Buchsbaum im Kübel/Topf überwintern – worauf es zu achten gilt
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Langsam wachsend und vielseitig gestaltbar, mit den kleinen immergrünen Blättern das ganze Jahr über dekorativ – eigentlich schade, dass der Buchsbaum im kühlen Teil Deutschlands zur Überwinterung eine schützende Hülle braucht. Besonders als Jungbaum und im Kübel auf jeden Fall, aber es gibt einige Möglichkeiten, diesen Winterschutz ansprechend zu verzieren. Falls ein erfrorener Buchsbaum ersetzt werden soll/muss, lernen Sie einige Buchsbaum-Sorten kennen, die sich auch bei Kübelkultur als besonders frosthart erwiesen haben:
Die Winterhärte des Buchsbaums
Der uns so vertraute „Gewöhnliche Buchsbaum“ Buxus sempervirens ist kein einheimisches Gewächs, ursprüngliche Bestände wachsen in Nordafrika, Westasien, aber nur im warmen Süden Europas (Nordspanien, Südwestfrankreich, Südengland, Balkan).
Allerdings hatte der Buchsbaum „ein wenig Zeit“, sich bei uns zu akklimatisieren: Wahrscheinlich haben schon die Römer Buchsbaumhecken im späteren Süddeutschland kultiviert; sicher kam der Buchsbaum spätestens in der Renaissance nach Deutschland, nachdem der Hofgärtner Heinrichs IV. ihn zum begehrtesten Gartenschmuck der damaligen „VIPs“ gemacht hatte. Uralte Buchswälder, z. B. am Traum-Wanderpfad durch die Bergschluchten der Ehrenburg im Brodenbachtal an der Mosel oder bei Grenzach-Wyhlen (Landkreis Lörrach, im Südwesten Baden-Württembergs) zeugen davon, dass Buchsbäume in freundlichem deutschen Klima problemlos überleben können.
Aber in Deutschland gibt es nicht nur freundliches Klima (mit Winterhärtezonen 7b bis 8a, am Untermain und im Rheingraben), sondern um Rosenheim, Amberg und Hof kühle Lagen mit Winterhärtezonen 6a und im Alpengebiet sogar die kalte Winterhärtezone 5b (und natürlich alles dazwischen).
Die „Erfinder“ der Winterhärtezonen, das US-Landwirtschaftsministerium (US Department for Agricultur), hat die USA vor gut 50 Jahren nach der bis dahin gemessenen durchschnittlichen maximalen Winterkälte in Klimazonen eingeteilt hat. Zwei Dendrologen (Baum-Wissenschaftler) haben 1984 „die mitteleuropäischen Werte“ der USDA-Map errechnet und in einer Fachzeitschrift veröffentlicht, andere Länder haben diese Werte übernommen oder eigene Karten erstellt. Die „USDA hardiness“ (nach Zonen ermittelte USDA-Winterhärte) ist heute der internationale Standard, wenn eine Angabe dazu benötigt wird, in welcher Region eine Pflanze einen normal kalten Winter überlebt.
Buxus sempervirens wird den Winterhärtezonen 6 bis 8 zugeordnet, in einigen Ecken Deutschlands ist der Buchsbaum also nicht als winterhart anzusehen, auch wenn er draußen in die Gartenerde gepflanzt werden soll (im Kübel erst recht nicht, dazu kommen wir gleich). Beim deutschen Wetterdienst finden Sie die Winterhärtezonen übersichtlich aufgeführt. Außerdem können Sie den deutschen Klima-Atlas aufrufen, mit Wintertemperaturen ihres Wohnortes und umfassenden Berechnungen, Daten, Karten dazu, wie sich die Winterhärtezonen bzw. das Klima im Zuge der Klimaerwärmung in Deutschland verändern werden: www.dwd.de/EN/ourservices/germanclimateatlas/explanations/elements/erl_winterhaertezonen.html.
Wenn Sie in einer der kritischen Zonen wohnen und die Anschaffung des Buchsbaum noch bevorsteht, sollten Sie beim Verkäufer die Winterhärtezonen-Angabe der angebotenen Buchsbäume erfragen bzw. darauf achten, dass Sie eine der besonders frostharten Buchsbaum-Sorten erwerben (zu den Sorten s. u.).
Auf das Mikroklima kommt’s an
Wenn Sie in einer eher kühlen Gegend Deutschlands wohnen und erst nach dem Kauf des Buchsbaum erfahren haben, dass Buchsbäume nicht unbedingt zu den frostharten heimischen Gewächsen gehören, nützen Ihnen gute Einkaufs-Ratschläge wenig. Wenn der Buchsbaum nicht in einer fachkundigen Gärtnerei oder Baumschule eingekauft wurde, gab es wahrscheinlich weder Sorten-Beratung (zumindest nicht im Hinblick auf die Winterhärte) noch Angaben zur Winterhärtezone.
Solche „Schnäppchen“ sind kein Problem für erfahrene Gärtner, aber umso ärgerlicher für Neu-Gärtner, wenn die fehlende Produktinformation (von deren Fehlen sie nicht unbedingt etwas wissen) zum Kauf der falschen Sorte geführt hat, deren Überleben nun auf dem Spiel steht. In dieser Situation kann Ihnen zugute kommen, dass sich die Angabe der Winterhärtezone nicht nur auf die durchschnittliche Winterkälte, sondern auch auf einen durchschnittlichen Standort bezieht: Winterhärte ist sozusagen nur die eine Seite der Medaille, die graue Theorie, wirklich entscheidend ist die konkrete Situation vor Ort, das Mikroklima des Standortes.
Deshalb hat auch eine eher kälteempfindliche Buchsbaum-Sorte gute Chancen, „bei Ihnen glücklich zu werden“, wenn Sie in kühleren Regionen darauf achten, dem kälteempfindlichen Buchsbaum eine geschützte Lage mit einem Kleinklima zu bieten, in dem er sich gut entwickeln kann. Bei gefährdeten Buchsbäume sollte die Kultur von Anfang an auf problemloses Gelingen der Überwinterung ausgerichtet werden:
- Buchsbaum-Kübel nicht in die pralle Sonne stellen
- Wenn der Buchs während der Saison öfter einmal ein wenig fröstelt, härtet das ab und beugt von Frostschäden vor
- Korrekt Düngen: Unterversorgung, Überdüngung, falscher Zeitpunkt beeinflussen auch die Winterhärte
- Unterversorgten Pflanzen fehlt Energie = Vitalität zur Frostabwehr
- Überdüngung erzeugt viel feines, schwaches Pflanzengewebe, das dem Frost nicht standhält
- Vor allem späte, reichliche Stickstoffgaben sind ungünstig für die Widerstandskraft gegen Kälte
- Im September Kalium-Dünger geben, der das Ausreifen (Verholzen) der neuen gewachsenen Triebe fördert
- Der Buchsbaum im Kübel ist mobil und kann den Winter über an den optimal kuschligen Standort umziehen
- Wichtig ist vor allem Schutz vor kaltem Wind
- Meist kommt der kälteste Wind aus Osten oder Norden, ein Standort im Westen oder Süden erhöht die Überlebenschancen im Winter erheblich
- Spezifische Vorteile der Umgebung sollten genutzt werden: Hauswand, Hecke oder ein Hügel gleich hinter dem Grundstückszaun können die Temperaturen im Umfeld merklich erhöhen
- Am schönsten haben es kälteempfindliche Pflanzen an der Südseite nah an der Hauswand, deshalb wurde dort früher traditionell Spalierobst gezogen
- Vorsicht mit direkter Sonneneinstrahlung, die den Kübel im Winter gefährlichen Temperaturschwankungen aussetzt
- Wenn ein Standort durch Bebauung vor Wind geschützt ist, ist auch eine Überwinterung an der Ost- oder Nordseite denkbar
Wenn der perfekte Winter-Standort schwer zu finden ist, können Sie den Buchsbaum auch in einem kühlen, hellen Nebenraum oder Keller überwintern. Oder Sie graben ihn samt Topf ins Erdreich ein, wo er wie Freilandwuchs überwintert. Dann sollte der Buchsbaum aber schon recht kräftig und mindestens seit Frühsommer vor Ort akklimatisiert sein, denn:
Jungpflanzen und Kübelpflanzen brauchen immer guten Winterschutz
Nach der Winterhärtezone Ihres Wohnortes und dem Mikroklima des Standortes können Sie einschätzen, ob ein erwachsener Buchsbaum unter normalen Bedingungen (in der Gartenerde) in Ihrem Garten problemlos über den Winter kommt.
Eine Jungpflanze ist ein gutes Stück empfindlicher als die erwachsene Pflanze, Kübelkultur ist für Pflanzen nicht der Normalzustand. Jungpflanzen von Arten, die bei uns gerade so winterhart sind, brauchen auf jeden Fall Winterschutz, je nach Anwachsen und Gedeihen sogar mehrere Jahre lang. Kübelpflanzen haben keine mehrere Meter Erde unter sich, in denen sie im Zweifel ihre Wurzeln wärmen können. Das Erdvolumen im Kübel friert eher schon bei wenigen Minusgraden komplett durch, und Temperaturschwankungen sind für Pflanzen auch kein Spaß.
Zusammengenommen ergibt sich daraus, dass ein Buchsbaum im Kübel Winterschutz braucht; je jünger und je frischer gepflanzt, desto dicker/wärmer darf der „Wintermantel“ ausfallen.
So bringen Sie den Buchsbaum im Kübel gut über den Winter:
- Der Kübel braucht auch an einem warmen Standort an einer Hauswand Isolierung
- An den Seiten, vor allem dunkle Kübel werden von der Sonne gut aufgeheizt, um dann nachts im Frost durchzufrieren
- Also Kübel rundum gut einpacken
- Nach unten braucht der Kübel ebenfalls Isolierung
- Hier hat sich schlichte Styropordämmung bewährt, mit ein paar Holzstücken oder Holzbrettern als Unterlage, damit Wasser ablaufen kann
- Auch die Oberfläche der Kübelerde wird gedämmt, je nach erwarteter Kälte mit leichterem oder schwerem, dichtem Material
- Mögliche Dämmmaterialien: Leichte bis mittlere Isolierung bewirken Tannenzweige, Laub, Holzwolle, Stroh, Rindenmulch, Zeitungspapier, Dämm-Vlies, Noppenfolie
- Mehr Kälteisolierung für Härte-Bedingungen bringen Dämmpolster aus Polystyrol oder Polyuretan, deren geschlossene Zellen nur langsam durchkühlen
- Der gut eingepackte Kübel kommt an einen Standort, an dem er vor der Wintersonne geschützt ist
- Wenn es einen solcher Platz nicht gibt, sollte auch die Krone durch Vlies o.ä. geschützt werden
Wer sich öfter bei Kälte im Freien aufhält, kennt die Vorteile des „Zwiebel-Looks“; was Sie mit dem Kübel machen, ist ziemlich ähnlich. Da es hier noch etwas schwieriger ist als bei Kleidung, dem Ganzen eine ansprechende Optik zu verleihen, können Sie als Trick eine abschließende Umhüllung einsetzen: Umwickeln Sie Ihr Konstrukt mit Stoffbahnen oder Folie, stellen Sie es in einen Jutesack, umrunden Sie diese Außenhaut mit Bändern, die am Ende zur Schleife gebunden werden.
„Zwiebel-Look“ andersherum geht schneller, aber nur in Heimwerker-Haushalten oder wenn bestimmtes Zubehör schon vorhanden ist: Eine richtig schön große Holzkiste oder ein großer Karton, in die Sie den ganzen Kübel (auf Dämmung) stellen können und die mit Holzwolle, Styropor-Kügelchen (Verpackungshandel) oder ähnlichem gefüllt werden.
Winterpflege
Buchsbaum ist immergrün, lebt also auch im Winter weiter; je wärmer es ist, desto munterer betreibt er Photosynthese und verdunstet über die vielen kleinen Blätter Feuchtigkeit (wenn er täglich stundenlang Sonne bekommt, mächtig viel Feuchtigkeit). In frostfreien Winterzeiten muss er also gegossen werden, nach einer längeren frostigen Phase recht kräftig, Frost trocknet die Pflanze ziemlich aus.
Wenn sich das Winterwetter ungewöhnlich benimmt (was im Zuge der Klimaveränderung immer häufiger der Fall ist), heißt es aufmerksam bleiben:
- Dauerfrost bei klarem Himmel trocknet gut geschützte Buchsbäume aus, deren Blätter viel Licht abbekommen
- Gießen funktioniert nun nicht so gut, weil die Leitungsbahnen der Pflanze in halbgefrorenem Zustand kaum Wasser transportieren
- Besser ist in dieser Situation, rechtzeitig ein Schattiernetz über den Kübel zu werfen
- Wenn Ihre Gegend für Spätfröste „berühmt ist“, bleibt das Netz, bis keine Frostgefahr mehr herrscht
- Es verhindert nämlich dann auch gleich, dass der Buchs zu früh austreibt und die jungen Triebe dem Spätfrost zum Opfer fallen
Buchsbaums „Frühlingserwachen“
Wenn die kalte Jahreszeit vorüber ist bzw. sicher kein Frost mehr droht, können Sie den Buchsbaum Stück für Stück auspacken. Also über ein paar Tage hinweg ganz gemächlich die Ummantelung „abrollen“ und ganz zum Schluss die Unterlage entfernen, so muss der Buchsbaum auch im Frühjahr keine „schockierenden Temperaturwechsel“ durchleben.
Falls im Winter was schief gegangen ist, zeigt sich das meist zuerst ganz außen an den Trieben. Was abgestorben oder gelb geworden ist, kann im Frühling weggeschnitten werden. Wenn der Buchsbaum zum ausdrucksstarken Formgehölz erzogen werden soll, ist ohnehin im März, kurz vor dem Austrieb, der erste Grobschnitt fällig. Mit ein bisschen strategischem Geschick können Sie die Entfernung geschädigter Triebe in den Formschnitt integrieren; ganz zur Not hilft Auswahl einer anderen Figur.
Schneiden Sie möglichst bei bedecktem Wetter oder in den Abendstunden, niemals in voller Sonnenbestrahlung, und schneiden Sie mit scharfem Werkzeug, damit die Blätter nicht gequetscht werden. Sonst laufen Sie Gefahr, dass aus einem bereits Pflanzensaft führenden Buchsbaum viel von diesem Saft austritt, der sich unter Sonneneinstrahlung braun verfärben könnte (für „immer“).
Wenn der Buchsbaum richtig kräftig in den Austrieb gestartet ist, kann er den ersten Frühjahrsdünger vertragen.
Frostharte Buchsbaum-Sorten
Buxus sempervirens wird seit Jahrhunderten gezüchtet, „vor sich hin mutiert“ ist er auch noch ein wenig: Inzwischen gibt es mehr als 60 Sorten dieser Pflanze, die sich neben Blattfarbe, -form, -größe, -abstand, Wuchsform und Wachstumsgeschwindigkeit auch in der Winterhärte unterscheiden.
Wenn Sie mit der Überwinterung in einer kalten Gegend jedes Jahr wieder Probleme haben, sollten Sie das fröstelnde Gewächs irgendwann gegen einen Buchsbaum einer frosthärteren Sorte austauschen:
- ‘Blauer Heinz’
- ‚Dee Runk‘
- ‘Handsworthiensis’
- ‘Herrenhausen’
- ‚Highlander‘
- ‚Monrue‘
Diese Sorten sind für Winterhärtezone 5 angegeben und müssten eigentlich mehr Kälte aushalten, als in Deutschland jemals vorkommen dürfte.
Eher verzichten sollten Sie auf buntblättrige Züchtungen wie ‘Elegantissima’, die sind relativ frostempfindlich und brauchen deshalb immer einen geschützten Standort.
Fazit
Buchsbaum-Herbstangebote aus Baumarkt oder Gartencenter stammen meist aus südlich gelegenen Großgärtnereien. Diese schnell hochgezogenen Buchskugeln oder Buchs-Spiralen sollten lebenslang im Kübel bleiben und mit sehr gutem Schutz überwintert werden.