Beinwellsalbe selber machen | Anleitung zum Herstellen aus Blättern
Inhaltsverzeichnis
Kleinere Unfälle können schnell passieren, sei es im Haushalt oder unterwegs. Wie gut, wenn man dann die richtige Salbe zur Hand hat. Die kann man natürlich in der Apotheke kaufen oder mit den richtigen Zutaten auch problemlos selbst herstellen. Die frischen Blätter können im heimischen Garten oder der Natur gesammelt werden. Bei entsprechender Aufbewahrung ist die Salbe relativ lange haltbar.
Beinwellblätter sammeln
Bei einer Kräutersalbe gehen die fettlöslichen Wirkstoffe der Kräuter in die Salbe über, was letztendlich ihre Wirksamkeit ausmacht. Möchte man eine entsprechende Salbe aus Beinwellblättern selbst herstellen, kann man getrocknete Blätter aus der Apotheke verwenden oder von April bis Oktober frische sammeln. Beim Sammeln sollten Verwechslungen mit denen des ungiftigen, essbaren Borretschs und vor allem mit dem hochgiftigen Fingerhut ausgeschlossen sein. Aber gerade Fingerhut und Beinwell haben wesentliche Unterscheidungsmerkmale.
- Deutliche Unterschiede bei Größe, Blatt und Blüte
- Fingerhut bis zu 200 cm groß
- Blätter vom Fingerhut samtig-glatt
- Blattränder besitzen kleine unregelmäßige Kerben
- Blüht in langen Trauben
- Große glockenförmige Blüten
- Einzelblüten hängen alle zur selben Seite
- Beinwellpflanze 30-100 cm groß
- Blätter groß, abstehend und rau bis borstig behaart
- Blätter und Stängel duften, zwischen Fingern zerrieben, nach Gurke
- Blüten der Beinwellpflanze eingerollt und nach unten hängend
- Ebenfalls glockenförmig aber deutlich kleiner
Was noch benötigt wird
Grundsätzlich können zur Salbenherstellung sowohl die Blätter als auch die Wurzeln verwendet werden, wobei die Wurzeln eine stärkere Wirkkraft besitzen. Neben den frischen Blättern werden für die Salbe noch sogenannte Trägermaterialien benötigt. Dazu gehören ein gutes Pflanzenöl oder Schweineschmalz, Bienenwachs und Lanolin (Wollwachs) oder Sheabutter.
Anstelle des reinen Öles lässt sich auch mit einem Kalt- oder Heißauszug, den man selber machen kann, eine Salbe herstellen, was allerdings etwas aufwendiger ist. Reste dieser Auszüge können in dunkle Flaschen abgefüllt und für spätere Cremes und Salben aufbewahrt werden. Ist die Salbe fertig, füllt man sie in verschließbare und lichtundurchlässige kleine Tiegel, Cremedosen oder andere, geeignete Behältnisse.
Beinwellsalbe selber machen – Anleitung
Es gibt verschiedene Methoden um aus Beinwell selber Salbe zu machen.
Pflanzenöl und Bienenwachs
Man benötigt 120 g getrocknete oder 300 g frische, fein zerkleinerte Beinwellblätter sowie 500 ml Olivenöl und 60 g Bienenwachs. Anstelle von Bienenwachs kann auch reines Lanolin ohne Wasseranteil verwendet werden. Das ist zwar etwas teurer, macht die Salbe aber cremiger und streichfähiger. Zudem hat Lanolin eine zusätzliche heilende Wirkung.
- Zuerst Öl und Bienenwachs in ein hitzebeständiges Gefäß geben
- Das Ganze leicht erhitzen und schmelzen lassen
- Zu viel Hitze kann Wirkstoffe zerstören
- Danach am besten Konsistenztest machen
- Je nach Bedarf, Wachs oder Öl zufügen
- Anschließend Beinwellblätter dazu geben
- Gefäß abdecken und etwa 10 Minuten ruhen lassen
- Nun die leicht abgekühlte Masse durch ein Baumwolltuch filtern
- Fertige, noch warme Salbe in kleine, verschließbare Tiegel füllen
- Völlig erkalten lassen und verschließen
Möchte man eine Salbe aus Öl und Bienenwachs selber machen, kommt es vor allem auf das richtige Mischungsverhältnis dieser beiden Zutaten an. Das entscheidet letztendlich darüber, wie fest die Salbe wird. Am besten testet man die Konsistenz zwischenzeitlich aus, indem man eine kleine Menge davon auf einen kleinen Teller gibt und abkühlen lässt. Ist die Konsistenz zu weich, kann man etwas mehr Bienenwachs hinzufügen, ist es zu fest, etwas mehr Öl.
Kalt- oder Heißauszug
Eine andere Methode Beinwellsalbe herzustellen, ist mittels Ölauszug, den man leicht selbst herstellen kann. Das hat den Vorteil, dass sich die Wirkstoffe der Pflanze schon vor der eigentlichen Salbenherstellung im Öl anreichern und dadurch höher dosiert sind. Dabei unterscheidet man zwischen einem kalten und einem heißen Extraktionsverfahren.
Kaltauszug
Ein Kaltauszug ist eine sehr schonende aber etwas langwierige Methode. Zunächst befüllt man ein verschließbares Glas komplett mit gesäuberten Beinwellblättern. Anschließend füllt man mit Öl auf, sodass die Blätter vollständig bedeckt sind. Das Glas wird fest verschlossen und für etwa einen Monat an einen sonnigen Platz gestellt. Während dieser Zeit sollte man das Glas einmal täglich kräftig schütteln. Nach einem Monat kann das Öl abgeseiht und zur Salbenherstellung weiter verwendet oder für später in dunkle Gefäße abgefüllt werden.
Heißauszug
Der Heißauszug ist die schnellere Methode. Dazu erhitzt man das Öl, aber nicht zu stark, und gibt die frischen oder getrockneten Kräuter in den entsprechenden Mengen hinzu. Das Ganze lässt man dann etwa eine halbe Stunde lang leicht köcheln. Dabei sollten die Kräuter nicht frittiert, sondern so schonend wie möglich erhitzt werden. Dann lässt man das Öl abkühlen. Es kann sofort zu Salbe weiterverarbeitet oder wie beim Kaltauszug abgefüllt und bei entsprechender Aufbewahrung gelagert werden.
Vermeidbare Fehler bei der Salbenherstellung
Wer Kräutersalben selber machen möchte, sollte peinlichst genau auf Sauberkeit achten. Das gilt sowohl für die verwendeten Behältnisse und das Kochgeschirr als auch für die Arbeitsfläche. Weder Schmutz noch Spülmittelreste sollten daran haften.
- Töpfe, Tiegel und Arbeitsfläche am besten mit Alkohol reinigen und desinfizieren
- Anschließend mit Küchentuch trocken reiben, nicht mit dem Geschirrtuch
- Abwaschschwämme und Geschirrtücher, Brutstätten für Bakterien und Keime
- Salbe würde schimmeln und unbrauchbar werden
- Noch warme Masse vor dem Verschließen komplett erkalten lassen
- Ansonsten Bildung von Kondenswasser unter dem Deckel
- Auch Feuchtigkeit ist ein Nährboden für Schimmel
Sollte die Salbe nach dem Aushärten kleine Klümpchen aufweisen, kann man sie im Wasserbad nochmals erwärmen. Dabei rührt man sie mit einem Glas- oder Holzstäbchen so lange um, bis sich eine homogene Masse ergibt.
Haltbarkeit und Aufbewahrung
Beinwellsalbe ist eine Heilsalbe und keine Pflegecreme. Dementsprechend ist ihre Haltbarkeit begrenzt. Umso wichtiger ist eine sachkundige Zubereitung, die Verwendung qualitativ hochwertiger Zutaten und die richtige Aufbewahrung. Zum Entnehmen der Salbe ist es ratsam, grundsätzlich einen sogenannten Spatel zu verwenden.
Geht man mit den Fingern in die Salbentiegel oder -dosen begünstigt das die Bildung von Keimen, was übrigens auch bei jedem Öffnen passiert. Ansonsten sollte man beim Abfüllen der Salbe ausschließlich lichtundurchlässige Behältnisse verwenden. Wenn man diese Dinge beachtet und die Salbe kühl und dunkel lagert, kann sie bis zu einem Jahr wirksam bzw. haltbar sein. Bei Zimmertemperatur ist maximal nur halb so lange verwendbar.
Inhaltsstoffe und Wirkung von Beinwell
Der Name ist bei dieser Pflanze Programm, denn sie tut vor allem den Beinen gut. Eine Salbe aus Beinwell ist ausschließlich für die äußerliche Anwendung geeignet. Heilende Inhaltsstoffe sind Allantonin, Gerb- und Schleimstoffe sowie Saponine. Diese Stoffe, insbesondere Allantonin, wirken entzündungshemmend, schmerzlindernd und abschwellend.
Beinwellsalbe wird vor allem bei Verletzungen des Bewegungsapparates, beispielsweise Verstauchungen, Schwellungen, Prellungen, Gelenkschmerzen und Knochenbrüchen eingesetzt. Da diese Pflanze Spuren von Pyrrolizidinalkaloiden enthält, sollte die Salbe nicht bei verletzter Haut angewandt werden.