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Bonsai umtopfen – Anleitung in 7 Schritten

Ficus ginseng als Bonsai

Bei „normalen Pflanzen“ ist Umtopfen wichtig, damit die Pflanze die richtige Versorgung im Wurzelraum erfährt. Beim Bonsai ist das Umtopfen ein entscheidender Teil der gesamten Maßnahmen, die zur Ausbildung von Kleinwuchs notwendig ist, weil zum Umtopfen auch der Wurzelschnitt gehört: 

Video-Tipp

Warum beim Bonsai das Umtopfen besonders wichtig ist

Jede Pflanze im Topf muss gelegentlich umtopft werden, weil ihre Wurzeln an die Topfwände stoßen und beginnen, ungesunden Drehwuchs auszubilden und weil die Erde im Topf keine guten Wachstumsbedingungen mehr bietet. Normale Pflanzen können es aber eine ziemlich lange Zeit in ihrem Topf aushalten.

Ein Bonsai ist aber keine normale Pflanze, sondern eine Pflanze, die künstlich zu einem Wachstum bewegt wird, das nichts mit ihrem Wachstum in der Natur zu tun hat. Die meisten Bonsais würden meterhohe Bäume mit dicken Stämmen werden, wenn man Sie denn lassen würde und nein, die Bonsais sind keine besonderen Bonsai-Zuchtsorten von Pflanzen, sondern die ganz normalen Pflanzen, die Sie unter Umständen schon in Gärten in der Maxi-Version stehen gesehen haben. Natürlich wird man zur Bonsai-Kultur eines Bambus nicht unbedingt einen Dendrocalamus giganteus auswählen, der um 40 m hoch wird und jeden einzelnen Tag vier- bis fünfmal soviel zulegt, wie ein Bonsai insgesamt misst, sondern eine der kleinwüchsigen Arten.

Aber trotzdem – Bonsais werden in der Natur viel größer, als sie in der Bonsai-Kultur werden sollen. Eine eigentlich meterhohe Pflanze soll zu einem künstlerischen Miniaturwuchs „überredet“ werden, und das geht nur mit vielen Tricks, die die Penjing-Gärtner (so heißen die Bonsai-Gärtner) im Laufe der Jahrhunderte entwickelt haben.

Worauf kommt es an beim Bonsai umtopfen?

Ein solcher Kleinwuchs kann z. B. nur erreicht werden, wenn auch im Wurzelraum spürbar eingegriffen wird, durch Entfernen von Pfahlwurzeln und durch Formung der Wurzel selbst. Wie sich das Wachstum im bewusst begrenzten Wurzelraum in der Schale gestaltet, spielt eine genauso wichtige Rolle für die Ausbildung des gewünschten Miniatur-Kleinwuchses wie der dauernde Beschnitt der Triebe und der Blätter.

Im Rahmen dieses Teils der Wuchsbegrenzung ist das Umtopfen ist ein sehr wichtiger Prozess. Inaktive ältere Wurzelteile müssen regelmäßig entfernt werden, damit die paar kleinen Wurzeln in der Schale volle Wuchskraft entfalten können. Nach dem Wurzelschnitt bilden sich um den Stamm neue feine Saugwurzeln, die dem Bonsai dabei helfen, auch in ihm zur Verfügung stehenden begrenzten Wurzelraum klar zu kommen. Wenn die Wurzeln gut wachsen können, bilden sich auch oben mehr Triebe und Knospen, das Blattwerk wird dichter.

Der Wurzelballen wird durch regelmäßiges Umtopfen zugleich davor bewahrt, sich irgendwann soweit zu verdichten, dass der Bonsai schlicht verhungert, weil er keine Nährstoffe mehr aus dem Substrat ziehen kann. Und beim Umtopfen wird ihm frisches Substrat zur Verfügung gestellt, mit einem kompletten Paket neuer Nährstoffe.

Beim Umtopfen bekommt der Bonsai auch eine neue Schale, hier muss die richtige Größe gewählt werden. Die Größe der Schale hat großen Einfluss auf die Entwicklung des Bonsais. Wird die neue Schale zu groß gewählt, kann der Bonsai viele Wurzeln bilden und lässt sich durch den Schnitt fast nicht mehr im Zaun halten. Bewährt hat sich in der Regel, die Schale etwas kleiner zu wählen als ästhetisch notwendig wäre. Ist die Schale jedoch zu klein, benötigt der Bonsai viel Wasser, zeigt bald Mangelerscheinungen (Stickstoff und Eisen) und stellt das Wachstum mehr oder weniger ein.

Ficus ginseng als Bonsai

Die neue Schale soll natürlich auch ästhetisch zur jeweiligen Gestaltungsform des Bonsais passen, sie bildet ja den Rahmen seiner Erscheinung. Bonsai-Schalen werden in vielen unterschiedlichen Farben, Texturen und Formen angeboten, individuelle Gestaltung innerhalb einer bestimmten Tradition ist also kein Problem.

Das Bonsai-Substrat

Zum Umtopfen brauchen Sie neues Substrat, eine fertig gekaufte oder selbst gemischte Bonsai-Substratmischung. Sie sollte schnell genug abtrocknen, um die Wurzeln vor ungesunder Nässe zu bewahren, aber genug Wasser speichern, um den Baum zu versorgen.

Zutaten zum Mischen eines Bonsai-Substrats

  • Akadama: Lehm-Erde aus Japan, die zuverlässig weder verklumpt noch verdichtet und deshalb gerne für Bonsais eingesetzt wird
  • Chabasai: Natürliches Zeolith aus vulkanischer Asche, wasserdurchlässig aber gut speicherfähig, langlebig, senkt den PH-Wert
  • Gartenerde: Ein Geheimtipp für Bonsais soll gut aufgelockerte und recht samenfreie Erde vom Maulwurfshügel sein
  • Humus: Der Gehalt in ganz normaler Landerde reicht aus
  • Kanumaerde: Japanisches Substrat mit niedrigem pH-Wert für kalkunverträgliche Bonsais (Azaleen, Rhododendron)
  • Kiryuerde: Formstabile japanische Vitaminerde mit hohem Eisenanteil, gut für Ahorn, Kiefern, Wacholder (1/3 bis 1/2 untermischen)
  • Perlit: Vulkanisches Porengestein, zur Auflockerung verdichteter Substrate und als Drainageschicht
  • Sand: Als mineralischer Quarzsand einer Korngrösse zwischen 2 und 4 mm
  • Sonstige auflockernde Materialien mit ein paar Nährstoffen: Bimskies, Kokosfasern, Lava, gebackener Lehm, Rindenstücke, normales Zeolith

Mit all diesen Substanzen bekommen Sie Mischungen hin, die alle Eigenschaften eines guten Bonsai-Substrats in sich vereinen: Partikel um 4 mm, kein Staub und kein grobes organisches Material, Wasser aufnehmend, speichernd und abgebend, formstabil, leicht und von unauffälligem Aussehen.

Folgende Mischungen sind für die meisten Bonsais geeignet ist (einige Bonsais brauchen ganz spezielle Substratmischungen, aber das wissen Sie sicher, wenn Sie einen solchen Bonsai aufziehen):

  • 50 % Akadama, 25 % Bimskies und 25 % Humus
  • Ersatz für Humus: Qualitätsblumenerde
  • Universalmischung 2: 1 Teil Landerde, 1 Teil Kokosfaser oder anderen geeigneten Torfersatz, 1 Teil Sand
  • Eher selten bewässerte Bonsais bekommen eine stärker wasserspeichernde Mischung mit etwas mehr Humus
  • In feuchtem Klima kultivierte Bonsais werden in einer schnell trocknenden Mischung mit mehr Akadama und Kies gehalten
  • Laubgehölz-Bonsais brauchen mehr Humus bzw. Landerde
  • Nadelgehölz-Bonsais können in Kiryuerde und Akadamaerde zu gleichen Teilen gehalten werden
  • Junge Bonsais wachsen schneller in leichten Böden mit mehr auflockernden Bestandteilen
  • Größere Solitär-Bonsais (z. B. Ahorn), die eigentlich nicht mehr wachsen sollen, können in 50 – 70 % Kiryuerde und Akadamaerde gehalten werden
  • Mischung für Zimmerbonsais: 3 Teile Akadamaerde, 5 Teile Kokosfaser, 2 Teile Sand
Ficus ginseng als Bonsai

Heute werden Bonsais immer öfter in sogenannten „modernen Substraten“ gehalten, in purem Lava, Zeolith oder Bimskies ohne jedes organische Material, um Wurzelbräune und übermäßigem Gießen vorzubeugen. Wenn Ihr Bonsai bisher in einem solchen Substrat gehalten wurde, bekommt er das natürlich auch nach dem Umtopfen.

Bonsai umtopfen – Anleitung in 7 Schritten

1. Zuerst wird die neue Schale vorbereitet:

  • Bereits benutzte Bonsaischalen werden von Kalkablagerungen und Schmutz befreit
  • Drainagelöcher im Boden mit Bonsaiabdeckgitter bedecken, dies mit einer Drahtschlaufe befestigen
  • Von außen Bonsai-Drähte durch die Abzugslöcher führen, mit denen der Bonsai später in der Schale fixiert wird
  • Jetzt kann der Boden der Schale mit einer Drainageschicht aus Kies, Perlit oder grober Akadama-Erde bedeckt werden
  • Die Drainageschicht soll mindestens 1 cm und höchstens 3 cm dick sein, je nach Größe der Schale
  • Auf die Drainageschicht kommt eine mittig erhöhte Schicht der vorbereiteten Substratmischung, auf die gleich der Bonsai gesetzt wird

2. Wenn die Schale fertig vorbereitet ist, kann der Bonsai ausgetopft werden:

  • Bonsai ganz vorsichtig aus der alten Schale lösen
  • Sitzt er zu fest, kann ein Umtopfwerkzeug helfen, z. B. ein Sichelmesser (siehe gleich unten Umtopfwerkzeuge)
  • Die alte Erde muss teilweise entfernt werden, Sie können ein hölzernes Essstäbchen oder einen speziellen Wurzelhaken zu Hilfe nehmen
  • Bis Sie die Wurzeln gut sehen, die jetzt entwirrt werden müssen
  • Aber möglichst nicht die ganze Erde entfernen, Mykorrhiza-Pilze in Ihrer Kultur könnten sonst ev. leiden

3. Nun ist der Wurzelschnitt an der Reihe:

  • Alle langen Wurzeln werden zurückgeschnitten, damit der Baum ein möglichst fein verzweigtes, kompaktes Wurzelsystem entwickelt
  • Faule und nach unten wachsende Wurzeln werden zuerst und auf jeden Fall entfernt
  • Vor allem das obere Wurzelwerk soll dazu angeregt werden, sich gut und kräftig zu entwickeln
  • Dann werden die seitlichen Wurzeln zurückgeschnitten, und schlecht platzierte obere Wurzeln
  • Insgesamt sollte etwa ein Viertel der Wurzelmasse weggenommen werden, Ziel ist ein feines, aber kräftiges Wurzelgebilde (Nebari)
  • Zum Schluss wird der Wurzelhals z. B. mit Essstäbchen freigelegt, alle dickeren Wurzeln sollten sichtbar an der Oberfläche liegen

4. Der Bonsai „zieht in seine neue Schale ein“:

  • Nun kann der Bonsai in die neue Schale, er wird mit leicht drehenden Bewegungen in den kleinen Substrat-Hügel eingearbeitet
  • Bis der Wurzelhals ganz leicht über den Schalenrand ragt
  • Bonsai in ovalen oder rechteckigen Schalen werden von der Mitte aus im Zentrum einer Schalenhälfte platziert

5. Bonsai in Erde einbetten:

  • Die vorbereitete Substratmischung wird trocken eingefüllt
  • Das Substrat muss gut zwischen die Wurzeln eingearbeitet werden
  • Das funktioniert wieder am besten mit dem berühmten Essstäbchen
  • Stochern Sie so lange vorsichtig im Wurzelraum herum, bis das Substrat in alle Lücken gekrümelt ist
  • Es sollte bis knapp unterhalb des Schalenrands reichen
Bonsai Bäumchen

6. Stutzen, ausrichten, fixieren:

  • Nun oberen Bereich im gleichen Maß wie die Wurzel einkürzen, damit das Gleichgewicht zwischen Wurzel und Blattmasse wieder stimmt
  • Kontrollieren Sie von allen Seiten, ob der Bonsai richtig steht
  • Wenn er gut ausgerichtet ist, kann er mit den vorher eingebrachten Drähten über dem Wurzelballen kreuzweise fixiert werden
  • Und weiter mit Draht befestigt werden, soweit es notwendig ist

7. Angießen und auffüllen:

  • Je nach Substratmischung wird jetzt gründlich gewässert
  • Oder die ganze Schale in ein Wasserbad gestellt, wo sie sich gut vollsaugen darf
  • Dabei kann sich das Substrat noch einmal setzen, wobei Hohlräume entstehen können
  • Diese Hohlräume müssen mit Substrat aufgefüllt werden
  • Als letztes wird die Deckschicht aufgebracht, z. B. eine dünne Schicht gesiebter, krümeliger Akadama

Das Erdwerkzeug für Bonsais

Während des Umtopfens müssen Sie alle möglichen Feinarbeiten verrichten, für alle werden original japanische Bonsais-Werkzeuge angeboten:

  • Kleine Bonsai Erdschaufeln im 3er-Set
  • Bonsai-Erdsiebe aus Edelstahl, 30 cm oder 37 cm
  • Bonsai-Wurzelkrallen namens ‚Bon-Kumade‘ oder ‚Ne-Kagi‘
  • Bonsai-Wurzelmesser (Profi)
  • Bonsai-Sichelsägen
  • Bonsai-Handbesen
  • Bonsai Netzplatten bzw. Abdecknetze

Unverzichtbar für manche Feinarbeiten sind die hölzernen Essstäbchen, bestimmt die preiswerteste Anschaffung dieser meist zweistellige Eurosummen kostenden Werkzeuge. Wer aber ein paar nicht vollkommen authentisch asiatische Werkzeuge erträgt, wird auch mit seinen normalen Gartenwerkzeugen ziemlich weit kommen und z. B. anstatt der Essstäbchen einfach ein paar Schaschlikspieße verwenden.

Bonsai umtopfen – wann und wie oft?

Beides ist je nach Art und Alter des Bonsais zu entscheiden:

Zeitpunkt

Für Laubbäume geschieht das Umtopfen am besten im zeitigen Frühjahr, wenn der Bonsai gerade noch in Winterruhe ist. Das Umtopfen belastet erheblich weniger, wenn der Baum noch keinen frischen Austrieb zu versorgen hat. Außerdem kann der Bonsai die Eingriffe an der Wurzel gut ausgleichen, wenn er kurz darauf ins Wachstum startet. Der Zeitraum fürs Umtopfen liegt hier je nach Art zwischen März und Ende April.

Nadelgehölze sollten je nach Art zwischen September und Oktober umgetopft werden.

Zimmerbonsais werden auch am besten zu Beginn des Frühjahrs umgesetzt, tropische Bonsais können aber notfalls auch zu anderen Jahreszeiten umgepflanzt werden, nur nicht gerade mitten in der Hauptwachstumszeit.

Abstand

Junge Bonsais, die sich noch im Grundaufbau befinden, werden jedes Jahr umgetopft. Sie brauchen öfter eine grössere Schale, weil das Erdvolumen an die zunehmende Pflanzenmasse angepasst werden muss. Wenn der kleine Bonsai einen eher schwachen Eindruck macht, sollten Sie bis zum zweiten Jahr mit dem Umtopfen warten.

Bonsai Baum

Bei erwachsenen Bonsais hängt die Häufigkeit des Umtopfens von ihrer Wachstumsgeschwindigkeit ab. Schnell wachsenden Bonsais wird es auch schnell in ihrem Topf zu eng, sie müssen mindestens alle zwei Jahre umgetopft werden. Langsamer wachsende Bonsais (und ältere, reifere Bonsais, die es oft nicht mehr so eilig haben) müssen nur alle 3 bis 4 Jahre umgetopft werden.

Richtig alte Bonsais können unter Umständen ziemlich lange in ihrer Schale „wohnen“, Jahrzehnte alte Solitärs fünf bis sechs Jahre oder mehr. Sie werden meist auch nicht mehr „um-“ getopft, sondern nach Wurzelpflege und Erderneuerung wieder in die alte Schale eingetopft werden.

Auf jeden Fall sollte nie routinemäßig umgetopft werden, weil soundso viel Zeit vergangen ist. Sondern die Bonsais werden jedes Jahr im zeitigen Frühjahr überprüft, vorsichtig zum Wurzel-Betrachten aus der Schale genommen. Wenn Sie nur Erde sehen, haben Sie noch ein Jahr Zeit.

Ein Bonsai muss dringend umgetopft werden, wenn Sie folgendes bemerken:

  • Das Substrat ist komplett mit Wurzeln durchsetzt und diese beginnen, am Schalenrand im Kreis entlang zu wachsen
  • Sie bemerken Wurzelfäulnis
  • Der Bonsai hat oben schon Mangelerscheinungen gezeigt und die Wurzel ist sehr dicht verwachsen

Der Bonsai braucht nach dem Umtopfen etwas Nachsorge, etwa vier Wochen keine pralle Sonne, keinen Wind, keinen Dünger. Wenn der Bonsai austreibt, kann er an seinen sonnigen Stammplatz zurückgestellt und gedüngt werden. Ggf. wird jetzt auch mit Anlage der Moosschicht auf der Erdoberfläche begonnen.

Fazit

Das Umtopfen ist für Bonsais eine wichtige Pflegemaßnahme, weil sich ein Bonsai nur mit Umtopfen und Wurzelpflege zur richtigen Zeit dazu bewegen lassen wird, einen ausdrucksstarken Miniaturwuchs auszubilden.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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