Ackerwinde/Zaunwinde vernichten – so bekämpfen Sie Winden
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Ackerwinde und Zaunwinde sind ausgesprochen hübsche Pflanzen, mit zarten und wunderschön zartgefärbten Trichter-Blüten und zarten, sattgrünen, hübsch geformten Blättern. Unkompliziert wuchswillig sind sie auch, sie müssen nur im Zaum gehalten werden, es folgen einige Tipps dazu und zur sinnvollen Nutzung der schönen Pflanzen, bevor es um Bekämpfung ausufernder Winden geht:
Warum bekämpfen und nicht nutzen?
So hübsch können Ackerwinden und Zaunwinden aussehen. Wenn man ein wenig genauer hinschaut, werden sie zu „Zeigerpflanzen“ dafür, wie schräg der Markt in modernen Gesellschaften funktioniert: Einerseits gehören sie wohl eigentlich irgendwie in die BWL-Vorlesung, Fachbereich Marketing, weil sie so tolle Beispiele dafür sind, wie ein Markt an Importprodukten geschaffen wird, indem einheimische, leicht und für jeden verfügbare Produkte pauschal abgewertet werden. Anderseits zeigen sie in überzeugender Deutlichkeit, dass „Zierpflanze“ und „Unkraut“ durch Menschen zu „Zierpflanze“ und „Unkraut“ werden – aber es liegt in Ihrer Hand, ob Sie die jeweilige Definition von verkaufsmotivierten Menschen übernehmen oder selbst festlegen.
Das ganze „Phänomen der Logik“ bzw. Unlogik in Stichworten:
- Ackerwinde und Zaunwinde gehören zur Familie der Windengewächse (Convolvulaceae)
- Die Ackerwinde, Convolvulus arvensis, ist eine Art aus der Gattung Winden (Convolvulus), aus der zahlreiche „Geschwister“ als Zierpflanzen kultiviert und verkauft werden
- Zaunwinden, Calystegia (bei uns in 4 Arten), stellen die nächste Gattung der gleichen Familie, auch aus dieser Gattung werden mehrere Arten als Zierpflanzen eingesetzt
- Prunkwinden, Ipomoea, sind die nächste Gattung der Windengewächse, von denen zahlreiche Arten als Zierpflanzen kultiviert werden
- Mindestens 17 Gattungen aus der Familie der Windengewächse liefern weitere Arten, die wir als Zierpflanzen kaufen: Argyreia, Aniseia, Blinkworthia, Cuscuta (Seide), Dichondra , Evolvulus, Falkia, Hewittia, Itzaea, Jacquemontia, Merremia, Neuropeltis, Operculina, Rivea, Stictocardia, Turbina, Xenostegia
Ergibt 20 Gattungen Windengewächse, mit mehreren bis mehreren hundert Arten, die wir als blühende Zierpflanzen kaufen und anpflanzen. Eine riesige Menge an Winden, die wir häufig mit viel Mühe (einjährig) kultivieren, weil sie in unserem Klima nicht sehr gut wachsen – während wir unsere heimischen Winden, die (geschickt begrenzt) völlig problemlos und ohne Pflege vor sich hin wachsen, als Unkraut vernichten wollen. Ackerwinden und Zaunwinden selbst werden von Bio-Gärtnereien durchaus gezogen und auch als Zierpflanzen verkauft. Außerdem werden sie in botanischen Gärten und Pflanzensammlungen und in naturnah bewirtschafteten Gärten gerne genutzt, um alle möglichen unattraktiven Gartenbestandteile und Rand-Areale dekorativ zu begrünen.
Denn die Winden haben in der ökologisch austarierten Pflanzengesellschaft durchaus ihren Platz und machen sich nützlich: Wo sie wachsen, kommen viele Bienen, Schmetterlinge und Käfer vorbei, die ihren Nektar sehr schätzen. Ernsthaften Schaden richten Ackerwinde/Zaunwinde nicht an, sie wachsen einfach nur erstaunlich schnell und wickeln sich dabei auch einmal um eine andere Pflanze. Diese Pflanze wird als kräftige einheimische Pflanze nicht unbedingt sterben, die Winde ist eher ein Stressfaktor für sie, der sie kräftiger macht. Die Winden gehören zu unserer einheimischen Pflanzenwelt und zu unserer Kulturgeschichte, sie sind nicht weniger erhaltenswert wie historische Bauwerke. Diese alteingesessenen Pflanzenarten bilden auch das Fundament unserer Nahrungskette, die 100 häufigsten Ackerwildkräuter (zu denen auch die Winden gehören) stellen den Lebensraum für rund 1.200 pflanzenfressende Nützlinge, von diesen Pflanzenfressern hängen dann wieder ebenso viele Tierarten ab, und drei Viertel unserer einheimischen Ackerwinden/Zaunwinden sind bereits ziemlich selten geworden.
Sie als Hausgärtner können mit ihrem Garten machen, was Sie wollen – aber Sie haben es in der Hand, die einheimische Pflanzenwelt in ihrer ganzen Vielfalt zu erhalten. Sie könnten sich durchaus überlegen, in ihrem Garten friedlich mit Ackerwinde/Zaunwinde zusammenzuleben. Die Pflanzen mit den wunderschönen Blüten lassen sich im Garten nutzbringend integrieren und können Ihnen als Gärtner sogar Arbeit ersparen, wenn Sie sie geschickt einsetzen:
Ackerwinde und Zaunwinde als kontrollierte Gartenhelfer
Beide Winden sind windschnell, und das nicht im übertragenen Sinn, sondern ganz faktisch: Eine unter optimalen Voraussetzungen wachsende Winde schafft es in 1,5 Stunden, eine Triebspitze zum Kreis von 3 cm wachsen zu lassen, das wurde einmal gemessen. Ideen, wie Sie dieses rasante Wachstum nutzen können, gibt es gleich, aber erst einmal geht es um die Voraussetzung, damit die Winden Ihnen nicht irgendwann davonwachsen. Denn die Wurzeln der Winden wachsen ähnlich schnell, auch in den Umkreis des Standorts, wo sie ein dichtes, verknotetes Wurzelwerk ausbilden. Soweit sollten Sie es auf keinen Fall kommen lassen, deshalb sollten Ackerwinden/Zaunwinden auch im Garten im Mörtelkübel (eingegraben in die Erde) oder im Kübel (über der Erde) kultiviert werden.
Im Kübel können sie so schnell wachsen wie sie wollen, und können sich in vielen Bereichen des Gartens nützlich machen:
- „Grüne Wände“ liegen im Trend, mit den einheimischen Winden können Sie diese unschwer wachsen lassen
- Am Zaun zum Wald oder Feld hin, im Kübel auch an jedem anderen Zaun
- Oder an einer Fassade an einem Seilsystem in die Höhe
- In und über einer alten Hecke, ältere Buchenhecken kommen gut mit den Winden klar
- Jedes schon etwas unansehnlich gewordene, aber nützliche Gartenbauwerk wird mit einer Winde zu „grüner Kunst“
- An einem Rankgerüst im Kübel wachsen Ackerwinde/Zaunwinde auf der Terrasse zu grünen Skulpturen
- Auch an einer Sichtschutzwand wachsen sie gerne empor
- Und ersetzen genauso gerne die empfindliche Trichterwinde, die bereits aufgegeben hat
- Am Ufer des Gartenteichs wachsen die Winden an einem kleinen Zaun entlang
- Sie sollen auch in Chamäleon-Terrarien wachsen und von den Chamäleons vernascht werden
- Wenn eine Ackerwinde/Zaunwinde nichts zum Hochranken findet, kriecht sie den Boden entlang, auch hübsch
- Manche Pflanzen geben auf, wenn sie von einer Ackerwinde/Zaunwinde überwuchert werden, das können Sie gezielt nutzen
- So wirkt z. B. ein schwächliches Gehölz wenigstens noch eine Zeit lang richtig hübsch
- Bis es soweit verrottet ist, dass es sich leicht entfernen lässt, die Winde zieht mit Kübel um
- Ackerwinde und Zaunwinde wachsen als Schlinger an Spannschnüren oder Drahtgittern (Triebspitzen „einfädeln“)
- Nach der Blüte reifen in ein paar Wochen die Samen und würden sich dann (meist über Tiere) aussamen
- Um das zu verhindern, können Sie entweder die ganze Winde rechtzeitig runterschneiden
- Oder sich „im Vorbeigehen verwelkte Blüten wegknipsen“ angewöhnen
Vorsicht: Wenn die Winden-Bekämpfung zur Lebensausgabe werden soll
Sie werden viele Tipps lesen, um Ackerwinden/Zaunwinden „effektiv zu bekämpfen“, sollten aber vorher gut überlegen, ob diese Tipps wirklich effektiv sind:
- Die beste Methode zur Bekämpfung der hartnäckigen Winden sei ein frisches Beet
- Sie sollen einfach mal schnell die bestehende Erde restlos abtragen und durch neue Muttererde ersetzen
- Sicher, aber Sie könnten auch überlegen, ob Sie statt dessen besser umziehen …
- Wenn Sie die Erde dann erneuert haben, sollen Sie diese Gartenfläche abdecken
- Mit einer schwarzen, dicken Folie, dass das dem Auge kaum schmeicheln dürfte, hat der Verfasser dieses Ratschlags immerhin erkannt
- Weiter sei die unterirdische Entfernung einen Versuch wert, erreiche aber häufig eher das Gegenteil
- Wie wahr, Winden können aus jedem Teilstück der Wurzel neu austreiben
- Sie müssten also schon eine sehr sehr große und tiefe Grube graben, damit Sie das Problem durch Zerteilen einer Wurzel nicht noch vergrößern
- Um das zu vermeiden, wird vorsichtiges Entfernen mit der Hand empfohlen, offen bleibt, ob Ihre Hand gemeint ist oder die eines Maulwurfs
Die Winden könnten auch mit speziell für diese Pflanzen zusammengestellten Herbiziden bekämpft werden, lautet der nächste Tipp. Die es allerdings nicht gibt, gegen Winden werden die allgemeinen Pflanzenschutzmittel gegen „zweikeimblättrige Unkräuter“ eingesetzt, die gegen alle Pflanzen wirken, die anders keimen als (einkeimblättriges) Gras und Co. Die Suche nach Pflanzenschutzmitteln gegen Ackerwinde/Zaunwinde (Gemeine Zaunwinde; Website des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit https://apps2.bvl.bund.de/psm/jsp/index.jsp) ergibt 210 Mittel. Das sind fast alle für den Haus- und Kleingarten zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen „zweikeimblättrigen Unkräuter“, mit den Wirkstoffen 2,4-D, Clopyralid, Dicamba, Diflufenican, Eisen-II-sulfat, Fettsäuren (C7-C20), Flufenacet, Fluroxypyr, Glyphosat, Maleinsäurehydrazid, MCPA, Mecoprop-P, Metosulam und Pelargonsäure, Sie könnten also mit vielen chemischen Verbindungen gegen Winden vorgehen.
Natürlich könne man die Winden auch mit den üblichen chemischen Mitteln aus dem Baumarkt oder Gartencenter bekämpfen, ist deshalb auch zu lesen, die Anwendung werde allerdings nur dann empfohlen, wenn sich der Unkrautbefall nicht neben Kulturpflanzen befände, weil andernfalls diese und die Tier- und Insektenwelt unnötigerweise in Mitleidenschaft gezogen würden. Ob man das wirklich tun sollte und ob nur die Tier- und Insektenwelt in Mitleidenschaft gezogen wird, ist die Frage:
- 2,4-D, Dicamba sind Wachstumshormone, Maleinsäurehydrazid ein Wachstumshemmer, bei beiden sind die Landzeitwirkungen nicht genau erforscht
- Clopyralid, Fettsäuren C7 – C20, Flufenacet, MCPA, Mecoprop-P und Pelargonsäure sind nicht nur für Pflanzen gefährlich, sondern auch für Menschen, Wasserorganismen, Umwelt
- Eisen-II-sulfat ist „nur“ für Menschen und Tiere gefährlich, Diflufenican, Fluroxypyr, Metosulam nur für Wasser und Umwelt, in 2 von 3 dafür aber mit langfristiger Wirkung
Der Verdacht, das diese chemischen Verbindungen auch uns Menschen schaden, verdichtet sich seit Jahren, hier ein Artikel dazu: www.rp-online.de/leben/gesundheit/medizin/loesen-pflanzenschutzmittel-entwicklungsstoerungen-aus-aid-1.5411680, und unser häufigstes Pflanzenschutzmittel Glyphosat wird zunehmend heftig kritisiert, hier ein Artikel zum Stand der Diskussion: http://www.taz.de/!5235173.
Winden ohne größere Kollateralschäden bekämpfen
Wenn die Ackerwinde/Zaunwinde schon da ist und Sie nur stört, wenn sie sich unkontrolliert durch die Gegend windet – könnten Sie sie weiter wachsen lassen, anstatt in das gerade geschilderte Vernichtungsprogramm einzusteigen, bei dem nicht sicher ist, ob am Ende Winde oder Gärtner überleben.
Allerdings nicht ohne Maßnahmen, die den eifrigen Pflanzen „etwas Disziplin beibringen“:
- Ernsthafte Konkurrenz für die Winden sind eng ausgesäte Tagetes oder Phacelia
- Die mexikanische Tagetes können bei uns nur einjährig gezogen werden
- Sie eignen sich also eher, um den Winden dekorative, aber alleine nicht nachhaltige Grenzen zu setzen
- Von Phacelia gibt es mehrjährige Arten, die einigermaßen milde Winter überleben können
- Mit ihnen lohnt sich also der Versuch, Winden an einem bestimmten Standort ganz auszurotten
- Wo die Winden sich zurückziehen, werden neue Phacelia gepflanzt
- Die Phacelia ersetzen die Winden auch ökologisch, sie gelten als Bienenweide und Gründüngungspflanzen, die den Boden verbessern
- Auch die schwarzäugige Susanne soll mit Winden in Konkurrenz treten
- Sie können die Winden auch durch einfaches Abschneiden im Zaum halten
- Oben schneiden schwächt die ganze Pflanze, auch die Wurzel macht sich dann nicht mehr so breit
- Dadurch können Sie Winden zur Raison bringen, mit konsequenter Arbeit aber auch vernichten
- Sie müssen dann erst einmal die komplette Winde heruntersäbeln
- Und danach immer wieder jeden Neuaustrieb wegschneiden, irgendwann soll die so geschwächte Pflanze aufgeben
- Wenn Sie oder Ihre Kids gerne basteln: Aus den Ranken soll man sehr dekorative Körbe flechten können
Fazit
Mit Winden ist es wie mit den meisten Unkräutern, wenn Sie sie vom „Unkraut“ zur „einheimischen Zierpflanze“ befördern, haben Sie nur durch selbständiges Denken eine wunderbar pflegeleichte und wuchswillige Gartenpflanze erschaffen. Die allerdings manchmal etwas zu wuchswillig wird, dann muss sie gebremst werden, notfalls (weil mit viel Mühe verbunden) auch bekämpft bzw. vernichtet.