Gießwasser richtig entkalken und den pH-Wert senken
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Ausfallender Kalk führt in der Blumenerde zwar zu unansehnlichen Ablagerungen, schädlich sind diese für die Pflanze jedoch nicht. Viel entscheidender ist für das Wohlbefinden der Pflanzen, dass der pH-Wert im Substrat ansteigt, wenn dauerhaft mit sehr kalkhaltigem Wasser gegossen wird. Der optimale pH-Wert für das Gießwasser liegt bei etwa 6. Bei höheren pH-Werten kann es zu Mangelerscheinungen kommen, beispielsweise gelben Blättern (Blattchlorose). Im Gartenboden ist diese Erscheinung nur selten anzutreffen, da das saure Regenwasser (pH etwa 5,6) einem Anstieg des pH-Wertes entgegenwirkt.
Wasserhärte
Trinkwasser, das aus unseren Leitungen fließt, besteht nicht nur aus reinem Wasser. In ihm sind zahlreiche andere Stoffe gelöst, die sich je nach Herkunft des Wassers in Art und Konzentration unterscheiden. Um einige dieser Stoffe mit einem Wert zu beziffern, gibt es den Begriff Wasserhärte. Vor allem der Gehalt von Kalzium- und Magnesiumsalzen im Wasser trägt zur Wasserhärte bei. Je höher also die Menge an Kalzium oder Magnesium, umso härter ist das Wasser. Beide bilden zusammen mit dem Kohlendioxid aus der Luft schwer lösliche Verbindungen, sogenannte Karbonate. Diese setzen sich nicht nur ab und bilden einen störenden Belag, sondern nehmen auch Einfluss auf den pH-Wert im Wasser.
pH-Wert
Sehr kalkhaltiges Wasser erhöht zudem auf Dauer den pH-Wert im Substrat, sodass gelöste Mineralstoffe wie Eisen, Kupfer, Mangan und Zink, die für ein gutes Pflanzenwachstum unerlässlich sind, nicht mehr aufgenommen werden können. Optimales Gießwasser hat einen leicht sauren pH-Wert (wie Regenwasser).
Härtegrad bestimmen
Die meisten Hobbygärtner verwenden zum Gießen ihrer Pflanzen in der Wohnung Leitungswasser, da ihnen kein Regenwasser zur Verfügung steht. Je nach Wohnort kann der Härtegrad des Wassers jedoch sehr unterschiedlich ausfallen. In der Regel ist es sehr einfach, die Härte des eigenen Trinkwassers herauszufinden. Viele Wasserversorger veröffentlichen ihre Werte im Internet oder geben persönlich Auskunft. Erreicht der Härtegrad im Trinkwasser Werte über 21 °dH, sollte es nicht mehr für die Wasserversorgung der Pflanzen verwendet werden, ohne es im Vorfeld aufbereitet zu haben.
Härtebereich | Kalziumkarbonat je Liter | Härtegrad |
1 / < 1,5 mmol | 0 – 8,4 °dH | weich |
2 / 1,5 – 2,5 mmol | 8,4 – 14 °dH | mittel |
3 / 2,5 -3,8 mmol | 14 – 21 °dH | hart |
4 / > 3,8 mmol | über 21°dH | sehr hart |
Das richtige Substrat
Der beste Schutz gegen einen Anstieg des pH-Wertes ist der regelmäßige Austausch der Blumenerde im Topf. Frische Blumenerde hat meist einen leicht sauren pH-Wert und ist in der Lage, einen großen Teil der Wasserhärte abzupuffern. Ein jährliches Umtopfen in frisches Substrat schützt die Pflanze also für die nächste Zeit vor Mangelerscheinungen, wenn mit Leitungswasser gegossen wird.
Gießwasser entkalken
Ist das Leitungswasser sehr kalkhaltig, gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Wasser zu entkalken. Einige Methoden basieren darauf, dass das Kalzium (und Magnesium) aus dem Wasser entfernt wird, sodass kein Kalk mehr ausfällt. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Säure in unterschiedlicher Form zum Gießwasser zuzugeben, um den pH-Wert zu senken. Bei pH-Werten unter 7 fällt kein Kalk mehr aus, da das Karbonat aus dem Wasser entfernt wird.
1. Erniedrigung der Kalzium- und Magnesiumkonzentration
Sind weniger Salze im Gießwasser enthalten, wird das Wasser weicher und es kann weniger Kalk ausfallen.
A) Verdünnen
Eine wirkungsvolle Methode, das Gießwasser zu entkalken, besteht darin, normales Leitungswasser mit entsalztem Wasser zu mischen. Dieses Verfahren ist ein reines Verdünnungsverfahren, alle Salze im Wasser bleiben erhalten, nur die Konzentration erniedrigt sich so weit, dass weniger oder gar kein Kalk mehr ausfällt.
- Verdünnung bei hartem Wasser (Härtegrad 3): zwei Teile Leitungswasser + ein Teil entsalztes Wasser
- Verdünnung bei sehr hartem Wasser (Härtegrad 4): ein Teil Leitungswasser + zwei Teile entsalztes Wasser
- entsalztes Wasser kann im Handel gekauft werden, es ist unter verschiedenen Namen erhältlich
- Batteriewasser
- deionisiertes Wasser
- vollentsalztes Wasser (VE-Wasser)
- destilliertes Wasser
- demineralisiertes Wasser
B) Erhitzen
Im Leitungswasser enthaltener Kalk fällt als Feststoff aus, wenn das Wasser in einem Gefäß (Gießkanne) über einige Zeit stehen gelassen wird. Schneller und effektiver funktioniert das Ganze, wenn das Wasser erhitzt wird.
- Leitungswasser über längere Zeit (mindestens einen Tag) an sonnigem Ort stehen lassen
- heißes Leitungswasser (aus dem Wasserhahn) abfüllen und für einen Tag stehen lassen
- Wasser im Kochtopf erhitzen (über 60 Grad) und einen Tag stehen lassen
- das Wasser vor dem Gießen durch einen Kaffeefilter filtrieren
2. pH-Wert senken
Bei dieser Methode bleiben die für die Pflanze wichtigen Nährstoffe enthalten. Kalzium- und Magnesiumgehalte ändern sich nicht. Lediglich das Karbonat, das zu großen Teilen für die Bildung der Feststoffe verantwortlich ist, wird aus dem Wasser entfernt. Einige dieser Methoden verlangen ein wenig technisches Verständnis und exakte Vorgehensweise, deshalb sind sie nicht unbedingt für jeden Hobbygärtner geeignet. Schnell kann es zu Überdosierungen kommen. Zu saures Wasser ist mindestens genauso schlecht für die Pflanzen wie sehr kalkhaltiges Wasser.
A) Torf
Torf ist von Natur aus sauer und kann den pH-Wert in gewissem Maße absenken. Vorteil dieser Methode ist, dass es nicht zu Überdosierungen kommen kann, das Verfahren ist also sehr sicher. Allerdings ist die Verwendung von Torf nicht unbedingt umweltbewusst und zudem relativ teuer.
- etwa 1 g Torf in einem Liter Wasser senkt die Wasserhärte um etwa 1 °dH
- das Wasser muss nicht komplett enthärtet werden
- etwa 100 bis 200 g Torf pro 10 Liter Wasser reichen aus
- Torf in ein Baumwollsäckchen oder alten Strumpf füllen
- zuschnüren
- für mindestens 24 Stunden ins Gießwasser legen
B) Essig oder andere Säuren
Vorsicht ist bei der Dosierung von reinen Säuren geboten. Bei einer Überdosierung ist das Wasser schnell zu sauer. Essig sollte daher entweder vorsichtig dosiert werden oder besser noch: Der pH-Wert wird mittels Teststäbchen oder einem pH-Messgerät (pH-Meter) kontrolliert. Messgeräte für den pH-Wert sind meist teuer und daher nicht unbedingt eine lohnenswerte Investition für Hobbygärtner.
- zunächst verändert sich bei Zugabe von Essig der pH-Wert kaum
- dann kommt es zu einem plötzlichen Abfall des pH-Wertes auf etwa 4
- das ist völlig normal und verursacht keine Probleme
- eine Überdosierung (unter pH 4) muss unbedingt vermieden werden
- Alternative ohne pH-Wert-Messung: etwa 1 Teelöffel Salatessig auf 6 Liter Wasser geben
- senkt den pH-Wert um etwa 0,5, was schon einen deutlichen Effekt auf den Kalk hat
C) Tannennadeln
Abgefallenes Laub von Nadelbäumen wie Tannen oder Fichten senken den pH-Wert im Boden. Auch Nadelbaumkompost eignet sich gut. Beim Einsatz von Nadelbaumkompost wird nicht nur das Gießwasser entkalkt, sondern auch mit Nährstoffen für die Pflanzen angereichert, sodass weniger gedüngt werden muss.
- etwa 300 g Fichten- oder Tannenkompost je 10 Liter Wasser
- in Säckchen oder alten Strumpf füllen und mit einem Faden verschließen
- gegebenenfalls mit einem Stein beschweren und 24 Stunden einwirken lassen
D) Holzstücke oder Rindenmulch
Holzstücke oder Rindenmulch von Nadelbäumen sind leicht säurehaltig und senken somit den pH-Wert von Leitungswasser. Eine relativ sichere Methode, das Gießwasser zu entkalken, da nur schwer überdosiert werden kann.
- etwa 500 g Holz pro 10 Liter Wasser
- in Baumwollsäckchen oder alten Strumpf einfüllen und verschließen
- für 24 – 48 Stunden einwirken lassen
Fazit
Zum Entkalken von Gießwasser kann sehr hartes Wasser mit entsalztem Wasser gemischt werden. Alternativ können auch Torf, Nadelbaumkompost oder alte Kaffeefilter für etwa einen Tag im Leitungswasser eingelegt werden. Diese Stoffe geben eine geringe Menge Säure ab, was den pH-Wert im Gießwasser senkt.