Grünpflanzen für Schlafzimmer und andere dunkle Zimmer
Inhaltsverzeichnis
- Welche Grünpflanzen für welchen Raum?
- Die besten Grünpflanzen für das Schlafzimmer
- Die besten Grünpflanzen für das Wohnzimmer
- Grünpflanzen für Küche und Bad
- Die Grünpflanze und die blühende Zimmerpflanze
- Der Wert der Grünpflanze für den Wohnraum
- Benzol
- Formaldehyd
- Trichlorethen
- Xylol
- Toluol
- Ammoniak
- Die Grünpflanzen-Favoriten zum Luft reinigen
- Fazit
Grünpflanzen für Schlafzimmer und andere dunkle Zimmer sind nicht schwer zu charakterisieren oder auszuwählen. Zimmerpflanzen brauchen wenig mehr als Luft und Liebe – und Licht. Gerade das ist in Schlafzimmern und anderen dunklen Zimmern nach den Maßstäben einer Pflanze nur in lächerlichen Spuren vorhanden, nur die robustesten Schattengewächse unserer Welt haben hier eine Chance, und um die geht es nun:
Welche Grünpflanzen für welchen Raum?
In unseren Häusern und Wohnungen gibt es viele Räume, die Grünpflanzen als dunkel empfinden, gewöhnlich mit typischen weiteren Charakteristika, die die Pflanzenauswahl beeinflussen:
Die besten Grünpflanzen für das Schlafzimmer
Das Schlafzimmer wird meist ziemlich kühl gehalten, vor allen im Winter. Viel Licht gibt es auch nicht, aber gute Luft ist auf jeden Fall gewünscht, hier können und sollten deshalb ein paar der leistungsstarken Luftreinigungspflanzen unter den Grünpflanzen ihren Platz finden, die mit einer mäßig warmen Umgebung auskommen.
Das sind einige Pflanzen von der unten vorgestellten Liste der „unschlagbaren Luftreiniger“, die Farne, Efeu und Efeutute, Grünlilie, Gummibaum, Kolbenfaden und Scheidenblatt zum Beispiel. Je nach Temperatur in Ihrem Schlafzimmer können Sie weitere Pflanzen der Liste dort kultivieren, mit recht wenig Licht kommen alle aus.
Wenn das Schlafzimmer wirklich kühl gehalten wird, könnte es zusätzlich den verschiedensten Kübelpflanzen von Balkon und Terrasse ein gutes Überwinterungsquartier bieten, je nach Art ev. mit einer LED-Pflanzenlampe darüber.
Die besten Grünpflanzen für das Wohnzimmer
In unseren Wohnzimmern ist es zumindest im Winter für eine Grünpflanze auch nicht gerade hell, bzw. in Deutschland ist es im Winter sowieso dunkel – Sommer, draußen, Sonne: um 100.000 Lux, Winter, draußen, bedeckt: um 3.500 Lux, und die durchschnittliche Wohnzimmer-Beleuchtung schafft gerade noch 50 Lux … mit diesen Relationen vor Augen ist wohl niemand mehr überrascht darüber, dass viele Grünpflanzen verzweifelt lichtsuchende Geiltriebe ausschicken.
Im Schlafzimmer verbrauchen wir die Luft durch schlichte körperliche Anwesenheit, im Wohnzimmer sind wir zwar vergleichsweise meist eine etwas kürzere Zeit körperlich anwesend, verpesten dafür aber schön kräftig die Luft. Wenn noch geraucht wird, dann hier, hier brennen der Kamin und die Kerzen und im Advent die Räuchermännchen, hier versammelt sich die Familie mit den Gästen. Einen Abzug gibt es vielleicht über dem Kamin, eine Abzugshaube wie in der Küche aber nicht, und die Fenster werden eher nicht aufgerissen, wenn alle gemütlich zusammensitzen.
Die Temperaturen im Wohnzimmer sind freundlich, alle Grünpflanzen der Favoritenliste unten können hier für bessere Luft sorgen.
Grünpflanzen für Küche und Bad
(Tatsächlich genutzte) Küchen und Bäder sind manchmal fensterlos und damit für Pflanzen maximal dunkel, aber dafür schön warm und feucht.
Hier fühlen sich alle Grünpflanzen wohl, die in Bodennähe unter anderen Pflanzen wachsen, im Dschungel oder in subtropischen Wäldern, auf der Liste der Luftreinigerpflanzen finden sich ein paar solcher Pflanzen. Außerdem gibt es mehrere Kräuter, die gerne von einer hohen Luftfeuchtigkeit umgeben sind, verschiedene Salbeis und Verbenen duften auch noch.
Es hat übrigens gute Gründe, dass in Schlafzimmern und anderen dunklen Zimmern mehr Grünpflanzen als blühende Zimmerpflanzen stehen, die Grünpflanzen sind wirklich wichtig für unser Wohnumfeld:
Die Grünpflanze und die blühende Zimmerpflanze
Der Begriff „Grünpflanze“ bezeichnet in unserem Sprachgebrauch nicht einfach (ziemlich sinnlos) irgendeine grüne Pflanze, sondern eine Zimmerpflanze, eine Pflanze, die vom Menschen u.a. zu Zierzwecken ganzjährig im Wohnraum kultiviert wird.
Neben den Grünpflanzen werden im Zimmer auch blühende Pflanzen gehalten, mit denen begann sogar die Geschichte der Zimmerpflanze in unseren Breiten: Bereits im Mittelalter wurden die ersten Topfpflanzen im Haus aufgestellt, blühende einheimische Gewächse aus dem Garten vor der Haustür, Iris und Lilien, Maiglöckchen, Veilchen und Rosen. Das waren aber noch keine echten Zimmerpflanzen, sie wurden nur während der Blüte ins Haus gestellt, um den im Mittelalter allgegenwärtigen Gestank zu überdecken.
Die ersten richtigen Zimmerpflanzen wurden ab dem Ende des 17. Jahrhunderts in die Wohnräume geholt, im 18. Jahrhundert wurde die Pflanze im Haus vor allem in höfischer Umgebung Mode, die Pflanzenzucht entwickelte sich. Die Mode bei Hof wurde seit Anbruch des bürgerlichen Zeitalters gegen Ende des 18. Jahrhunderts im Privathaushalt kopiert, Blumentische waren im Biedermeier unverzichtbare Zierde der Salons, Natur verschönerte die Wohnräume.
Mit dem Einbau größerer Fenster in die Wohnräume (in Folge neuer Verfahren zur Glasherstellung) kamen immer mehr Zimmerpflanzen in die Räume, Ende des 19. Jahrhunderts gab es bereits ein stattliches Sortiment. Begonien und Cinerarien, Clivia, Alpenveilchen und Flamingoblumen wurden im bald aufkommenden Blumenfenster (mit extra Raum für Pflanzen zwischen doppelten Verglasungen) zu blühenden Gemälden arrangiert.
Neben der Kultur einer „blühenden Pflanzen-Show“ zog die Zimmerpflanze aber auch in die Tiefen des Raumes. Im Zuge des Historismus entdeckte man die Zimmerpflanzen der Antike wieder, Ägypter, Griechen und Römer hatten bereits Lorbeerbäume und anderes Grün in irdenen Gefäßen kultiviert. Im Rahmen erster offizieller Kontakte nach Asien brachten Gesandte aus Japan die ersten Bonsais und aus China Berichte und Beispiele über bzw. für die 2500 Jahre dauernde Geschichte der chinesischen Topfpflanzenkultur mit. So gesellten sich nun auch Blattschmuckpflanzen wie Bogenhanf, Efeu, Farne, Grünlilien, Gummibäume, Zier-Spargel und Zimmertannen zu den Zimmerpflanzen, die Grünpflanzen für die Zimmerkultur waren geboren.
Der Wert der Grünpflanze für den Wohnraum
Genau mit dieser Kultur von Grünpflanzen kam man von der reinen Schmuckfunktion der Zimmerpflanze auch wieder auf die ursprüngliche Funktion zurück, die die Pflanze im Haus im Mittelalter hatte: Die Verbesserung der Luft im Wohnraum, im 19./20. Jahrhundert mit mehr Kenntnis über Photosynthese der Pflanzen und den Wert der Lufterneuerung in Wohnräumen nicht mehr als kurzfristige Blüte zum Überdecken von Gestank, sondern als Grünpflanze zur ständigen Beeinflussung der Luftqualität im Raum.
Damit zogen die immergrünen Grünpflanzen in jedes Zimmer, die ganzjährig Photosynthese betrieben und so auch ganzjährig für gute Luft und gutes Raumklima sorgen. Heute weiß man noch besser, wie leistungsfähig Grünpflanzen im Rahmen ihrer Photosynthese die Wohnluft filtern:
Sie binden aus der Luft Schadstoffe wie Benzol, Formaldehyd, Trichlorethen, Xylen, Toluol und Ammoniak, ein kurzer Überblick über diese Stoffe könnte die Motivation zur Anschaffung von Grünpflanzen fürs Schlafzimmer erheblich erhöhen:
Benzol
Benzol, ein aromatischer Kohlenwasserstoff, ist Bestandteil vieler Erdölprodukte und gelangt durch die Emissionen des Straßenverkehrs (ist in Benzin enthalten), durch Tabakrauch und offene Kamine in die Wohnung, erhöhte Werte können das Risiko für verschiedene Krebserkrankungen erhöhen.
Formaldehyd
Formaldehyd ist auch heute noch einer der wichtigsten organischen Grundstoffe in der chemischen Industrie, akut toxisch und per EG-Verordnung seit 1. April 2015 rechtsverbindlich als „wahrscheinlich karzinogen beim Menschen“ eingestuft. Formaldehyd gelangte in der Vergangenheit durch Ausgasung aus formaldehydhaltigen Materialien (u.a. Holzwerkstoffe, Bodenbeläge, Möbel, Textilien) in die Raumluft, heute ist Schadstoffsanierung formaldehydbelasteter Gebäude (ältere Holzfertighäuser) ein Thema, es werden aber auch immer wieder Grenzwertüberschreitungen (Ökotest 2008 in Kinderbetten) festgestellt.
Außerdem emittiert Formaldehyd bei allen möglichen unvollständig ablaufenden Verbrennungsprozessen, in Verbrennungsmotoren von Kfzs, bei der Herstellung von Kunststoffartikeln, beim Rauchen und im Wohnraum durch falsche Beschickung/falschen Betrieb häuslicher Kleinfeuerungsanlagen.
Trichlorethen
Trichlorethen ist als krebserzeugend und keimzellmutagen eingestuft und als „giftig“ zu kennzeichnen. Es war bis vor kurzem eines der gebräuchlichsten Reinigungs-, Entfettungs- und Extraktionsmittel, in der Metall- und Glasindustrie, bei Chemischer Reinigung und Textilbearbeitung. Heute gelten bei uns Grenzwerte, allerdings mit Ausnahmeregelungen, und in der Bitumen- und Asphaltindustrie ist Trichlorethen als Lösemittel für Bitumen heute noch von Bedeutung.
Xylol
Xylol, dem Benzol ähnlicher aromatischer Kohlenwasserstoff mit gesundheitsschädigender Wirkung bei Aufnahme über Haut und Atemwege. Xylol-Emissionen gehen hauptsächlich auf den Kfz-Verkehr zurück.
Toluol
Toluol ähnelt in vielen Eigenschaften Benzol und ist unter anderem in Benzin enthalten. Toluol ersetzt auch häufig Benzol als Lösungsmittel, ist aber nicht viel gesünder: Es verursacht Nervenschäden, Nierenschäden und vielleicht auch Leberschäden, ist fortpflanzungsgefährdend und fruchtschädigend und mehr, siehe de.wikipedia.org/wiki/Toluol.
Ammoniak
Ammoniak ist ein Zellgift, das wirkt vorwiegend auf Nerven- und Muskelzellen wirkt und bei längerer Einwirkung chronische Auswirkungen hat (Bronchialasthma, Husten, Atemnot, in wässriger Lösung Verätzung von Haut und Magen). Es ist der Grundstoff unserer Stickstoffdünger und aller anderen industriell hergestellten stickstoffhaltigen Verbindungen (Kältemittel, UF-Harze als Klebstoff für Holzwerkstoffe wie Resopal, Textilveredlungsmittel und vieles mehr).
Grünpflanzen haben also eine wichtige Bedeutung für den Wohnraum des Menschen, weshalb längst näher untersucht wurde, welche Pflanze was tut:
Die Grünpflanzen-Favoriten zum Luft reinigen
Jede Pflanze spendet Sauerstoff, erhöht die Luftfeuchtigkeit und filtert die Raumluft ein wenig, aber die NASA hat wissenschaftlich untersucht, welche Pflanzen die Luft am besten reinigen. Eigentlich sollte in dieser 1989 veröffentlichten „NASA Clean Air Study“ nur ermittelt werden, wie die Luft in Raumstationen am besten gereinigt werden kann.
Wie so häufig brachte diese etwas ungewöhnliche Weltraumforschung auch für die Zivilgesellschaft einen Gewinn: Die NASA hat die Pflanzen herausgefunden, die besonders viel Sauerstoff produzieren und eine besonders gute Luftreinigungswirkung haben, hier die NASA-Liste (inkl. ein paar blühender Pflanzen für dunkle Räume):
- Barberton-Gerbera, Gerbera jamesonii
- Bergpalme, Chamaedorea seifrizii
- Birkenfeige, Ficus benjamina
- Bogenhanf, Sansevieria trifasciata Laurentii
- Boston-Schwertfarn, Nephrolepis exaltata Bostoniensis
- Dendrobien-Orchideen, Dendrobium spp.
- Dieffenbachie, Dieffenbachia spp.
- Doppeltspaltfiederblättriger Baumfreund, Philodendron bipinnatifidum
- Duft-Drachenbaum, Dracaena fragrans Massangeana
- Efeu, Hedera helix
- Efeutute, Epipremnum aureum
- Flamingoblume, Anthurium andraeanum
- Großblättrige Chrysantheme, Chrysanthemum morifolium
- Gebogener Drachenbaum, Dracaena marginata = Reflexa
- Goldfruchtpalme, Dypsis lutescens
- Grünlilie, Chlorophytum comosum
- Gummibaum, Ficus elastica
- Herzblättriger Philodendron, Philodendron cordatum
- Kein deutscher Name bekannt, Homalomena wallisii
- Kolbenfaden, Aglaonema modestum
- Lilienschwertel, Liriope spicata
- Phalaenopsis-Orchideen, Phalaenopsis spp.
- Phönixpalme, Phoenix roebelenii
- Scheidenblatt ‚Mauna Loa‘, Spathiphyllum ‚Mauna Loa‘
- Schwertfarn ‚Kimberly Queen‘, Nephrolepis obliterata ‚Kimberly Queen‘
- Spatenblatt-Philodendron, Philodendron domesticum
- Steckenpalme, Rhapis excelsa
All diese Pflanzen kommen mit wenig Licht zurecht und gedeihen in einer Versuchs-Raumstation, also sicher auch im Wohnraum. Sie „können“ unterschiedlich viel – Ammoniak, Trichlorethen, Benzol, Xylol, Toluol und Formaldehyd können nur das Scheidenblatt Spathiphyllum der Zuchtsorte ‚Mauna Loa‘ und die Chrysantheme Chrysanthemum morifolium in einem Zug aus der Luft filtern.
Aber die anderen genannten Pflanzen „schaffen“ meist auch mehrere Schadstoffe; und da die NASA eine Pflanze auf 9 Quadratmeter als Minimum empfiehlt, können Sie ja mischen. Die NASA-Liste ist sicher nicht abschließend, unter unseren rund 40.000 Zierpflanzen-Sorten gibt es noch viele Pflanzen, die mit sehr wenig Licht auskommen. Bestimmt filtern auch diese Pflanzen irgendwelche Schadstoffe aus der Luft, aber nur bei den Pflanzen der obigen Liste wurde das eben genau untersucht.
Fazit
Es gibt viele Grünpflanzen für Schlafzimmer und andere dunkle Zimmer, die mit dem beschränkten Lichtangebot klarkommen, für gut geheizte und eher kühle Räume. Unter ihnen gibt es eine ganze Reihe von Pflanzen (Grünpflanzen + blühende Zimmerpflanzen), deren gute Luftreinigungswirkung wissenschaftlich geprüft wurde.