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Bambus entfernen – Rhizome dauerhaft vernichten

Bambus

Alle Ausläufer treibende Bambusse mit leptomorphen Rhizomen, vor allem sämtliche Phyllostachys, sollten nur mit Rhizomsperre gepflanzt werden. Beziehungsweise dürfen nur mit Rhizomsperre gepflanzt werden, haftungsrechtlich sind Sie nämlich bei Ausläufer treibenden Bambuspflanzen zum Einbau einer Rhizomsperre verpflichtet. Aber es gibt bescheidenere Bambusse:

Video-Tipp

Nicht jeder Bambus will die Weltherrschaft

Wie so häufig bei Pflanzen – auch Bambus ist nicht gleich Bambus: Es gibt Bambusse, deren Rhizome so tief in die Erde wachsen, dass die oft verkaufte Rhizomsperre von 70 cm kein Hindernis bildet und der Bambus mit Hilfe seiner unterirdischen Rhizome in einer Vegetationsperiode leicht bis zu 10 Meter Garten-Unterwelt erobert. Wenn Sie diesen Artikel lesen, wenn ein solcher Bambus noch ziemlich klein, aber ohne (ausreichend tiefe) Rhizomsperre im Garten wächst, sollten Sie zum Spaten rennen, um mit dem – lange Zeit dauernden – auszubuddeln zu beginnen. Anderen Bambussen können Sie vollkommen ruhig weiter beim Wachsen zusehen, weil Sie im schlimmsten Fall eine richtig dicke Wurzel ausgraben müssen, die aber weitgehend an ihrem Platz geblieben ist. Bambusse bilden nämlich zwei sehr unterschiedliche Wuchsformen der unterirdisch wachsenden Rhizome aus, die auch bestimmen, ob und wie sehr ein Bambus sich ausbreitet: Gefährliche leptomorphe Rhizome und harmlose pachymorphe Rhizome.

Bambus, botanisch Bambusoideae, stellt eine der zwölf Unterfamilien, in die die Familie der Süßgräser eingeteilt wird. Diese Unterfamilie wird in drei Tribus gegliedert:

  • Arundinarieae, 28 Gattungen, 533 Arten, verholzende Gräser der gemäßigten Zone
  • Bambuseae, 66 Gattungen, 784 Arten, verholzende Gräser der Tropen und Subtropen
  • Olyreae, 21 Gattungen, 122 Arten, nicht verholzende (krautige) Gräser aus dem südlichen Teil des amerikanischen Kontinents

Macht 115 Gattungen mit 1439 Arten Bambus, und aus jeder Gattung werden Bambusse zu Zierzwecken kultiviert, das verlangt nach Übersicht. Nachfolgend werden deshalb die Bambus-Gattungen nach Wuchsform des Rhizoms eingeteilt. Sie können in der alphabetischen Auflistung (der „netten“, „nicht so schlimmen“ und „bösen“) Bambusse Ihren Bambus suchen und dann die Tipps zur Entfernung und dauerhafter Vernichtung seiner Rhizome lesen:

Der nette Bambus

gehört zum Tribus Bambuseae, in dem folgende Gattungen zu finden sind:

  • Actinocladum
  • Alvimia
  • Apoclada
  • Arthrostylidium
  • Athroostachys
  • Atractantha
  • Aulonemia
  • Bambusa
  • Bonia
  • Cathariostachys
  • Cephalostachyum
  • Chusquea
  • Colanthelia
  • Cyrtochloa
  • Davidsea
  • Decaryochloa
  • Dendrocalamus
  • Dendrochloa
  • Didymogonyx
  • Dinochloa
  • Elytrostachys
  • Eremocaulon
  • Filgueirasia
  • Fimbribambusa
  • Gigantochloa
  • Glaziophyton
  • Greslania
  • Guadua
  • Hickelia
  • Hitchcockella
  • Holttumochloa
  • Kinabaluchloa
  • Maclurochlora
  • Melocalamus
  • Melocanna
  • Merostachys
  • Mullerochloa
  • Nastus
  • Neohouzeaua
  • Neololeba
  • Neomicrocalamus
  • Ochlandra
  • Olmeca
  • Oreobambos
  • Otatea
  • Oxytenanthera
  • Parabambusa
  • Perrierbambus
  • Phuphanochloa
  • Pinga
  • Pseudobambusa
  • Pseudostachyum
  • Pseudoxytenanthera
  • Racemobambos
  • Rhipidocladum
  • Schizostachyum
  • Sirochloa
  • Soejatmia
  • Sphaerobambos
  • Stapletonia
  • Teinostachyum
  • Temochloa
  • Temburongia
  • Thyrsostachys
  • Valiha

Wenn Ihr Bambus dabei war, können Sie sich in Bezug auf Rhizome und deren Entfernung entspannt zurücklehnen. Diese Bambusse bilden pachymorphe Rhizome, mit je nach Sorte kurzem oder langem Rhizomhals. Die Rhizomkörper der pachymorphen Rhizome sind immer dick und kurz, deshalb bilden diese Arten zusammenhängende Horste (und keine weitläufigen unterirdischen Netze). Je kürzer der Rhizomhals, desto kompakter der Horst der Halme. Die Herrschaft über einen Bambus mit pachymorphem Rhizom verlieren Sie aber niemals, bei Arten mit sehr langen Rhizomhals wird es im schlimmsten Fall (bei sehr alten Pflanzen) eine größere Buddelei.

Dass Sie eine solche Buddelei zur Rhizom-Entfernung durchführen müssen, ist allerdings nicht sehr wahrscheinlich: Wenn Sie einen Bambus von obiger Liste geschenkt bekommen haben und er jetzt im Garten steht (weil man dem Schenker und Ihnen erzählt hat, dass er winterhart sei), ist es mit dem Entspannen schon wieder vorbei. Diese Bambus-Arten kommen nämlich aus den Tropen und Subtropen der Neuen und der Alten Welt, sie sind bei uns nicht winterhart. Ausnahmen bilden Zuchtsorten der Bambusa: Bambusa multiplex ‚Elegans‘ soll bis -9 °C aushalten, ‚Alphonse Karr‘ sogar mehr als – 11 °C. Bambuseae sind hepaxanth = die Pflanzen sterben nach der einzigen Blütezeit ihres Lebens ab, ganze Gruppen einer Art blühen immer gleichzeitig. Ihr Verkäufer sollte Ihnen also verraten können, wann die Bambus-Art das letzte Mal geblüht hat und in welchen Abständen die Blüte erfahrungsgemäß auftritt.

Der nicht ganz so schlimme Bambus

gehört zum Tribus Olyreae, der diese Gattungen umfasst:

  • Agnesia
  • Arberella
  • Buergersiochloa
  • Cryptochloa
  • Diandrolyra
  • Ekmanochloa
  • Eremitis
  • Froesiochloa
  • Lithachne
  • Maclurolyra
  • Mniochloa
  • Olyra
  • Pariana
  • Parodiolyra
  • Piresia
  • Piresiella
  • Raddia
  • Raddiella
  • Rehia
  • Reitzia
  • Sucrea

Die Olyreae sind enger mit den Bambuseae verwandt als mit den Arundinarieae, sie bilden schwach bis deutlich ausgebildete, leptomorphe Rhizome, deren Potenzial sie gleich kennenlernen werden. Die Olyreae sind aber insofern harmloser, dass sie ihre Heimat in Südamerika und der Karibik haben und bei uns nur im Kübel gehalten werden können. Dort dürfen die Olyreae ihre Rhizome gerne in Richtung Kübelwand strecken, Olyreae wachsen als weiche (krautige) Gräser und nicht als verholzende Riesengräser. Bei den Olyreae sind wohl nur einige Arten hapaxanth (nach Blüte absterbend), was heißen könnte, dass sich unter ihnen mehrfach blühende Bambusse verstecken. Da Bambusse aber nicht nur in teils sehr großen Abständen, sondern auch in unregelmäßigen Intervallen blühen, weiß man leider noch nichts Genaues.

Die bei uns wirklich gut winterharten Bambusse kommen dummerweise aus einer anderen Tribus:

Vorsicht: Böser Bambus

Fast alle Angehörigen der nachfolgend gelisteten Gattungen des Tribus Arundinarieae können Ihnen ohne Rhizomsperre das Gartenleben schwer machen, manche sehr schnell sehr schwer:

  • Acidosasa
  • Ampelocalamus
  • Arundinaria
  • Bashania
  • Bergbambos: Gerade neu entdeckte afrikanische Gattung
  • Chimonobambusa
  • Chimonocalamus
  • Drepanostachyum
  • Fargesia: Bildet Arundinarieae-untypische pachymorphe Rhizome und wächst in Horsten, viele Fargesia-Arten sind bei uns winterhart bis über -20 °C und deshalb weit verbreitet
  • Ferrocalamus
  • Gaoligongshania
  • Gelidocalamus
  • Himalayacalamus
  • Indocalamus
  • Indosasa
  • Kuruna: Gerade in Sri Lanka neu entdeckte Gattung, gemäßigtes Klima gewohnter Bambus mit pachymorphem, kurzhalsigem Rhizom
  • Oldeania: Gerade neu entdeckte afrikanische Gattung
  • Oligostachyum
  • ×Phyllosasa
  • Phyllostachys: Wegen seiner guten Winterhärte beliebt bei uns, wegen seiner teils endlosen Rhizome höchst gefährlich
  • Pleioblastus
  • Pseudosasa
  • Sarocalamus
  • Sasa
  • Semiarundinaria
  • Shibataea
  • Sinobambusa
  • Thamnocalamus
  • Vietnamocalamus
  • Yushania

Die Bambusse der Tribus Arundinarieae bilden meist leptomorphe Rhizome mit gut ausgebildeten Halmbasen. Leptomorphe Rhizome entwickeln lange dünne Rhizomkörper mit oft kleinerem Durchmesser als die sich bildenden Halme und kurze Rhizomhälse. Die leptomorphen Rhizome treiben Ausläufer, die sich unterirdisch fast unendlich verzweigen, immer weiter und immer wieder und bis zu einigen Meter pro Saison. Außerdem blühen Arundinarieae in Abständen von 2 bis 200 Jahren blühen und sterben dann ab – oft alle Vertreter oder große Gruppen einer Art gemeinsam und gleichzeitig.

Die Sonderlinge

halten sich nicht an die Vorgabe pachymorphe oder leptomorphe Rhizome, sondern haben eigene Ideen, z. B. den amphipodialen Wuchs. Das sind Wuchsformen mit leptomorphen Rhizomen, bei denen die Knospen der Halmbasen weitere Halme bilden. Das führt zu Bestockung und zu einer jeweils horstartigen Verteilung der Halme. Die Halmbasen ähneln pachymorphen Rhizomen, sind aber nicht dicker als die die Halme. Diese Wuchsform tritt in den Gattungen:

  • Arundinaria
  • Indocalamus
  • Pseudosasa, Pseudosasa brevivaginata
  • Shibataea
  • Sasa
  • Yushania

auf.

Weiter gibt es Bambus-Arten, die leptomorphe und pachymorphe Rhizome an einer Pflanze bilden, das tun z. B. manche Arten der Gattung Chusquea. Sie bilden an den seitlichen Knospen leptomorpher Rhizome pachymorphe Rhizome, die sich dann weiter verzweigen und an deren Ende sich die Halme bilden. Wie „gefährlich“ die Rhizome werden können, muss pro Art erkundet werden.

Einzelne Bambus-Arten mit eigenen Varianten des Rhizomwuchses

  • Bambusa vulgaris: Pachymorphe Rhizome mit längeren Hälsen, wenig kompakte, weit ausladende Horste
  • Chusquea fendleri: Bildet durch Bestockung dichte Halm-Büschel und gleichzeitig leptomorphe und pachymorphe Rhizome
  • Dendrocalamus membranaceus: Kurzhalsige, pachymorphe Rhizome, getrennte, sehr kompakten Horste
  • Fargesia nitida: Pachymorphe Rhizome mit längeren Hälsen, wenig kompakte Horste
  • Melocanna baccifera: langhalsiges, pachymorphes Rhizom, offener Wuchs mit verteilten Halmen
  • Phyllostachys edulis: Leptomorphes Rhizom mit offenem Wuchs, verteilte Halme
  • Semiarundinaria fastuosa: Bildet durch Bestockung dichte Halm-Büschel, langhalsige pachymorphe Rhizome
  • Shibataea kumasasa: Kleinwüchsiger Mäusedorn-Bambus, dichte Halm-Büschel, Bestockung, langhalsige pachymorphe Rhizome
  • Yushania niitakayamensis: Amphipodialer Wuchs mit verbundenen leptomorphen Rhizomen, aber interessanter bodendeckender Zwergwuchs bei ziemlich guter Winterhärte

Nachträglicher Einbau einer Rhizomsperre

Immer wenn bei einem Bambus leptomorphe Rhizome auch nur beteiligt sind, dieser Bambus ohne Rhizomsperre in einem Garten steht und in unseren Gärten überleben kann, besteht Handlungsbedarf. Hier Ihre Möglichkeiten:

  • Nachträgliche Rhizomsperre einbauen
  • Möglich, aber arbeitsintensiv
  • Rund um die Pflanzfläche einen schmalen Graben ausheben
  • Minibagger, Grabenfräse, gehärteter Drainagespaten und Spitzhacke erleichtern die Arbeit
  • Rhizomsperre einsenken und rund 10 cm überstehen lassen
  • Graben auffüllen und Boden gut verdichten
  • Alle Halme außerhalb der Sperre direkt am Boden abschneiden/absägen
  • Das werden Sie nun rund drei Jahre wiederholen müssen
  • Mit abnehmender Intensität, irgendwann sind alle Rhizome tot, weil sie ohne Blätter nicht überleben

Bambus mit leptomorphen Rhizomen entfernen, Rhizome dauerhaft vernichten

Auch möglich, aber noch sehr viel arbeitsintensiver:

  • So viel Bambus wie möglich über der Erde vernichten: Neuaustrieb abwarten und alle Halme bodennah abschneiden
  • Bambus + Rhizom müssen ausgebuddelt werden, möglichst restlos
  • Gleich restlos wird bei einem schon gut verbreiteten Bambus nur mit dem Bagger funktionieren
  • Sie könnten sich Hilfe holen, indem Sie den Bambus in einem Netzwerk interessierter Gartenfreunde anbieten
  • Dann buddeln wenigstens viele Menschen und nicht nur Sie selbst

Wenn Sie bei der Vernichtungsaktion nicht alle Rhizome erwischen, wird irgendwann mehr oder weniger Nacharbeit notwendig. Wenn ein paar verstreute Halme auftauchen, können Sie versuchen, den Bambus immer mehr zu schwächen, indem Sie jeden Neuaustrieb sofort eng am Boden abschneiden oder abmähen. Konsequent durchgeführt, tötet das irgendwann die Rhizome im Boden, weil sie über die Photosynthese der Halme über der Erde ernährt werden. Weiter buddeln ist nicht unbedingt ratsam: Einer der weit verbreitetsten und ärgerlichsten Bambus, Phyllostachys, schickt seine Ausläufer strahlenförmig in alle Himmelsrichtungen, und jedes verbleibende Wurzelstück über 5 cm Länge treibt weiter aus. Wenn Sie also einfach irgendwo buddeln, wo ein Halm hochkommt, würden Sie das unterirdische Wurzelnetz nur immer dichter machen. Besser wäre vielleicht, ausgehend vom Ursprungs-Bambus nachzuvollziehen, woher das Rhizom kommt und es nach Durchtrennen mit Spatenstich in diese Richtung in ein dickes Stück schwarzen Schlauch zu verpacken, gut mit mehreren Lagen Folie verpackt. In die Gegenrichtung können Sie dann das „Rhizom-Kabel“ verfolgen und ausbuddeln.

Wenn Sie Unkrautvernichtungsmittel einsetzen wollen (was hier wegen der zunehmenden Medienberichte über Gesundheitsschädigungen durch die Wirkstoffe nicht empfohlen werden soll), achten Sie unbedingt darauf, dass Sie einen Unkrautvernichter gegen einkeimblättrige Unkräuter brauchen. Wenn Sie einen „normalen“ Unkrautvernichter gegen zweikeimblättrige Unkräuter einsetzten, tut der dem Bambus gar nichts, sondern killt höchstens Blümchen und Sträucher in der Nähe – der Unkrautvernichter gegen einkeimblättrige Unkräuter tötet außer Bambus „nur“ Ihren Rasen.

Fazit

Bambus mit leptomorphen Rhizomen muss entweder vernichtet oder nachträglich durch Rhizomsperre und Beseitigung der außerhalb nachkommenden Triebe begrenzt werden, wenn er nicht irgendwann einen Halm durch den Wohnzimmer-Fußboden schicken soll. Einige Arbeit, aber trösten Sie sich, es gibt auch Leute, die einen Mammutbaum in ihrem Garten ausgesät haben – der schickt keine Wurzel durch den Fußboden, sondern kippt einfach das Haus um.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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