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Bitterwurz, Porzellanröschen, Lewisia cotyledon – Pflege-Anleitung

Bitterwurz, Porzellanröschen, Lewisia cotyledon - Pflege-Anleitung

Sprachinteressierte Gärtner amüsieren sich noch über die krass gegensätzlichen Namen, während Steingarten-Designer schon längst dabei sind, mit den „blühenden Sternen“ zu dekorieren – durchaus große Flächen, weil die Porzellanröschen in verschiedensten Tönen von weiß über gelb, orange, rot, rosa bis in den bläulichen Bereich angeboten werden. Bei geschickter Kombination kommt eine Farborgie heraus, die lange blüht und kaum Pflege braucht:

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Steckbrief

  • Die Lewisia cotyledon heißt mit vollem Namen „Gewöhnliche Bitterwurz“
  • Sie gehört zur Ordnung der Nelkenartigen (wie Nelken, Kakteen, Knöterich und 32 andere Pflanzenfamilien)
  • Familie Quellkrautgewächse, deren weitere 14 Gattungen eher unbekannte Pflanzen enthalten
  • Die Gattung Bitterwurz (Lewisia) selbst umfasst 17 Arten
  • Die alle im gebirgigen Westen der USA, Kanada und Alaska beheimatet sind
  • Die „Gewöhnliche Bitterwurz“ kommt aus dem Südwesten der USA
  • Wo sie fast ausschließlich auf felsigem Untergrund wächst, in dem sich die Wurzeln den Weg durch die Felsritzen bahnen
  • Der felsigem Untergrund liegt gewöhnlich in einem Küstengebirge, wo jede überflüssige Nässe „kilometerweit ablaufen kann“
  • Der Boden und seine Zusammensetzung spielen deshalb bei der Kultur der Lewisie eine Hauptrolle

Aussaat, Pflanzen, Standortwahl

Die Gewöhnliche Bitterwurz gehört nicht zu den „Himmelsstürmern“, auch wenn einzelne Zuchtsorten sich kräftig aufwärts strecken. Aber die Vorgabe des Originals – Blütenstängel an/aus einer grundständigen Rosette, die ihre Blätter flach auf dem Boden ausgebreitet – setzt Grenzen; mehr als 40 cm Höhenwachstum hat wohl noch kein Lewisia cotyledon geschafft.

Die Blätter sind sukkulent und immergrün, sehen als Rosette sowieso hübsch und bei einigen Varianten/Zuchtsorten auch als Einzelblatt wirklich apart aus. Für die eigentlichen Show-Effekte sind aber die Blüten zuständig, die der Naturart den Namen Porzellanröschen eingetragen habe.

Die kleine Bitterwurz braucht einen isolierten Standort am Boden oder einen erhöhten Standort in einem terrassierten Steingarten. Möglichst vorne im Beet oder am Rand der begrenzenden Mauer, damit die Blüten richtig zur Geltung kommen. Dort kann sie dann zeigen, warum sie den „Kosenamen“ Porzellanröschen bekommen hat, und das tut sie gerne, von Mai bis Juli. Je nach Sorte mit traubigen Blütenständen zwischen 10 und 30 cm Höhe, die bis 50 kleine Blüten dicht an dicht tragen.

Das Interessante an der Blüte sind die Kronblätter, ihre Farbe variiert bereits bei der Naturart: Die meisten Porzellanröschen entwickeln rosa bis purpur gefärbte Kronblätter mit hellen und/oder dunklen Streifen, dazwischen sind aber auch immer mal „kreative Pflanzen-Individuen“, die weiße, cremefarbene, gelbe oder orange Kronblätter ausbilden, mit gelb-orange bis rötlich getönten Streifen.

Bitterwurz - Lewisia cotyledon

Der Boden für diese „Farbwunder“ sollte dem Heimatboden so gut wie möglich nachgebildet werden. Im hier vorliegenden Fall liegt der Heimatboden auf einem Felshang im südwestlichen Oregon oder nordwestlichen Kalifornien, der Boden im Steingarten kommt dem ziemlich nahe. Auch eine bepflanzbare Natursteinmauer ist ein guter Platz für Porzellanröschen, und die höherwachsenden Zuchtsorten können auch in Gartenbeete gesetzt werden, wenn deren Böden sehr gut durchlässig sind.

Insgesamt ist wichtig, dass die lange fleischige Pfahlwurzel genug lockere Erde vorfindet, um sich einen Weg in die Tiefe zu bahnen, in Steingarten/Natursteinmauer muss sich also genug Bodenmasse zwischen den Steinen befinden. Staunässe macht dem Porzellanröschen schnell zu schaffen bzw. bringt den Wurzelhals zum Faulen, Gartenboden im Beet wird Bitterwurz deshalb nur außergewöhnlich gut drainiert gefallen. Schwere, verdichtete Böden werden auf Dauer nicht vertragen, hier sollte ausreichend grober Sand oder Splitt eingearbeitet werden.

Die pH-Werte dürfen von normal bis leicht sauer tendieren, zu kalkhaltiger Boden wird von den Lewisien nicht gut vertragen. Obwohl der „Traumboden der Lewisien“ mit Sand und Steinen durchsetzt ist, sollten auch Bodenanteile mit relativ viel Humus und Nährstoffen zu finden sein, da nur diese Bitterwurze gut ernähren.

Die Ansprüche ans Licht sind nicht so extrem, Halbschatten reicht den ursprünglichen Arten, während vielfarbige Blütenwunder wie L. cotyledon ‚Sunset Strain‘ mit etwas mehr Besonnung mehr Pracht entfalten. Die meisten immergrünen Lewisien mögen aber lieber Halbschatten als (zu) pralle Sonne, in den Rocky Mountains wachsen sie in Felswänden gen Osten.

Wenn die Chance besteht, Porzellanröschen in die Sonne und gleichzeitig das ganze Jahr regengeschützt zu pflanzen, z.B. unter einem Dachvorsprung, sollten Sie diese Chance unbedingt wahrnehmen – je weniger Wasser von oben, desto besser. Wenn keine Bedachung möglich ist, ist die nächst beste Lösung, die Bitterwurz in den Schutz einer höher wachsenden Pflanze zu pflanzen, die in Nord-West-Richtung (gewöhnliche Regenrichtung) von ihr steht.

Tipp:

Porzellanröschen im Topf sollten Sie nach dem Kauf sofort umtopfen bzw. in den Gartenboden setzen. Denn Lewisia cotyledon-Hybriden als Massenware aus dem Gartencenter/Baumarkt stehen gewöhnlich in reinem Torfsubstrat. Mit Blick auf den Kalkgehalt ist das nicht falsch, aber Torfsubstrat schafft nicht einmal ansatzweise den Feuchtigkeitsausgleich, den Porzellanröschen brauchen, sondern setzen die Bitterwurz nach jedem Wässern einer Dauerfeuchtigkeit um den Wurzelhals aus, die sie nicht lange vertragen. Also raus aus dem Topf, entweder ins entsprechend vorbereitete Gartenareal oder bei Porzellanröschen für die Kübelkultur die oberen zwei Drittel des Torfs komplett entfernen und durch groben Granitsplitt ersetzen. Das untere Drittel des Wurzelballens im Topf kann unangetastet bleiben, wenn sich unter den Wurzeln Drainage und Ablauf befinden.

Lewisien lassen sich auch gut aussäen, Sie müssen nur sicher sein, dass die Samen des Kaltkeimers stratifiziert wurden oder sie selbst eine Zeitlang im Kühlschrank aufbewahren, um die Keimruhe zu brechen. Die ausgesäten Samen keimen zuverlässig und sollen sehr positiv auf Keimbeschleuniger mit dem Pflanzenhormon Gibberellinsäure reagieren.

Pflege-Anleitung

Die kleine Staude kann ab April gepflanzt werden, der empfohlene Pflanzabstand beträgt bei normalen Lewisia cotyledon 20 cm, starkwüchsige Zuchtsorten können etwas großzügiger gepflanzt werden, beide kommen am besten in Gruppen gepflanzt zur Geltung.

Bitterwurz - Lewisia cotyledon

Bis zum Anwachsen ein wenig auf die Feuchtigkeit achten; wenn das Porzellanröschen erst einmal eingewurzelt ist, wird es in der Regel ohne jede Pflegemaßnahme zufrieden vor sich hin wachsen. Zu viel Wasser fernhalten (was nur durch richtige Vorbereitung des Standortes geht) ist wesentlich wichtiger als Wasser zuführen. Zusätzlich gießen brauchen Sie wirklich erst bei ziemlich langer Trockenheit, Sie sehen der Sukkulente dann irgendwann an, dass die gespeicherten Wasservorräte zur Neige gehen und sie demnächst „schlappmacht“.

Winternässe ist die Eigenheit unseres Klimas, die wohl den meisten in Deutschland nicht erfolgreich überwinterten Lewisien den Garaus gemacht hat. Wenn die Bitterwurz nicht unter einer Überdachung wächst und für den Winter auch keine Überdachung angebracht werden kann, können Sie als erste Maßnahme eine richtig ordentliche Schicht Kies oder Splitt oder lose kleine Steinchen auflegen und dann beobachten, ob Regenwasser schnell genug abläuft, um den Wurzelhals vor Fäulnis zu schützen.

Wenn das am gegebenen Standort schlecht zu beobachten bzw. zweifelhaft ist (und Sie vielleicht schon bis zu seltenen Sammlersorten der Lewisien vorgedrungen sind, dazu unten), können Sie für sichere Überwinterung Ihrer Bitterwurz sorgen, indem Sie sie in Töpfe pflanzen und über den Winter unter ein Dach stellen (eine Brüstung, einen Mauervorsprung, ein breites Fensterbrett unter einem Dachvorsprung).

Über die Frosthärte brauchen Sie sich in der Regel keine Gedanken machen, Bitterwurz gelten als ausgesprochen frosthart und werden mit Winterhärtezone 7 ausgewiesen (= vertragen Klimate, in den die Winter-Temperaturen durchschnittlich bis -18 °C fallen).

Sie können Ihre Porzellanröschen durch bewurzelte Blatt- oder Zweigstecklinge, Absenken von Tochterrosetten oder durch Samen vermehren. Selbst gesammelte Samen des Kaltkeimers müssen vor dem Aussäen eine Kälteperiode durchmachen; entweder säen Sie gleich im Herbst wieder aus oder verwahren die Samen bis zum Frühjahr im Kühlschrank. Die Jungpflanzen sollten möglichst gut vor Schnecken geschützt werden, die großen Appetit auf die sukkulenten Pflanzenteile der Bitterwurz haben.

Bitterwurz - Lewisia cotyledon

Ob die Bitterwurz für Kultivierung als Zimmerpflanze geeignet ist, können Sie sich aussuchen: Nach Wikipedia (de.wikipedia.org/wiki/Gewöhnliche_Bitterwurz) gedeihen Lewisia cotyledon nicht in Zimmerkultur, unter www.samen-seeds.de/Stauden/L-N/Lewisia-Bitterwurz-Lewisie/Lewisia-cotyledon-Sunset-Strain-Lewisie-Bitterwurz-Samen.html wird die L. cotyledon ‚Sunset Strain‘ für Kultur in „Pflanzgefäßen aller Art“ empfohlen, nach de.hortipedia.com/wiki/Lewisia_cotyledon kann die „Staude mit Liebhaberwert“ auch als Kübelpflanze und Topfpflanze kultiviert werden. Eine Bildersuche ergibt eine stattliche Anzahl von Lewisien in Töpfen oder Balkonkästen, grundsätzlich kann die Pflanze dem Prinzip Topfkultur also nicht abgeneigt gegenüberstehen. Wahrscheinlich meint Wikipedia die „Zimmerkultur im engeren Sinne“, Pflanzenkultur im Topf und nur im Zimmer, während Sie mit Porzellanröschen in Kübelkultur (teils im Raum, so oft es geht draußen) gute Chancen haben. Sie dürfen hier nur nicht vergessen, besonnte Bitterwurz auch im Winter zu gießen, sobald die Temperaturen sich deutlich im Plusbereich bewegen.

Varietäten, Zuchtsorten, mehr Porzellanröschen

Lewisia cotyledon hat sich in drei Varietäten entwickelt, Lewisia cotyledon var. cotyledon, L. cotyledon var. heckneri und L. cotyledon var. howellii, aus denen viele prächtige durch Zucht entstandene Farbvarianten und Hybriden gezogen wurden:

1. Lewisia cotyledon ‚Alba‘ trägt natürlich weiße Blüten

2. Lewisia cotyledon ‚Blue Purple‚ „schafft“ manchmal nur Pink, manchmal aber auch einen deutlichen Blaustich: nwwildflowers.files.wordpress.com/2011/03/img_0429lewisia.jpg

3. Lewisia cotyledon ‚Elise‘ wurde gezüchtet vom niederländischen Unternehmen Floragran, das für sie 2012 den „Fleuro-Star Award“ abräumte. Kein Wunder, Elise zeigt ein ganzes Feuerwerk von Farben. Elise ist ein Warmkeimer, der so leicht zu ziehen ist, dass er z. B. auf dem Balkon einjährig kultiviert werden kann. Bei 20 bis 22 Grad im Zimmer oder im Gewächshaus vorziehen, fünf bis sechs Monate nach der Aussaat blüht Elise, bei zielgenauer Aussaat vom zeitigen Frühjahr bis zum Herbst.

4. Lewisia cotyledon ‚Praline‘ ist nicht weniger schön und nicht weniger bunt, aber sanfter, die ‚Elise‘ für Romantiker

5. L. cotyledon ‚Regenbogen‘ gehörte 1990 zu den aufregenden Neuheiten, wohl die erste Bitterwurz, die es „bunt trieb“. Die einfachen bis halbgefüllten schon in ihrer Menge auffallenden Blüten suchen sich eine Farbfamilie als Thema, hier die ganze Bandbreite von Rot bis Blau

6. Lewisia cotyledon ‚Sunset Strain‘ entwickelt alle Rottöne dieser Welt an ziemlich langen Blütenstielen, dicht an dicht nebeneinander und mit weißen Akzenten

7. Lewisia cotyledon ‚White Splendour‘ übertrifft ‚Alba‘ nicht in der Blütenfülle, aber in Pracht und Ausstrahlung der Einzelblüte

Tipp:

Wenn Sie Porzellanröschen keine Trockenflächen/Steingärten bieten können, könnten Sie statt der modernen Hybriden die ursprünglichen Naturarten pflanzen. Sie werden in allen drei Varianten gehandelt, wenn auch sicher nicht im nächsten Baumarkt bzw. überhaupt als Massenware, sondern von spezialisierten Fachgärtnereien. In einem Forenbeitrag berichtet ein Gärtner mit 40 Jahren Lewisien-Erfahrung von einer robusten, wasserfesten, unverwüstlichen Sorte mit unterschiedlich geformten Rosetten und ausschließlich rosa/weiß gestreiften Blüten und ärgert sich darüber, dass er deren gutes Erbgut später mit Baumarktpflanzen wie Sunset Strain u.a. verwässert hat. Bei dieser robusten Lewisie könnte es sich um die Lewisia cotyledon var. howellii handeln, die in der Natur auch in Wäldern wächst, Pfefferminzblüten in weiß-rosa und eigenwillig geformte Rosetten sind auf jeden Fall auf dem Foto wildgingerfarm.com/plant-list/plants-l/lewisia-cotyledon-var-howel.html zu erkennen (die anderen Naturformen sollen aber auch recht robust sein).

Bitterwurz - Lewisia cotyledon

Die Natur ist verschwenderisch und ausgesprochen kreativ, weshalb sich im nordamerikanischen Verbreitungsgebiet der Gattung gleich 17 Lewisias entwickelt haben, die unterschiedlich genug sind um als Art eingestuft zu werden. Die meisten von Ihnen werden kultiviert darunter, wieder Pflanzen mit lustigen Eigenheiten wie die Lewisia brachycalyx, die nach der Blüte komplett einzieht und dann in der nächsten Saison jedes Jahr mehr Blüten bringt. Als feuchtigkeitsunempfindlich, aber auch durch prallen Sonnenschein nicht zu schocken gilt die kleine Polster bildende Lewisia columbiana; Polster in mehreren sanft und hell gefärbten Sorten wie ‚Little Mango‘, ‚Little Peach‘, ‚Little Plum‘ entwickelt Lewisia longipetala; Lewisia rediviva verträgt als einzige Lewisie auch kalkhaltiges Substrat.

Diese Lewisien und noch andere bekommen Sie ev. in o.g. Fachgärtnereien, aber auch über Gesellschaften oder Vereine von Kakteen- und Sukkulentenfreunden wie der Deutschen Kakteengesellschaft e.V. (www.dkg.eu) oder der Fachgesellschaft andere Sukkulenten e.V. (www.fgas-sukkulenten.de).

Tipp:

Wenn Sie Ausführungen zur Heilkraft der Lewisien vermissen: Indianer sollen früher bestimmte Bitterwurz-Arten zu Heilzwecken eingesetzt haben (und die Wurzeln gekocht und gegessen haben, aber davon weiß man in  unserem Kulturkreis wenig; hier heilt niemand mit Lewisien, und es hat wohl auch noch niemand ihre Wurzeln gegessen. Die Bitterwurzel, an die Sie denken (wenn Sie Ausführungen zur Heilkraft vermissen), gehört zum Gelben Enzian „Gentiana lutea“, eine bei uns lange bekannte und genutzte Bitterwurz oder Fieberwurz.

Autor Garten-Redaktion
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