Blasenschnecke züchten: so gelingen Haltung und Vermehrung
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Ein gut funktionierendes Stillgewässer im eigenen Garten benötigt nicht nur Pflanzen, Fische oder Krustentiere und die notwendige Technik, sondern auch Organismen, die sich um die Pflege des Teichs kümmern. Dazu gehören die Blasenschnecken (Physidae), die zu den Vielfraßen unter den Teichputzern gehören und aus diesem Grund schon lange für Aquarien benutzt werden. Sie ernähren sich nämlich von abgestorbenen Pflanzenresten aller Art.
Blasenschnecke im Detail
Bei den Blasenschnecken handelt es sich um Schnecken, die aufgrund ihres großen Appetits als Reinigungskraft in Aquarien und Gartenteichen wirken. Es sind kleine Weichtiere, die meist nicht größer als ein Zentimeter werden, aber auch Größen bis zu 2,5 Zentimeter erreichen können, was jedoch äußerst selten ist. Sie können an den folgenden Merkmalen erkannt werden:
- Gehäuse: nach links gedreht, glatt, meist glänzend, goldbraune Färbung mit schwarzem Muster, seltener durchsichtig
- schmaler Fuß
- bewegt sich sehr schnell im Wasser
- Lungenschnecke: verfügt nicht über Kiemen, sondern Atemloch in der Mantelhöhle, einem Teil des Gehäuses
- bilden sichtbare Schleimfäden in horizontaler Richtung bei Fortbewegung im Wasser
- zwittrig
Aufgrund ihrer Schnelligkeit sind sie bei Ihrer Aufgabe als Aquariumputzer und Algenvernichter in stehenden Gewässern gründlich und effektiv. Eingeschleppt wird sie häufig über Pflanzen, die entweder in den Gartenteich oder das Aquarium gestellt werden oder Exemplare, die zur Begrünung des Uferbereichs eingesetzt werden. An diesen befinden sich häufig die mikroskopisch kleinen Eier, aus denen die Schnecken schlüpfen und ihre Arbeit verrichten.
Vorsicht: Verwechslungsgefahr!
Achten Sie bei der Anschaffung der Blasenschnecke darauf, nicht aus Versehen die Spitzschlammschnecke (Lymnaea stagnalis) zu kaufen. Bei diesen handelt es sich nämlich nicht um friedliche Schnecken, die sich von Pflanzenresten ernähren, sondern bei diesen stehen lebende Pflanzen auf dem Speiseplan. Zudem verdrängt Lymnaea stagnalis die Blasenschnecke stark, da sie die lebenden Pflanzen frisst, die dann nicht mehr verrotten und als Nahrungsquelle für Physidae zur Verfügung stehen. Sie können die Schnecke an ihrem Gehäuse erkennen. Dieses dreht sich nach rechts, nicht nach links wie bei der Blasenschnecke.
Haltung
Die Haltung der Blasenschnecken gestaltet sich äußerst einfach, egal ob Sie die Weichtiere im Garten oder dem Aquarium halten. Sie kümmern sich eigentlich komplett um sich selbst und benötigen nur ausreichend Nahrung und eine entsprechende Wassertemperatur, um nicht zu verenden. Aufgrund ihrer Anspruchslosigkeit können Sie aber auch schnell zur Plage werden, was vor allem mit der Menge an Nahrung zusammenhängt, die sie zur Verfügung haben. Dennoch ist es ein besonders für Anfänger geeignetes Tier, das Sie nicht einmal im Gartenteich bemerken werden, außer Sie suchen nach ihnen.
Wasserqualität
In Bezug auf das Wasser im Gartenteich glänzt die Physidae im Vergleich zu anderen Schnecken. Bei den Tieren handelt es sich um Indikatororganismen der dritten Gewässergüteklasse, die selbst in stark verschmutzten Gewässern überleben und sich vermehren können. Weder ihre Gesundheit noch Vitalität oder Fortpflanzung wird durch schlechte Wasserqualität nicht eingeschränkt, was sie für Stillgewässer auf dem eigenen Grundstück hervorragend macht. Selbst wenn Sie Ihren Gartenteich niemals geputzt haben, können die Schnecken dort wohnen. Das Wasser sollte dennoch bestimmte Werte aufweisen:
- Temperatur: 5°C – 30°C, ideal sind 15°C – 25°C
- pH-Wert des Wassers: 5,5 – 8,5
- erforderliche Wassermenge: mindestens 5 l, ideal ab 10 l
- Süßwasser
Neben der Wassermenge bevorzugen die Schnecken einen Grund aus feinem Sand oder Kies in mittelgrober Körnung. Dort können sie sich problemlos festhalten, wenn Sie Nahrung aufnehmen. Ansonsten bewegen sie sich schwebend oder an der Oberfläche treibend voran. Achten Sie darauf, dass die Temperatur des Wassers niemals 30°C übersteigt, da es sonst zu einem regelrechten Massensterben der Tiere kommt. Aus diesem Grund müssen Sie aufpassen, dass Ihr Gartenteich nicht über mehrere Stunden in der prallen Sonne steht, da sich sonst das Wasser zu stark aufheizen könnte. Unter 5°C versetzen sich die Tiere langsam in ihre Kältestarre, die in der Kolonie nicht tödlich ist.
Ernährung
Die Ernährung ist der wichtigste Punkt bei der Haltung der Blasenschnecken und hier können viele Fehler gemacht werden, die entweder Ihren Teichpflanzen schaden oder den Schnecken. Sie verfügen im Gegensatz zu anderen Schnecken oder Insekten über äußerst schwache Kauwerkzeuge und fressen aus diesem Grund keine lebenden Pflanzen an. Ihre Pflanzen sind also sicher, sobald Sie den Blasenschnecken die folgenden Futtermittel zur Verfügung stellen:
- Algen
- organische Reste anderer Lebewesen
- Futterreste von Fischen oder Krustentieren
- verrottende Pflanzenreste
- Tofu
- Flockenfutter
- typische Futtertabletten
Ein großer Vorteil an den Tieren ist ihre Verträglichkeit auf eine Nahrungsumstellung. Finden Sie zum Beispiel keine Pflanzenreste mehr, wechseln sie komplett zur Ernährung über Algen, falls diese zur Verfügung stehen. Das ist auch der Grund, warum die kleinen Weichtiere so beliebt bei Aquarienbesitzern sind. Sie fressen Algen in schneller Geschwindigkeit ab und können dadurch selbst in heißen Sommer den Teich vor massiven Algenansammlungen befreien. Dadurch verbessern sie:
- Wasserqualität
- Lebensqualität für andere Teichbewohner
- Teichtemperatur
Algen stellen eines der Hauptnahrungsmittel für die Schnecken dar und wie jeder Teichbesitzer weiß, stellen Algenansammlungen häufig ein Problem dar. Den Tieren kommt es dabei nicht einmal auf die Qualität der Nahrung an. Sie fressen einfach alles, was ihnen vor die Fühler kommt und leben dabei friedlich mit anderen Schnecken oder Tieren zusammen, solange diese sich nicht von den Schnecken ernähren. Achten Sie aber darauf, dass bei unzureichender Bereitstellung von Nahrung andere Quellen beansprucht werden, sprich, Ihre Teichpflanzen. Diese werden als Notration verzehrt, auch wenn die Tierchen dafür sehr lange brauchen.
Überwintern
Die Blasenschnecke kann problemlos im Gartenteich überwintern, solange Sie diesen nicht über die kalte Jahreszeit entleeren. Dabei ist es wichtig, dass Sie nicht nur über einzelne Schnecken verfügen, da sie nur zusammen in einer größeren Gruppe den Winter überleben können.
Fressfeinde
Aufgrund ihrer Größe hat es die Blasenschnecke in einem gut bevölkerten Teich nicht leicht. Sie wird von allen Teichbewohnern, die größer als die Schnecke sind, gefressen. Sie verfügt über keine Verteidigungsmechanismen außer ihrer Schnelligkeit und dem Panzer, der jedoch sehr leicht geknackt werden kann. Vor allem größere Fische laben sich an den schmackhaften Schnecken und können deren Bestand innerhalb kurzer Zeit stark ausmerzen. Aus diesem Grund werden sie gerne als Lebendfutter genutzt. Sobald sich die Schnecken ohne Probleme vermehren können, stellen Sie eine niemals endende Nahrungsquelle für Teichfische dar.
Vermehrung
Die Vermehrung der Blasenschnecken gestaltet sich ebenso einfach wie die allgemeine Pflege, doch müssen Sie hier auf einige Dinge achten, damit die Population nicht außer Kontrolle gerät. Da es sich bei den Tieren um Zwitter handelt, ist es egal, ob Sie zu Beginn der Reproduktion nur weibliche oder männliche Exemplare im Teich haben, dies wird später durch die Schnecken selbst angepasst. Für die Vermehrung müssen folgende Eigenschaften vorhanden sein:
- Wassertemperatur: 20°C mindestens, je höher desto effektiver, dennoch nicht über 30°C
- lebende Wasserpflanzen zum Anheften der Eier
Die Wasserpflanzen sind essentiell für die Blasenschnecken. Ohne diese können sie sich nicht vermehren und nach einiger Zeit wird Ihr Teich wieder von den Schnecken befreit sein. Sie haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von vier bis sechs Monaten und sobald nicht ausreichend Pflanzen für die Eiablage zur Verfügung stehen, stagniert die Population extrem. Daher sollten Sie nicht nur tote Pflanzenreste oder Algen im Teich haben. Selbst eine Pflanze reicht hier aus. Die Vermehrung geschieht wie folgt:
- Trotz der Zwittrigkeit werden zwei Tiere benötigt. Diese tauschen ihr Geschlecht je nach Notwendigkeit.
- Nach der Befruchtung wechselt das Weibchen ihr Geschlecht und legt als männliches Tier die fünf bis 50 Eier als Gelege an den Pflanzen ab.
- Die Eier reifen für etwa eine Woche, bis die Jungtiere voll entwickelt schlüpfen.
- Die Geschlechtsreife entwickelt sich über etwa vier bis fünf Wochen, je nach Wärme des Wassers.
- Danach können sich die Tiere wieder vermehren und die Population aufrecht erhalten.