpflanzen“ eine detaillierte Anleitung. Wichtig ist vor allem in der Zeit des Einwurzelns eine ausreichende Feuchtigkeitsversorgung. Dazu wird vor allem empfohlen, jedes freie Stück Erde unter den Heidelbeeren zu mulchen; bei längerer Trockenheit ist dann aber auch zusätzliche Bewässerung erforderlich.

Tipp:

Kultur-Heidelbeeren und einheimische Heidelbeeren unterscheiden sich auch in den Inhaltsstoffen: Nur die heimische Vaccinium myrtillus ist gesundheitlich wirksam; nur ihre Blätter und Beeren stehen getrocknet als „Myrtilli folium“ und „Myrtilli fructus“ im Europäischen Arzneibuch. Nur sie enthält in der ganzen Beere den blauen Pflanzenfarbstoff Anthocyan, der u.a. antioxidativ und entzündungshemmend wirkt. Bei den Abkömmlingen der amerikanischen Vaccinium corymbosum und anderen neuweltlichen Vaccinium-Arten sitzen die Farbstoffe nur in der Schale; sie haben zur menschlichen Gesundheit wenig mehr beizutragen als ein paar Vitamine.

Heidelbeerstrauch vermehren

Heidelbeeren brauchen kaum Pflege und sind insgesamt so angenehme Pflanzen, dass Heidelbeer-Käufer meist noch mehr Heidelbeeren in ihrem Garten anzusiedeln wollen. Am einfachsten und günstigsten klappt das durch Vermehrung; ob Sie dazu aktiv werden müssen,  hängt von der Art ab:  

  • Heidelbeersträucher aus nordamerikanischen Arten haben meist die Fähigkeit zur natürlichen Selbstvermehrung verloren
  • Gelegentlich tut jeder Heidelbeere ein Schnitt gut (Details dazu erfahren Sie im Artikel „Heidelbeeren schneiden – Anleitung“)
  • Dann können die abgeschnittenen Triebe der Kultur-Heidelbeeren gleich als Stecklinge zur Vermehrung nutzen
  • Am besten sollen nach der Ernte der Früchte geschnittene Stecklinge bewurzeln
  • 10 bis 15 cm lange Triebe in kalkfreies Substrat stecken
  • Gleichmäßig feucht halten, Anzuchttöpfe abdecken, nach 6-8 Wochen kommen die Jungpflanzen
  • Direkt vor Ort wird durch Absenker vermehrt
  • Zweig am Boden fixieren, spätestens in der Folgesaison können Sie Jungpflanzen von der Mutterpflanze abtrennen
  • Bis zur ersten Ernte braucht es etwas Geduld, Ableger liefern gewöhnlich erst im vierten Jahr vollen Ertrag
  • Aussaat von Heidelbeeren funktioniert auch, bringt aber nur entspannten Gärtnern Freude: Die Spätzünder brauchen 7-9 Jahre, bis sie volle Erträge liefern
Vaccinium corymbosum

Wenn Sie einheimische Vaccinium myrtillus in Ihrem Garten ansiedeln konnten, haben Sie auch mit der Vermehrung keine Arbeit; die erledigt die Waldheidelbeere wie in der freien Natur durch Wurzelausläufer und natürliche Absenker selbst.

Die Zuchtsorten der Heidelbeersträucher

Wie schon erwähnt, wird meist die amerikanische Heidelbeere Vaccinium corymbosum als Startpflanze für die Zucht eingesetzt; eine Heidelbeere mit starkem Wuchs und einer Maximalhöhe von bis zu 2 m, deren größere Beeren insgesamt eine höhere Ernten erbringen. Daneben gibt es auch Kultursorten, die auf Kreuzungen von V. corymbosum mit der nordamerikanisch-kanadischen V. angustifolium oder noch anderen Vaccinium-Arten zurückgehen; die vielen Sorten sind entstanden, weil in Amerika, Neuseeland und Australien seit Beginn des 20. Jahrhunderts Heidelbeeren gezüchtet werden.

Im Artikel über den Beschnitt von Heidelbeeren finden Sie eine Aufzählung der bekanntesten Sorten der Kulturheidelbeeren, weil Sie wissen müssen, wie Sie die Sorte beschneiden, die bereits in Ihrem Garten steht. Wenn es um Auswahl von Heidelbeeren geht, wäre zur Zeit eine Aufzählung sinnlos bzw. nicht mehr als eine Momentaufnahme. Aus folgendem Grund: Die Heidelbeerzucht (deren Ergebnisse nur nebenbei an Hobbygärtner vermarktet werden) kommt aus dem Erwerbsanbau, wo ganz andere Gesichtspunkte als Geschmack und gesunde Inhaltsstoffe im Vordergrund stehen.

Da die deutschen Verbraucher aber bereits durch die fatalen Auswirkungen der „handelsoptimierten Zucht“ auf unsere Apfelsorten sensibilisiert sind (mehr dazu z. B. im Artikel „Goldparmäne-Apfel – Pflege-Anleitung und Erfahrungen“), fällt die Geschmacksarmut der amerikanischen Zuchtsorten hierzulande auf.

Darauf reagieren Gärtnereien, die mehr im Sinn haben als schnelle Pflanzenproduktion, momentan ist in der Heidelbeerzucht für den deutschsprachigen Raum sehr viel Bewegung und das Angebot ändert sich dauernd.

Die hiesige Heidelbeerzucht beschränkt sich aber nicht nur auf Versuche, fremden Gästen mehr Geschmack einzuhauchen, sondern beschäftigt sich auch intensiv mit der Kultur des wahrhaft gesunden Originals. So wird die ursprüngliche Vaccinium myrtillus heute in mehreren Gärtnereien vermehrt und als Jungpflanze verkauft, und mit der Vaccinium myrtillus ‚Sylvana‘ ist inzwischen auch die erste Zuchtsorte der Waldheidelbeere im Verkauf (soll in echter, selektiver Zucht ohne künstliche Beeinflussung entstanden sein und bis auf Vereinheitlichung/Steigerung des Ertrags nicht viel verändert haben).

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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