Haselnussbohrer und seine Larven bekämpfen + Steckbrief
Inhaltsverzeichnis
Wer den Haselnussbohrer und seine Larven bekämpfen will, muss einen langen Atem und gutes Timing mitbringen. Der kleine Käfer richtet selbst zwar keinen Schaden an der Pflanze an, durch die Eierablage und die anfängliche Versorgung seiner Larven kann jedoch die gesamte Ernte ausfallen. Hinzukommt, dass sich Abschreckung und Bekämpfung schwierig gestalten, da es im Handel keine speziellen, für den privaten Gebrauch zugelassenen Mittel gibt. Dennoch gibt es einige Maßnahmen und Möglichkeiten, um den Haselnussbohrer in die Flucht zu schlagen.
Steckbrief des Haselnussbohrers und seiner Larven
- Lateinischer Name: Curculio nucum
- Größe: 6 bis 9 Millimeter
- Aussehen: Vergleichsweise kurzer Körper mit einem sehr langen Rüssel, bei Männchen ist der Rüssel deutlich länger als der Körper
- Farbe: An der Basis schwarz, wirkt durch weiße und braune Schuppen jedoch heller
- Eiablage: Weibchen legen je ein Ei pro Haselnuss ab
- Lebensweise der Larven: Nach dem Schlüpfen Ernährung von Haselnusskernen, Verpuppung erfolgt im Erdboden
Schäden durch den Haselnussbohrer
Der adulte Haselnussbohrer verlässt etwa im April oder Mai sein unterirdisches Winterquartier. Einmal über der Erde angekommen, erfolgt die Befruchtung der Eier. Erst dann begibt sich das Weibchen des Haselnussbohrers auf den Weg nach oben, die Stämme der Hasel hinauf. Hier sucht sie zwischen Mai und Juni hintereinander mehrere Nüsse auf. Sie bohrt ein einziges Loch in jede Nuss und legt jeweils ein befruchtetes Ei hinein. Schlüpft die Larve aus dem Ei, hat sie als erste Nahrung den Nusskern zur Verfügung. Hiervon ernährt sie sich, bis von dem Haselkern nichts mehr übrig ist und bohrt sich im Anschluss durch die Schale nach draußen. Aufgrund des fehlenden Kerns fällt die Haselnuss innerhalb von vier Wochen – also zwischen Ende Juni und Anfang August – und damit frühzeitig vom Strauch ab. Bohrt sich die Larve nach draußen, ist sie also bereits auf dem Boden und gräbt sich von hier aus in die obersten Erdschichten ein. In diesen verbleibt sie, verpuppt sich und überwintert hier auch. Erst im Frühjahr kommt der Haselnussbohrer wieder aus dem Boden heraus, dann bereits als erwachsener Käfer – der Kreislauf beginnt von neuem. Das Wissen um die Zeiten und Lebensweise des parasitär lebenden Käfers ist entscheidend für die gezielte Bekämpfung des Haselnussbohrers und seiner Larven.
Vorbeugung
Um den Haselnussbohrer davon abzuhalten, die Haselkerne als Nahrungsquelle für ihre Larven zu verwenden, ist Vorbeugung das beste Mittel. Dazu stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:
Die Käfer absammeln oder abschütteln
Wenn sich die Haselnussbohrer Weibchen auf den Weg zu den Haselnüssen begeben, können sie vergleichsweise einfach vom Strauch entfernt werden. Unter der Hasel werden helle Tücher oder Folien ausgebreitet und der Strauch geschüttelt, alternativ können die Parasiten auch direkt von Hand abgelesen werden. Günstig ist es, diese nicht ganz angenehme Maßnahme am frühen Morgen oder bei bedecktem Wetter durchzuführen – die Käfer sind dann noch vergleichsweise langsam und lassen sich einfacher fangen.
Die Haselnüsse kontrollieren
Um den Kreislauf der Fortpflanzung nachhaltig zu unterbrechen, müssen bereits die Larven vor ihrer Verpuppung beseitigt werden. Dazu wird am besten jede einzelne Haselnuss auf Bohrlöcher kontrolliert. Um doppelte Kontrollen und damit einen Mehraufwand zu vermeiden, können intakte Haseln farblich markiert werden, beispielsweise mit Kreide. Nüsse, die ein Bohrloch aufweisen, werden sofort entfernt und vernichtet. Auf dem Kompost dürfen sie nicht landen.
Einzelstamm-Kultur und Leimstreifen
Um die Bekämpfung beziehungsweise Vorbeugung von Haselnussbohrern besonders einfach zu gestalten, bietet sich bei der Hasel die Einzelstamm-Kultur an. Die Weibchen der parasitären Käfer können zwar fliegen, bevorzugen jedoch das Kriechen – auch bei ihrem Weg auf den Haselstrauch. Ist nur ein Stamm vorhanden, sind auch die Möglichkeiten der Wege begrenzt. Wird dieser zusätzlich mit Leimringen oder Raupenleim versehen, bleiben die Schädlinge lange vor dem Erreichen der Kerne auf der Strecke. Diese Variante erfordert zwar Vorausplanung, bereitet dafür aber später deutlich weniger zeitlichen Aufwand. Dennoch sollten die Haseln kontrolliert werden, denn in der Regel werden nicht alle Haselnussbohrer abgehalten.
Den Boden abdecken
Die Haselnussbohrer benötigen den Erdboden zur Überwinterung und ein großer Teil ihres Lebens findet daher unterhalb der Erdoberfläche statt. Wird der Weg zwischen Erde und Haselnuss unterbrochen, kann einem Befall vorgebeugt oder dieser zumindest verzögert und reduziert werden. Dicke Folie, beispielsweise Teichfolie, kann als Bahn um die Stämme gewickelt und entlang der äußeren Kanten in den Boden gegraben werden. Für die Käfer stellt diese eine Barriere dar, zudem sind sie auf der Folie einfacher zu entdecken und zu entfernen.
Frühe Haselnuss-Sorten bevorzugen
Je früher die Haselnüsse reif sind, desto seltener werden sie vom Haselnussbohrer befallen.
Kübelkultur und Erdwechsel
Um den Fortpflanzungszyklus der Haselnussbohrer zu unterbrechen, empfiehlt sich das Umgraben des Erdbodens beziehungsweise ein Erdwechsel. Allerdings handelt es sich bei der Hasel um einen Flachwurzler, was das Umgraben zum Verletzungsrisiko für den Nussstrauch werden lässt. Besser ist es daher, zumindest anfänglich, die Hasel im Kübel zu kultivieren. Erdwechsel sind dadurch einfacher möglich und weniger gefährlich für die Pflanze.
Käfer und Larven bekämpfen
Hat sich der Haselnussbohrer bereits unter und an dem Haselstrauch niedergelassen, wird eine Bekämpfung schwierig. Wie bereits erwähnt, existieren keine Mittel, die gegen die Bekämpfung im privaten Bereich zugelassen sind. Dennoch kann mit einigen Wirkstoffen und Maßnahmen gegen die Schädlinge vorgegangen werden. Dazu gehören:
Kalkstickstoffdünger mit Blausäure-Gehalt
Das Ausbringen dieses Düngemittels schädigt die Haselnussbohrer Larven und Käfer und kann damit einen Befall deutlich reduzieren. Wer einmal jährlich damit düngt, bewirkt so auch einen vorbeugenden Schutz. Aber Vorsicht: Blausäure in Verbindung mit Alkohol ist hoch toxisch – also giftig – und kann zu lebensbedrohlichen Zuständen oder sogar zum Tode führen. Zumindest am Tag des Ausbringens sollte daher auf den Genuss von Alkohol komplett verzichtet werden. Zudem sollte das Einatmen ebenso verhindert werden, wie der Hautkontakt zum Düngemittel.
Schutz und Abschreckung durch Pestizide
Durch geeignete Insektizide, wie beispielsweise Spruzit, können die einzelnen Haselstämme gezielt vor einem Aufstieg der Haselnussbohrer Weibchen geschützt werden. In Verbindung mit Leimstreifen wird allerdings auch hierdurch kein 100 prozentiger Schutz erreicht, da die Parasiten fliegen können.
Rückschnitt der Hasel
Finden die Haselnussbohrer keine Haselnüsse mehr vor, wird ihnen die Grundlage zur Vermehrung entzogen. Besteht ein Befall, sollte jeder vorhandene Strauch so radikal wie möglich zurückgeschnitten werden. Dadurch entfällt die Ernte für dieses Jahr zwar, die Haselnussbohrer suchen jedoch das Weite.
Natürliche Alternativen
Zur Bekämpfung der Larven und Käfer im und auf dem Boden stehen auch weitere Alternativen zur Verfügung. Natürliche Fressfeinde, wie Nematoden und Hühner, nehmen sich den Schädlingen ausgesprochen gerne an und vernichten diese nachhaltig und ohne die Umwelt zu belasten.
Fazit
Wer den Befall durch Haselnussbohrer rechtzeitig erkennt und entsprechende Maßnahmen ergreift, kann die Schädlinge vergleichsweise einfach bekämpfen. Allerdings benötigt jedes Vorgehen etwas Geduld, denn die Rüsselkäfer sind hartnäckig und gut angepasst.