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Acker-Schachtelhalm im Rasen und Garten vernichten

Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense)
Quelle: MPF, Equisetum arvense foliage, Bearbeitet von Hausgarten, CC BY-SA 3.0

Im Grunde gebührt Acker-Schachtelhalm angesichts seiner facettenreichen Vorzüge ein hohes Maß an Respekt. Hat der prähistorische Rhizom-Geophyt indes Ihren Garten als Domizil auserkoren, hält sich die Freude darüber in Grenzen. Mit Vehemenz macht sich die reich verzweigte Grünpflanze daran, Ihre grüne Oase zu erobern. Eine Bekämpfung erweist sich erfahrungsgemäß als äußerst schwierig, kraftraubend und zeitaufwändig. Völlig aussichtslos ist das Unterfangen dennoch nicht. Lesen Sie hier, wie Sie Acker-Schachtelhalm im Rasen und Garten vernichten.

Video-Tipp

Warum ist die Bekämpfung so heikel?

Seit mehr als 370 Millionen Jahren besiedelt Acker-Schachtelhalm die Erde. Somit verfügte das farnartige Gewächs über eine genügend lange Zeit, die optimale Überlebensstrategie zu entwickeln. Diese besteht aus einer generativen und vegetativen Vermehrung, die an Effizienz kaum zu überbieten ist. Entfernt verwandt mit Farnen, bringt Zinnkraut zwischen März und Anfang Mai Triebe hervor, die dicht besetzt sind mit braunen Sporen. Mit einer Höhe von 5 bis 20 cm bleiben diese vergleichsweise klein und sterben nach dem Ausstäuben ab. Zuvor haben sich die mikroskopisch kleinen Sporen Millionenfach im Beet verteilt, um eine neue Generation gedeihen zu lassen. Ab Anfang/Mitte Mai treibt die Pflanze dann ihre sommergrünen Haupttriebe aus, dicht besetzt mit Nadelblatt-Quirlen.

Dem nicht genug, bedient sich Schachtelhalm überdies der vegetativen Vermehrung mittels Ausläufern. Die kräftigen Rhizome treiben dabei nicht nur bis zu 2 Meter tief in den Boden vor, sondern breiten sich zugleich horizontal aus. Diesen Wurzelausläufern entsprießen dann zahlreiche Jungpflanzen. Wer dagegen mit klassischem Unkrautjäten vorgehen möchte, steht auf verlorenem Posten. Solange auch nur ein winziges Rhizomsegment im Boden verbleibt, treibt Zinnkraut daraus munter wieder aus.

Vernichtungs-Strategien im Rasen

Nimmt Ackerschachtel-Halm den Rasen in Beschlag, stehen die Chancen gut auf eine vollständige Vernichtung. Während in Zier- und Nutzbeeten im Rahmen der Bekämpfung Rücksicht zu nehmen ist auf eine Vielzahl benachbarter Pflanzen, ist hier einzig den Edelgräsern Beachtung zu schenken – und diese sind hart im Nehmen. Die folgenden Vernichtungsmaßnahmen können einzeln oder besser in Kombination angewendet werden.

Mähen

Das Wachstum der sporentragenden Triebe setzt parallel zum Beginn der diesjährigen Rasensaison ein. Regelmäßiges Mähen ab März/April auf eine Tiefe von 4-5 cm, unterbindet wirksam die generative Vermehrung von Acker-Schachtelhalm. Auf Dauer wird die ungebetene Pflanze derart geschwächt, dass sie sich zurückzieht.

Vertikutieren

Zu den fundamentalen Maßnahmen der Rasenpflege im Frühjahr zählt das Vertikutieren. Mit einem speziellen Gerät werden dabei alle Unkräuter, wie Moos, Klee und eben auch Zinnkraut ausgekämmt. Wenngleich die tiefreichenden Rhizome dabei nicht vollständig erfasst werden, trägt diese Vorgehensweise – in Kombination mit wöchentlichem Mähen – zu einer effektiven Bekämpfung von Acker-Schachtelhalm im Rasen bei. So machen Sie es richtig:

  • An einem trockenen, bedeckten Tag den Rasen so tief mähen, wie möglich
  • Anschließend die Grünfläche mit dem Vertikutierer im Schachbrett-Muster bearbeiten
  • Alles ausgekämmte Pflanzenmaterial zusammenkehren und entsorgen
  • Nach 8-10 Tagen einer Regeneration den Rasen düngen und wässern

Entsorgen Sie das ausgekämmte Unkraut in diesem Fall nicht auf dem Kompost. Da sich darin Segmente von Acker-Schachtelhalm befinden, sucht sich das Unkraut vom Komposthaufen aus den Weg zurück in den Garten. Kleine Mengen wandern in den Hausmüll, größere Mengen nimmt die städtische
Kompostieranlage an.

Kalken

Acker-Schachtelhalm favorisiert Böden mit einem sauren pH-Wert zwischen 4 und 5, während Rasen sein Optimum bei einem pH-Wert zwischen 6 und 7 erzielt. Prüfen Sie anhand eines unkomplizierten Test-Sets aus dem Baumarkt doch einmal den aktuellen Bodensäurewert ihrer geplagten Grünfläche. Überdies signalisiert ein hohes Aufkommen von Moos einen sauren pH-Wert, sodass mit einer wohl dosierten Kalkung zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Sie entziehen gleich beiden Rasenunkräutern die Lebensgrundlage.

Tipp:

Ist eine Rasenfläche übersät mit Klee, deutet dieses Manko auf einen zu hohen pH-Wert hin. Die Ausbringung von Kalk erzielt in diesem Fall keinen wirksamen Bekämpfungseffekt auf Zinnkraut, sondern verschärft einzig das Klee-Problem.

Bekämpfung im Beet

Ein erster Schritt zur Vernichtung von Acker-Schachtelhalm im Beet tendiert in eine ähnliche Richtung, wie die Bekämpfung im Rasen. Konsequentes Beseitigen der Triebe mit den bräunlichen Sporangien zwischen März und Mai, hält zumindest die weitere Ausbreitung im Zaum.

Tipp:

Die Verteilung von Kalk zur Vernichtung von Acker-Zinnkraut zur Hebung des pH-Wertes, ist nur dann sinnvoll, wenn die benachbarten Pflanzen kalkverträglich beschaffen sind. Zier- und Nutzpflanzen bevorzugen indes eher einen leicht sauren bis neutralen Boden.

Umgraben/Rigolen

Ist ein Beet oder komplettes Areal der Invasion von Schachtelhalm anheim gefallen, verspricht Umgraben oder das intensivere Rigolen eine nachhaltige Vernichtung, sofern es sich um noch junge Pflanzen handelt. Sind die Rhizome nicht mehr als 2 Spaten tief ins Erdreich vorgedrungen, gehen Sie so vor:

  • Das Zinnkraut möglichst tief mit der Sense abschneiden oder abmähen
  • Einen 2 Spatenblatt tiefen Graben ausheben, quer zur Bearbeitungsfläche
  • Die Erde aus der ersten Furche mithilfe eines Durchwurfsiebs reinigen und seitlich aufhäufen
  • Den Aushub des zweiten Grabens durch das Sieb werfen und in die erste Furche schaufeln

Nach diesem Muster verfahren Sie weiter bis zur letzten Furche, die mit dem Aushub des ersten Grabens verfüllt wird. Wichtig zu beachten ist, dass die ausgesiebten Schachtelhalm-Teile nicht auf dem Kompost entsorgt werden.

Kulturbedingungen verändern

Da Acker-Schachtelhalm neben einem sauren pH-Wert magere, nasse und kalte Böden bevorzugt, machen geübte Hobbygärtner es ihrem ungebetenen Gast so ungemütlich wie möglich. Soweit es die benachbarten Pflanzen tolerieren, werden die Bedingungen im Garten soweit verändert, dass Zinnkraut kaum oder überhaupt nicht mehr gedeiht. Folgende Vorgehensweisen haben sich in der Praxis bewährt:

  • Regelmäßig düngen mit reifem Kompost, Hornspänen, Guano, Dung oder Rindenhumus
  • Konsequent mulchen mit nährstoffreichen Materialien, wie ausgegeizten Tomatentrieben, Stallmist oder Pferdeäpfeln
  • Staunässe vorbeugen durch regelmäßiges Harken und die Einarbeitung von Sand, feinem Kies, Kompost oder Blähton

Da Zinnkraut zu den Sonnenanbetern zählt, mag es keine halbschattigen oder schattigen Lagen. Der Pflanzplan für gefährdete oder bereits befallene Standorte im Garten sollte daher Laubgehölze oder andere, hoch aufragende Gewächse enthalten, die Acker-Schachtelhalm in den Schatten stellen.

Photosynthese unterbinden

Eine ebenso drastische, wie effektive Methode der Vernichtung von Schachtelhalm im Garten unterbindet die lebensnotwendige Photosynthese. Konkret bedeutet dies, dass die Pflanze über einen längeren Zeitraum vom lebensnotwendigen Sonnenlicht abgeschnitten wird. Dieser Prozess zieht sich zwar über einige Monate hin, resultiert indes in einer dauerhaften Vernichtung von Zinnkraut. So gehen Sie vor:

  • Das befallene Beet tief absensen oder mähen
  • Schwarze, vollkommen lichtundurchlässige Folie ausbreiten
  • Einzelne Folienbahnen mit einer Überlappung von mindestens 10-15 cm verlegen
  • Die Ränder und Ecken mit Steinen bedecken oder mit Erdankern fixieren

Damit die unterirdischen Rhizome keinen Ausweg unter der Foliendecke finden, sollte diese mindestens einen halben Meter über den Rand des Beetes hinausragen, um dort fixiert zu werden. Gelangt auch nur ein einziger Lichtstrahl an das Zinnkraut, setzen sich Photosynthese und wucherndes Wachstum ungehindert fort. Rechnen Sie mit den ersten positiven Ergebnissen nach 6 Monaten.

Tipp:

Damit die schwarze Foliendecke das optische Erscheinungsbild des Gartens nicht beeinträchtigt, breiten Sie darüber eine Lage Rindenmulch, dekorative Pinienrinde oder Zierkies aus.

Hausmittel wirken punktuell

Um einem großflächigen Befall des Gartens mit Acker-Schachtelhalm beizukommen, laufen klassische Hausmittel ins Leere. Um einzelne Pflanzen punktuell zu vernichten, ist der Griff in Großmutter’s Trickkiste immerhin einen Versuch wert. Da Zinnkraut kein Salz verträgt, bestreuen Sie die Pflanzenteile sowie die Wurzelscheibe mit Kochsalz. Die traditionelle Kombination aus Salz und Essig kommt ebenfalls in Betracht, solange es sich nicht um ein versiegeltes oder gepflastertes Gelände handelt. Tiefreichender wirkt kochendes Wasser, das auf die Pflanze und deren Rhizome gegossen wird, wenn es sich um eine junge Pflanze handelt.

Herbizide: Gierschfrei von Neudorff

Die Hartnäckigkeit von Acker-Schachtelhalm triumphiert bislang selbst über die erfindungsreichen Hersteller chemischer Unkrautvernichter. Wer die Datenbank des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit nach einem zugelassenen Herbizid befragt, erhält eine leere Seite als Antwort. Da Zinnkraut indes zu den zweikeimblättrigen Unkräutern zählt, denen auch Giersch zugerechnet wird, könnten darauf ausgerichtete Herbizide erfolgreich sein. Firma Neudorff bietet mit ‚Gierschfrei‘ einen derartigen Spezial-Unkrautvernichter an. In eine ähnliche Richtung zielt Firma Compo mit dem Herbizid ‚Vorox Gierschfrei‘ ab. Da diese Präparate ihre Effektivität einzig für eine Saison entfalten und mit erheblichen Beeinträchtigungen von Mensch und Natur daherkommen, will deren Verwendung freilich wohl überlegt sein.

Fazit

Im Laufe seiner Evolution von mehr als 370 Millionen Jahren hatte Acker-Schachtelhalm ausreichend Zeit, sich die optimale Überlebensstrategie anzueignen. Es ist folglich kein Kinderspiel den vehementen Ausbreitungsdrang der üppigen Grünpflanze unter Kontrolle zu bringen; ganz zu schweigen von einer restlosen Vertreibung aus dem Garten. Dennoch stehen geplagte Hobbygärtner nicht ganz auf verlorenem Posten. Die konsequente Entfernung der Sporenstände übt immerhin eine Schwächung des Geophyten aus. Darüber hinaus erzielen Sie mit Maßnahmen, wie regelmäßigem Kalken, Umgraben, Rigolen, Düngen und Entwässern auf lange Sicht akzeptable Erfolge. Vernichtend wirkt die Überdeckung des Beetes mit schwarzer Folie, da die Photosynthese zum Erliegen kommt. Klassische Hausmittel, wie Salz und Essig, fallen in ihrer Wirksamkeit dahinter weit zurück und bekämpfen Acker-Zinnkraut einzig punktuell und vorübergehend. Wer den Griff zum chemischen Herbizid nicht scheut, ist mit Gierschfrei von Neudorff oder Compo gut beraten, das auch Acker-Schachtelhalm den Garaus bereitet, zumindest für eine Saison.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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