Banane selber züchten – Anleitung zum Vermehren
Inhaltsverzeichnis
Bananenpflanzen sind riesige Stauden, die in Windeseile nicht verholzende Triebe mit riesigen Blättern entwickeln. Das tun sie im Kübel im Zimmer, aber auch in unseren Gärten, es gibt sogar frostharte Bananen, die Sie nach der folgenden Anleitung vermehren können:
Ausgerechnet Bananen?
fragen die Gärtner, die am liebsten einheimische Pflanzen in unseren Gärten sehen, schon Willi Rose sang ja schließlich 1923 sehr treffend: „Ausgerechnet Bananen, Bananen verlangt sie von mir! Nicht Erbsen, nicht Bohnen, auch keine Melonen, das ist ein‘ Schikan‘ von ihr! Ich hab Salat, Pflaumen und Spargel, auch Olmützer Quargel, doch ausgerechnet Bananen, Bananen verlangt sie von mir!“ (anhören: www.youtube.com/watch?v=zspvHTe6hCk). Für die jüngeren Leser: Willi Rose war ein eher durch Schallplatten als durch seine vielen Nebenrollen bekannt gewordener Schauspieler des letzten Jahrhunderts, Olmützer Quargel ist ein Sauermilchkäse mit Rotschmiere, der als einziger ursprünglich tschechischer Käse gilt – und Erbsen, Bohnen, Melonen, Salat, Pflaumen und Spargel können Sie natürlich gerne in Ihrem Garten anpflanzen, aber die Bananenpflanzen sind bestimmt auch nicht zu verachten:
Bananen sind immergrüne und ausdauernde Pflanzen. Und sie wachsen als krautige Pflanzen, die Stämme mit den großen Bananenblättern bestehen aus massiven Blattstielen bzw. Blattscheiden, sind also nicht verholzende Scheinstämme. Die Banane schickt bis zur Fruchtreife wie eine Art „Riesengras“ jede Saison neue beblätterte Triebe mit bis zu mehreren Metern Länge in die Höhe.
Anleitung zum Vermehren einer Banane
Bei derart wuchsbegierigen Pflanzen macht das Vermehren richtig Spaß, und es ist notwendig, damit eine Bananenpflanze alt wird:
Die Fortpflanzung der Bananenpflanze
Die Banane hat auch einen richtigen Stamm, die Sprossachse, aus der sich die Blüte entwickelt. Die ersten Blüten einer ursprünglichen, fruchtbaren Banane erscheinen aber erst nach 6 bis 8 Jahren, bis zur Blütezeit bleibt diese Sprossachse sehr kurz. Wenn sich irgendwann ein Blütenstand entwickelt, trägt er weibliche und männliche Blüten, aus denen sich dann der Fruchtstand entwickelt. Den kennen wir von vielen Abbildungen, ein dickes Bündel Bananen. Dieses dicke Bündel Bananen wird von den Bananen-Anbauern „Büschel“ genannt, ein Büschel trägt 6 bis 20 Reihen Bananen, sogenannte „Hände“, die einzelnen Früchte werden folgerichtig „Finger“ genannt. Diese Finger, die Bananen, wachsen gewöhnlich krumm, weil sie auf die Erdanziehungskraft reagieren (Geomorphismus), an jeder Hand eines Büschels wachsen 8 bis 20 Bananen, macht 48 bis 400 Bananen (botanisch übrigens Beeren) pro Fruchtstand.
Mächtig Stoff, und mächtig Anstrengung für die Pflanze, vermutlich deshalb sind die meisten Arten der Bananenpflanze monokarp, d. h. die Sprossachse stirbt ab, nachdem sie gefruchtet hat. Bei den Wildformen bilden sich nach der Befruchtung in den „Bananen-Beeren“ viele Samen, die eigentlichen Essbananen und viele andere Kulturformen wurden so gezüchtet, dass die Bananen nicht voller harter Samen sind, also unfruchtbar. Alle Arten von Bananenpflanze bilden jedoch an ihren Wurzeln Rhizome, aus denen Ausläufer treiben, sogenannte Kindel. So dass die Bananenpflanze auch dann weiterlebt, wenn der erste Hauptspross abstirbt. Bananenpflanze sind ausdauernd, ein paar Jahre bis zur Fruchtreife sowieso, und möglicherweise auch weit darüber hinaus. Das aber nur, wenn Sie Ihrer Banane durch Abnahme und Einpflanzen der Kindel zum Weiterleben verhelfen, weshalb die Vermehrung von Bananenpflanzen ein so wichtiges Thema ist:
Ableger von Musa gewinnen
Das ist natürlich auch der Grund dafür, dass sich jede Bananenpflanze leicht durch Ableger vermehren lässt. Sie brauchen einfach nur so ein Kindel abtrennen, was eine ziemlich problemlose Angelegenheit ist:
- Warten Sie, bis neben dem ersten Scheinstamm Ihrer Banane ein Ableger mit vier bis sechs Blättern gewachsen ist
- Die Trennung von der Mutterpflanze sollte etwa in der Mitte des Sommers vorgenommen werden
- Spätestens bis Mitte August, damit die Jungpflanzen bis zum Winter stark genug sind, die Überwinterung ist ein Kraftakt
- Legen Sie einen Ableger „unten herum“ vorsichtig frei und prüfen Sie, ob er genug eigenständige Wurzeln hat
- Finden Sie genug eigene Wurzeln, können Sie die Wurzel des Ablegers z. B. mit einem scharfen Cutter von der Wurzelknolle (dem Rhizom) der Mutter abtrennen
- Beide Wundstellen werden durch Bestreuen mit Holzasche (gekauft, steht bei den Düngern, oder aus dem eigenen Kamin) desinfiziert
- Der Ableger kommt in ungedüngte Anzuchterde in einen möglichst kleinen Topf
- Das Pflanzgefäß soll klein sein, damit das wärmeliebende Rhizom nicht unter Verdunstungskälte leidet, das kann durch Bodenwärme am Standort ausgeglichen werden
- Der Standort sollte generell warm und schattig sein und eine hohe Luftfeuchtigkeit bieten
- Mindestens 20 °C, auch im Bereich der Anzuchterde
- Wenn Sie keine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit (Klein-Gewächshaus) bieten können, sollten Sie die Blätter in der Mitte durch- bzw. wegschneiden
- So verringern Sie die Verdunstungsfläche der kleinen Banane erheblich
- Gelegentlich mit Wasser besprühen tut dem Bananen-Ableger auch gut
- Die Wunde an der Wurzel der Mutterpflanze darf ein paar Tage an der Luft trocknen
- Erst wenn sie sich an der Oberfläche hart anfühlt, sollte sie wieder mit Erde bedeckt werden
Ableger von Musella lasiocarpa
Bei Musella lasiocarpa, der Golden Lotus Banane, ist das Entnehmen von Ablegern ein wenig kitzliger als bei den Musa-Arten:
- Sie bildet ihre Ableger nicht seitlich am Rhizom, sondern an der Unterseite der Wurzel
- Sie müssen also zum Abtrennen an die Unterseite der Staude
- Das klappt am besten, wenn Sie die Ableger im Frühling vor dem Umtopfen oder Auspflanzen abtrennen
- Musella lasiocarpa bildet schon starke Ableger, bevor diese Blätter bekommen, sie können deshalb auch ohne Blätter abgenommen werden
- Wenn diese Ableger noch keine Wurzeln haben, werden sie in feuchte lockere Erde gesteckt und warm gehalten
- Sie bewurzeln sich dann fast immer, es kann aber einige Monate dauern
- Musella lasiocarpa bildet so viele Kindel, dass sie irgendwann wie ein Busch aussieht
- Wenn Sie lieber einen Solitär kultivieren möchten, können Sie all diese Kindel zu neuen Bananenpflanzen ziehen
Ableger von Ensete-Bananen
Ensete-Bananenpflanzen bilden im Gegensatz zu Musa und Musella keine Wurzel-Sprösslinge und gehen meist ein, wenn sie einfach durch mehrfache Teilung des Scheinstamms vermehrt werden sollen (bei Musa ist auch das möglich). Eine Ausnahme machen viele der hierzulande angebotenen Ensete-Arten, die mit dem leicht rötlich gefärbten Blattwerkes, die wurden per in-vitro-Kultur vermehrt worden und können durch Teilung vermehrt werden. Ansonsten können Ensete über Stecklinge (Seitentriebe der Bananenpflanze abschneiden und eintopfen) und durch Aussäen (Befruchtung eigener Ensete, Saatgut gibt es aber auch zu kaufen) vermehrt werden.
Behandlung der Jungpflanzen
Die Behandlung der (bewurzelten) Jungpflanzen ist wieder bei allen Bananengewächsen gleich:
- Im Kalthaus bei etwa 10 °C überwintern und im nächsten Frühjahr umtopften
- In ungedüngte Blumenerde, der ein wenig Gemüsedünger beigemischt wird
- Die neuen Pflanzgefäße sollen nicht mehr als 4 cm größer sein als die alten
- Der neue Topf sollte einen ca. 4 cm größeren Durchmesser als der vorherige Topf besitzen
- Wieder wegen der Verdunstungskälte, Bananenstauden möchten warme Füße haben, aber wie gesagt, ein Platz auf einer Heizdecke wäre auch denkbar
- Aus dem kleinen Topf müssten Sie die Bananen-Jungpflanzen nämlich vier bis sechs Mal im Jahr umtopfen, da lohnt es sich sicher, einen Ableger extra für Experimente mit größeren Töpfen zu ziehen
Die Bananen und ihr Stellenwert im deutschen Garten
Oben wurde schon darauf eingegangen, warum es keine schräge, sondern eine ziemlich gute Idee ist, „ausgerechnet Bananen“ bei uns in Deutschland zu ziehen. Die Bananenpflanze nimmt wegen ihrer angenehmen Kultur und mächtigen Wuchskraft unter den bei uns kultivierten exotischen Pflanzen deshalb auch einen zunehmenden Stellenwert ein, gerade für die Kultur im Garten (zum allgemeinen Stellenwert der exotischen Pflanzen in deutschen Gärten siehe „Beliebte exotische Pflanzen im Garten“). Es kann sein, dass Sie einfach eine „Musa“ zu stehen haben und vermehren wollen, so wurde die Banane bei uns lange Zeit (und auch heute noch manchmal, www.hagebau.de/p/zimmerpflanze-bananenpflanze-an357514381) verkauft. Aber die Zeiten, in denen Bananenpflanze ohne genaue botanische Bezeichnung verkauft werden, sind eigentlich vorbei:
Bananen haben ihre Heimat in Südostasien, wo es heute über 1000 unterschiedliche Zuchtsorten der essbaren Bananenarten gibt. Schon vor etwa 400 Jahren gelangten die ersten Bananen nach Europa, im Zuge der Globalisierung tauchen immer mehr Bananenpflanzen in unseren Breitengraden auf. Wenn Sie Gefallen an den schönen Pflanzen gefunden haben und sie z. B. zum Verschenken reihenweise vermehren wollen, stehen Ihnen einige Bananen-Arten zur Auswahl zur Verfügung:
- Ensete ventricosum ‚Maurelii‘, Rote Banane, je nach Größe ab rund 10,- €. Diese „Abessinische Banane“ ist eine Art aus der zweiten der drei Gattungen in der Familie der Bananengewächse, wichtige Nahrungspflanze im tropischen Afrika, von der alle Pflanzenteile verwertet werden. Aus den Knollen wird Mehl (für Brot und andere Backwaren), die jüngeren inneren Scheinstämme werden gegart als Gemüse gegessen, frische Blätter werden an Rinder und Schafe verfüttert, getrocknete Blätter dienen als Dachbedeckung, aus den Blattscheiden werden Fasern für Säcke, Seile und Matten gewonnen.
- Musa acuminata, Zierbanane, Kochbanane, 8 Unterarten, vor allem vertrieben als Zwerg-Banane ‚Dwarf cavendish‘, kann nur im Kübel gehalten werden, hält keine Temperaturen unter 0 °C aus. Bildet auch bei uns Früchte, die als ungenießbar gelten, wenn sie Samen bilden.
- Musa basjoo, Japanische Faserbanane, je nach Größe ab unter 10,- € (um 2,50 m um 90,- €). Gilt als frostverträglichste aller Musa-Arten, kann in Mitteleuropa nach milden Wintern im Freiland blühen, die Früchte reifen aber wegen der zu kurzen Vegetationsperiode nicht aus.
- Musa Daijio, winterharte Bananen aus Kreuzung zwischen Musa sikkimensis (s. gleich unten) und Musa balbisiana (Silber-Banane), je nach Größe ab 15,- €. Soll weniger frostverträglich sein als Musa basjoo, wurde in Klimazone 6b erfolgreich ausgepflanzt, allerdings im Winter aus dem Garten genommen und im Kalthaus überwintert
- Musa sikimensis ‚Red Tiger‘, Darjeeling-Banane, je nach Größe ab 15,- €. Blüht auch in Mitteleuropa nach milden Wintern und mit ausreichend Frostschutz nach 3 bis 4 Jahren gelegentlich im Freiland, aber die Früchte reifen wegen des zu kurzen Sommers nicht aus und gelten auch wegen der zahlreiche harten schwarzen Samen als ungenießbar. Das Rhizom (die Wurzelknollen) soll bis -15 °C aushalten.
- Musa x paradisiaca ‚Dwarf cavendish‘, Zwerg-Essbanane, je nach Größe ab unter 10,- €. Diese Zwergform der Musa × paradisiaca, Dessertbanane, ist vermutlich entstanden durch Kreuzung von Musa acuminata und Musa balbisiana, sie produziert essbare Früchte, wird rund einen Meter hoch und dürfte die meistkultivierte Art weltweit sein.
- Musa velutina, Rosa Zwergbanane, robuste Anfänger-Banane, die Temperaturen bis Null Grad aushält, rosafarbene Blüten und rosafarbene essbare kleine Früchte trägt, die jedoch viele Kerne und kaum Fruchtfleisch enthalten.
- Musella lasiocarpa, Golden Lotus Banane, je nach Größe ab unter 10,- €. Einzige Art der dritten Gattung Bananengewächse, eine wirklich schicke Banane, die in ihrer Heimat gerne in Gärten gepflanzt wird: de.wikipedia.org/wiki/Datei:Musella_lasiocarpa3.jpg. Verträgt viel Kälte (winterhart in USDA Zone 7 bis 10, Deutschland: 5b bis 8b) und ist nicht so windempfindlich wie andere Bananen–Arten. Ihre Blätter sind stabiler und blaugrün gefärbt. Der Mutterstamm zeigt ab dem dritten oder vierten Jahr die 7 bis 8 Monate blühende „Lotusblüte“, die sie bekannt gemacht hat.
Wenn Sie frostverträgliche Bananen in den Garten auspflanzen, wird der ganze Blattschopf im Winter oberirdisch abfrieren. Das macht aber nichts, wenn er den Winter überstehen würde, würde die Banane ohnehin unschön zerzaust aussehen, und die wirklich frostverträglichen (bzw. ausreichend geschützten) Bananen treiben jedes Frühjahr zuverlässig neue grüne Wedel aus dem Boden aus. Voraussetzung dafür ist, dass die ausgepflanzten Bananen im Winter mit einer schön dicken Laub- und Mulchschicht versehen werden. So kann der Frost nicht zu weit ins Rhizom dringen, wenn die ganze Wurzel durchfriert, würde auch die frosthärteste Banane im Frühjahr nicht wieder austreiben. Früchte können Sie allerdings kaum ernten, ausreichend winterharte Obstbananen zum Freilandanbau bei uns wurden noch nicht gezüchtet. Wenn Sie Früchte von einer Kübel-Banane ernten möchten, muss diese ins Haus umziehen, sobald die Außentemperaturen sich unter 10 °C einpendeln. Eventuell können Sie die Früchte im Warmen und mit einer Menge Pflanzenlicht ausreifen lassen. Danach normal überwintern, kühl (10 bis 15 °C) und trocken und bei eingeschränkter Versorgung, Entfernung der gelben und vertrockneten Blätter soll kräftigen Austrieb im Frühjahr erleichtern.
Fazit
Die Bananenpflanze ist eine erstaunlich wuchskräftige Staude, die sich wegen der Entwicklungsform ihrer Wurzeln und dem schnellen Wachstum der Jungpflanze zur Vermehrung „geradezu aufdrängt“. Dies auch deshalb, weil unsere wichtigsten Bananensorten nicht mehr durch Samen vermehrt werden können (grundsätzlich ist es aber möglich, Bananen aus zu Samen vermehren, dann wird die Auswahl an verfügbaren Arten/Sorten sogar noch größer).