Bausparvertrag als Anschlussfinanzierung: ist das möglich?
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Ist die ursprüngliche Baufinanzierung am Ende angekommen, es besteht jedoch noch eine Restschuld, stellt sich die Frage nach der Anschlussfinanzierung. Diese sollte frühzeitig geplant werden, um die beste Möglichkeit auszuwählen. Eine Anschlussfinanzierung durch den Bausparvertrag ist eine der Optionen.
Definition: Anschlussfinanzierung
Der Traum vom Eigenheim: Eine Anschlussfinanzierung wird nötig, wenn die erste Baufinanzierung samt Zinsbindung ausläuft, die Schulden aber noch nicht vollständig abgetragen sind. Um die Differenz zu begleichen, muss eine Fortführung der Finanzierung gewählt werden. Dafür bieten sich vier Optionen an:
- Bausparvertrag
- Forward-Darlehen
- Prolongation
- Umschuldung
Bei einer Prolongation wird der bereits bestehende Kredit bei der Bank verlängert. Da die Sollzinsbindung abgelaufen ist, kann sich die Höhe der Raten verändern. Der Aufwand ist hierbei am geringsten.
Für eine Umschuldung wird ein Kredit bei einer anderen Bank aufgenommen. Dieser Schritt erfordert eine längere Vorbereitung, kann sich angesichts besserer Angebote jedoch lohnen.
Ein Forward-Darlehen wird bereits mehrere Jahre vor Ende des ersten Kredits aufgenommen. Es kann bei der eigenen oder einer neuen Bank abgeschlossen werden und bietet ein hohes Maß an Sicherheit.
Bausparvertrag als Anschlussfinanzierung
Eine selten erwähnte Möglichkeit der Anschlussfinanzierung ist der Bausparvertrag. Bausparverträge bestehen aus der Ansparphase und der Darlehensphase. Während des ersten Abschnittes werden regelmäßig Sparbeträge eingezahlt. Dies erfolgt so lange, bis die sogenannte Zuteilungsreife erreicht ist. Zu diesem Zeitpunkt kann die Bausparkasse ein zinsgünstiges Darlehen erteilen, das zur Tilgung bestehender Restschulden eingesetzt werden kann.
Vorteile
Eine Anschlussfinanzierung über den Bausparvertrag ist vor allem bei steigenden Zinsen empfehlenswert, da sich mit dem Vertrag günstige Zinssätze bereits sieben bis acht Jahre vor der anstehenden Anschlussfinanzierung konservieren lassen. Beginnt die Darlehensphase, gelten die bei Vertragsabschluss festgelegten Zinsen. Hinzu kommen weitere Vorzüge, wie:
- Auszahlung von Angespartem
- hohe Flexibilität
- hohes Maß an Sicherheit
- keine Abnahmeverpflichtung
- langfristige Planung möglich
- zusätzliche Sicherheit
Bei dem Bausparvertrag besteht die Freiheit, das Darlehen nicht anzunehmen. Sind die Zinsen in der Zwischenzeit gesunken und nun ist es sinnvoller, eine andere Form der Anschlussfinanzierung zu wählen, wird das Angesparte ausgezahlt und steht damit zur Verfügung. Die finanzielle Flexibilität bleibt gewahrt.
Im Vergleich zum Forward-Darlehen ist eine noch längere Konservierung niedriger Zinsen möglich. Der Bausparvertrag kann sieben bis acht Jahre vor Beginn der Anschlussfinanzierung abgeschlossen werden. Bei dem Forward-Darlehen sind es 66 Monate beziehungsweise 5,5 Jahre. Dennoch ist es nicht einfach, denn ein Forward-Darlehen kann nachträglich nur in vereinzelten Fällen abgelehnt werden. Sind die Zinsen gesunken und soll durch eine andere Anschlussfinanzierung gespart werden, ist das in der Regel nicht möglich.
Anschlussfinanzierung berechnen
Nachteile
Der bedeutendste Nachteil bei einem Bausparvertrag als Anschlussfinanzierung ist die Dauer und das Timing. Da die Ansparphase sieben bis acht Jahre dauert, muss der Vertrag rechtzeitig abgeschlossen werden. Zu diesem Zeitpunkt entscheidet die Prognose der Zinsentwicklung darüber, ob sich das Bausparen rentiert.
Beachten Sie außerdem die Zuteilungsreife des Bausparvertrags. Diese erfolgt erst, wenn Sie
- das Mindestsparguthaben
- die Mindestsparzeit
erreicht haben.
Hinzu kommt, dass das Bauspardarlegen aus dem Vertrag nicht unbedingt pünktlich zur Verfügung steht. Die Bausparkassen können zu jeder Zuteilungsperiode nur eine gewisse Anzahl an Darlehen aktivieren. Es besteht daher das Risiko, dass mehrere Monate auf den Zahlungsbeginn gewartet werden muss. Für diesen Zeitraum wird eine Zwischenfinanzierung benötigt. Das bedeutet wiederum mehr Aufwand, mehr Gebühren und eine insgesamt höhere Belastung.
Häufig gestellte Fragen
Für die Anschlussfinanzierung über einen Bausparvertrag sollte der Abschluss spätestens acht Jahre vor dem Ende des Kredits erfolgen. Ein Forward-Darlehen kann 66 Monate vor dem Darlehensende abgeschlossen werden. Umschuldung und Prolongation lassen sich kurz vor dem nötigen Wechsel nutzen. Je frühzeitiger die Anschlussfinanzierung geplant wird, umso besser stehen die Chancen auf niedrigere Raten bei tendenziell steigenden Zinsen.
Die Zinsen für eine Anschlussfinanzierung liegen abhängig von Anbieter und Laufzeit aktuell zwischen 3,5 und 4,0 Prozent. Im Vergleich zu den Zinsen vor zehn Jahren lässt sich ein Anstieg verzeichnen. Es wird davon ausgegangen, dass die Tendenz in den nächsten Jahren steigend bleibt.
Ja, eine Anschlussfinanzierung kann abgelehnt werden, wenn negative SCHUFA-Einträge vorliegen, die monatliche Belastung zu hoch oder die Kreditwürdigkeit eingeschränkt ist.