Blattläuse (Läuse) an Paprika und Tomaten-Pflanzen
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Wenn Pflanzen unter ungünstigen Kulturbedingungen schwächeln, verlieren sie auch an Widerstandskraft. Und werden dann zur leichten Beute für Schädlinge, z. B. für Blattläuse, die beide Fruchtgemüse sehr gerne mögen.
Gründe für Blattlausbefall
Die generelle Schwäche der Fremdlinge in unseren Breiten wurde gerade schon angesprochen. Blattläuse treten bei Tomaten und Paprika sehr häufig im Stadium der Anzucht auf. Gerne werden frisch pikierte Jungpflanzen befallen, die durch das Pikieren zusätzlich geschwächt wurden. Vor dem Hintergrund der Bedingungen, mit denen diese Pflanzen bei uns ohnehin zu kämpfen haben, wäre also zunächst zu fragen, ob das Pikieren bei diesen Gewächsen überhaupt eine gute Idee ist.
Wenn die Samen gleich einzeln in Töpfe gesetzt werden, ersparen Sie ihnen den Schock durch Umsetzen, und die Natur pikiert schließlich auch nicht. Als Hauptargument für das Pikieren wird angeführt, dass man die umgesetzten Pflänzchen tiefer setzen könne, sodass sie am Stammende weitere Wurzeln entwickeln könnten, das kann man aber auch durch Anhäufeln erreichen.
Wenn die Pflanzen erst einmal größer sind, gibt es im Freiland meist nicht mehr viel Probleme mit Blattläusen, Tomaten sind dann eigentlich nicht mehr besonders anfällig gegen Lausbefall. Außerdem gibt es hier natürliche Feinde, die ihre Arbeit verrichten. Im Gewächshaus oder bei Kultur unter Folie gibt es dagegen häufiger Probleme mit Blattläusen, hier sollten Sie zunächst versuchen, alle Pflegefehler zu korrigieren. Neben Lichtmangel können Überdüngung und schlechte Durchlüftung zu Mangelerscheinungen führen, solche Fehler sollten zunächst korrigiert werden.
Blattlausbekämpfung an Paprika und Tomaten-Pflanzen
Da das Problem des Blattlausbefalls an diesen Pflanzen häufig auftritt, haben sich die Chemiker eine Menge einfallen lassen, um Pflanzenschutzmittel zur Verfügung zu stellen, die dieser Plage Herr werden können. Wenn die Blattlausplage schon recht fortgeschritten ist, kann der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sinnvoll sein.
Im neuen Pflanzenschutzgesetz werden für den Haus- und Kleingarten ganz gezielt nur Mittel zugelassen, die eine hohe Wirksamkeit mit einer möglichst geringen Gefahr für Mensch und Umwelt vereinen möchten. Voraussetzung ist allerdings, dass Sie nur die Mittel anwenden, die für die jeweilige Pflanze zugelassen sind und nur die vorgeschriebenen Mengen dieses Mittels ausbringen. Es gibt einige Pflanzenschutzmittel, die im Haus- und Kleingarten gegen Blattläuse an Tomaten und Paprika zugelassen sind. In diesen Mitteln sind durchaus verschiedene Wirkstoffe enthalten, vom Nervengift bis hin zu Mitteln, die unter den biologischen Tipps zur Blattlausbekämpfung auftauchen:
- Es gibt Mittel mit Deltamethrin, einem Nervengift, das dann auch nur in der winzigen Menge von 0,008 Gramm in einem Liter des Pflanzenschutzmittels enthalten ist.
- Andere Pflanzenschutzmittel enthalten andere toxische Substanzen, wie Pirimicarb, das speziell gegen Blattläuse wirkt (8,33 Gramm pro Liter) oder Thiacloprid (9 Gramm pro Liter), das gegen eine Reihe von Schädlingen eingesetzt werden kann.
All diese Mittel sind auch für Bienen gefährlich, Deltamethrin darf demgemäß im Freiland bei Tomaten und Paprika von der Entfaltung der ersten Blattpaare bis zur Vollreife der Frucht angewendet werden, aber ausdrücklich nicht während der Blüte. Pirimicarb und Thiacloprid sind generell auf die Anwendung in Gewächshäusern oder Zimmern, Büroräumen und Balkonen beschränkt, wo sie ebenfalls nicht auf blühende oder von Bienen beflogene Pflanzen ausgebracht werden dürfen.
Für alle drei Mittel gilt eine Wartezeit von 3 Tagen zwischen letzter Anwendung und Ernte. All diese Mittel sind auch für Menschen nicht ungefährlich, weshalb neben den Ausbringungsmengen auch die spezielle Art der Ausbringung, besondere Verbote zur Ausbringung an Gewässern und alle vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen beachtet werden sollten.
Alternativen zu industriellen Blattlausgiften
Dann gibt es noch Mittel mit verschiedenen Konzentrationen an Kali-Seife, die im Freiland und Gewächshaus angewendet dürfen. Kali-Seife ist einfach Schmierseife, in ihrer reinsten Form, hier finden also Pflanzenschutzmittel mit Zulassung und im Internet gegen Blattlausbefall empfohlene biologische Mittel zusammen. Im Licht der für bestimmte Pflanzen zugelassenen Mittel kann man dann auch andere Empfehlungen aus dem Internet besser einschätzen:
Zum Beispiel wird im Internet auch Neemöl für den Einsatz auf Tomaten empfohlen – hier wirkt das enthaltene Azadirachtin. Mittel mit Azadirachtin gibt es als Pflanzenschutzmittel für den Haus- und Kleingarten, allerdings sind sie nicht gegen Blattläuse und nicht für einen Einsatz auf Tomaten-Pflanzen zugelassen. Das hat durchaus Sinn: Denn in Tomaten wird das Azadirachtin wesentlich langsamer abgebaut als z. B. in Äpfeln, auch tötet Neem die Schädlinge nicht sofort, sondern verhindert nur die komplette Entwicklung der Nachkommen. Deshalb ist Neemöl meist deutlichst zu mild für die Erstbehandlung der Blattläuse, die sich sehr rasch vermehren. Außerdem spricht auch gegen den Einsatz dieses Wirkstoffs, dass Blattläuse sehr schnell resistent gegen Neem werden, wenn das Mittel nicht hundertprozentig richtig angewendet wird. Das passiert schon, wenn es kurz nach dem Neemsprühen regnet, das Azadirachtin verwässert und tötet die Läuse nicht, sie haben aber gerade die desensibilisierende Dosis abbekommen, die sie resistent macht.
Blattläuse mechanisch und biologisch bekämpfen
Wenn der Blattlausbefall noch sehr gering ist, und Sie es eigentlich auch ablehnen, die Pflanzen, von denen Sie die Früchte essen werden, chemisch zu behandeln, könnten Sie die biologisch-mechanische Bekämpfung versuchen. Das heißt zunächst: Blattläuse abstreifen oder abduschen, dann werden die Pflanzen (wiederholt) mit einem Wermutauszug oder mit einer frisch angesetzten Brennnesseljauche übergossen.
Außerdem könnten Sie noch Marienkäfer, Ohrwürmer, Schwebfliegen, Schlupfwespen oder Gallmücken einsetzen. Diese natürlichen Feinde der Läuse vertilgen Hundertschaften an Blattläusen jeden Tag. Sie können die Nützlinge einfach kaufen oder im Garten sammeln oder im Freiland anlocken, indem Sie Schafgarbe oder Dill neben die Tomaten pflanzen. Für Ohrenkneifer könnten Sie selbst Behausungen basteln, sogenannte Ohrenkneifer-Glocken.
Wussten Sie übrigens, dass Ihre Tomaten die Blattläuse durchaus auch selber fressen? Im Ernst: Tomaten haben am Stamm Härchen, die die Blattläuse fangen, die Tomaten nehmen die Nährstoffe der verwesenden Tiere auf. Das wurde gerade entdeckt, und deshalb sollten die Tomaten nach Meinung der forschenden Wissenschaftler auch zu den fleischfressenden Pflanzen gezählt werden.