Das beste Substrat für Erdbeeren – welche Erde verwenden?
Inhaltsverzeichnis
Das beste Substrat für Erdbeeren ist nicht unter irgendwelchen Spezial-Erden zu suchen, sondern sollte viel Erde enthalten, inklusive Humus und Sand o. ä., damit sie durchlässig und schön locker wird. Erde kaufen war früher eine leichte Übung: Bei der Gärtnerei in der Nähe vorbeifahren, Mörteltuppe voll Pflanzerde schippen und Erdbeerpflanzen einladen, daheim Balkonkasten füllen und Erdbeeren pflanzen. Heute ist die Auswahl an Substraten sehr viel größer, aber mehr Erde gibt es deshalb nicht.
Das beste Substrat im Balkonkasten
Dass die Auswahl an käuflichen Substraten heute sehr viel größer ist als früher, macht den Einkauf des besten Substrats für Erdbeeren nicht einfacher. Im Gegenteil, Sie müssen mehr „für Erdbeeren nicht gute Substrate“ aussortieren:
1. Fertig abgepacktes Substrat
Heute gibt es die Gärtnerei in der Nähe nicht mehr; das Gartencenter und Co. bieten eine unübersehbare Vielzahl von Blumen-etc.-Erden von ein paar Cent bis ein paar Euro pro Liter an:
- Es gibt viele für Balkon- und andere Pflanzen in Haus und Garten geeignete Substrate
- Aktiv-Erde, Blumenerde, Gärtnererde, Gärtnerpflanzerde und 18 weitere, bis zur Universalerde
- 18 von 22 Substraten tragen das Wort „Erde“ im Namen
- Keines enthält Mengen davon, die die Produktbezeichnung „Erde“ rechtfertigen
- Erde ist eine Mischung aus ca. 50 % Mineralien, bis 20 % Humus, Luft + Wasser
- Luft und Wasser ist in Substrat eher schwer verkäuflich, die haben Sie genug im Garten (s. aber gleich unten)
- Mit „Mineralien“ sind Lehm, Ton, Sand und Schluff gemeint
- Auch die sind im Garten nicht knapp (werden in Richtung Erdmitte sogar mehr)
- Was im Garten fehlt, ist der Humus
- Er ist für eine Erde, in der Pflanzen wachsen sollen, grundlegend wichtig
- Weil er bis auf Spurenelemente die Nährstoffe enthält bzw. nach Düngen speichert
- Und weil er dafür sorgt, dass Luft und Wasser gleichmäßig verteilt in die Erde eingebunden werden
- Waldboden enthält ca. 20 % Humus, Wiese 5-10 %, Acker um 2 %
- Für einen Gartenboden wird ein Humusgehalt zwischen 10 und 30 % empfohlen
Demnach könnte man annehmen, dass die käuflichen Substrate (zu einem großen Teil) aus Humus bestehen – die industrielle Substratproduktion hat sich aber nicht entwickelt, um Humus zu verkaufen (sondern Torf, um den es unten noch geht).
Deshalb hat die Stiftung Warentest auch nur in weniger als der Hälfte der untersuchten „Blumenerden“ (geringe Anteile von) Humus oder Kompost (Humus + konzentriertere Nährstoffe) gefunden. Auf der Produktbeschreibung finden Sie auch keine Angaben zum Humusgehalt, der muss nach Düngemittelverordnung gegenüber Endverbrauchern nicht angegeben werden.
Der Verkauf von Luft und Wasser in der Blumenerde wird auch versucht: Damit ein Substrat nicht (mehr) durch Wasser schwerer und teurer gemacht werden kann, hat unsere Regierung vor ein paar Jahren die Bemessung nach Volumen vorgeschrieben.
Mit dem Ergebnis, dass nun mit dem Substrat häufig „ein Stück Luft in Tüten“ verkauft wird. Der Gesetzgeber hat nämlich vorgeschrieben, dass die Füllmenge bei Abfüllung im Werk zu kontrollieren ist. Da wird das Substrat vorsichtig ganz locker eingefüllt, bis der Sack prall voll ist. Dann wird der Sack transportiert und hin- und hergeschmissen und bis zum Verkauf übereinandergelegt gelagert – weshalb 50 von 100 getesteten 20-l-Säcken Blumenerde den 20-l-Balkonkasten beim Verbraucher nur noch zu zwei Dritteln oder weniger füllen.
Die Qualität des Ganzen wurde von der Stiftung Warentest untersucht, hier die besten Zitate aus dem Testbericht: „Beim Kauf von Blumenerde … geht schon die einfachste Rechnung nicht auf“, „Frusterlebnis“, „… Geiz vieler Anbieter“, „Bei Stickstoffmangel: Kein Wachstum“, „verkümmerten Keimlingen“, „Fast jede achte Probe erwies sich als „Samentüte“ (für Unkräuter), „Wenn Blumenerde austrocknet, kann sie rissig werden wie ein ausgedorrter Wüstenboden“, „Ein Ärgernis waren die (unvollständigen, falschen) Aufschriften vieler Verpackungen“.
Die Stiftung Warentest hat einige Tipps auf Lager, wie „bei Nährstoffmangel selber düngen“ oder „ausgetrocknete Pflanzen ins Tauchbad setzen“, hier kommt ein für Pflanzen sehr nützlicher Tipp hinzu: Tun Sie diese Substrate möglichst keiner Pflanzen an. Leicht gesagt, aber für Stadtbewohner ohne Garten ein Problem? Stimmt nicht, auch für diesen Fall erfahren Sie noch, wie Sie Ihre Erdbeeren einfach zufriedenstellen können.
2. Spezialerde für Erdbeeren
Natürlich gibt es auch Erde bzw. Substrat speziell für Erdbeeren, wie Dutzende weitere Spezialerden von der Azaleen-Erde bis zur Zimmerpflanzenerde.
Die Spezialsubstrate für Erdbeeren heißen z. B. „PRO verde CD25“ und „Ligno Mix C coarse Beerenobst“. Hier verrät eine (für Profis gedachte) Deklaration, woraus Substrate bestehen, wenn sie wenig bis nichts an Erde oder Humus enthalten:
- 70 oder 75 % Weißtorf
- 25 – 30 % CocoDrain® (Rohstoff aus der Cocosnusschale)
- Oder LignoDrain® (Rohstoff aus Nadelholz ohne Rindenanteil)
- Spurenelemente (wie viele?)
- Benetzungsmittel (welche?)
- 500 g NPK (gemeint ist Dünger, welchen?)
- Struktur grob-faserig bis grob
- pH-Wert 5,7
Die „Erfindung von Spezialprodukten“ lohnt aber nur preislich, weil es DIE ERDE für Azaleen (Bambusse, Kamelien, Strelizien …) und Zimmerpflanzen nicht gibt. Die Pflanzenart ist nur eines von vielen Kriterien – deshalb verwundert auch nicht, dass sich die Spezialsubstrate in der (häufig schlechten) Qualität nicht von den Universalsubstraten unterscheiden (vielleicht ein wenig anders zusammengesetzt, das aber nicht immer und wenn, nicht unbedingt zum Nutzen der jeweiligen Pflanzen).
Im Test wurden dafür z. B. giftiges Cadmium am Grenzwert, zu geringer Nährstoffgehalt, Unkrautsamen und ein saures Milieu gefunden, das nur „bescheidenes Wachstum“ zuließ. Was dann nicht einmal mehr den „Gütekriterien für Kultursubstrate“ entspricht, obwohl unter „Pflanzenverträglichkeit“ lediglich gefordert wird: „keine Wachstumshemmung oder Pflanzenschädigung“.
Insgesamt ergibt sich der Eindruck, dass Sie erheblich mehr davon haben, wenn Sie die Zeit für die Suche nach einem speziellen Substrat für Erdbeeren damit verbringen, sich über die Bodenansprüche von Erdbeeren zu informieren.
3. Die Bio- und die Öko-Erde
Wenn Hausgärtner darüber informiert sind, dass Torf in einem viele Menschenalter überdauernden Prozess in Mooren entsteht und Moore eine wichtige ökologische Rolle spielen, z. B. das schädliche Treibhausgas CO2 binden (weshalb der extreme Torfabbau der vergangenen Jahrzehnte den Klimaschutz der Erde entscheidend verschlechtert hat), sehen sie Torf nicht mehr gerne in ihren Gärten.
Wenn sie wissen, dass die Gartenbau-Industrie den Torf so billig bekommt, dass noch der billigste (als Blumenerde getarnte) „Torf im Sack“ rekordverdächtige Gewinnspannen einfährt, sehen sie Torf noch weniger gerne. Wenn ihnen bewusst wird, dass die Gartenbau-Industrie keine Umweltschäden zahlt (Stand 2013: jährlich 1,4 Mrd. €), sondern Steuerzahler sich mit jedem Torfkauf selbst schädigen – bleibt der Torf endgültig vor der Gartentür.
Also erkundigt sich der Hausgärtner nach den Inhaltsstoffen der Substrate:
- Billig-Pflanzerde aus dem Baumarkt enthält z. B. Grüngutkompost, Nadelholzrinde, Holzfaser und Torf
- Besteht aber nach den Erfahrungsberichten zu 70 % aus filzigem Häckselverschnitt
- Außerdem wurden Holzrückstände und beim Öffnen Schimmel gefunden
- Die teuerste „Blumenerde mit Naturton“ besteht aus „hochwertiger Einheitserde“
- Also per definitionem fast nur aus Torf und ein wenig Ton:
- Einheitserde ist „ein um 1950 entwickeltes Kultursubstrat für den Gartenbau“, das „zu rund 60 bis 70 % aus Weißtorf bzw. Hochmoortorf und zu 30 bis 40 % aus Ton oder Untergrundslehm besteht“
- Auch „Bio“ ist nicht unbedingt „Öko“, zumindest nicht beim Kultursubstrat
- So besteht das „Bio-Aktiv Substrat speziell für Erdbeeren“ zu 60% aus Hochmoortorf
- Was nur der Anwender erfährt, der bis zum „Technischen Merkblatt“ vordringt
- Als letzter Ausweg bleibt nun das „Bio-Aktiv Substrat torffrei“
Beim Kultursubstrat ist „Bio“ aber auch nicht unbedingt „Bio“, weil der Begriff hier nicht gesetzlich geschützt ist. Welche Ausgangsstoffe in Substraten verarbeitet dürfen, steht in den Anlagen zur Düngemittelverordnung. Wenn Sie Teile davon nicht in Ihrem Blumentopf/Garten haben möchten, hilft nur die Suche nach Substraten mit Bio-Siegel (samt Erkundung, was das entsprechende Bio-Siegel vorschreibt.
„Hobbygärtner brauchen keinen grünen Daumen, sondern eine glückliche Hand beim Kauf der Blumenerde“ war das (hier verkürzte) Fazit der Stiftung Warentest aus dem großen Blumenerde-Test. Unverkürztes weiteres Fazit: „Bei den Erden, in denen die Testpflanzen besonders prächtig wuchsen, lag die Quote der komposthaltigen überproportional hoch.“
Nur wenig umformuliert führt dieser Satz zur wichtigsten Erkenntnis überhaupt, wenn es um Substrate, Erde und Pflanzen geht: Die Erden, in denen die Testpflanzen prächtig wuchsen, enthielten (für ein Substrat) viel Kompost; anders ausgedrückt: Pflanzen wachsen prächtig, wenn ein Substrat – neben allen möglichen anderen hinderlichen bis schädlichen Substanzen – auch ein wenig Erde enthält.
Noch kürzer und präziser ausgedrückt: Pflanzen wachsen prächtig in Erde! – Ja! Und: Humus ist der beste Torfersatzstoff; Erde ist der beste Erdersatz.
4. Die einfache Lösung: Bio, Öko, preiswert
Immer mehr Hausgärtner stellen die Erde für ihre Pflanzen selbst zusammen. Das ist möglich, es ist sogar ganz einfach:
- Besorgen Sie sich schlichte, gute Erde mit einem Humusgehalt zwischen 10 und 30 % und mischen Sie diese Erde mit:
- 20 – 30 % reinem, abgelagertem Kompost aus Grünpflanzen, bringt Nährstoffe ein
- 20 – 30 % lockernde Bestandteile wie grobem Sand, Ton, Bims, Perlite, feinem Kies oder Rindenhumus
- Ein paar Spurenelemente und ein wenig Stickstoff, z. B. in Form von Urgesteinsmehl und Hornspänen
Alles ggf. gut sieben und mischen, ergibt eine lockere Gartenerde, die etwa zur Hälfte aus ganz normaler Erde besteht und ansonsten ziemlich gut die Struktur des Bodens nachahmt, in der Erdbeeren in der Natur zu Hause sind – die Erdbeeren werden sich freuen über „das Stückchen Heimatboden“ und dementsprechend zufrieden wachsen.
Die Erde ist die Grundlage
Die Grundlage zum Anmischen des eigenen Substrats ist Erde, die Sie aus folgenden Quellen beziehen können:
1. Gartenerde
Grundsätzlich die beste Quelle zum Mischen von Substrat. Wie gut Ihre Erdbeeren in der Substrat-Mischung gedeihen, hängt aber davon ab, in welchem Zustand Ihre Gartenerde ist.
Wenn Ihr Garten naturnah geführt wird, der Boden gepflegt und in einem guten ökologischen Gleichgewicht ist, haben Sie die perfekte Gartenerde zum Mischen von Substraten zur Verfügung (und es ist anzunehmen, dass Sie sich dessen bewusst sind).
Wenn Ihr Garten bisher „konventionell“ (mit synthetischen Düngern + Pflanzenschutzmitteln), bestellt wird, sollten Sie Erde besser aus den gleich unter 2. genannten Quellen besorgen, Erdbeeren stehen nicht so auf Elemente im Boden, deren chemische Zusammensetzung ihnen unbekannt ist.
2. Muttererde
Wenn Sie Erde kaufen müssen, können Sie dort kaufen, wo Erde in Mengen verkauft wird: Bei einem Baustoffhändler mit Erdlager in Ihrer Nähe (der ev. auch Diabas- oder Basalt-Mineralsand = Urgesteinsmehl hat, und Sand etc. zum Auflockern bekommen Sie dort auch).
Den finden Sie unter www.baustoffe-liefern.de, für Berlin gibt es z. B. bei der Tietz Baustoffe GmbH 1 m³ = 1,5 Tonnen Muttererde/Oberboden mit 30% Humusanteil für 90,- €. 90,- € für 1,5 Tonnen sind 9 Cent für 1,5 kg oder 1,20 € für den 20-l-Sack; aber hier können Sie wieder mit der Mörteltuppe vorbeifahren (oder die Erde liefern lassen, wenn sich das lohnt). Auch bei Förstern gibt es häufig Erde zu kaufen, das wäre dann die „echte Erdbeererde“.