Bauanleitung: Fledermauskasten anfertigen und aufhängen
Inhaltsverzeichnis
Unter den Baumfledermäusen herrscht große Wohnungsnot. Ihre angestammten Rückzugsorte für die Überwinterung und die Aufzucht der Jungen fallen gnadenlosen Abholzungen zum Opfer. Dabei sind es explizit die alten, ausgehöhlten Bäume, die bedrohten Fledermausarten ein Dach über dem Kopf bieten. Möchten Sie einen Beitrag leisten zum Erhalt dieser einzigartigen Säugetiere, finden Sie hier die Bauanleitung für einen Fledermauskasten mit Tipps zum richtigen Aufhängen. Das vorgestellte Modell ist so konzipiert, dass verschiedene Fledermausarten sich hier ansiedeln können. Eine Platzierung an der Hauswand oder in Stallgebäuden ist somit ebenfalls möglich.
Liste der Bauteile
Als Holzart empfehlen sich in erster Linie sägeraues Kiefern-, Tannen- und Fichtenholz, das auf keinen Fall mit Präparaten zur Imprägnierung behandelt werden darf. Selbst biologische Mittel sind vollkommen ungeeignet, denn nur auf einer möglichst rauen Oberfläche finden die kleinen Fledermauskrallen ausreichenden Halt. Idealerweise verwenden Sie Holzkomponenten mit einer Stärke von 20 bis 25 Millimetern. Diese Bauteile werden benötigt: (Maße in Länge x Breite x Stärke)
- 1 Aufhängeleiste mit 700 x 40 x 20 mm
- 1 Dachplatte mit 130 x 310 x 20 mm
- 1 Bodenplatte mit 210 x 30 x 20 mm
- 1 Brett als Rückwand mit 450 x 250 x 20 mm
- 1 Brett als Vorderwand mit 350 x 250 x 20 mm
- 2 Seitenwände, verjüngend von 300 x 40 bis 20 x 20 mm
Damit das Holz im Innenraum des Kastens wirklich rau genug ist, wird es zusätzlich mit einem spitzen Gerät, wie dem Schraubenzieher, quer zur Maserung aufgekratzt. Wahlweise legen Sie mit einer Säge kleine Nuten an. Da die Rückwand zugleich als Anflugbrett fungiert, wird diese von oben bis unten mit Nuten versehen zum Anklammern bei der Ankunft.
Fledermauskasten anfertigen
Der Fledermauskasten dieser Bauanleitung verfügt über eine schräg verlaufende Vorderwand. Dieses Attribut gibt den Tieren verschiedener Arten die Möglichkeit, ihren Lieblingsplatz frei auszuwählen. Fledermäuse lieben einen beengten Hangplatz, bei dem sie sowohl mit dem Bauch als auch mit dem Rücken Kontakt zum Holz erhalten. In diesen Schritten bauen Sie das Häuschen zusammen:
- Die Rückwand von innen her mit der Aufhängeleiste so verschrauben, dass keine Metallteile in den Innenraum ragen
- Die Seitenwände mit der Rückwand verleimen
- Nun den Boden mit der Vorderwand verschrauben oder daran festnageln
- Daraufhin die Vorderwand mit den Seitenwänden verleimen
- Zum Schluss das Dach anbringen
- Bis auf den Zugangsschlitz alle Ritzen verleimen für eine Zugluft-freie Box
Wird der Korpus abschließend mit Teerpappe umwickelt, beugt diese Maßnahme dem gefürchteten Spechtschlag wirksam vor. Die Anflugleiste bleibt davon ausgenommen. Über diese Öffnung reinigt sich das Fledermaushaus zugleich selbst, da der Kot hindurchfällt.
Alternative Vorgehensweise
Da die vordere Wand des Fledermauskastens schräg angesetzt wird, können Sie die Ritze zwischen Dach und Korpus extra klein halten, wenn Sie nach dieser Anleitung vorgehen:
- Zuerst den Boden an die Vorderwand anschrauben oder nageln
- Anschließend die Seitenwände an die vordere Wand leimen
- Diese Teile nun mit der Rückwand verbinden
Den Grundkasten in Händen, schneiden Sie ihn am oberen Ende mit der Kreissäge so zurecht, dass sich dort das Dach passgenau anbringen lässt. Daraufhin wickeln Sie den Kasten in Teerpappe und befestigen ihn an der Aufhängeleiste.
Richtig aufhängen
Das eigenhändig angefertigte Ersatzquartier für Fledermäuse wird idealerweise in Gruppen mit 5 bis 7 Kästen in Baumgruppen oder am Haus aufgehängt. Wählen Sie hierzu eine Höhe von 3 bis 5 Metern. Damit die Fledermäuse ihr Zuhause frei anfliegen können, sollten sich keine Äste und Laub in unmittelbarer Nähe befinden. Nadelbäume sind aufgrund des hohen Harzaufkommens eher ungeeignet, um darin einen Fledermauskasten aufzuhängen. Zu groß ist die Gefahr, dass die Flügel mit dem Harz in Berührung kommen und verkleben. Frei hängende Boxen, die hin und her schwanken, werden von Fledertieren gemieden.
Eine Ausrichtung in Süd-West-Richtung ist optimal, da es unter direkter Sonneneinstrahlung schnell zu heiß wird im Holzkasten für die ausschließlich nachtaktiven Säugetiere. Gegen den einen oder anderen wärmenden Sonnenstrahl haben die Tagschläfer indes nichts einzuwenden. Eine Straßenlaterne oder eine grelle Leuchtreklame in der Nähe wird hingegen als extrem störend empfunden.
Von überlebenswichtiger Relevanz für den Hangplatz ist eine ruhige Lage. Die nachtaktiven Tiere sind auf ausreichende Ruhephasen dringend angewiesen. Je weniger die Fledertiere gestört werden, desto wohler fühlen sie sich in ihrem neuen Zuhause und kommen immer wieder dorthin zurück. Das gilt auch für die Witterungsbedingungen vor Ort. Ein Fledermauskasten am windumtosten Standort wird kaum einen Bewohner anlocken. Wählen Sie hingegen einen Platz im Windschatten, wird die Konstruktion sich großer Beliebtheit unter den flatternden Bewohnern erfreuen.
Isolierung mit Dämmstoff ist kontraindiziert
Es ist von Fledermaus-freundlichen Heimwerkern gut gemeint, wenn sie den Fledermauskasten mithilfe doppelter Wände und Styropor winterfest gestalten möchten. Allerdings haben Feldversuche von Tierschutzorganisationen erwiesen, dass derartige Winterschlafkästen mit erheblichen Nachteilen verbunden sind. Zunächst sind diese Boxen zu klein, da Fledermäuse vorzugsweise in sehr großen Gruppen ihren Winterschlaf halten. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass Ameisen angelockt werden. Die emsigen Insekten legen im Dämm-Material Gänge an und tragen es nach draußen. Im Ergebnis ist die Position der Fledermaus-Wohnung aufgrund des schneeweißen Materials weithin sichtbar, was so mancher Räuber für sich zu nutzen weiß.
Reinigung
Da nach dieser Bauanleitung ein bodenseitiger Spalt als Einschlupf vorgesehen ist, dürfte in der Regel eine Reinigung nicht erforderlich sein, da der Tierkot hindurchfällt. Im Zweifel ist es gleichwohl möglich, die Box mit einem Zweig auszukehren. Diese Reinigung ist natürlich nur möglich, wenn die Bewohner gerade nicht daheim sind, was außerhalb der Winterruhe von Juni bis September durchaus der Fall sein kann.
Fledermausschutz ist aktiver Naturschutz
Die Fledermaus zählt zu den am meisten gefährdeten Tierarten in Europa. Die Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums, die exorbitante Verwendung von Insektiziden und Pflanzenschutzmitteln sind nur einige Beispiele für die Gründe des Aussterbens. Dabei sind Fledermäuse als Insektenfresser unverzichtbarer Bestandteil im ökologischen Gleichgewicht. Sie machen sich des Nachts auf die Jagd nach Schädlingen, die andernfalls rasch überhand nehmen. So stehen Mücken, Schnaken und nachtaktive Schmetterlinge auf ihrem Speisezettel. Dabei hat jede der bei uns heimischen 30 Fledermausarten ihre bevorzugte Beute und jagt auf ganz individuelle Art, sodass Konkurrenz um Nahrung nicht entsteht. Mit der Anfertigung eines Fledermauskastens oder gleich mehrerer Exemplare leisten Sie einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung dieser wichtigen Insektenfresser. Darüber hinaus tragen folgende Maßnahmen ebenfalls zum Schutz von Abendsegler und Kollegen maßgeblich bei:
- Gemischte Hecken pflanzen
- Tockenmauern erstellen und von der Natur bepflanzen lassen
- Hohle Baumstämme im Garten belassen und nicht entsorgen
- Einen Teich anlegen, idealerweise ergänzt durch einen Bachlauf
- Keine Insektizide verwenden, damit die Fledermäuse genug Nahrung finden
- An offenen Regentonnen ein kleines Brett anbringen als Ausstiegsmöglichkeit
Darüber hinaus haben sich verschiedene Pflanzen als besonders insektenfreundlich erwiesen, wovon wiederum die Fledermäuse profitieren. Hierzu zählen unter anderem:
- Gemeiner Schneeball (Viburnum opulus)
- Mädesüß (Filipendula ulmaria)
- Taglilie (Hemerocallis citrina)
- Wiesensalbei (Salvia pratensis)
Zudem gelten Brombeere (Rubus fruticosus) und Himbeere (Rubus idaeus) sowie Schlehe (Prunus spinosa) und der Apfelbaum (Malus domestica) als ideale Kandidaten für den Fledermaus-freundlichen Naturgarten.
Fazit
Jeder Haus- und Gartenbesitzer kann einen wertvollen Beitrag leisten, die Fledermaus vor dem Aussterben zu bewahren. Die Linderung der Wohnungsnot ist mit einfachen Mitteln zu bewerkstelligen. Da die natürlichen Rückzugsorte immer mehr zurückgehen, stellen Sie den genialen Insektenfressern ein Ersatzquartier zur Verfügung. Nach dieser Bauanleitung fertigen Sie einen Fledermauskasten im Handumdrehen selber an. Die Tipps zum fachgerechten Aufhängen zeigen auf, an welchen Standorten das neue Zuhause am schnellsten akzeptiert wird von den flatternden Bewohnern. Gestalten Sie den Garten darüber hinaus Insekten-freundlich, ist der Tisch für die bedrohten Säugetiere reich gedeckt.