Fleischfressende Pflanzen Haltung: Grundlagen zu Pflege und Füttern
Inhaltsverzeichnis
Fleischfressende Pflanzen stellen eine in der Botanik außergewöhnliche Pflanzengruppe dar, sowohl bei der exotischen Form als auch bei den Nahrungsgewohnheiten. Die Karnivoren haben besondere Ansprüche beim Pflanzsubstrat, außerdem brauchen die meisten Sorten viel Licht an ihrem Standort. Auch beim Gießwasser dürfen keine Kompromisse eingegangen werden, ansonsten verkümmern die Pflanzen schnell und bilden keine schönen Fallen aus.
Standort
Fleischfressende Pflanzen vertragen keine zu dunklen Standorte, deshalb sollte das Gewächs an einem Platz direkt am Fenster stehen. Die Fensterbank muss nicht immer noch Süden ausgerichtet sein, viele Sorten arrangieren sich auch mit einem Fenster in östlicher oder westlicher Ausrichtung. Nördlich ausgerichtete Fenster sind normalerweise viel zu dunkel, genauso wie Standorte im Rauminneren, welche über zu wenig Licht verfügen. Eine Ausnahme ist das Fettkraut, welches auch an einem Nordfenster gedeihen kann. Darüber hinaus ist ein Platz direkt über einem Heizkörper ebenfalls nicht geeignet, da dort die Luft viel zu schnell austrocknet. In diesem Fall kommt es zu vertrockneten Pflanzenteilen, ein schädlicher Umstand für die empfindlichen Gewächse. Während der warmen Sommermonate können die Karnivoren ins Freie umziehen, allerdings benötigen diese auch dort eine hohe Luftfeuchtigkeit.
- Brauchen einen extrem sonnigen Standort
- Optimal ist ein Südfenster
- Wärmebedarf von der Art abhängig
- Zu heiße Mittagssonne vermeiden
- Vor zu viel Sonnenbestrahlung beschatten
- Auf dauerhaft hohe Luftfeuchtigkeit achten, 70% sind ausreichend
- Perfekte Standorte sind Terrarien oder Aquarien
- Behältnisse nie ganz verschließen, um Hitzestau zu vermeiden
- Im Sommer Umzug ins Freie möglich, entweder Garten, Terrasse oder Balkon
- Einheimische Sorten im Moorbeet kultivieren
Kultivieren im Moorbeet
Beim Moorbeet gibt es viele Gestaltungsfreiräume, allerdings sollten in diesen Lebensraum keine fremden Nährstoffe gelangen. Aus diesem Grund dürfen keine Bäume oder Büsche in der Nähe stehen. Des Weiteren sind Fressfeinde bei der Freilufthaltung ein Problem, deshalb braucht das Moorbeet eine zusätzliche Schutzvorrichtung. Ansonsten kann es zu einer fatalen Attacke von Schnecken und Vögeln kommen.
- Geeigneten Platz mit wasserdichter Teichfolie auslegen
- Mit Pflanzsubstrat befüllen und ständig feucht halten
- Auf sonnigen Standort achten
- Wasserspeicher einbauen
- Ideal für Sonnentau, Fettkräuter und Schlauchpflanzen
- Engmaschigen Maschendraht als Schutz spannen
Pflanzsubstrat
Die Karnivoren benötigen ein ganz bestimmtes Pflanzsubstrat, welches aus unterschiedlichen Bestandteilen gemischt wird. Diese Mischungen gibt es im Fachhandel zu erhalten, allerdings sind sie nicht besonders preiswert. Wer schon einige Erfahrungswerte mit dem Kultivieren von Fleischfressenden Pflanzen gesammelt hat, der kann sich das Substrat auch selber zusammen mischen. Zu beachten ist, dass die jeweiligen Anteile der Inhaltsstoffe abhängig von der entsprechenden Sorte zusammengesetzt werden. Wenn die Verhältnisse nicht stimmen, kann sich dies negativ auf die Gewächse auswirken. Aus diesem Grund sollten Anfänger lieber auf die Hilfe von Fachleuten setzen. Auf Karnivoren spezialisierte Gärtnereien bieten auch zweckgerichtete Mischungen an, mit denen sich das Wachstum der Pflanzen verbessern lässt.
- Benötigen ein nährstoffarmes Pflanzsubstrat
- Niemals normale Garten- oder Blumenerde verwenden
- Ideal ist spezielle Karnivorenerde
- Grundlegende Bedürfnisse der Sorten beachten
- Alternativ lässt sich Weißtorf mit Quarzsand vermischen
- Pflanzsubstrat darf keinen Dünger enthalten
- Fertige Mischungen enthalten Quarzkies, Kokosfasern, Quarzsand, Perlite und Vermiculit
- Im Fachhandel gibt es spezielle Sondermischungen zu erhalten
- Anfänger sollten keine Risiken beim Substrat eingehen
Gießen & Düngen
Fleischfressende Pflanzen reagieren sehr empfindlich auf Kalk im Gießwasser, mit der Zeit können diese dadurch sogar ganz eingehen. In vielen Regionen ist das Leitungswasser sehr hart und deshalb nicht für das Gießen von Karnivoren geeignet. Wer über eine Osmose-Anlage für das Leitungswasser verfügt, der kann das gefilterte Wasser unbesorgt für die Fleischfressenden Pflanzen verwenden. Eine Alternative ist gesammeltes Regenwasser, jedoch kann dieses in Großstädten verunreinigt sein. Die Pflanzen sollten nicht direkt gegossen werden, sondern über einen externen Untersetzer. Erst wenn dieses Gießwasser komplett verbraucht wurde, ist erneut zu gießen Zwischendurch die Pflanze kurzzeitig trocken stehen lassen und nicht sofort nachgießen. Auf diese Weise bekommt das Pflanzsubstrat die Chance, sich auszulüften, dieser Vorgang funktioniert nur im trockenen Zustand. Wenn sich Probleme beim Wachstum einstellen, ist ein zusätzliches Düngemittel erforderlich.
- Nie kalkhaltiges Wasser benutzen
- Ideal ist destilliertes Wasser
- Alternativ demineralisiertes Wasser möglich
- Über den Untersetzer gießen
- Wasserstand sollte nach der Gießeinheit 2-3 cm betragen
- Auf hohe Luftfeuchtigkeit achten
- Regelmäßig mit Wasserdampf besprühen
- Niemals normales Düngemittel verabreichen
- Düngung erfolgt durch Fütterung von Frühling bis Herbst
- Nur speziellen Flüssigdünger für Karnivoren verwenden
Füttern & Nahrung
In der Regel versorgen sich Fleischfressende Pflanzen von alleine mit Nahrung und müssen nicht zusätzlich gefüttert werden. Wenn die Karnivoren hin und weder eine kleines Insekt fangen, dann sind diese gut versorgt. Selbst in den kühleren Wintermonaten ist ein Fang noch möglich, da sich stets einige Insekten in Wohnräumen aufhalten. Wer die Gewächse allerdings selber füttern möchte, um diesen faszinierenden Vorgang zu beobachten, der sollte einige Regeln dabei beachten.
- Nur lebende Insekten verwenden
- Fallen schnappen nur zu, wenn sich das Insekt noch bewegt
- Beute darf nie zu groß sein
- Größe der Insekten sollte nicht mehr als ein Drittel der Falle betragen
Sorten
Bei den Sorten der Fleischfressenden Pflanzen wird zwischen tropischen und einheimischen Arten unterschieden, die dazu noch mit unterschiedlichen Fallen ausgestattet sind. Bei den Klebefallen bleibt das gefangene Insekt an einem klebrigen Sekret hängen, im Anschluss zersetzen Enzyme das Opfer. Zu dieser Gruppe gehört unter anderem der Sonnentau. Die Klappfallen sind aus zwei Blatthälften zusammengesetzt, welche bei der Berührung mit Insekten zusammenklappen. Ein sehr bekanntes Beispiel ist die Venusfliegenfalle. Die größte Gattung der fleischfressenden Pflanzen sind die Wasserschläuche, bei denen sich viele faszinierende Arten ausgebildet haben. Die Wasserschläuche arbeiten mit Saugfallen, das sind mit Luft gefüllte Fangorgane, welche ihre Opfer durch einen Unterdruck einsaugen. Zu den Fallgrubenfallen gehören die Schlauchpflanzen, die den Insekten eine Falle stellen. Dagegen locken Reusenfallen die Insekten mit Lockstoffen ins Innere. Im Anschluss verhindern kleine Borsten die Flucht der Tiere.
Venusfliegenfalle
Die Venusfliegenfalle gedeiht sowohl im Moorbeet als auch bei Zimmerkultur, allerdings ziehen sich die Gewächse ab Herbst normalerweise bis auf den Wurzelstock zurück.
- Benötigt viel Sonne
- Hohe Luftfeuchtigkeit im Sommer
- Ideal ist Terrarium oder zusätzliche Glasschale
- Gesunde und kräftige Exemplare überleben auch frostige Winter
- Zimmerpflanzen im Winter kühler halten, bei 5-10° C
- Geringere Luftfeuchte während der Wintermonate
- Nicht füttern und auch nicht düngen
Sonnentau
Der Sonnentau trägt die botanische Bezeichnung Drosera capensis und bildet markante Klebefallen aus. Wenn die Luft allerdings zu trocken ist, dann bilden sich keine Klebetröpfchen aus und die Pflanze kann keine Insekten fangen.
- Bevorzugt viel Sonnenlicht
- Stets auf hohe Luftfeuchtigkeit achten
- Ideal für die Zimmerkultur, da nicht frosthart
- Im Sommer Umzug ins Freie möglich
- Überwintern bei Zimmertemperaturen
Fettkraut
Das Fettkraut trägt in der Botanik die Bezeichnung Pinguicula vulgaris und gedeiht am besten im Freien. Im Gegensatz zu anderen Karnivoren ist diese Sorte bei der Luftfeuchtigkeit nicht besonders anspruchsvoll.
- Gehört zu den Klebefallen
- Ideal für das Moorbeet
- Alternativ in Töpfen im Garten, auf dem Balkon oder der Terrasse
- Bevorzugt halbschattige Standorte
- Kann auch im Freien überwintern
- Bildet im Sommer Blüten aus
Wasserschlauch
Der Wasserschlauch trägt den botanischen Namen Utricularia sandersonii und lässt sich gut im Topf kultivieren. Allerdings sollte das Pflanzgefäß immer im Wasser stehen, damit das Gewächs nicht austrocknet.
- Heller Standort
- Direkte Mittagssonne vermeiden
- Braucht hohe Luftfeuchte, Untersetzer mit 2-3 cm Wasser füllen
- Untersetzer regelmäßig und gründlich reinigen
- Bildet hübsche Blüten aus
Kannenpflanze
Die Kannenpflanze heißt in der Botanik Nepenthes und bildet kannenförmige Fallen aus, die für das Fangen von kleinen Insekten verantwortlich sind.
- Heller, aber nicht zu sonniger Standort
- Empfindliche Pflanze verbrennt bei Mittagssonne
- Auf Schatten während Mittagszeit achten
- Luftfeuchtigkeit durch regelmäßiges Besprühen erhöhen
Umtopfen
Da die Fleischfressenden Pflanzen stets feucht gehalten werden sollten, ist ein regelmäßiger Wechsel des Pflanzsubstrats anzuraten. Ansonsten kann es zu einem Befall mit Schimmel kommen, der einen idealen Nährboden für andere Krankheiten bietet. Das verbrauchte Substrat sollte komplett ausgetauscht werden, um ebenfalls Mangelversorgungen vorzubeugen. Jedoch muss dabei nicht immer der komplette Blumentopf ausgewechselt werden, die Wurzeln wachsen langsam, aber stetig. Erst wenn das Gefäß zu klein wird und sich Wurzeln an der Außenseite zeigen, ist ein Wechsel notwendig.
- Jeden Frühling umtopfen
- Frisches und luftiges Pflanzsubstrat einsetzen
- Wurzeln sind extrem sehr empfindlich
- Schäden unbedingt vermeiden
- Vorsichtiger Umgang ist angeraten
- Substrat langsam ablösen, unter lauwarmer Dusche
- Fallen und Blätter vor dem Umtopfen schützen
- Mit Pappe oder Folie einwickeln
Schneiden
Fleischfressende Pflanzen sind nicht auf einen formgebenden Rückschnitt angewiesen. Lediglich die abgestorbenen Pflanzenteile sollten entfernt werden. Wenn die Pflanze zu groß wird und zu viel Platz im Aquarium oder Terrarium beansprucht, dann sollte diese besser geteilt werden. Auf diese Weise lässt sich der Wuchs auf natürliche Art und Weise kontrollieren.
- Regelmäßig ganz und gar vertrocknete Teile entfernen
- Vorsichtig vorgehen
- Schneiden schwächt die Pflanzen nur unnötig
Überwintern
Die Wintersaison stellt eine schwierige Phase für die Fleischfressenden Pflanzen dar, da diese während dieser Zeit oft zu wenig Licht abbekommen. Wenn sich der Standort gleichzeitig abkühlt, dann wirkt sich dieser Umstand nicht negativ auf die Karnivoren aus. Allerdings sind die meisten Wohnräume beheizt und deshalb auch im Winter über lange Zeitspannen warm. Darüber hinaus halten einige der Fleischfressenden Pflanzen eine Ruhepause ein und brauchen deshalb ein kühleres Winterquartier.
- Zu dunkle, aber warme Standorte mit Pflanzenlampen erhellen
- Sortenabhängig ist ein externes Winterquartier erforderlich
- Ideal ist heller Standort, mit Temperaturwerten zwischen 5-10° C
- Es bieten sich helle Flure und unbenutzte Gästezimmer an
- Bei zu kühlen Temperaturen hört das Wachstum auf
- Blätter verfärben sich bei falschen Standortbedingungen braun
Vermehren
Das Vermehren der Karnivoren lässt sich über verschiedene Arten durchführen, die alle nicht besonders einfach sind. Deshalb sollten das besser nur Züchter mit einschlägigen Erfahrungen in Angriff nehmen. Erforderlich sind extrem viel Fingerspitzengefühl und eine tägliche Pflege und Überprüfung der Pflanzen. Fleischfressenden Pflanzen lassen sich sowohl mit Hilfe von Samen, Stecklingen und der Teilung der Rhizome vermehren.
Samen
- Samen halten sich nicht lange
- Bei einigen Sorten brauchen Samen vorherige Behandlung
- Entweder mit Kälte oder Hitze vorbehandeln
- Fast alle Sorten sind Lichtkeimer
- Samen nur locker auf das Pflanzsubstrat legen
- Beständig feucht halten
Blattstecklinge
- Stecklinge auf frisches Pflanzsubstrat drücken
- Danach Blattstiel mit etwas Substrat bedecken
- Steckling wurzelt sofort im Substrat
- Alternativ Steckling in Glas mit destilliertem Wasser stellen und abdecken
- Junge Pflänzchen am Anfang stets feucht halten
- Ganz langsam an normale Gießeinheiten gewöhnen
Wurzelstecklinge
- Gesundes Stück der Wurzel abtrennen
- Separat einpflanzen
- Anfänglich gut feucht halten
- Schwächliche Exemplare vertragen diese Methode nicht
Rhizomteilung
- Pflanze komplett aus dem Topf nehmen
- In mehrere Teile brechen
- Einzelne Teile separat einpflanzen
- Immer vorsichtig vorgehen
Krankheiten & Schädlinge
Wenn die Standortbedingungen und die Pflege stimmen, dann treten Krankheiten nur selten auf. Vor dem Befall mit Schädlingen lassen sich die Pflanzen nur schwer beschützen. Deshalb sollten die Karnivoren regelmäßig auf einen Befall und erste Anzeichen für Krankheiten überprüft werden. Im Anfangsstadium ist es sehr leicht, geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Grauschimmel
- Tritt vor allem in der Wintersaison auf
- Idealer Nährboden sind zu feuchte und kalte Bedingungen
- Befallene Pflanzenteile sofort entfernen
- Deutlich weniger Gießeinheiten verabreichen
- Betroffene Pflanzen isoliert aufstellen
- Hellen und luftigen Standort aussuchen
- Zur Prävention regelmäßig abgestorbene Pflanzenteile beseitigen
Schimmel im Pflanzsubstrat
- Nur optisch ein Problem
- Durch zeitnahes Umtopfen beheben
- Luftiges Substrat einsetzen
- Standort regelmäßig durchlüften
- Im Winter weniger gießen
Blattläuse
- Gewächse reagieren empfindlich auf Befall
- Insekten vorsichtig mit Seifenlauge abspülen
- Bei extrem zarten Pflanzen Blattlaus-Spray zur Bekämpfung einsetzen
- Vorbeugend Zäpfchen mit Langzeitwirkung verwenden
Schildläuse
- Sehr schädlich, können zum Absterben der Pflanze führen
- Besonders anfällig sind hartblättrige Sorten
- Lösung mit Kontralineum einsetzen
- Abhilfe verschafft Blattglanz-Spray
Spinnmilben
- Ideal ist rechtzeitiges Aufspüren
- Mit Blattlaus- oder Milbenspray bekämpfen
Raupen
- Bei Aufenthalt im Freien möglich
- Gefräßige Schädlinge von der Pflanze absammeln
Schnecken
- Bei Kultivierung im Moorbeet möglich
- Absammeln und entfernen
- Vorbeugend Schneckenkorn verwenden