Blaumeise, Parus caeruleus – Steckbrief, Brutzeit und Futter/Nahrung
Wenn der Winter noch nicht ganz zu Ende ist, sind die ersten Klänge der Blaumeisen schon zu hören. Die Blaumeise gilt als relativ robust, aber sowohl der Winter als auch ihre Feinde erschweren ihre Überlebenschancen deutlich. Damit diese einzigartige Vogelart für weitere Jahrzehnte oder noch länger ihre Umgebung mit ihrem Gesang sowie dem farbintensiven Federkleid verzaubern kann, sollten Sie sich über alles Wissenswerte im Folgenden informieren. Zusätzlich erfahren Sie durch professionelle Tipps, wie Sie sich in welcher Situation verhalten können.
Steckbrief
- Name: Blaumeise
- Wissenschaftlicher Name: Cyanistes caeruleus
- Gattung: Cyanistes
- Vorkommen: nahezu europaweit, Asien, Afrika
- Größe: Länge zwischen 62 Millimeter und 71 Millimetern
- Gewicht: zwischen 11 Gramm und 12.1Gramm
- Gefieder: überwiegend blau-gelb mit Akzenten in Weiß und Grau
- Nahrung: hauptsächlich tierisch
- Durchschnittliches Alter: fünf Jahre
Erkennung
Die Blaumeise ist sehr auffällig in ihrem farbenprächtigen Gefieder und lässt sich meist unkompliziert von anderen Vögeln unterscheiden. Die Rückenpartie sowie die Flügel zeigen sich in einem stählernen Blau, das zum Nacken hin zu einem „verwaschenen“ Grau wechselt, unterbrochen durch ein hellblaues „Nackenband“. Die Flügel sind an der Unterseite weiß.
In der Regel besitzt der Kopf eine blaue „Kappe“ und verläuft dann Weiß über.
Besonders auffällig ist der schwarze Streifen, der von den Augen seitlich und waagerecht in Richtung Nacken zieht. Die weißen Wangen enden im unteren Bereich mit einem schwarzen Halsband, woran sich der gelbe Bauchbereich anschließt und sich die gelbe Farbe bis in die Flanken erstreckt. Der Schnabel ist sehr kurz und dunkelbraun bis schwarz gefärbt. Die Beinchen sind hellgrau. Grundsätzlich ist das Weibchen ein wenig kleiner und leichter als das Männchen.
Mauser
Bei der Mauser handelt es sich um einen Wechsel des Federkleides und bei den meisten Vogelarten gehört sie zur Normalität. Die Natur macht hier Unterschiede zwischen der Mauser von Jungtieren und erwachsenen Blaumeisen.
Jungmeise
Nachdem die Jungmeise als Nesthocker ihr erstes Gefieder erhalten hat, verliert sie dieses in verschiedenen Etappen. Das blassgelbe Gefieder im Kopfbereich wechselt zum Ende der sogenannten Jugendmauer zwischen Mitte Juli und Ende Oktober des ersten Lebensjahres. Das erste Federkleid am Rumpf und den Flügeln verliert die junge Blaumeise bis zum 18. Tag nach dem Schlüpfen, wenn sie flügge wird. Hier bekommt das Gefieder eine deutlich erkennbarere Färbung, wie sie typisch für die Blaumeise ist, sich aber erst im zweiten Lebensjahr intensiviert und dann von den Altmeisen nicht mehr zu unterscheiden ist.
Erwachsene
Die erwachsenen Baumeisen durchlaufen einmal im Jahr eine Vollmauser. Der Beginn nennt sich im Fachjargon „postnupial“, was so viel bedeutet wie „nach der Hochzeit stattfindend. Das bedeutet, erst wenn es zur ersten Paarung gekommen ist, findet die die erste Vollmauser statt, was in der Regel im Folgejahr nach dem Schlüpfen der Fall ist. Danach folgt jedes Jahr circa sechs Wochen vor der Teilmauser der Jungen, die Jahresmauser. Meist liegt der Mauserbeginn noch während der Aufzucht der Jungen. Die Vollmauser erstreckt sich über einen Zeitraum von durchschnittlichen 120 Tagen, was für Vögel eine lange Dauer ist.
Gesang
Die Cyanistes caeruleus besitzt einen sehr abwechslungsreichen Gesang und verfügt über einen hohen Wiedererkennungswert. Diese Vogelart startet den Gesang meist mit einem hochtonigen „tii-tii“ und geht dann in ein strophenreiches Trillern über. Besonders vielfältig ist der sogenannte Reviergesang. Dabei stimmen die Blaumeisen diesen ebenfalls mit zu dreimaligem „tii-tii“ an, das allerdings deutlich tiefer gesungen wird, als beim normalen Gesang.
Darauf folgen zwischen fünf und 25 kurzen Trillerblöcken. Überwiegend sind diese gleich lang, können aber von längeren Strophenpassagen vor allem im mittleren Gesangteil, begleitet sein. Ist dies der Fall, folgen in der Regel dann verkürzte Strophen. Mit dem Reviergesang wird lange vor der eigentlichen Paarungszeit auf sich aufmerksam gemacht.
Nahrung
Blaumeisen ernähren sich insbesondere während der Jungenaufzucht, überwiegend von tierischen Produkten, die sie in der Natur finden. Ab dem Herbst bis zum Frühjahr weichen sie auch auf pflanzliche Nahrung aus. Ihre Speiseliste besteht unter anderem aus:
- Würmer
- Spinnen
- Verschiedene kleine Insekten
- Larven
- Sämereien
- Beeren
Gerade bei der Nahrungssuche beziehungsweise der Nahrungsbeschaffung, zeigt sich die Cyanistes caeruleus als gewieft und clever. So trickst sie nicht selten beispielsweise Spatzen aus oder verscheucht kleinere Singvögel an einer Futterquelle. Vor allem im Winter macht sie auch keinen Halt davor, aus den Verstecken von Eichelhähern die Nüsse zu stibitzen, was sehr viel Mut kostet, denn der Eichelhäher gehört zu den natürlichen Fressfeinden der Blaumeisen.
Fressfeinde
So beliebt diese Meisenart bei den Menschen aufgrund ihrer Farbenpracht und des klangvollen Gesangs ist, so gern wird sie auch in der Tierwelt als Nahrungsopfer gesehen. Vor allem in ersten Lebensjahr verlieren viele Jungtiere ihr Leben.
Zu den größten lebensbedrohlichen Gefahren zählen folgende Fressfeinde:
- Wanderfalken
- Parasiten
- Sperber
- Katzen
- Rabenvögel
- Eichelhäher
Darüber hinaus ist der Mensch eine weitere Gefahrenquelle. In manchen Regionen gilt die Blaumeise als echte Delikatesse auf der Speiseliste, während sie zudem oft Zielobjekt manch eines Luftgewehrs werden, dem der kleine Körper nicht standhalten kann.
Vermehrung
Erste Paarung
Die Geschlechtsreife erhalten Blaumeisen in der Regel vor Vollendung des ersten Lebensjahres. So kann es vorkommen, dass weibliche Jungtiere bereits mit zehn Monaten ihre ersten Eier legen, was aber seltener der Fall ist. Üblich hingegen ist eine erste Paarung im zweiten Lebensjahr. Bei den einjährigen Jungmeisen liegt die Paarungsquote Schätzungen zufolge, unter 30 Prozent.
Paarungszeit
Schon Mitte Januar können die Blaumeisenmännchen vielfach dabei beobachtet werden, wie sie potentiellen Konkurrenten gegenüber ihr Interesse an Meisenweibchen kundtun, indem sie diese aus der unmittelbaren Nähe vertreiben. Mit dem Reviergesang locken sie Weibchen an, was sich bis in den März hinziehen kann. Im Juli erfolgt kann eine zweite Paarungszeit erfolgen, was aber recht selten ist.
Eier
Bis Ende April erfolgt die Legung der ersten Eier in dem laufenden Jahr. Meist sind es zwischen fünf und 15 Eiern. Diese sind minimal glänzend, besitzen eine glatte Oberfläche und besitzen variierend intensive rote braunrote Punkte/Flecken. Zudem weisen eine für Meisen typische Spindelform auf. Gelegt wird in der Regel ein Ei pro 24 Stunden.
Brut
Sind die Eier gelegt, begibt sich das Weibchen zum Brüten. Forscher haben eine durchschnittliche Brutzeit von 26 Minuten ermittelt. Danach verlässt sie das Nest für ungefähr zehn Minuten und wärmt die Eier erneut. Diese Zeiten können sich je nach Umgebungstemperatur verschieben.
Je kälter es ist, desto kürzer werden die Brutunterbrechungen. Die durchschnittliche Brutdauer bleibt jedoch. Während des Brütens ist das Blaumeisenmännchen stets in unmittelbarer Nähe. Es hält im Brutrevier Ausschau nach eventuellen Gefahren und füttert das Weibchen während des Brütens.
Brutdauer
Die gesamte Brutdauer beträgt zwischen 13 und 15 Tagen. Danach schlüpfen die Jungmeisen als sogenannte Nesthocker. Das bedeutet, sie kommen ohne Gefieder auf die Welt und ihre Augen sowie Gehörgänge sind verschlossen.
Jungvogelentwicklung
Ist der Nachwuchs geschlüpft, geht die erste Entwicklung recht schnell voran:
- Nach circa einer Woche wächst das erste Teil-Gefieder
- Zur gleichen Zeit öffnen sich die Augen und Gehörgänge
- Darauf folgt zügig der „Futterschrei“ der Nesthocker
- Männchen übernehmen nun ebenfalls die Fütterung
- Ab dem achten Tag füttern beide Elternpaare gleich viel
- Größter Futterbedarf zwischen dem 11. und 15. Tag
- Gefieder komplettiert sich bis zum 18. Tag
- Verlassen des Nestes: circa zwischen dem 18. Tag und 22. Tag
Sollte das Männchen noch eine weitere Brut eines anderen Weibchens besitzen, wechselt er in der Regel zwischen den Brutstätten. Dementsprechend verringert sich seine Aufenthaltsdauer an den jeweiligen Standorten, beziehungsweise die Fütterungsübernahme der Jungen.
Nest
Hat das Männchen sein Revier zur Suche seiner Paarungspartnerin gefunden, so späht er die Umgebung auch nach einem passenden Nestplatz aus. Dazu konzentriert er sich vor allem auf jegliche Arten von Höhlen, die sich insbesondere in Bäumen und Mauern finden lassen. Nicht selten übernehmen sie auch von Spechten zuvor benutzte Höhlen, die ungenutzt sind. Gern nehmen Blaumeisen ebenso von Menschen errichtete/aufgestellte Nistkästen an. Ist es zur Paarung gekommen, führt das Männchen das Weibchen zum Brutort.
Hier gestaltet ausschließlich das Weibchen das Nest. Dazu benötigt es Grashalme, Moos, kleine Ästchen sowie Tierhaare und Federn. Die Baudauer erstreckt sich in der Regel über zwei Tage. Sollte sich eine Gefahr bemerkbar machen, wird eine neue Neststelle gesucht, so dass sich die Dauer bis auf 14 Tage hinaus verzögern kann, bis ein Nest an einem sicheren Ort fertig für die Brut ist. Eine Besonderheit weist die Formung des Nests auf.
Diese wird beim Bau weniger berücksichtigt, sondern das Weibchen legt sich auf die obere Schichte und drückt und schiebt sich so lange hin und her, bis sie den Innenbereich reichlich nach außen geschoben hat. So entsteht eine kleine Einmuldung, in der die Eier tief im Nest liegen und nicht herausfallen können.
Überwinterung
Die Blaumeise zählt zu den Zug- und Standvögeln. Das bedeutet, ein Teil zieht in Richtung Süden sobald der Herbst naht, während andere in Mitteleuropa verbleiben. Aus dem kalten Norden macht sich diese Meisenart im September überwiegend auf den Weg zum warmen Mittelmeer. Wer in Mitteleuropa verbleibt, bereitet sich auf die eisigen Temperaturen bestmöglich vor. Allerdings sind die Blaumeisen vor allem während schneebedeckter Landschaften auf die Hilfe der Menschen angewiesen. Auch wenn diese umfangreich erfolgt, so überlebt dennoch nicht jeder Vogel die Winterperiode.
Winterquartier
Vögel wie die Cyanistes caeruleus, besitzen mit 39 bis 40 Grad Celsius eine höhere Körpertemperatur als Säugetiere. Das bedeutet, sie erfrieren auch schneller, weshalb sie an wind- und kälteungeschützten Plätzen, wie beispielsweise auf einem Ast, den Winter nicht überleben würden. Das bemerkenswerte an ihnen ist, dass sie sich dennoch kein wintergeeignetes Quartier suchen. Geschlechtsreife und paarungsfähige Blaumeisen stecken bereits im Herbst ihr Paarungsrevier ab und die Männchen suchen nach der optimalen Bruthöhle.
Nicht selten haben sie hier schon eine Paarungspartnerin an ihrer Seite, mit der sich das Männchen bei Einbruch des Winters niederlässt. Sie schmiegen sich aneinander und wärmen sich gegenseitig. Da nicht alle dieser Vogelarten Brutstätten vor Winterbeginn gefunden haben oder aber noch keine eventuelle Paarungspartnerin haben, ist die Chance des Erfrierens extrem hoch. Aus diesem Grund sind Nisthilfen im Winter unabdingbar, um diesen Exemplaren einen geschützten Überwinterungsplatz zu bieten.
Körperfunktionen
Durch die hohe Körpertemperatur zehrt Kälte extrem am Körper und dessen Funktion. In der Schlussfolgerung kommt es dadurch zu einem übermäßigen Energieverbrauch. Um diesen wenigstens im Ansatz ein wenig zu reduzieren beziehungsweise nicht noch höher werden zu lassen, verhalten sich diese Singvögel in den kalten Wintermonaten relativ ruhig. Sie verlassen ihr Quartier in der Regel nur für Suche nach Nahrung, ohne die sie nicht auskommen, weil dann die Körperfunktionen nicht aufrecht erhalten werden könnten. Nur entsprechendes Futter führt ihnen die verloren gegangene Energie wieder zu. Allerdings ist das Angebot an Nahrung im Winter deutlich eingeschränkt.
Winterfütterung
Um den Energieverbrauch durch kalte Temperaturen möglichst gut auszugleichen, ist für die blaue Meisenart vor allem eine fettreiche Nahrung von großer Bedeutung. Diese findet sich in der Regel nicht in freier Natur, weshalb sie auf künstliche Nahrungsangebote in Form von beispielsweise speziellen Meisenknödeln, angewiesen ist. Wenngleich sie diverse Beeren oder Sämlinge im Winter finden kann, so führen diese dem Körper nur kaum bis gar keine Energie zu.
Fazit
Meisen zählen zu den Singvögeln mit den markantesten und klangvollsten Gesangsstimmen. Zudem sind sie aufgrund ihrer intensiven Farbe und des harmonischen Farbspiels zwischen Gelb und Blau hübsch anzusehen. Sie bereichern die Natur auf wunderbare Weise. Jedes Jahr sterben unzählige von ihnen. Die Wenigsten schaffen es über ein Alter von zwei Jahren hinaus, weil sie ihren Feinden zum Opfer fallen, erkranken oder den Winter nicht überleben. Mit Ihrer Hilfe kann das Sterberisiko reduziert werden und den Blaumeisen bessere Lebensbedingungen vor allem in Bezug auf Brutstätten durch Nisthilfen geboten werden.