Welche Gartenorchideen gibt es? Sorten und Pflege-Infos
Inhaltsverzeichnis
Die verschiedenen Arten von Gartenorchideen stellen teilweise recht unterschiedliche Ansprüche an ihren Standort, den Boden und die Pflege. Deshalb kommt es häufig zu Pflegefehlern, die eine Kultur zum Misserfolg werden lassen. In der Regel sind Hybriden toleranter als Naturarten (Wildarten). Am besten werden die Freilandorchideen beim Fachhändler gekauft. Hier sind die Pflanzen nicht nur optimal vorbereitet, sondern auch wichtige Pflegehinweise und Standortbedingungen angegeben, die sich als sehr hilfreich bei der Kultivierung erweisen können.
Arten
Orchideen kommen nicht nur in den Tropen vor. Eine Vielzahl wächst auch in unseren Breitengraden. Einige Arten sind im Gebirge oder auf sehr kalkhaltigen Böden heimisch, andere bevorzugen feuchte Wiesen in der Nähe von Bachläufen oder sogar Moore. In der folgenden Liste stehen am Anfang die robusteren Gartenorchideen, die sich für Anfänger besser eignen, nach unten hin reagieren die Freilandorchideen zunehmend empfindlicher.
Gymnadenia (Händelwurz)
Einige Arten der Freilandorchidee Gymnadenia sind auch bei uns heimisch und als gut winterhart zu bezeichnen. Insgesamt ist diese Gartenorchidee eine der pflegeleichteren und toleranten Exemplare und daher gut für Anfänger geeignet. Ein Blütenstängel besteht meist aus vielen (bis zu 50) kleinen Einzelblüten mit charakteristischer Orchideenblütenform.
- Standort: halbschattig, vertragen auch vollsonnige Standorte bei entsprechender Bodenfeuchte
- Boden: gut durchlässig, sonst sehr tolerant
- wächst auf nahezu jedem normalen Gartenboden, gerne sandig oder kalkhaltig
- Düngen: auf humosen Böden nicht düngen, sonst einmal monatlich
- Wuchshöhe: 30-65 Zentimeter
- in der Regel gut frosthart
- im Winter mit Rindenmulch abdecken
- robuste Sorten: Gymnadenia conopsea, Gymnadenia odoratissima
Gattung Bletilla (Japanorchidee)
Eine der schönsten Gattungen der Gartenorchideen ist die Bletilla. Sie stammt ursprünglich aus dem asiatischen Raum (China, Japan) und ist als recht einfach zu kultivierende Freilandorchidee bekannt. Bletilla zeichnet sich durch herrlich filigrane Blüten in unterschiedlichen Farben aus. Einige Hybriden tolerieren sogar Fröste bis zu minus dreißig Grad.
- Standort: halbschattig, keine Mittagssonne
- Boden: recht bodentolerant, neutral oder leicht kalkhaltig
- Substrat: Gemisch aus humoser Erde, Sand, Rindenstücke
- Wuchshöhe: 20-30 Zentimeter
- einige Arten extrem kälteresistent (-30 Grad)
- kein besonderer Winterschutz notwendig
- im Winter gegen Nässe schützen (Rindenmulch, gegebenenfalls Folie spannen)
- vermehrt sich bei guter Pflege von alleine und bildet Kolonien
- robuste Sorten: Bletilla striata und Bletilla formosana
Calanthe
Zwar ist die Calanthe eigentlich in den tropischen Gebieten Asiens, Mittelamerikas und Afrikas heimisch, jedoch haben Züchter inzwischen etliche Sorten kreiert, die auch für die Freilandkultivierung geeignet sind.
- Standort: halbschattig
- Boden: gut durchlässig, leicht sauer
- winterhart bis etwa -10 Grad
- nicht düngen
- robuste Arten: Calanthe discolor, Calanthe kozu Hybride, Calanthe reflexa
Gattung Epipactis (Stendelwurz, Sumpfwurz)
Die Standortbedingungen der teilweise auch bei uns heimischen Orchidee sind sehr unterschiedlich. Während Arten wie Epipactis helleborine (Breitblättriger Stendelwurz) vorwiegend in den Laubwäldern Europas und Asiens, aber auch an Waldrändern und Lichtungen heimisch sind, wachsen Epipactis palustris (Sumpf-Stendelwurz) in ausgesprochenen Feuchtgebieten und vertragen etwas mehr Sonne und auch saure Böden.
- Standort: sonnig bis halbschattig
- Epipactis gigantea: kalkhaltige Böden
- Epipactis helleborine: neutrale Böden, aber sehr tolerant
- Epipactis palustris: saure bis neutrale Böden
- Substrat: höherer Humusanteil möglich, gut wasserdurchlässig
- Wuchshöhe: 20-100 Zentimeter
- viele Arten sind gut frostresistent
- bei guten Standortbedingungen sehr wuchsfreudig
- bei einigen Sorten ist eine Wurzelsperre notwendig
- häufigste Arten: Epipactis helleborine, gigantia und palustris
Pleione (Bergorchidee)
Die Berg- oder Tibetorchidee kommt in der Natur nur in wenigen Arten vor, dafür wurden von den hübschen Gartenorchideen unzählige Hybriden gezüchtet. Ursprünglich stammen die Orchideen aus südostasiatischen Monsungebieten. Die Vielfalt an unterschiedlichen Blütenfarben ist beträchtlich.
- Standort: absonnig bis halbschattig
- Boden: kalkfrei und gut durchlässig, humos
- Blüte: einige Sorten im Frühjahr, andere im Herbst
- früh blühende Arten sind in der Regel nicht frosthart (außer Pleione limprichtii)
- etwas kritisch bei langen, nassen Perioden im Winter (verfaulen)
- benötigen etwas mehr Nährstoffe
- alle 3-4 Wochen sehr verdünnt düngen (zwischen April und Ende Juli)
- im Winter mit Kiefernnadeln oder Torf abdecken
- gelegentlich neben Flüssigdünger auch ein paar Hornspäne zufügen
- robuste Sorten: Pleione formosana, Pleione limprichtii
Dactylorhiza (Knabenkraut, Fingerwurz)
Die Gattung Dactylorhiza umfasst etwa 40 verschiedene Arten und kommt in den gemäßigten Zonen Europas, Asiens und Nordafrikas vor. Der traubige Blütenstand der Gartenorchidee ist in der Regel sehr viel dichter mit Blüten besetzt als bei den übrigen Gattungen.
- Standort: halbschattig, viele Arten vertragen auch vollsonnige Standorte
- Boden: sandhaltig, pH-Wert 6-7, geringer Nährstoffgehalt
- gut wasserdurchlässig, sowohl feuchte wie auch eher trockene Lagen möglich
- können in der Natur auch im Trockenrasen, auf Dünen oder in Sümpfen gefunden werden
- Wuchshöhe: 60-70 Zentimeter
- Düngen: bei nährstoffarmen Böden alle 14 Tage mit verdünntem Orchideendünger (während der Blüte)
- im Frühjahr wenig Kompost oder Hornspäne in den Boden einarbeiten
- robuste Arten: Dactylorhiza fuchsii und purpurella
Frauenschuh (Cypripedium, Phragmipedium)
Eine der auffälligsten Orchideenarten, die fast ausschließlich in den gemäßigten Breitengraden mit kühlen Wintern heimisch ist, ist die Gattung Cypripedium. Von den fast 60 bekannten Arten und Varietäten nebst etwa 200 Hybriden weisen viele eine gute Frostverträglichkeit auf. Allen gemein ist das charakteristische, schuhförmige Blütenblatt, das meist auffällig hellgelb gefärbt ist. Allerdings gehört der Frauenschuh zu den empfindlichen Gartenorchideen, die nur bei optimalen Verhältnissen und Pflegebedingungen wachsen.
- Standort: halbschattig bis absonnig (nicht zu dunkel)
- Boden: gut durchlässig, eher kalkhaltig
- Wuchshöhe: 15-60 Zentimeter
- Düngen: nur sehr verhalten während der Blüte, Boden regelmäßig kalken
- sehr empfindlich gegenüber hohen Salz- und Nährstoffgehalten im Boden
- während der Blüte häufig mit schwacher Konzentration düngen (1/5 der normalen Konzentration Orchideendünger)
- robuste Sorten: Gisela, Michael, Ulla Silkiens, Cypripedium formosanum
Allgemeine Pflegetipps
Gartenorchideen sind bei ihrem Standort, Boden und in der Pflege ein wenig aufwendiger als andere Beet- oder Gartenpflanzen. So benötigen sie einen Boden, der zwar das Regenwasser gut ablaufen lässt, andererseits auch speichern kann, denn wirklich austrocknen darf das Substrat bei Freilandorchideen nie. Auf Staunässe reagieren sie jedoch prompt mit Wurzelfäule. Am besten eignet sich daher ein Substrat aus Gartenerde, Sand und Granulat. Um die Feuchtigkeit besser in der Erde zu halten, empfiehlt sich eine Schicht Rindenhumus aufzubringen.
Für alle Arten geltende Bedingungen:
- Standort: halbschattig
- hohe Luftfeuchtigkeit
- maßvolle Sonneneinstrahlung darf nicht fehlen (niemals Mittagssonne)
- Pflanzung auf die Nordseite eines lichten, Laub abwerfenden Gehölzes (Strauches) ist optimal
- Schutz vor Starkregen, Hagel und starken Windböen
- nicht unter einen Baum oder Strauch pflanzen (muss von senkrecht oben Licht bekommen)
- Boden möglichst unbehandelt lassen (nicht harken)
- Boden: Beimengung von Seramis, Lavagranulat und Sand, pH-Wert neutral (6,5)
- zusätzlich: Holzfasern oder Kokosfasern
- nicht mit Kompost düngen
- Düngen: besser zu wenig als zu viel, Frühjahr und Sommer mit verdünntem Orchideendünger
- in den ersten Jahren gar nicht düngen, dann alle 4-6 Wochen
- Boden nie austrocknen lassen, keine Staunässe produzieren
Begleitpflanzen
Ein unverzichtbarer Bestandteil eines jeden Orchideenbeetes im Garten sind Begleitpflanzen, die jedoch sehr sorgfältig ausgesucht werden müssen. Was die Ansprüche an Boden, Feuchtigkeit und vieles mehr angeht, müssen sie zu den Orchideen passen, dürfen diese nicht überwuchern oder im Wurzelwachstum behindern. Diese Begleitpflanzen erfüllen folgende Aufgaben:
- Beschattung des Bodens
- Eliminierung überflüssiger Nährstoffe
- Erhöhung der Luftfeuchtigkeit
Mangelerscheinungen erkennen
Gartenorchideen müssen nur selten bis gar nicht gedüngt werden. Trotzdem kann es auf dem einen oder anderen Boden zu Mangelerscheinungen kommen:
- Stickstoffmangel: gelbliche, blasse Blätter
- Phosphormangel: bräunlich-violette Blätter, schwach entwickelte Wurzeln
- Kaliummangel: braune Ränder an den Blättern
- Kalkmangel: Triebspitzen und Blattränder vertrocknen
- Eisenmangel: gelbe Blätter mit grünen Blattadern
Gartenorchideen kaufen
Es versteht sich von selbst, dass für die Kultivierung von Orchideen im eigenen Garten keine Wildpflanzen aus der Natur ausgegraben werden dürfen. Dies ist nicht nur strafbar, weil die meisten Exemplare unter Naturschutz stehen, sondern auch oft von Misserfolgen gekrönt, da entweder die empfindlichen Wurzeln beschädigt werden oder die Pflanze den Substratwechsel nicht verkraftet. Die besten Chancen auf eine erfolgreiche Kultivierung erreicht man durch den Kauf gezüchteter Hybriden, die von entsprechend spezialisierten Züchtern oder Händlern erworben werden können. Beim Kauf unbedingt darauf achten, dass eine Sorte gekauft wird, die gut frosthart ist.