Eierschalen als Kompost und Dünger für Pflanzen
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Eierschalen zählen zu den ungekochten Küchenresten und gehören somit auf den Kompost!? So einfach stellt sich die Sachlage leider nicht dar. Tatsache ist, dass die Hülle zu 90 Prozent aus Kalziumkarbonat besteht – bekannt als kohlensaurer Kalk. Im Hobbygarten findet sich für Kalk ein breites Anwendungsspektrum, beispielsweise auf dem Kompost oder als Dünger für Pflanzen. Das Problem ist, dass Kalk sich in dieser Form nicht so ohne weiteres auflöst. Sind Schalen von Hühnereiern nun hilfreich oder gar schädlich? Die folgenden Pro- und Kontra-Argumente dienen der Entscheidungsfindung.
So argumentieren die Befürworter
Die umfassenden positiven Einflüsse von Kompost auf das Pflanzenwachstum und die Bodenbeschaffenheit, haben naturverbundene Hobbygärtner längst verinnerlicht. Selbst im kleinsten Garten findet sich heute ein Komposthaufen, der gewissenhaft beschickt wird mit Pflanzenabfällen und ungekochten Küchenresten. Seit Jahrzehnte wandern Eierschalen ohne langes Federlesens ebenfalls auf den Kompost, aus folgenden Beweggründen:
- Schalen von Eiern enthalten wertvollen Kalk, als unverzichtbaren Bestandteil organischen Düngers
- maximal 0,5 Millimeter dick, fördern sie in zerkleinerter Form die Zirkulation von Sauerstoff im Komposthaufen
- Kalziumkarbonat als Hauptbestandteil neutralisiert die säuernde Wirkung anderer Zugaben, wie Kaffeemehl
- der enthaltene Kohlenstoff verhinderte eine übermäßige Stickstoffbildung und sichert so eine stabile Humusentwicklung
In Bezug auf die Bedenken hinsichtlich von Krankheitskeimen auf Eierschalen, weisen die Fürsprecher einer Kompostierung auf den Rotteverlauf hin. Ein frisch angelegter Komposthaufen startet mit einer heißen Phase, wobei Temperaturen von 60 °C und mehr erreicht werden. In diesem Stadium wird das organische Material abgebaut, wobei die Krankheitskeime diese Hygienisierung nicht überdauern. Ab einer Temperatur von 70 °C werden Bakterien überdies vernichtet. Die anrückenden Mikroorganismen finden letztlich ein biologisch ‚gereinigtes‘ Material vor.
Die Contra-Argumente
Innerhalb der großen Gemeinschaft engagierter Hobbygärtner etabliert sich in zunehmendem Maße eine Fraktion, die dafür plädiert, Eierschalen dem Biomüll zuzuführen und nicht dem Kompost. Ihre Beweisführung im Einzelnen:
- die Schalen von Hühnereiern sind keine organische Masse, sondern vielmehr eine mineralische Komposition
- Bodenlebewesen meiden den kristallinen Feststoff, anstatt ihn zumindest anzuknabbern
- stattdessen unterliegen Eierschalen ähnlichen Verwitterungsprozessen wie Kalkstein
- als zerkleinerte Splitter verschwinden sie nur optisch aus dem Blickfeld aufgrund der braunen Verfärbung
- Schalen von Geflügeleiern sind infiziert mit Salmonellen, die eine heiße Rotte überstehen
- die Bakterien werden mit dem Kompost im Garten verteilt und gelangen in die Nahrung
- Fliegen nehmen vom organischen Material die Salmonellen auf und transportieren sie in die Küche
Hinsichtlich der hygienisierenden Wirkung im Thermokomposter, untermauern die Gegner von Eierschalen als Kompost ihre Überzeugung so: Welchen Sinn haben beständige Komponenten, die sich ohnehin nicht zersetzen? Früher oder später werden sie ausgesiebt und landen doch in der Biotonne.
Rasche Auflösung nur in Essig und Salzsäure
Kalziumkarbonat ist derart robust konstruiert, dass es sich erst dann zügig auflöst, wenn Essig oder Salzsäure ins Spiel kommen. So untersucht ein populäres Experiment in Schulen, wie ein rohes Ei zu schälen ist. Zu diesem Zweck kommt ein handelsübliches, ungekochtes Geflügelei in ein Glas mit Essigessenz. Innerhalb kurzer Zeit setzt eine Bläschenbildung ein und es entwickelt sich Schaum auf der Oberfläche der Flüssigkeit. Über Nacht löst sich die Eierschale vollständig auf, während das Ei selbst intakt bleibt und sich in ein ‚Gummi-Ei‘ verwandelt hat.
Als Dünger für Pflanzen auf dem Rückzug
Die Thematik von Eierschalen als Kompost mündet nahtlos in der Frage nach deren prinzipieller Funktion als Dünger für Pflanzen. Schon unsere Großeltern und Urgroßeltern mischten die Schalen ins Gießwasser oder arbeiteten sie in die Beeterde ein; fest davon überzeugt, dass ihre Pflanzen somit eine Extraportion Kalk erhielten. An Beweisen mangelte es unseren Vorfahren jedoch. Als mit modernen Methoden genauer hingeschaut wurde, stellte sich die Problematik der geringen Löslichkeit des Kalziumkarbonats heraus. Da sich in der Zwischenzeit der allgemeine Kalkgehalt des Leitungswassers deutlich erhöhte, erhalten die meisten Gartenpflanzen eine ausreichende Menge davon – ob nun Eierschalen zugeführt werden oder nicht.
Alternativen zu Eierschalen als Dünger
In Anbetracht der trägen Löslichkeit der kalkhaltigen Komponente, kommen effektive Alternativen für die Düngung kalkliebender Pflanzen zur Anwendung. Wie Erfahrungswerte aufweisen, sind die Gartenböden in deutschen Hobbygärten in der Regel bestens mit Kalk versorgt. Sollte ein pH-Bodentest ergeben, dass der Wert sich zu stark in Richtung sauer absenkt, sind Gegenmaßnahmen erforderlich. Das gilt insbesondere für die Kultivierung von Pflanzen, die ein neutrales bis alkalisches Erdreich bevorzugen. Hierzu gehören beispielsweise Forsythien, Gladiolen, Narzissen, Pfingstrosen und Tulpen im Ziergarten sowie Möhren, Petersilie, Mangold und einige Kohlsorten im Nutzgarten. So gehen Sie bei der Aufkalkung vor:
- für leichte bis mittlere Böden eignet sich klassischer Gartenkalk
- Gartenkalk idealerweise im Herbst oder Winter ausbringen
- auf leichtem Sandboden ist die Applizierung von Kalkmergel mit 30 Prozent Tonanteil ratsam
- Kalkmergel wird im Herbst ausgestreut, aufgrund seiner langsamen Wirkung
- ist eine zusätzliche Nährstoffgabe mit Magnesium, Mangan oder Bor erwünscht, kommt Algenkalk infrage
- Algenkalk wird im Verlauf der gesamten Vegetationsperiode verabreicht
Eine Sonderstellung nimmt Gesteinsmehl ein. Hierin ist reichlich kohlensaurer Kalk enthalten, ebenso wie Magnesium oder Kalium. Die Nährstoffe müssen indes einen Umweg über die Mikroorganismen nehmen, damit sie pflanzenverfügbar sind. Dann allerdings sind die positiven Effekte – abhängig vom Ausgangsgestein – kaum zu toppen. Beispielsweise werden Regenwürmer und andere Bodenlebewesen aktiviert, was die Humusbildung forciert.
Kalkunverträgliche Pflanzen
Die Düngung mit Kalk oder Eierschalen ist nicht immer indiziert. Verschiedene Zier- und Nutzpflanzen gedeihen nur dann optimal, wenn sie in kalkarmer bis saurer Erde kultiviert werden. Die bekanntesten Vertreter sind:
- Rhododendron
- Hortensien
- Petunien
- Azaleen
- Orchideen
Verschiedene Sorten dieser Gattungen sind derart kalkempfindlich, dass sie vorzugsweise mit gesammeltem Regenwasser zu gießen sind, weil Leitungswasser zu hart ist.
Fazit der Redaktion
Die Frage nach dem Sinn von Eierschalen als Kompost und Dünger für Pflanzen wird weiterhin kontrovers diskutiert. Beide Seiten werfen überzeugende und weniger schlüssige Argumente in die Waagschale. Gewissheit besteht hinsichtlich der trägen Löslichkeit des Kalziumkarbonats in den Schalen von Hühnereiern, sodass deren Zugabe ins Gießwasser als Dünger überflüssig ist. Allen übrigen Pro- und Kontra-Argumenten fehlt entweder eine wissenschaftlich begründete Basis oder es mangelt schlichtweg an Erfahrungswerten. Somit gestaltet sich die Antwort auf eine Verwendung der Schalen von Geflügeleiern im Kleingarten eher zu einer individuellen Grundsatzhaltung.
Wissenswertes zu Eierschalen als Dünger
Unsere Großeltern nutzten in den allermeisten Fällen rohe Eierschalen zur Düngung. Entweder gaben sie die Schalen ins Gießwasser oder sie zerkleinerten sie und mischten sie dann unter die Erde. Dieser Trick wird auch heute noch häufig empfohlen. Die Eierschalen enthalten Kalziumkarbonat.
- Im Grunde genommen bringt es in der heutigen Zeit aber kaum noch etwas, auf diese Art und Weise für zusätzlich Kalk im Boden zu sorgen.
- In vielen Gegenden unseres Landes ist das Leitungswasser eh schon recht kalkhaltig. So bekommen alle Pflanzen schon genug Kalk zugeführt.
- Eine zusätzliche Kalkversorgung benötigen die allerwenigsten Pflanzen.
- Ganz im Gegenteil, für viele von ihnen ist zuviel Kalk oder Kalk überhaupt eher schädlich.
- Wer einen kalkfreien Boden hat und auch recht weiches Wasser, der kann Eierschalen nutzen, um Kalk einzubringen.
- Allerdings reichen die in einem normalen Vierpersonenhaushalt anfallenden Eierschalen in der Regel nur für kleine Flächen oder aber für Blumentöpfe.
- Man benötigt schon eine Menge Eierschalen, um einen gesamten Garten zu düngen. Außerdem bleibt es immer noch ein einseitiger Dünger.
- Dazu kommt, dass es einige Zeit dauert, bis die Schalen beginnen, sich zu zersetzen. Die Wirkung setzt also nicht so schnell ein.
Welche Pflanzen mögen keinen Kalk?
- Rhododendren, Azaleen, Heide, Iris und alle Moorbeetpflanzen.
- Auch Heidelbeeren, Preiselbeeren, Scheinbeeren (Gaultheria).
- Königsfarn, Stechginster, Wacholder (Juniperus communis).
- Traubenkirschen (Prunus padus), Ebereschen und Kiefern.
- Ebenso Pfirsiche, Wein, Magnolien, Edelkastanien.
Welche Pflanzen lieben Kalk?
- Christrosen, Vorfrühlings-Alpenveilchen, Seidelbast.
- Winterlinge, Kuhschellen, Leberblümchen, Flieder.
- Pfeifenstrauch, Schnittlauch, Lavendel, Freilandhibiskus.
- Rittersporn, Nelken, Geranien, Glockenblumen und viele mehr.
- Besonders Bohnen und Erbsen freuen sich über etwas zusätzlichen Kalk im Boden.
Pro und Contra
Ob man Eierschalen auf den Kompost geben soll, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen, je nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Im Allgemeinen wird es nicht mehr empfohlen, da Fliegen die Salmonellen vom Kompost auf offene Lebensmittel in der Küche übertragen können. Wenn man Eierschalen auf den Kompost gibt, haben sie viel Zeit, sich langsam zu zersetzen und ihre Nährstoffe abzugeben. Die Schalen sollten vorher gut zerkleinert werden. Je kleiner die Stücke, um so besser. Außerdem sollten die Schalen nicht oben, offen auf dem Komposthaufen liegen, sondern abgedeckt werden (Fliegen).