Apfel ‚Schöner aus Boskoop‘ – Roter Winterapfel – Pflege und Erntezeit
Inhaltsverzeichnis
Ein Apfelbaum dient nicht nur als Schattenspender im heimischen Garten, sondern versorgt den Hobbygärtner auch bei fachgerechter Pflege mit zahlreichen Früchten. Wer saure Äpfel bevorzugt, ist mit dem Anbau eines Boskoops gut beraten! Denn dieser Winterapfel hat einen besonders hohen Säuregehalt, weshalb er sich besonders gut für Apfelmus oder Bratäpfel eignet.
Standort
Der Boskoop ist ein sehr starkwüchsiger Apfelbaum, welcher sowohl in die Höhe als auch in die Breite wächst. Denn der winterharte Baum kann eine Wuchshöhe von bis zu 4,5 Metern erreichen und bildet im Laufe der Jahre eine besonders ausladende Krone. Demnach ist bei der Standortwahl unbedingt auf ausreichend Platz zu achten, wobei ein Pflanzabstand von mindestens zwei Metern einzuhalten ist. Ebenso sollte er deswegen nicht zu nah an Mauern oder Gebäuden stehen, zumal das flach wachsende Wurzelwerk die Steine von Pflasterwegen hochheben könnte. Der Boskoop wächst zudem am besten, wenn der Standort folgende Voraussetzungen erfüllt:
- Klima nicht zu rau
- ideal ist ein luftfeuchter Platz
- vollsonnig bis halbschattig
- zu viel Schatten beeinträchtig die Blüte
Nachbarn
Der Anbau sowie die fachgerechte Pflege eines Apfelbaumes versprechen leider keine ertragreiche Ernte. Denn alle Apfelbäume gelten als selbstunfruchtbar und benötigen demnach einen Bestäuber. Damit der Befruchterbaum als Pollenspender fungieren kann, muss er sich in einem Umkreis von rund 20 bis 30 Metern befinden und zur selben Zeit wie der Boskoop blühen. Folgende Apfelsorten eignen sich demnach sehr gut als Befruchter für den Boskoop:
- Berlepsch
- Cox Orange
- Idared
- James Grieve
- Jonathan
- Klarapfel
Boden
Der Boskoop verträgt weder Trockenheit noch Staunässe, weshalb der optimale Untergrund entscheidend für das Wachstum des Baumes ist. Demnach eignen sich Sandböden eher weniger, wohingegen tiefgründige Humus-Lehmböden als optimal gelten. Um ein ausgiebiges Wachstum des Winterapfels zu fördern, ist es daher ratsam, ihn in einen Boden mit folgenden Eigenschaften einzupflanzen:
- schwer und kalkhaltig
- feucht
- mäßig nährstoffreich
- leicht sauer bist neutral
Einpflanzen
In der Regel werden Obstgehölze als Containerware erworben, wodurch das ganzjährige Einsetzen möglich ist. Allerdings ist es ratsam, den Boskoop entweder im Frühling oder im Herbst einzupflanzen. Wird der Baum jedoch im Sommer in die Erde gepflanzt, muss er täglich gegossen werden, um überhaupt anwachsen zu können. Um das Einpflanzen möglichst stressfrei für das Bäumchen zu gestalten, sollte der Wurzelballen für einige Stunden im Wasser stehen. Anschließend kann der Boskoop wie folgt eingepflanzt werden:
- Pflanzloch ausgraben
- etwa doppelt so groß wie der Wurzelballen
- Boden im Pflanzloch gut auflockern
- beschädigte Wurzeln abschneiden
- Baum aufrecht und mittig einsetzen
- Veredelungsstelle etwa 10 cm über der Erdoberfläche
- Erdloch mit Erde auffüllen
- im Idealfall etwas Kompost untermischen
- zwischendurch den Baum vorsichtig schütteln
- damit sich die Erde gut ansetzt
- Erde vorsichtig festtreten
- gründlich einschwemmen
Stütze
Für frisch gepflanzte Apfelbäume besteht die Gefahr, bei starken Windböen umzuknicken. Daher ist es ratsam, die Jungbäume mit einer Stütze zu versehen, sodass diese bei starkem Wind nicht umkippen können. Hierfür bieten sich verschiedene Methoden an, wobei sich für den Boskoop das Stützen mit einem einfachen Pflock besonders gut eignet. Dieser wird am besten vor dem Einpflanzen wie folgt angebracht:
- am Rand des Pflanzlochs einschlagen
- etwa 15 cm tief
- Abstand zum Baumstamm mindestens 20 cm
- Baum an den Pfahl festbinden
- am besten mit einem Kokosseil
- Seilenden fest verknoten
Düngen
Frisch gepflanzte Apfelbäume benötigen in den ersten Standjahren meist keine zusätzlichen Düngerabgaben. Denn im Idealfall wurde das Erdreich beim Einpflanzen mit Kompost angereichert, welcher die Bäumchen die kommenden Monate bis Jahre ausreichend mit Nährstoffe versorgt. In den darauffolgenden Jahren kann der Apfelbaum jedoch gedüngt werden, wobei bevorzugt organische Düngemittel zum Einsatz kommen. Allerdings ist darauf zu achten, dass eine Überdüngung stets vermieden werden sollte. Denn dadurch wird zwar das Wachstum gefördert, jedoch zulasten der Fruchtbildung. Beim Düngen sollte daher Folgendes beachtet werden:
- am besten sind organische Langzeitdünger
- z.B.: Stallmist oder Kompost
- gedüngt wird im Frühling und im Mai oder Juni
- ab Juni nicht mehr düngen
- Triebe können sonst nicht ausreifen
Gießen
Der Boskoop möchte regelmäßig bewässert werden, denn er reagiert sowohl auf Trockenheit als auch auf Staunässe empfindlich. Eine unzureichende Wasserversorgung zeigt sich unter anderem im Aufplatzen oder Abwerfen der Früchte. Ein zu nasser Untergrund kann hingegen der Gesundheit des Baumes erheblich schaden. Demnach ist bei der Bewässerung etwas Fingerspitzengefühl gefragt, wobei folgende Tipps nützlich sind:
- etwa im Wochenabstand gießen
- obere Erdschicht soll nie völlig austrocknen
- Erdreich bis 20 cm tief gut bewässern
- am besten mit Regenwasser
- abgestandenes Leitungswasser eignet sich auch
Schneiden
Apfelbäume werden in der Regel einmal jährlich geschnitten, wobei Jungbäume hiervon ausgeschlossen sind. Der Schnitt kann sowohl im Frühjahr als auch im Herbst erfolgen, solange die Temperaturen über 5 Grad liegen. Mit einem regelmäßigen Schnitt wird nicht nur die Form der Baumkrone in Form gehalten, sondern auch die Gesundheit der Pflanze gefördert. Wird der Baum zudem regelmäßig ausgelichtet, mindert sich das Risiko der „Alternanz“. Hierbei handelt es sich um eine Schwankung des Fruchtertrages, sodass der Baum nur alle zwei Jahre große Früchte trägt. Es ist daher ratsam, jährlich folgende Triebe zu abzuschneiden:
- tote und kranke Äste
- nach unten und nach innen wachsende Triebe
- sich behindernde Zweige
- Konkurrenten zu den Leitästen
- Konkurrenten zum Mittelast
- Wasserschosse (nach oben wachsende Triebe)
Beim Schnitt ist darauf zu achten, dass stets drei bis vier Leitäste erhalten bleiben, da sich sonst erneut zahlreiche Wasserschosse bilden. Das Fruchtholz sollte ebenfalls nicht abgeschnitten werden, da sich hierauf die Blüten und in weiterer Folge die Früchte bilden. Allerdings können diese in Ausnahmefällen gekürzt werden, wenn die Triebe besonders stark nach unten wachsen. Hierbei ist darauf zu achten, dass kurz über einer Knospe geschnitten wird, welche nach außen zeigt.
Vermehrung
Der Boskoop lässt sich zwar durch die Aussaat vermehren, allerdings ist diese Methode nicht unbedingt empfehlenswert. Denn in der Regel sind die Pflanzen vergleichsweise schwach und tragen kaum Früchte. Geläufiger und auch erfolgversprechender ist hingegen die Vermehrung durch Veredelung, wobei sich für den Boskoop vor allem die Okulation empfiehlt. Diese Methode verlangt zwar etwas Fingerspitzengefühl, allerdings ist sie unter Hobbygärtnern besonders beliebt. Um den Boskoop mittels Okulation zu vermehren, bedarf es zunächst einen Edelreis und eine Unterlage:
Edelreis
- wird vom Mutterbaum gewonnen
- ausgereifter, bleistiftdicker Trieb
- Blätter abschneiden
- nur Stummel sollen übrigbleiben
Unterlage
- stammt aus derselben botanischen Familie
- am besten ein schwach wachsender Apfelbaum
- sämtliche Nebentriebe entfernen
Anleitung Okulation
Nachdem sowohl der Edelreis als auch die Unterlage für die Okulation vorbereitet wurden, kann mit der eigentlichen Veredelung fortgefahren werden. Hierfür wird zunächst ein T-förmiger Schnitt in die Rinde der Unterlage geritzt und anschließend die Rinde abgelöst und auseinandergeklappt. Anschließend wird das Auge aus dem Edelreis wie folgt entnommen und in die Unterlage eingesetzt:
- aus dem Mittelteil des Edelreises eine Knospe abschneiden
- am besten ein gut ausgebildetes Auge
- hierbei von unten Richtung Triebspitze schneiden
- nur durch die Rinde schneiden, nicht tiefer
- Edelauge von oben in den T-Schnitt der Unterlage schieben
- Überstand des Auges bündig wegschneiden
- am besten mit einem waagrechten T-Schnitt
- Veredelungsstelle umwickeln
- hierfür eignet sich Bast oder ein Okulationsband
- Schnittwunde mit Baumwachs oder Edelharz versiegeln
Ernte und Lagerung
Der Boskoop wird in der Regel ab Mitte Oktober bis in den November geerntet, allerdings sind die Früchte dann noch nicht verzehrbar. Denn der Boskoop zählt zu den Winteräpfeln, welche nach der Ernte eine sogenannte Genussreife benötigen, um ihr volles Aroma zu entfalten. Die Genussreife dauert etwa von Dezember bis April, wobei sie erst während der Lagerung einsetzt. Damit der Boskoop sein kräftiges Aroma entwickelt, sind daher folgende Faktoren bei der Ernte und Lagerung zu berücksichtigen:
- Früchte eher spät ernten
- dadurch verlängert sich die Haltbarkeit
- Lagerung bei etwa 3-4 Grad
- Äpfel sind etwa bis April haltbar
Krankheiten und Schädlinge
Der Boskoop ist besonders anfällig für die Kernhausfäule, welche sich jedoch erst beim Aufschneiden der Früchte erkennen lässt. Kennzeichnend für die Fäule ist ein rotbraun verfärbtes Kerngehäuse, wobei sich die Verfärbung auf die gesamte Frucht ausbreiten kann. Um die Kernhausfäule vorzubeugen, sind ein jährlicher Schnitt sowie das Entfernen von Fruchtmumien empfehlenswert. Zudem ist es ratsam, die Äpfel nicht zu spät zu ernten und bei den Düngemitteln auf einen niedrigen Stickstoffgehalt zu achten. Neben der Kernhausfäule stellen zudem folgende Krankheiten und Schädlinge eine Gefahr für den Boskoop dar:
- Fleischbräune
- Kragenfäule
- Apfelwickler
- Blattläuse