Baldrian, Valeriana officinalis – Pflanzen und Pflege
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Baldrian ist fast ausschließlich für seine beruhigende Wirkung bekannt, dabei hat er auch überzeugende optische Reize. Am richtigen Standort zeigt er schnell eine üppige Blütenpracht und ist so schon lange vor der Ernte eine wunderbare Bereicherung im Beet oder Kübel. Allerdings nur, wenn die Pflege stimmt.
Im Kräutergarten ist Baldrian leider eine Seltenheit und das, obwohl er sehr einfach zu pflegen ist und sich sogar für Hobby-Gärtner ohne Erfahrung und grünen Daumen bestens eignet. Und auch wer die medizinische Wirkung des beruhigenden Krautes nicht in Anspruch nehmen möchte, wird an den reich blühenden Gewächsen seine Freude haben. Baldrian ist also in jedem Fall ein wunderbarer Zusatz im Garten oder Kübel. Wenn die dankbare Pflanze auch nur wenige Ansprüche hat, die Pflege muss dennoch stimmen.
Standort
Baldrian oder Valeriana officinalis, wie dieser mit botanischem Namen heißt, gedeiht am besten an warmen, trockenen und sonnigen Standorten. Dadurch passt er gut in den Steingarten, an eine Mauer oder auf den Südbalkon. Gelegentlicher kalter Wind stört ihn ebenso wenig wie sich stauende Hitze – die Pflanzstelle kann also geschützt oder luftig liegen, wählerisch ist der Baldrian in diesem Punkt nicht. Von diesen Faktoren abgesehen ist am Standort auf ausreichend Platz zu achten. Denn die blühenden Zweige können bei dem Strauch eine Höhe von bis zu zwei Metern erreichen und der Baldrian breitet sich auf Dauer gern etwas aus.
Substrat
Baldrian benötigt weder viele Nährstoffe noch Feuchtigkeit, daher sollte das gewählte Substrat locker, durchlässig und trocken sein. Normale Garten- oder Kübelerde, die mit Sand oder Kies und einem Teil Kokosfasern gemischt wird, erfüllt diese Anforderungen optimal. Es kann aber auch der bereits vorhandene steinige Boden sein, auf dem sonst kaum etwas gedeiht. Sogar Mauerspalten reichen dem Valeriana officinalis aus.
Pflanzen
Baldrian kann wahlweise im Frühjahr nach dem letzten Frost oder im Herbst vor dem ersten Kälteeinbruch ausgepflanzt werden. Als Vorbereitung sollte der Boden gut aufgelockert werden, damit sich die Wurzeln schnell ausbreiten und Fuß fassen können. Zudem sollte die Umgebung frei von Unkraut sein. Steht er an gewünschter Stelle, wird der Baldrian leicht angegossen. Diese Maßnahme sollte innerhalb der ersten Wochen wiederholt werden, sofern es nicht regnet.
Gießen
Von der anfänglichen Zeit nach dem Auspflanzen abgesehen, mag es der Baldrian trocken. Gießen ist im Garten daher nur selten notwendig, weil sich die Pflanzen selbst versorgen. Nur bei lange anhaltender Trockenheit, hohen Temperaturen und bei der Kultur im Kübel ist zusätzliches Wässern erforderlich. Hierfür kann frisches Leitungswasser Verwendung finden, an dem Kalkgehalt stört sich Valeriana officinalis nicht. Zwischen den Wassergaben sollte das Substrat gut abtrocknen dürfen.
Düngen
Baldrian ist anspruchslos und profitiert in der Regel nicht von zusätzlichem Düngen. Tatsächlich wird er schnell überversorgt und leidet darunter. Die Ausnahme findet sich hier bei Pflanzen, die nach mehreren Jahren am gleichen Standort oder im Kübel ein verlangsamtes Wachstum zeigen. Diese können – je nach Kultur – wahlweise umgetopft und so mit frischem Substrat versorgt und sparsam mit einem mineralischen Dünger gepflegt werden. Wer den Baldrian ohnehin ernten möchte und hin und wieder den Standort wechselt, muss sich hierum allerdings keine Gedanken machen.
Verschnitt
Beim Verschnitt des Baldrians gilt wiederum, dass weniger mehr ist. Wird die Pflanze sehr dicht, kann sie im Frühjahr leicht ausgelichtet werden. In der Folge fällt die Blüte meist üppiger aus. Geknickte Zweige, vertrocknete Pflanzenteile und verwelkte Blüten dürfen jederzeit entfernt werden.
Überwinterung
Valeriana officinalis ist robust und widerstandsfähig, das gilt auch für den Winter. Wurde sie in den Garten gepflanzt, benötigt sie keinerlei zusätzlichen Schutz. Und auch keine vorbereitende Pflege. In Topf oder Kübel hingegen schon. Das Pflanzgefäß kann wahlweise durch Gartenvlies in mehreren Lagen umhüllt oder nach drinnen verbracht werden. In jedem Fall ist auf Frostfreiheit und ausreichend Licht zu achten. Steht der Baldrian im Haus, sollte er aller paar Wochen sparsam gegossen werden.
Vermehrung
Wer den Baldrian vermehren möchte, hat zwei Möglichkeiten zur Auswahl. Namentlich Absenker und Bodentriebe. Bodentriebe bildet der Valeriana officinalis von selbst, hierfür ist lediglich Geduld von Nöten. Sind sie etwa zehn Zentimeter hoch, können sie mit einem scharfen Spaten abgestochen und ausgegraben werden. Danach dürfen sie direkt an den gewünschten Standort.
Soll die Vermehrung gezielt und schneller von Statten gehen, empfiehlt sich das Ziehen von Absenkern:
- Dazu werden starke, lange Seitentriebe auf den Boden gebogen – ohne sie zu knicken.
- 10 bis 15 cm von der Spitze entfernt wird ein kurzer Abschnitt des Zweigs etwa zwei Finger breit in die Erde gedrückt und mit einem Stein beschwert.
- Die hervorstehende Triebspitze wird an einem Stab befestigt und gerade nach oben ausgerichtet.
- Nach etwa einem Monat sollte erstmals überprüft werden, ob der eingegrabene Abschnitt bereits Wurzeln ausgebildet hat.
- Ist das der Fall, kann der Absenker von der Mutterpflanze getrennt und an gewünschter Stelle gepflanzt werden.
Ernte
Für Tees, Extrakte und Aufgüsse können die Blüten und Wurzeln des Baldrians verwendet werden. Die Blüten lassen sich jährlich während der gesamten Blütezeit von Mai bis August ernten. Die Wurzeln eignen sich erst ab dem zweiten Standjahr zur Verwendung. Geerntet werden sie zwischen September und Oktober. Dazu werden sie ausgegraben, von der Erde und Fasern befreit und luftig getrocknet.
Typische Krankheiten und Schädlinge
Der Baldrian ist wenig anfällig gegen Parasiten und Krankheitserreger. Lediglich Blattläuse und Mehltau treten gelegentlich auf. Zeigen sich Blattläuse, sollten deren natürliche Fressfeinde eingesetzt werden. Als besonders effektiv haben sich Marienkäfer erwiesen, die im Handel erworben und sogar online bestellt werden können. Um sie zur schnellen Vernichtung der Läuse zu bewegen, hilft es, ein engmaschiges Netz über den befallenen Baldrian zu spannen und sie darunter freizulassen.
Mehltau befällt den Baldrian meist im Spätsommer und äußert sich durch weißgraue Beläge auf den Blättern. Gegen diese Pilzerkrankung hilft ein Gemisch aus einem Teil Frischmilch und acht bis neun Teilen Wasser. Die Lösung wird auf die Pflanze gesprüht und dort für etwa eine Stunde belassen. Danach sollte sie gründlich abgespült werden. Untergelegte Folien oder Schalen verhindern, dass sie in das Erdreich dringt. Bei Bedarf kann die Behandlung mehrmals wöchentlich wiederholt werden, bis der Pilz verschwunden ist. Da der Mehltau vermehrt bei sehr trockenem, heißem Wetter auftritt, ist ihm oft ganz einfach vorzubeugen. Dazu muss der Baldrian nur hin und wieder mit Wasser besprüht werden, sodass sich die Luftfeuchtigkeit etwas erhöht.
Häufige Fragen
Baldrian ist auch als Katzenkraut bekannt, da sie sich von dem Geruch der Pflanze stark angezogen fühlen und daran sogar berauschen können. In kleinen Dosen ist das unbedenklich. Die Menge macht hier aber wie so oft das Gift. Sind Vierbeiner den Dämpfen ständig ausgesetzt oder fressen diesen sogar, kann dies zu tödlichem Leberversagen führen.
Baldrian gilt zwar nicht als suchterzeugend, nach einer längerfristigen Einnahme kann es aber durchaus zu Entzugssymptomen kommen.
Wissenswertes zu Baldrian in Kürze
- Der Baldrian (Valeriana officinalis) wird auch genannt Augenwurz, Hexenkraut, Dreifuß, Marienwurzel und Tollerjan.
- Insgesamt umfasst diese Pflanzenart rund 150 verschiedene Arten, die von Stauden bis Halbstraucharten reichen.
- Er wächst hauptsächlich in Europa, ist aber auch in wenigen Gebieten Nord- und Südamerikas verbreitet.
- Der heimische Baldrian wächst an Weg- und Waldrändern und wird ca. 50 cm bis 1 Meter hoch.
Der Name wird vom lateinischen valere abgeleitet und bedeutet kräftig, gesund. Der deutsche Name soll von Baldur, der Sohn des Odins und der Frigga stammen. Baldrian hat als Heilpflanze schon seit Alters her einen guten Ruf. Der heilkräftigste Teil der Pflanze ist die Wurzel. Sie riecht jedoch sehr unangenehm, stark ranzig, wenn sie ausgegraben wird.
Anbau und Ernte
Baldrian sieht wunderhübsch im Staudengarten aus. Seine hohen, schlanken Stängel, die weiße bis rosafarbene Blüten und gefiederte Blätter haben, riechen zudem sehr gut. Ab April beginnen die Blütenstiele zu wachsen und erreichen mitunter eine Höhe von bis zu 2 Meter. Die Pflanze blüht im Juli / August, und die hohen, sich sanft im Sommerwind wiegenden Gesellen sehen putzig aus, wie sie so keck über den andern Pflanzen thronen. Der Duft der Blüten zieht Katzen nahezu magisch an, darum heißt der Baldrian auch Katzenkraut. Baldrian ist eine mehrjährige Pflanze, sie entwickelt viele wuchernde Ausläufer. Baldrian wächst dennoch sehr langsam. Am besten sät man ihn im Frühjahr in einen Saatkasten und zieht ihn unter Glas. Dann, wenn die Nachtfröste vorbei sind, pflanzt man ihn im Abstand von 60 cm aus. Die Pflanze liebt es sonnig und leicht feucht. Man erntet die Wurzelstöcke des zweiten Jahres. Erst die Wurzelfasern entfernt werden, bevor man die Wurzel trocknen kann.
Verwendung, Heilkunde
Baldrian beruhigt die Nerven und verhilft zu einem gesunden Schlaf. Eine Abkochung der Wurzel wirkt gegen nervöse Kopfschmerzen und zur Nervenstärkung. Trinkt man einen Baldriantee etwa eine Stunde vor dem Schlafengehen, mehrere Tage hintereinander, so fördert er den natürlichen Schlafrhythmus. Der Baldrian ist ein heilsames Kraut, sollte aber nicht über einen längeren Zeitraum hinweg genommen werden. Durch zu hohe Dosen kann es zu Nebenwirkungen kommen, Lethargie und Kopfschmerzen. In Salbenform, aus Wurzeln und Blätter, heilt Baldrian Wunden und Hauterkrankungen. Baldrian kann aber durchaus Psychopharmaka ersetzen, denn er hilft bei vielen psychosomatischen Erkrankungen. Da Baldrian nicht müde macht, kann er auch bei Prüfungsangst eingesetzt werden, er hat eine angstdämpfende Wirkung. Baldrian macht nicht süchtig, jedoch bei höheren Dosen über längere Zeit, kann es durchaus zu Entzugserscheinungen wie Unruhe, Schlaflosigkeit und Delirium kommen.
Baldriantee bei Schlafstörungen
Zwei Esslöffel der getrockneten und geraspelten Wurzel auf 1 Tasse Wasser geben, 20 Minuten in einem Emailletopf mit Deckel köcheln. Abkühlen lassen, abseihen, wieder erhitzen, nach Bedarf mit Honig süßen und trinken.