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Wespen im Winter – wie mit alten Wespennestern umgehen?

Wespennest

Ein verlassenes Wespennest auf dem Dachboden, versteckt im Rollladenkasten oder in der Gartenerde verursacht Kopfzerbrechen. Jetzt stehen wichtige Fragen im Raum zum richtigen Umgang mit dem alten Nest. Sollten alte Wespennester im Winter entfernt werden? Fügt der Zersetzungsprozess dem Dachstuhl oder Rollladenkasten Schaden zu? Besteht die Gefahr, dass sich die Wespenkönigin oder ihre Arbeiterinnen noch darin aufhalten? Wann sterben Wespen eigentlich? Lesen Sie hier fundierte Antworten auf alle Fragen zur besten Verfahrensweise mit alten Wespennestern.  

Video-Tipp

Alte Wespennester im Haus entfernen oder nicht?

Es unterliegt Ihrer individuellen Entscheidung, ob Sie ein altes Wespennest im Haus am Standort belassen oder es beseitigen. Sofern der Bau nicht stört, wird er sich im Laufe der Zeit von selbst auflösen. Dieser Prozess fügt der Bausubstanz, woran das Nest angebracht ist, keinen Schaden zu. Die wichtigsten Argumente für beide Alternativen haben wir im Folgenden zusammengefasst:

Hängenlassen

  • Der besetzte Bauplatz verhindert, dass sich hier erneut ein Wespenvolk ansiedelt
  • In einem Hohlraum ersetzt das alte Nest die von den Insekten für den Bau abgetragene Isolierung
  • An einem schwer zugänglichen Standort sind keine gefährlichen Manöver erforderlich, um an das Nest zu gelangen

Beseitigen

  • In einem Rollladenkasten können alte Wespennester den Lauf blockieren
  • An einem Roto-Dachfenster verhindert das Nest ein ungehindertes Öffnen und Schließen
  • Der verlassene Bau hängt an einer Dachrinne und staut das ablaufende Regenwasser

Es besteht kein Grund, ein ausgedientes Nest zu entfernen, weil Sie eine erneute Besiedlung durch Wespen befürchten. Wenngleich Wissenschaftler noch über viele Fragen zum Verhalten einer Wespenkönigin rätseln, steht definitiv fest, dass sie niemals ein bestehendes Nest in Beschlag nimmt.

Tipps zur Nestbeseitigung

Ist ein Rollladen unbrauchbar oder stören alte Wespennester anderweitig, kommen Sie nicht um eine Entfernung herum. Um den besetzten Rollladenkasten wieder nutzen zu können, öffnen Sie die Verschalung. Die groben Teile des Baus können Sie von Hand herausbrechen. Mit einem Staubsauger werden letzte Reste entfernt, die sich in den Rillen und Ritzen festgesetzt haben. Zum guten Schluss machen Sie den Rollladen wieder gängig.  

Befindet sich das verlassene Wespennest in einer schwindelerregenden Höhe, wie unter einem Dachvorsprung, wo es eine Ablaufrinne blockiert, hilft Ihnen der Dachdecker oder Zimmerer gerne weiter. Diese Fachleute sind nicht nur schwindelfrei, sondern verfügen über stabile Leitern und Werkzeuge, um das störende Gebilde aus dem Weg zu schaffen.

Tipp:

Haben Sie sich entschlossen, ein verlassenes Wespennest zu entfernen? Dann ist es aus ökologischer Sicht sehr sinnvoll, einen Termin im Frühjahr ins Auge zu fassen. Bis März/April überwintern zahlreiche Nützlinge, wie Florfliegen, mit Vorliebe in alten Wespennestern.

Entsorgung auf dem Kompost

Wespen

Ein altes Wespennest ist reiner Biomüll. Es besteht überwiegend aus Holzfasern, die von den Wespen zu einer papierartigen Hülle verarbeitet werden. Hierzu fliegen die Insekten die Holzvorräte in der Umgebung an. Hier hat es eine Wespe auf sogenanntes vergrautes Holz abgesehen, das sich an der verwitterten Oberfläche von Latten, Bohlen und Brettern befindet. Darin ist kein Lignin enthalten, sondern einzig Cellulose. Indem die Wespe ihren Kopf schwenkt und zugleich rückwärts geht, schabt sie die Holzfasern mit ihrem Oberkiefer ab. Mit ihrem Speichel verarbeitet sie die Cellulose zu Klümpchen, die sie am Nest entlang einer unfertigen Kante einbaut. Im Lauf der Zeit entsteht das runde Gebilde mit innen liegenden Waben und doppelten Außenschichten zur Wärmeisolierung. Somit besteht das gesamte Nest aus natürlichen Materialien, die Sie auf dem Kompost entsorgen können.

Ist ein leeres Wespennest wirklich leer?

Zwischen November und April können Sie davon ausgehen, dass ein Wespennest tatsächlich verlassen ist. Bis zu diesem Zeitpunkt hat sich die alte Wespenkönigin um genügend Nachwuchs gekümmert, liebevoll umsorgt von den Arbeiterinnen. Im Spätsommer schlüpfen die Jungköniginnen und werden von den Männchen begattet. Daraufhin sterben die Alt-Königin und ihr gesamtes Volk im Herbst ab. Die Jungköniginnen verlassen jetzt ihr heimatliches Nest und suchen ein sicheres Winterquartier in Scheunen, Mauerritzen oder morschen Bäumen. Im März weckt die Frühlingssonne die jungen Wespenköniginnen, woraufhin sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Standort für die Gründung ihres eigenen Wespen-Staates machen.

Tipp:

Fliegen aus einem scheinbar verlassenen Nest plötzlich Wespen heraus, bewahren Sie die Ruhe. Schlagen Sie keinesfalls nach den Insekten und rudern nicht in Panik mit den Armen. Derartige Reaktionen machen die Tiere wütend und aggressiv. Stattdessen bewegen Sie sich bitte mit ruhigen, zügigen Bewegungen vom Nest weg.

Erdwespennester besser entfernen

Eine Vielzahl von Wespenarten scheut sich nicht, im Boden ein Nest anzulegen. Ist der Bau verlassen, können Sie im Nachhinein kaum nachvollziehen, ob es sich bei den Bewohnern tatsächlich um Wespen handelte. Es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, dass sich hier Bienen oder Hornissen als Bauherrn betätigten. In diesem Fall kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Bau im nächsten Jahr wiederum bezogen und kräftig ausgebaut wird. Darüber hinaus stellt jedes Erdnest eine permanente Gefahr als Stolperfalle dar. So beseitigen Sie ein altes Erdnest fachgerecht:

  • Gut geeignet ist ein milder Tag zwischen November und März
  • Der Boden ist nicht gefroren
  • Mit dem Spaten die Erde umgraben, um alle Gänge auszuheben

Nachdem das Erdnest zerstört ist, können die verbliebenen Duftstoffe dennoch im nächsten Jahr ein neues Wespenvolk anlocken. Indem Sie die Duftstoffe mit natürlichen Mitteln überdecken, wird der Standort nicht mehr von den Insekten als möglicher Nistplatz wahrgenommen. Wenn möglich, bauen Sie hier Knoblauch, Basilikum oder Tomaten an, weil Wespen diese Gerüche verabscheuen. Ätherische Düfte vergrämen eine interessierte Jungkönigin ebenfalls. Stecken Sie mit Salmiak getränkte Tücher in die Erde, nehmen anfliegende Wespen gleich Reißaus.

Bewohntes Wespennest darf nicht einfach vernichtet werden

Gesetzeslage unbedingt beachten

Alte Wespennester dürfen ohne Bedenken entfernt werden. Solange ein Bau noch bewohnt ist, unterliegt er hingegen dem Naturschutz. Dieser umfasst alle staatenbildenden Insekten, wie Wespen, Bienen, Hornissen und Hummeln. Eine Ausnahme lässt die strenge Gesetzgebung nur gelten für die Gemeine und die Deutsche Wespe, wenn von ihrer Anwesenheit eine Gefahr für Leib und Leben ausgeht. Das Bundesnaturschutzgesetz legt in Paragraf 39, Absatz 14 sogar fest, dass die Insekten nicht in ihrer Entwicklung gestört werden dürfen. Zuwiderhandlungen werden mit einer Geldstrafe von bis zu 50.000 Euro geahndet. Das Vorgehen gegen ein Wespennest will somit gut überlegt sein. Sehen Sie eine Gefahr für Ihre kleinen Kinder, Allergiker oder im Haus lebende, eingeschränkt bewegliche Senioren, bedarf es einer schriftlichen Genehmigung. Zu diesem Zweck nehmen Sie bitte Kontakt auf mit der Stadtverwaltung, dem BUND oder einem qualifizierten Kammerjäger. Erst wenn ein Experte im Vorfeld die Gefahrensituation bestätigt hat, dürfen Sie Hand anlegen an bewohnten Nestern von Wespen oder anderen Insekten.

Die Entfernung eines aktiven Wespennestes gehört freilich in die Hände kompetenter Fachleute. Wer sich ohne Sachkenntnis und entsprechende Schutzkleidung daranmacht, einen bewohnten Nistplatz umzusiedeln oder zu vernichten, setzt sich unkalkulierbaren Risiken aus. Besser ist, Sie wenden sich an den örtlichen Imkerverein oder beauftragen einen lokal ansässigen Kammerjäger. Das hält die Kosten im überschaubaren Rahmen und schließt jegliches Risiko aus, das von einem wütenden Wespenschwarm ausgeht.

Fazit

Mit alten Wespennestern ist weit weniger aufwändig zu verfahren, als mit einem bewohnten Bau. Haben Sie ein Nest auf dem Dachboden oder im Rollladenkasten entdeckt, warten Sie bis zum Winter ab. Im Herbst sterben alle Wespen, bis auf die begattete, junge Wespenkönigin. Diese verlässt ebenfalls das alte Wespennest, um in einem sicheren Quartier zu überwintern. Zwingend beseitigen müssen Sie das leere Nest nicht, denn es fügt der Bausubstanz keinen Schaden zu. Wo das Gebilde stört, brechen Sie alle Teile heraus und entfernen den Rest mit dem Staubsauger. Da ein Wespennest ausschließlich aus verarbeiteten Holzfasern besteht, kann es unbesorgt auf dem Kompost entsorgt werden. Sofern es sich um ein Erdnest handelt, graben Sie den Boden um, wenn er nicht gefroren ist, damit die Gänge einstürzen.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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