Blutlaus am Apfelbaum bekämpfen – 11 wirksame Mittel
Inhaltsverzeichnis
Die Blutlaus, eine Unterart der Blattläuse, ist bei uns in Europa gar nicht heimisch. Sie kam erst Ende des 18. Jahrhunderts von Nordamerika nach Mitteleuropa. Ihr Name ist darauf zurückzuführen, dass sie beim Zerreiben eine rote Flüssigkeit abgibt. Sie befällt am liebsten Apfelbäume und ist deshalb ein weitverbreiteter Schädling in Apfelplantagen und in Gärten. Es gibt verschiedenste Methoden, um gegen die Blutlaus und deren Brutpopulationen vorzugehen. Wir geben Ihnen einen Überblick über die Bekämpfungsmaßnahmen sowie Tipps und Tricks für die Anwendung.
Verhalten und Merkmale der Blutläuse
Die Blutlaus (lat. Eriosoma lanigerum) überwintert am Wurzelhals von Apfelbäumen als graubraune Larve und tritt im Garten gern in windgeschützten Lagen auf. Sie nistet sich vor allem in Wunden und Rissen der Rinde ein. Jedoch kann sie auch den Winter in der Erde überdauern. Manche Exemplare sitzen sogar in einer Tiefe von 50 cm. Im Frühling wandern die Blutläuse in die Apfelbaumkronen. Dort bilden sie eine weiße Wachsschicht um ihre Körper aus, die sie vor unliebsamen Witterungseinflüssen und sogar vor Pflanzenschutzmitteln schützt. Sobald sich im Sommer die geflügelten Nachkommen entwickeln, befallen diese recht schnell die umliegenden Gehölze und Bäume. Auch Spalierobst kann befallen werden sowie Ebereschen, Felsenmispeln (Cotoneaster) und Zierquitten.
Charakteristisches Schadbild
Sehr charakteristisch für den Befall mit Blutläusen sind neben den weißen, wolligen Populationen die krebsartigen Wucherungen an den Apfelbäumen, vor allem an den jungen Trieben. Diese Wucherungen nennen sich Blutlauskrebs. Sie werden als Reaktion der Obstbäume auf die Saugtätigkeit der Blutläuse gebildet, die ebenso Überträger von Virenkrankheiten sein können, wie beispielsweise die Apfeltriebsucht. Zusätzlich werden die Bäume durch die klebrigen Ausscheidungen der Blutläuse verschmutzt.
Mechanische Mittel
Die Blutlauskolonien können abgebürstet oder mit Wasser abgespült werden. Am besten spülen Sie die Blutläuse mit einem starken Wasserstrahl ab. Große Krebsgeschwüre im Holz werden herausgeschnitten und mit Baumwachs versiegelt.
Biologische Bekämpfung
Im Grunde genommen sind Blutläuse mit Pflanzenschutzmitteln schwer zu bekämpfen, da diese nicht oder kaum durch die weiße Wachswatte dringen können. Hier zahlt sich jedoch Hartnäckigkeit mit biologischen Mitteln aus.
Extrakt und Tee von Adler- oder Wurmfarn
Wurm- und Adlerfarn enthalten in geringen Mengen einige giftige Substanzen wie beispielsweise Phloroglucinderivate, bestimmte Bitterstoffe, Gerbstoffe und Öle. Bei normaler Dosierung sind die Gifte für Haustiere und Menschen nicht gefährlich.
Farnextrakt
Zerstoßen Sie 10 g Blätter und geben diese mit 1 l Regenwasser in eine Flasche. Diese wird verkorkt und muss nun drei Tage lang ziehen. Anschließend wird der Extrakt abgefiltert und unverdünnt auf die abgebürsteten Herde der Blutläuse gesprüht. Danach wiederholen Sie die Prozedur alle drei Tage.
Farnkrauttee:
Für den Farnkrauttee werden 1 kg frische oder 150 g getrocknete Farnblätter mit 1 l Wasser einen Tag stehen gelassen und anschließend 30 min lang gekocht. Nach Erkalten wird der Tee 1:10 verdünnt und auf Blutlausnester gesprüht oder gepinselt. Die abgebürsteten Blutlausnester müssen richtig tropfnass sein.
Kapuzinerkressentee:
2 kg frisches Kapuzinerkressenkraut mit 10 l kochendem Wasser übergießen und ca. 15 min bedeckt ziehen lassen. Nach dem Erkalten abfiltrieren und damit die Blutläuse und die Krebswunden der Apfelbäume unverdünnt einsprühen.
Presssaft der Kapuzinerkresse:
Frisches Kapuzinerkressenkraut auspressen oder quetschen. Der entstandene Presssaft wird auf die Blutläuse und Krebswunden aufgepinselt.
Neemöl-Mischung
Bei einem sehr starken Befall mit Blutläusen können Sie es auch mit Neemöl versuchen, das für Säugetiere und Menschen ungiftig ist. Die Inhaltsstoffe im Neemöl unterbinden die Fortpflanzung der saugenden Schadinsekten, während Nützlinge unbeschadet bleiben. Das Neemöl wird mit Wasser und einem Elmulgator namens Rimulgan vermischt. Das ist ein natürlicher Emulgator aus Niemöl. Im Handel ist Rimulgan und Neemöl erhältlich.
- 1 ml Rimulgan
- 1 ml Neemöl
- 500 ml Wasser
- alles in einen Zerstäuber geben
- gut schütteln
- Lösung auf die Läuse pinseln oder sprühen
Bitterholz-Spritzbrühe (Quassia amara)
Holzspäne aus dem brasilianischen Quassiabaum können ebenso gegen saugende Schadinsekten wie die Blutlaus verwendet werden. Für eine Spritzbrühe werden 150 bis 250 g Bitterholzspäne (im Handel erhältlich) mit 2 l Wasser angesetzt und 24 Stunden stehen gelassen. Anschließend wird die Lösung eine halbe Stunde gekocht. Diese Brühe wird mit ca. 10 bis 20 l Wasser verdünnt. Sie hält sich ca. 4 bis 6 Monate. Die Holzspäne selbst können nach dem Kochen wieder getrocknet werden. Somit sind sie für zwei bis drei weitere Anwendungen einsetzbar. Laut Experten ist Quassia für Bienen ungefährlich und ebenso nebenwirkungsfrei für Raubmilben, Marienkäfer und Florfliegen. Sprühen Sie die befallenen Stellen am Apfelbaum sparsam damit ein. Sobald sich nach zwei bis drei Tagen ein Belag bildet, reinigen Sie die Äste mit klarem Wasser oder Schachtelhalmbrühe.
Nützlinge gegen die Blutlaus einsetzen
Die besten Voraussetzungen, die Populationen der Blutläuse auf ein niedriges Niveau zu halten, ist eine intakte Nützlingsfauna, die jedoch nicht immer gegeben ist. Deshalb sollten Sie versuchen, die Fraßfeinde der Blutläuse allem voran die Blutlauszehrwespe sowie Ohrwürmer, Marienkäfer und Larven von Flor- und Schwebfliegen in Ihren Garten zu locken.
Blutlauszehrwespe:
Die Blutlauszehrwespe (Aphelinus mali) gehört zu den sogenannten Schlupfwespen. Sie wurde von Nordamerika aus zu uns nach Europa zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingeführt, um die Blutlaus einzudämmen. Sie wird bis heute als Fressfeind der Blutläuse im biologischen Obstbau eingesetzt. Sie ist sehr klein und nur 0,7 bis 1 mm groß. Sie besitzt einen schwarzen Körper und gelbe Hinterschenkel und Fühler. Diese winzige Wespe lebt in der Nähe der Blutlauskolonien. Die Weibchen legen ihre Eier in die Blutläuse ab, sodass sich die Larven von den Läusen ernähren und in ihrem Inneren entwickeln können, bis sie als ausgewachsene Wespe herausschlüpfen. Es werden alle Stadien der Blutläuse befallen. Die befallenen Läuse sind an ihrem schwarzen Körper zu erkennen, der nicht mehr mit Wachswolle bedeckt ist.
Nützlinge ansiedeln
Um weitere Nützlinge wie Marienkäfer, Florfliegen und Ohrwürmer anzusiedeln, können Sie schützende Insektenhotels bauen, Totholz oder Hecken- und Baumschnitt an bestimmten Stellen in Ihrem Garten aufhäufen und ein paar verblühte Stängel von Stauden und Sommerblumen im Herbst stehen lassen. Ebenso unterstützen Sie die Ansiedelung der Nützlinge mit einem Stück Hartholz, in das Sie unterschiedlich lange Löcher bohren. Hängen Sie das Holz an einen warmen und geschützten Platz in Ihrem Garten auf. Auch kleine Tümpel und naturnahe Teiche bringen die Artenvielfalt und ein natürliches Gleichgewicht in Ihren Garten.
Vorbeugung und Kontrolle
Vorbeugend können Sie Leimringe am Stamm der Bäume anbringen, um die Läuse davon abzuhalten, dass sie im Frühjahr aus dem Boden nach oben in die Kronen wandern.
Kontrollieren Sie regelmäßig die befallenen Äste und sprühen oder pinseln Sie je nach Bedarf nach.
Fazit
Die Blutläuse von den Apfelbäumen zu vertreiben, ist nicht so einfach, auch, wenn es viele Mittel dafür gibt. Ihre wollige Wachsschicht schützt sie. Jedoch mit kontinuierlichem Abbürsten und Besprühen mit biologischen Pflanzenbrühen und Tees können Sie ihnen Einhalt gebieten. Und die Nützlinge helfen Ihnen, sofern Sie diese in Ihren Garten belassen oder hineinlocken.