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Das 1×1 der Stecklingsvermehrung und deren Anzucht

Stecklingsvermehrung - Rosmarin über Stecklinge vermehren

Einige Stauden, vor allem immergrüne Arten wie Flockenblume oder Bartfaden, aber auch mehrjährige Blattpflanzen wie Gartenraute und Hundskamille, werden mit Kopfstecklingen vermehrt.

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Unverholzte Kopfstecklinge

Nehmen Sie von den Spitzen kräftiger, beblätterter Sprossen im Spätsommer oder Frühherbst ungefähr 7,5-10 cm lange Stecklinge mit jeweils mindestens drei Blattknoten Schneiden Sie diese unterhalb des untersten Blattknotens mit einen scharfen Messer oder einer Rasierklinge gerade ab und entfernen Sie die beiden untersten Blätter. Die Stecklinge kommen dann in in einen Blumentopf, der mit Anzuchterde oder einer Mischung aus einem Teil Torf und einem Teil grobem Sand gefüllt ist; ein 10-cm-Topf fasst etwa sechs Stecklinge.

Mit einem Bleistift werden nun  kleine Pflanzlöcher in das Substrat gebohrt. Setzen Sie die Stecklinge so ein, dass die Blätter über der Erde bleiben, und drücken Sie sie dann mit den Fingern fest. Anschließend wird das Substrat von oben gut gewässert, die Stecklinge markiert und eine durchsichtige  Folie über den Topf gestülpt, die mit einem Gummi befestigt wird. Damit die Stecklinge nicht mit der Folie in Berührung kommen, fertigen Sie am besten ein Gestell aus gebogenem Blumendraht an, bevor Sie die Folie aufsetzen. Die Stecklinge werden an einem schattigen Standort im Frühbeet oder  in einem Vermehrungsbeet mit konstanter Temperatur von 16 °C zur Bewurzelung gebracht.

Nach 4-6 Wochen im Frühbeet oder 3 Wochen im Vermehrungsbeet sollten die Stecklinge Wurzeln gebildet haben. Dies können Sie überprüfen, indem Sie ganz leicht an den Pflänzchen ziehen. Wenn sich Wurzeln gebildet haben, können Sie die Folie entfernen bzw. den Topf aus dem Vermehrungsbeet nehmen. Schließlich ziehen Sie die bewurzelten Stecklinge sehr behutsam aus der Erde und pflanzen sie in 7,5-cm-Töpfe mit geeigneter Blumenerde.

Die Jungpflanzen werden fest angedrückt, in ein schattiges Frühbeet gestellt und reichlich gewässert; das Gießwasser sollte gut abfließen können. Die wachsenden Triebspitzen dieser Jungpflanzen knipsen Sie nach etwa 1 Woche ab, um ein kräftiges Wurzelwachstum zu fördern.

Tipp:

Die Pflanzen werden über den Winter im geschlossenen Frühbeet gehalten und erst im Frühjahr, sobald die Frostgefahr vorüber ist, ins Freie gepflanzt.

Unverholzte Teilstecklinge

Die meisten Stauden mit knolligen Wurzeln, wie z. B. Ochsenzunge, Rittersporn, Sonnenbraut, Grasnelke, Lupinen und Skabiosen, können nicht nur durch Teilung sondern ebenfalls durch junge Triebe vermehrt werden.

Dafür werden zunächst einige der grundständigen, jungen Triebe unterhalb des Blattansatzes ungefähr 7,5-10 cm weit abgeschnitten. Diese Stecklinge setzen Sie direkt ins Frühbeet oder aber in 7,5-cm-Töpfe, die mit einem Torf-Sand-Gemisch gefüllt sind.

Besprühen Sie die Stecklinge von oben mit Wasser, und halten Sie das Frühbeet stets geschlossen. Sobald die Stecklinge austreiben, beginnen Sie, für immer längere Zeit zu lüften. Nach etwa 6 Wochen werden die Stecklinge einzeln in  9-cm-Töpfe und im Herbst ins Freie gepflanzt.

Halbverholzte Sprossstecklinge

Auch viele Sträucher und Bäume wie Strahlengriffel, Orangenblume, Bartblume oder Lavendel können im Sommer durch Stecklinge vermehrt werden. Halbverholzte Stecklinge nimmt man von Jahrestrieben, die unten zwar schon leicht verholzt sind, oben aber noch in der Wachstumsphase und daher grün und unverholzt sind. Derartige Stecklinge werden im Hoch- bis Spätsommer abgenommen. Bis zur Bewurzelung erfordert diese Art der Vermehrung wenig Pflegeaufwand, da man ein geeignetes Vermehrungsbeet benötigt und die Wasserzufuhr und Beschattung sorgfältig kontrollieren muss. Erst nach 1-2 Jahren können die Pflanzen an ihren vorgesehenen Standort im Freiland gesetzt werden.

Die etwa 15-20 cm langen Seitentriebe desselben Jahres sind als Stecklinge geeignet. Der Steckling wird mit einem Messer oder einer Gartenschere dicht am Haupttrieb abgeschnitten. Dann entfernen Sie am unteren Sprossteil und schneiden den Spross unterhalb des ersten Blattknotens ab. Die große Triebspitze wird oberhalb eines Blattes entfernt, so dass der  Steckling 5-10 cm lang ist.

Achselstecklinge

Halbverholzte Stecklinge wurzeln oft besser, wenn Sie ein Stück des Hauptsprosses an ihnen belassen. Einige Arten, wie beispielsweise Feuerdorn, bilden ohne dieses „Anhängsel“ keine Wurzeln aus. Das Achselgewebe fördert die Wurzelbildung, da es stark teilungsfähige Zellen enthält.

Zunächst wird der Hauptspross mit mehreren Seitentrieben und möglichst ohne Blüten abgeschnitten und dann mit einem scharfen Messer unterhalb eines Seitentriebes schräg eingeschnitten. Mit dem gleichen Schnitt von oben nach unten wird der Seitentrieb samt Achselgewebe vom Hauptspross abgetrennt. Diese Stecklinge sollten etwa 5-7,5 cm lang sein, längere Triebe von der Spitze her kürzen.

Tipp:

Bei schwer zu vermehrenden Pflanzen sollte man mehrere Stecklinge ziehen.

Alle Stecklinge, ob mit oder ohne Achselgewebe – wurzeln am besten in einem geeigneten Anzuchtsubstrat, z. B. einer Mischung aus Torf und Sand. Ein 7,5-cm-Topf kann mit ungefähr fünf, ein 12-cm-Topf mit ca. zehn Stecklingen bepflanzt werden.

Die Stecklinge werden etwa bis zu einem Drittel ihrer Länge in das Substrat gesetzt, fest angedrückt und mit einem feinen Sprühaufsatz gut gewässert. Sie benötigen eine ständig feuchte Umgebung, so dass sich hier die Konstruktion eines Drahtgestells und anschließendes Abdecken mit Folie empfehlen. Wenn Sie größere Mengen an Stecklingen haben, sind sie in einem geeigneten Kasten, ebenfalls mit Folie abgedeckt, besser aufgehoben. Der Handel bietet für diesen Zweck beheizte Vermehrungsbeete an, die in der Regel allerdings recht teuer sind.

Das Anzuchtsubstrat sollte für die meisten winterharten Pflanzenarten auf einer gleich bleibenden Temperatur von 16-18 °C gehalten werden. Ein Großteil der Steckling wurzelt auch in unbeheiztem Substrat, was allerdings länger dauert.

Sobald sich Wurzeln gebildet haben, müssen die Stecklinge langsam an die trockenere oder kältere Umgebung im Freiland gewöhnt und abgehärtet werden. Die Folie wird entweder leicht angehoben oder durchlöchert, um Luft an die Pflanzen zu lassen; zu starker Lichteinfall sollte nach Möglichkeit vermieden werden. Die Pflänzchen dürfen niemals austrocknen.

Blattstecklinge

Wenn Sie gleich mehrere neue Sträucher aus nur wenigen Mutterpflanzen ziehen wollen, ist die Vermehrung aus Blattstecklingen eine empfehlenswerte Alternative, denn Blattstecklinge gedeihen oft besser als andere Stecklinge.

Blattstecklinge werden im Spätsommer oder zu Herbstbeginn von halbverholzten Seitentrieben, die im Frühjahr gebildet wurden abgenommen. Jeder Trieb sollte  mehrere Blätter und eine Knospe in jeder Blattachsel aufweisen.

Trennen Sie die Triebe mit einer Gartenschere ab und schneiden Sie diese dann einen scharfen Messer jeweils etwa 2 cm oberhalb und unterhalb eines Blattknotens durch, wobei der obere Schnitt gerade, der untere schräg verlaufen sollte. Auf diese Weise erhalten Sie aus einem Trieb drei oder vier Blattsteckling. Die Rinde der Stecklinge wird einem Messer etwas angeritzt und die Enden und die Wundstelle in ein Bewurzelungsmittel eingetaucht.

Anschließend setzen Sie die Stecklinge in substratgefüllte Töpfe ein. Die Knospen sollen knapp über der Substratoberfläche liegen. Ein 18-cm-Topf fasst ungefähr zwölf Stecklinge.

Bei Kamelien sollte der Blattsteckling aus nur einem Blattknoten mit einem Blatt  und einem Spross bestehen. Pflanzen Sie diese Stecklinge so in das Substrat ein, dass nur noch das obere Blatt zu sehen ist.

Alle Blattstecklinge werden nach dem Einpflanzen nur leicht mit Wasser besprüht und dann im Frühbeet untergebracht.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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