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Fleischfressende Pflanzen erfolgreich überwintern

Die verschwenderische Fülle der Natur hat einige außergewöhnliche Pflanzen hervorgebracht. Die Karnivoren gehören zweifellos dazu. Zugegeben, äußerlich sehen sie nicht immer beeindruckend aus. Doch in einem sind sie anders als alle anderen Pflanzen: Sie mögen Fleisch! Ticken sie in anderen Dingen auch so komisch? Wenn zum Beispiel der Winter naht: Brauchen sie da einen Verdauungsschlaf? Oder gar eine vegane Diät?

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Arten und klimatische Herkunft

Fleischfressende Pflanzen, auch Karnivoren, Carnivoren oder Insektivoren genannt, gibt es in zahlreichen Arten und Sorten. Sie sind nicht alle direkt miteinander verwandt, vielmehr sind sie innerhalb anderer Pflanzenordnungen zu finden. Auch ihre Verbreitung erstreckt sich über mehrere Kontinente und berührt dabei verschiedene Klimazonen. So unterscheiden sie sich auch in ihren Anforderungen an die Lebensbedingungen und Pflegeansprüche.

Wenn es um die Überwinterung geht, ist deswegen eine verallgemeinernde Aussage nicht möglich. Nicht alle fleischfressenden Pflanzen brauchen im Winter eine Ruhepause und hinsichtlich der Winterhärte gehen sie weit auseinander. Klären Sie daher ab, aus welcher ursprünglichen Gegend ihre fleischfressende Pflanze stammt und zu welcher Gattung sie gehört. Danach richten sich meist auch ihre Ansprüche in der kalten Jahreszeit. Im Zweifelsfall sollten sie lieber frostgeschützt überwintert werden. Die gängigen Arten, die bei uns kultiviert werden, werden nachfolgend bezüglich ihrer winterlichen Ansprüche näher beschrieben.

Venusfliegenfalle

Venusfliegenfalle

Sie ist der unangefochtene Star unter den Karnivoren. Ihre Fangblätter schnappen in sekundenschnelle zu, das Insekt sitzt in der Falle. Ein Schauspiel, das anscheinend viele Menschen fasziniert, denn die Nachfrage nach ihr ist groß. Ihre Ursprungsheimat liegt in den USA, in North und South Carolina sowie Florida, wo sie andere klimatische Bedingungen hat als in Nord- und Mitteleuropa. In ihrer Heimat wächst sie in der freien Natur, hier wird sie als Topfpflanze gehalten.

Ruhebedarf

Die Venusfliegenfalle ist nur eingeschränkt winterhart, daher beginnt für sie im Herbst eine längere Ruhepause. Um zu erkennen, wann sie Ruhebedarf hat, ist kein Blick in den Kalender notwendig, die Venusfliegenfalle gibt selbst deutliche Zeichen.

  • sie bildet sehr kleine Blätter aus
  • sie öffnet ihre Blätter nicht
  • das Innere der Blätter verfärbt sich nicht mehr rot

Wenn Sie diese Anzeichen bemerken, ist es an der Zeit ihr ein geeignetes Winterquartier bis April zu geben. Zuvor werden die oberirdischen Teile abgeschnitten, damit sie nicht schimmeln können.

Hinweis:

Junge Pflanzen sollten in den ersten beiden Jahren keine Winterruhe halten

Winterquartier

Diese Karnivore stellt gewisse Ansprüche an ein optimales Winterquartier. Es sollte folgende Eigenschaften aufweisen:

  • keine großen Schwankungen in der Raumtemperatur
  • gleichbleibende Temperaturen von 5 bis 10 Grad Celsius
  • sehr hell
  • frei von Zugluft

Geeignete Quartiere könnten sein:

  • Kellerräume mit großem Fenster, das reichlich Licht hinein lässt
  • lichtdurchflutete Dachböden
  • unbeheizte Treppenhäuser

Winterpflege

Venusfliegenfalle

Während ihrer Ruhephase muss nur eine minimale Grundversorgung aufrechterhalten werden. Sie benötigt in dieser Zeit überhaupt keinen Dünger und nur wenig Wasser. Alle zwei bis drei Wochen kann mäßig gegossen werden. Niemals sollte sich Staunässe bilden. Der Untersetzer muss zeitnah entleert werden, falls sich Gießwasser darin gesammelt hat.

Überwintern im Kühlschrank

Ist kein geeignetes Winterquartier vorhanden, das alle zuvor genannten Bedingungen erfüllt, bleibt noch der Kühlschrank als letzte Alternative übrig. Dafür müssen Sie Ihren Kühlschrank nicht ausräumen, etwas Platz genügt.

  1. Holen Sie die Pflanze aus dem Topf raus.
  2. Entfernen Sie die Blätter und die Fallen.
  3. Befreien Sie die Wurzeln vollständig vom Substrat.
  4. Spülen Sie den Wurzelballen mit lauwarmem Wasser aus.
  5. Feuchten Sie mehrere Lagen Küchenkrepp an und umwickeln Sie den Wurzelballen damit.
  6. Geben Sie den so umwickelten Ballen anschließend in einen feuchten Klarsichtbeutel.
  7. Verschließen Sie den Beutel mit einem Band.
  8. Geben Sie den Beutel in den Kühlschrank.
  9. Im April kann die Pflanze das Winterquartier verlassen.
  10. Prüfen Sie die Wurzeln auf Fäulnis und entfernen Sie erkrankte Teile.
  11. Pflanzen Sie die Venusfliegenfalle wieder ein.
Tipp:

Achten Sie in dieser Zeit besonders darauf, keine schimmelnden Lebensmittel im Kühlschrank zu haben.

Überwintern im Freien

Wenn Ihre Venusfliegenfalle direkt im Garten wächst, könnten Sie eine Überwinterung im Freien wagen. Wichtig ist, dass die Pflanze nicht zu jung und von kräftigem Wuchs ist. Sie braucht aber unbedingt einen Winterschutz und sollte abgedeckt werden. Doch auch der beste Schutz ist keine Überlebensgarantie, insbesondere in sehr kalten Wintern.

Schlauchpflanzen

Die Schlauchpflanzen, auch Trompetenpflanzen genannt, kommen ebenfalls aus den USA. Eine beliebte Sorte ist die Rote Schlauchpflanze, sie gilt als robust und winterhart. Daneben gibt es aber auch andere Schlauchpflanzenarten, die gar nicht oder nur zum Teil winterhart sind, wie die Braunrote oder Weiße Schlauchpflanze.

Ruhebedarf

Im Herbst beginnt die Winterruhezeit der Schlauchpflanzen, botanisch Sarracenia. Nur junge Pflanzen brauchen in den ersten drei Jahren keine Ruhepause. Nicht winterharte Schlauchpflanzen werden bei uns in Töpfen kultiviert. Sie reagieren empfindlich bei Frost, denn im Topf kann der Wurzelballen schneller erfrieren.

Hinweis:

Wenn es auf die Winterruhe zugeht, bilden manche Pflanzen sog. Phyllodien. Diese nicht karnivoren Blätter sehen aus wie zusammengedrückte Schläuche.

Winterquartier und Pflege

Das ideale Überwinterungsquartier für Schlauchpflanzen im Topf ist hell und mit 2 bis 10 Grad auch kalt. Sie brauchen keine Düngergaben und auch mit Wasser sollte gegeizt werden. Die schlimmsten Feinde im Winterquartier sind nämlich Schimmel und Fäulnis. Bedingt winterharte Sorten können leichte Fröste im Freien überstehen. Wird es zu kalt, müssen sie in ein geschütztes Winterquartier wechseln.

Kannenpflanzen

Karnivoren - Kannenpflanzen

In Neuguinea, Malaysia und Philippinen wachsen rund 100 Arten der Kannenpflanzen, bot. Nepenthes. Bei uns kommen vor allem verschiedene Hybridsorten als Zimmerpflanze zum Einsatz. Im Winter hören sie auf zu blühen und zu wachsen.

  • Tieflandkannenpflanzen brauchen ganzjährig und durchgängig Tag und Nacht 20 bis 30 Grad Celsius
  • Hochlandkannenpflanzen können nachts bei 10 bis 16 Grad Celsius stehen.
  • brauchen viel Helligkeit
  • im Winter Pflanzenlampe aufhängen
  • keinen Dünger geben
  • geringerer Wasserbedarf als im Sommer
Hinweis:

Es kann auch bei guter Winterpflege vorkommen, dass aufgrund von Lichtmangel einige Blätter vertrocknen.

Wasserschläuche

Wasserschläuche fangen ihre Beute in schlauchartigen Fallen, daher haben sie auch ihren Namen her. Südamerika und Australien sind ihr Hauptverbreitungsgebiet. Dort sind sie an heißes Klima gewöhnt und in ihrer Vegetationsphase auch an reichlich Wasser.

Grasartiger Wasserschlauch (Utricularia graminifolia)

Ihn findet man außerhalb seiner angestammten Heimat vor allem in Aquarien. Darin kann diese fleischfressende Pflanze auch gut überwintern, ohne spezielle Vorkehrungen oder spezielle Pflege. Als Sumpfpflanze hingegen muss sie im Winter geschützt werden, da sie nicht winterhart ist. Am einfachsten geht das, wenn sie vor den ersten Frösten in ein Aquarium wechselt und dort den Winter verbringt. Sobald kein Frost mehr zu erwarten ist, darf sie wieder in den Gartenteich.

Gewöhnlicher Wasserschlauch (Utricularia vulgaris)

Diese Art von Wasserschlauch treibt frei im Gartenteich. Dank guter Winterhärte kann die Pflanze direkt im Teich überwintern. Im Herbst rollt sie sich einfach zu einer Kugel zusammen und sinkt auf den Grund des Teichs. Nach der Winterruhe entrollt sich die Pflanze einfach wieder und treibt neu aus. Das nennt man auch eine gärtnerfreundliche Überwinterung.

Schusspflanzen

Auch sie kommen von weit her, denn Australien ist ihre natürliche Heimat. Obwohl sie keinen Winterschlaf halten, ist ihr Pflegebedarf im Winter geringer als im Sommer.

  • fällt die Temperatur draußen unter 10 Grad Celsius müssen sie rein
  • der Winterstandort muss hell sein
  • der Wasserbedarf ist gering
Tipp:

Wenn die Pflanze im Sommer wieder raus darf, darf sie nur dosiert der Sonne ausgesetzt werden, bis sie sich daran wieder gewöhnt hat. Ansonsten können ihre Blätter verbrennen.

Sonnentau

Karnivoren Sonnentau

Arten dieser Gattung sind zahlreich an der Zahl und in Südafrika, Südamerika und Australien beheimatet. Von der Droserea gibt es sowohl winterharte als auch nicht winterharte Sorten.

Temperierte Arten

Diese Arten sind winterhart und auch in Europa verbreitet. Sie wachsen im Moorbeet und Freiland. Sie brauchen eine Winterruhe, erfordern dabei jedoch kaum Unterstützung des Besitzers. Die Pflanze zieht sie zurück und bildet eine sog. Überwinterungsknospe. Sobald es ihr im Frühjahr warm genug ist, treibt sie wieder aus.

Hinweis:

Wenn das Wasser im Moorbeet vollständig gefriert, kann die Pflanze kein Wasser mehr aufnahmen und würde vertrocknen. Achten Sie darauf, dass diese Situation nicht eintritt.

Subtropische Arten

Subtropische Arten des Sonnentaus sind ausgesprochen leicht zu kultivieren, deswegen ist diese Art bei uns häufig als Zimmerpflanze anzutreffen. In ihrer Heimat haben sie warme Sommer und kühlere Winter. Im Sommer können sie daher bei uns im Freien stehen, müssen aber bei Raumtemperatur überwintern, weil unser Winter viel zu kalt für sie ist.

  • müssen frostfrei überwintern
  • Raumtemperatur zwischen 15 und 18 Grad Celsius
  • Standort mit sehr viel Licht
  • kein Dünger und weniger Wasser
Sonnentau - Drosera

Nicht alle Arten des subtropischen Sonnentaus benötigen im Winter eine kältere Umgebung. Einige Arten können problemlos bei normaler Zimmertemperatur überwintert werden. Darunter die beliebten Sorten Drosera aliciae und Drosera capensis. Allerdings benötigen sie in der dunkleren Jahreszeit eine Pflanzenlampe, die ihnen zusätzliches Licht spendet. Stehen sie zu dunkel, sinkt ihre Widerstandskraft und Grauschimmel kann die unerwünschte Folge sein.

Hinweis:

Verfärben sich die rötlichen Blätter des Sonnentaus grün, ist das ein Zeichen von Lichtmangel.

Tropischer Sonnentau

Tropische Sonnentauarten brauchen ganzjährig warme Temperaturen, viel Helligkeit und direktes Sonnenlicht. Eine Luftfeuchtigkeit von mind. 50 Prozent sollte schon sein. Damit sie gut gedeihen, brauchen sie dennoch eine Ruhepause. Bei 15 bis 18 Grad Celsius überstehen sie den Winter am besten. Hell darf es trotzdem sein. Gießen Sie ausschließlich mit kalkarmem Wasser, im Winter etwas weniger.

Zwergsonnentau

Ein Terrarium mit hoher Luftfeuchtigkeit ist ideal für diese Minigewächse. Es sollte möglichst viel Sonne abbekommen. Im Winter kommt es mit einer Temperatur von 12 bis 15 Grad Celsius gut aus. In dieser Zeit benötigt es weniger Wasser.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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