Kakteen draußen im Freien überwintern | Pflege im Winter
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Kakteen gehören hierzulande nicht zum typischen Landschaftsbild. In unseren Häusern und Gärten sind sie dennoch oft gern gesehene Gäste. Sie begeistern mit ihrem ungewöhnlichen Wuchs und leuchtenden Blüten. Die Sortenvielfalt kennt schier keine Grenzen. Schnell ist die Sammelleidenschaft entfacht. Diese genügsamen Pflanzen kommen mit wenig Pflege aus. Doch überlieben sie eisige Winter im Freien? Schließlich sind sie als Wüstenbewohner bekannt.
Vertragen Kakteen Frost?
In unserer Vorstellung gehören Kakteen und Wüste untrennbar zusammen. Dort, wo die Sonne unermüdlich brennt und der Regen sich äußerst selten blicken lässt. Dort, wo Frost ein unbekanntes Wort ist. Stimmt, einige Kakteensorten stammen tatsächlich aus diesen unwirtlichen Sandgegenden, aber längst nicht alle. Da sind beispielsweise Blattkakteen, die tropische Regenwälder bevorzugen. Allerdings kennen auch sie in ihrer Ursprungsheimat keinen Frost. Sowohl Wüstenkakteen als auch die Regenwaldexemplare vertragen Minusgrade nicht, die bei uns ein fester Bestandteil des Winters sind. Sie gehören in den Kübel, und im Winter unbedingt ins Haus.
Doch da gibt es noch ein paar Überlebenskünstler aus der Kakteenfamilie, die in den hohen Anden oder den Bergen von Nordamerika wachsen. Diese Bergarten sind an Kälte gewöhnt und entsprechend frosthart. Auch bei uns dürfen sie ganzjährig draußen wachsen.
Winterharte Sorten
In der großen Familie der Kakteengewächse sind einige wunderschöne Sorten, die gut mit dem Frost zurechtkommen. Selbst Temperaturen bis minus 25 Grad machen diesen Wüstenbewohnern nicht viel aus. Vorausgesetzt natürlich, dass ihre Ansprüche an Standort und Pflege jederzeit optimal erfüllt werden. Zu den winterharten Arten gehören Igelsäulenkakteen (Echinocereus), Kugelkakteen (Escobaria) und Feigenkakteen (Opuntien). Darunter sind besonders folgende Sorten hierzulande empfehlenswert:
- Echinocereus adustus
- Echinocereus baileyi
- Echinocereus caespitosus
- Echinocereus coccineus
- Echinocereus inermis
- Escobaria missouriensis
- Echinocereus viridiflorus
- Escobaria arizonica
- Escobaria orcuttii
- Escobaria sneedii
- Escobaria vivipara
- Opuntia phaeacantha
- Opuntia fragilis
- Opuntia rhodantha
- Cylindropuntia imbricata (säulenförmig)
Sortenauswahl
Das Überwintern von Kakteen im Freien kann nur gelingen, wenn es sich dabei um frostharte Sorten handelt. Alle anderen Kakteensorten würden eisige Winter draußen nicht überstehen. Selbst in milden, frostfreien Wintern ist Vorsicht geboten. Auch wenn der Kaktus den Winter überstehen sollte, so werden zumindest das Wachstum und die Blütenbildung leiden. Für alle, die über kein geeignetes Winterquartier verfügen, sind winterharte Kakteensorten daher ein Muss. Wenn Sie nicht wissen, welche Sorten da bei Ihnen vor sich wachsen, sollten Sie das rechtzeitig vor dem Wintereinbruch abklären. Sie könnten beispielsweise im Fachhandel nachfragen oder im Internet recherchieren. Kaufen Sie für das Freiland zukünftig nur noch Kakteen die winterhart sind.
Standortwahl
Damit ein winterharter Kaktus den kalten Winter auch wirklich gut übersteht, ist die Winterhärte natürlich ein wichtiges Kriterium. Darüber hinaus benötigt der stachelige Wüstenbewohner das ganze Jahr hindurch gute Lebensbedingungen, um sich zu einem kräftigen, widerstandsfähigen Gewächs zu entwickeln. Nur dann strotzt er der Kälte und kommt unbeschadet in die neue Saison. Zu einer guten Pflege gehört insbesondere auch der optimale Standort.
- sonnig
- windgeschützt und regengeschützt
- Wasser muss gut abfließen können
- ggf. eine Drainageschicht anlegen
- auch das Auspflanzen auf einem Hang verhindert Nässe
- es kann auch ein kleiner Hügel angelegt werden
Kakteen mögen keine nassen Füße, dann faulen sie schnell. Insbesondere im Winter ist Staunässe gefährlich, da das gefrorene Wasser die Wurzeln schädigt.
Regenschutz
Einige Kakteensorten dürfen im Winter dem Regen nicht schutzlos ausgeliefert werden, sonst büßen sie ihre Winterhärte ein. Dazu gehören:
- Hybriden des Igelsäulenkaktus
- wie octacanthus und viridiflorus
- Kakteen aus der Gattung Gymnocalycium
- Kreuzungen der Opuntia und Escobaria Wildarten
Diese Kakteen dürfen zwar ins Freiland gepflanzt werden, und ganzjährig dort verbleiben. Sie brauchen jedoch ein schützendes Dach über ihre Köpfe, der den größten Teil des Regens von ihnen fernhält.
- ideal ist ein Standort unter einem Vordach
- alternativ auch ein Überbau
- Holzpfosten bilden das haltende Gerüst
- als Abdeckung ist Gewächshausfolie optimal
- zwei Seiten sollten offen bleiben
- das sichert ausreichenden Luftaustausch
Abdeckung
Im Herbst werden die meisten einheimischen Pflanzenarten mit einer Schicht Reisig oder Mulch abgedeckt. Kakteen allerdings benötigen auch im Winter viel Licht, deswegen sollten sie nicht abgedeckt werden. Es sollte auch alles vermieden werden, was den Wurzelbereich nass hält, wie zum Beispiel vertrocknete Pflanzenreste in der Nähe. Schnee als Abdeckung ist dagegen willkommen. Er schützt den Kaktus vor extremer Kälte und Nässe. Eine Schneeschicht darf also getrost liegen bleiben. Auch wenn der Kaktus darunter ganz verschwindet. Lediglich das Tauwasser kann zu Problemen führen. Daher ist es wichtig, dass dieses stets gut abfließen kann.
Wasserreduzierung
Kakteen speichern reichlich Wasser in ihrem Stamm, zum Teil auch in Blättern. Das ist in der warmen Jahreszeit durchaus wichtig für das Überleben der Kakteen. Im Winter kann ein Zuviel an Wasser dagegen katastrophale Auswirkungen haben. Wasser gefriert bereits ab Null Grad und dehnt sich aus. Die prall gefüllten Kakteen würden so schnell erfrieren. Deswegen muss die Wasserzufuhr früh an den nahenden Winter angepasst werden.
- bereits ab August mit Wasserreduzierung anfangen
- sukzessive weniger gießen
- ab September nicht mehr gießen
Mit jedem Tag werden die Kakteen immer schrumpeliger aussehen und schließlich flach am Boden hängen. Jetzt heißt es: Keine Panik! Und nicht zur Gießkanne greifen! Auch wenn die geliebten Kakteen kein schöner Anblick sind, es besteht kein Grund zur Sorge. Das erbärmliche Aussehen ist keine Folge von Wasserdurst. Vielmehr ist es eine erfolgreiche Strategie, um den kalten Winter zu überstehen, ohne Erfrierungen zu erleiden. Im Frühling, sobald die Temperaturen wieder merklich steigen, kann die Wasserzufuhr wieder aufgenommen werden. Die Kakteen erholen sich erstaunlich schnell von den Winterstrapazen. Die neue Wassergabe bügelt die schrumpelige Haut wieder glatt.
Dünger
Die Kakteen halten in der kalten Jahreszeit eine Art Winterruhe. In dieser Zeit wird das Wachstum vollkommen eingestellt. Das muss beim Düngen berücksichtig werden.
- ab Herbst das Düngen einstellen
- während der ganzen Ruheperiode überhaupt nicht mehr düngen
- erst im Frühjahr mit dem Düngen wieder anfangen
Kakteen in Kübeln überwintern
Kakteen und Terrakottatöpfe sind eine besonders dekorative Kombination. Deswegen werden Kakteen oft darin gepflanzt, aber auch in allen anderen möglichen Kübeln. Wenn der Herbst zu Neige geht, werden die Kübelpflanzen ins frostsichere Quartier gebracht. Für die meisten Pflanzen, und darunter auch für die meisten Kakteensorten ist das eine lebensrettende Maßnahme. Nicht jedoch für die winterharten Kakteen. Für diese Kakteenarten gehört die kalte Periode für ein gesundes Wachstum dazu. Danach ist die Blüte umso üppiger und schöner. Würde man sie in ein warmes Winterquartier stellen, würden diese Kakteen leiden.
- winterharte Kakteen dürfen/müssen im Freien überwintern
- benötigen jedoch Schutz
- Düngen und Gießen einstellen
- regengeschützt und windgeschützt aufstellen
- unter einem Vordach
- Kübel auf Styropor stellen und mit Vlies umwickeln
- Kaktus nicht umwickeln, da er Licht braucht
- im Frühjahr kann der Schutz wieder abgenommen werden