Weinreben schneiden: 11 Tipps
Inhaltsverzeichnis
Der Rebschnitt geht zurück bis ins Altertum, wo die Reben teilweise kunstvoll erzogen wurden. Heute wird der Wein beschnitten, um den Ertrag zu steigern und die Gesundheit der Weinstöcke fördern.
Vorjahrsholz bestimmen
Wer Trauben ernten will, der muss weitreichend planen. Die Früchte des nächsten Jahres wachsen an den Knospen, die im Vorjahr gebildet wurden. Daher ist es wichtig, dass Sie im Vorjahr gebildete Triebe erkennen können. Das ist oft nicht ganz einfach, da die Weinreben beim ersten Schnitt im Jahr kein Grün gebildet haben und sogar die Vorjahrstriebe mehr vertrocknet als lebendig aussehen.
Triebe aus dem Vorjahr erkennen Sie an der gelb- bis rotbraunen Färbung. Sie haben im Abstand von 5 – 15 cm Knospen gebildet. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob es sich um einen lebenden Trieb handelt, kratzen Sie ihn an einer kleinen Stelle vorsichtig mit dem Fingernagel an. Sind die Triebe grün, handelt es sich um einen vitalen Trieb.
Winterschnitt
Der Weinstock wird jährlich im Winter beschnitten. Der Rückschnitt fällt kräftig aus und bildet die Grundlage für die Entwicklung in diesem Jahr. Bei jungen Stöcken im 1. Jahr dient der Winterschnitt primär der Erziehung. Abhängig davon, wie schnell sich der Weinstock entwickelt, kann der Winterschnitt bei langsam wachsenden Pflanzen in den nächsten Jahren noch überwiegend der Erziehung dienen.
Der Winterschnitt ist notwendig, weil die Pflanzen bis zum Winter ein üppiges Geflecht an Ranken bilden. Dadurch geht die Kraft eher in die Bildung von Blättern und weniger in Fruchttriebe. Die paar Trauben, die sich bilden, haben meist zu wenig Sonne, damit sie wirklich aromatisch werden. Beim Winterschnitt werden die Triebe in folgende Kategorien eingeteilt:
Fruchtholz
Das Fruchtholz soll in der kommenden Saison Trauben bringen. Das Fruchtholz wird mit unterschiedlichen Schnitttechniken eingekürzt, die sich an der Erfahrung bei der Weinpflege orientieren. Laien beim Schnitt von Weinreben sollten eher mit einer langen Schnitttechnik arbeiten. Wer Erfahrung im Rückschnitt hat, kann die Längen auch miteinander kombinieren, um den Ertrag zu maximieren.
Ersatzholz
Das Ersatzholz sind jene Triebe, die das potenzial haben in der nächsten Saison kräftiges Holz zu bilden. Sie werden im darauffolgenden Winter meist zum Fruchtholz. Zudem dienen diese Triebe dazu, den Stock aufzubauen, falls im Winter viele Triebe erfroren sind.
Stammholz
Das Stammholz dient zur Verlängerung des Stamms und um den Stock großflächig aufzubauen. Die ist vor allem bei Wein am Spalier wichtig.
Schnittarten
Die Schnittarten unterscheiden sich auch nach der Verwendung des Weins.
Folgende Schnitttechniken gibt es:
Kurzer Schnitt
Der kurze Schnitt wird bei Traubenwein angewandt und der Fruchttrieb wird auf zwei Augen eingekürzt. Bevorzugen Sie dabei immer Triebe, die kräftig nach oben wachsen.
Mittellanger Schnitt
Beim mittellangen Schnitt wird auf drei bis sieben Augen eingekürzt.
Langer Schnitt
Beim langen Schnitt, der ideal für Hauswein ist, bleiben acht bis zwölf Augen stehen.
Verjüngung
Selbst eine gut gepflegte Weinrebe kommt in die Jahre und benötigt einen Verjüngungsschnitt. Dabei handelt es sich vor allem um die Stellen direkt am Stamm, wo die Rebe immer knorriger wird. Die Schnitte sind nicht nur von Vorteil, an diesen Abgängen führen sie zu Verdickungen, die den Saftstrom behindern können. Nach fünf bis zehn Jahren ist es Zeit, diese Stellen zu schneiden und einen Schössling im Bereich des Stamms zu fördern. Der Schössling wird dann als zukünftiger Fruchttrieb aufgebaut.
Sollte sich kein neuer Trieb bilden, schneiden Sie den Abgang auf eine Länge von zwei bis drei Zentimetern zurück. Die Lücke können Sie mit neuen Trieben ober- oder unterhalb des alten Abgangs füllen. Zeichnet es sich ab, dass ein Abgang bald nicht mehr brauchbar ist, können Sie schon vor dem Entfernen des Abgangs einen neuen Trieb aufbauen.
Auslichten
Weinreben nicht zu schneiden ist noch problematischer als ein fehlerhafter Schnitt. Bereits nach dem 1. Jahr ohne einen Schnitt gilt eine Rebe als verwahrlost. Vor allem Reben, die im Spalier an einer Hauswand geführt werden, können zu einer Herausforderung beim Rückschnitt werden, da die Reben über Kreuz wachsen und dicht belaubt sind.
Beim Auslichten wird der Weinstock revitalisiert. Kürzen Sie dabei die dicken Stämme ein. Idealerweise wird erst auf eine fächerartige Form geschnitten. Lediglich erhaltenswerte Triebe bleiben. Erhalten Sie bevorzugt Schosse, die im Vorjahr gewachsen sind. Sollte sich keine Fächer-Form mehr schneiden lassen. Kürzen Sie das Stammgerüst ein, um schlafende Augen zu wecken. Darüber wird die Weinrebe erneut aufgebaut. Achten Sie beim Neuaufbau gleich darauf, die Triebe passend in eine Fächerform zu erziehen. Dadurch wird von Beginn an das Risiko gesenkt, dass sich die Triebe gegenseitig behindern.
Weinrebe aufbauen
Der Neuaufbau bei einem Weinstock funktioniert ähnlich wie die Verjüngung, mit dem Unterschied, dass die Rebe vom Boden aufgebaut wird. Dazu wird die Rebe bis kurz über den Boden zurückgeschnitten. Dadurch soll der Austrieb schlafender Augen in Bodennähe gefördert werden.
Anleitung zum Schnitt:
- mögliche Veredlungsstelle suchen (knollenförmige Verdickung)
- Schnitt oberhalb der Veredlungsstelle ansetzen
- Schnitt leicht schräg durchführen
Der beste Zeitpunkt für den Aufbau der Weinrebe ist der Winter. Haben sich Wasserschosse gebildet, werden diese bei Haustrauben wieder am Spalier erzogen. Bis zum Sommer können vorerst alle Triebe an der Pflanze bleiben. Erst später wird entschieden, welche Triebe das Potenzial haben, fortgeführt zu werden.
Schnittführung
Bei der Schnittführung gibt es gleich eine Reihe von Tipps, die Sie beachten sollten, um die Triebe nicht zu schädigen.
Tipps zur Schnittführung:
- scharfe Schere verwenden
- Schnitt 1 – 2 cm über Knospe ansetzen
- Schnitt immer leicht schräg ansetzen
Das scharfe Schneidwerkzeug ist beim Rebschnitt besonders wichtig. Gequetschte und ausgefranste Schnittstellen können austrocknen, wodurch auch die dahinter liegende Knospe geschädigt wird. Der Saftstrom wird behindert oder sogar gänzlich unterbrochen.
Stammpflege
Die Hauptarbeit beim Schneiden konzentriert sich auf die gebildeten Triebe. Der Stamm bzw. dessen Pflege wird aber oft vernachlässigt. Der Stamm ist jedoch das Grundgerüst und auch das Speicherorgan und sollte entsprechend gepflegt sein.
Im Frühjahr werden deshalb Wasserschosse am Stamm, die nicht gebraucht werden, entfernt. Bevorzugt sollten diese Triebe ausgebrochen und nicht geschnitten werden. Bilden sich im späteren Frühjahr noch Schösslinge, können diese auch weggeschnitten werden.
Bei Trauben am Spalier wird regelmäßig kontrolliert, ob der Stamm durch Drahtseile oder anderes Stützmaterial eingeschnürt wird. Dies kann den Saftstrom deutlich behindern, wodurch Triebe und Früchte unterversorgt werden. Manchmal macht dies die Weinrebe selbst, in dem sie sich mit den Ringelranken am Stamm festhält, was Sie ebenfalls entfernen sollten.
Ausbrechen
Das Ausbrechen kann auch als Frühjahrsschnitt bezeichnet werden, obwohl Sie dafür keine Schere benötigen. Sobald die Triebe im Frühjahr zwischen 10 und 30 cm Länge erreicht haben, werden unterschiedliche Triebe ausgebrochen.
Folgende Triebe können Sie entfernen:
- nicht benötigte Wasserschosse
- unfruchtbare Triebe
- mehrfach gebildete Triebe aus einer Knospe
Entspitzen
Ende Mai bzw. Anfang Juni können Sie Trauben entspitzen. Dabei werden die Spitzen stark wüchsiger Sorten eingekürzt. Wenn Sie die Triebe nicht entspitzen, kann dies eine Minderung des Ertrags nach sich ziehen, da die Kraft nicht in die Bildung von Blüten, sondern in die Triebe geht.
Mit dem Entspitzen wird auch das Risiko gemindert, dass es zum sogenannten „Verrieseln“ kommt. Dabei fallen vorwiegend bei nasskalter Witterung Fruchtansätze ab.
Sommerschnitt
Der Sommerschnitt ist optional und wird nur dann durchgeführt, wenn stark wüchsige Sorten zu lange Triebe bilden, die stören. Der Sommerschnitt hat den Vorteil, dass er den Weinstock luftiger macht, wodurch Pilze weniger Chance haben. Zudem gelangt mehr Sonnenlicht an die Trauben, was sich positiv auf den Geschmack auswirkt.