Vorkultivieren von Pflanzen | 8 Tipps zu gesunden & günstigen Pflanzen
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Bei der Kultur von exotischen Gemüsesorten stoßen viele Hobbygärtner an ihre Grenzen, denn die Pflanzen sind nicht an die Bedingungen in Mitteleuropa angepasst. Sie überstehen die kalten Temperaturen nicht und benötigen für hohe Ernteerträge oder erfolgreiche Fruchtentwicklung eine lange Wärmeperiode. Die Vorkultivierung ist eine geeignete Methode, um langsam wachsende oder wärmebedürftige Pflanzen im Garten anbauen zu können.
Vorteile der Vorkultivierung
Durch die Vorkultivierung von Kernen im Topf können Sie sich mit einfachen Mitteln robuste Jungpflanzen ziehen. Diese Methode ist günstiger, als der Kauf von Jungpflanzen aus dem Gartenmarkt. Meist fällt die Ernte höher aus, da die Pflanzen unter kontrollierten Bedingungen aufwachsen. Je nach Pflanzenart können Sie Samen im beheizten Gewächshaus, im Topf oder im Frühbeet vorziehen. Sie profitieren von einer längeren Ernteperiode und erzielen eine größere Gemüseauswahl im heimischen Garten.
Stress vermeiden
Frisch gezogene Jungpflanzen aus dem Fachmarkt wurden unter speziellen Bedingungen vorgezogen. Für den Transport und die spätere Ausstellung im Gartencenter sind häufige Standortwechsel notwendig, welche das Wachstum der Pflanzen hemmen. Wenn Sie sich selbst Jungpflanzen aus Saatgut vorziehen, ersparen Sie den Gewächsen viel Stress. Sie verbringen die wichtige Anwachsphase im Topf an einem warmen Standort mit gleichbleibenden Bedingungen. Ab einer bestimmten Größe werden die Setzlinge an ihren endgültigen Standort gepflanzt, an den sie sich endgültig gewöhnen können.
Im Frühbeet vorziehen
Einige Gemüsesorten können trotz ihrer Kälteverträglichkeit vorgezogen werden. Dadurch profitieren Sie von einer früheren Ernte, denn die vorgezogenen Keimlinge sind schneller erntereif als die direkt im Freiland ausgesäten Individuen. Diese Arten sollten Sie allerdings unter kühlen Bedingungen im Frühbeet kultivieren, denn bei zu warmen Temperaturen beginnen die Keimlinge zu schießen. Sie entwickeln lange Sprossachsen, die instabil sind und leicht abknicken. Im Anzuchttopf auf der Fensterbank fühlen sich diese Pflanzen nicht wohl:
- Radieschen und Möhren
- Bohnen und Erbsen
- Rettich und Rote Bete
Wärmebedürftige Pflanzen kultivieren
Es gibt einige Gemüsearten, die besonders wärmebedürftig sind. Diese Pflanzen haben eine lange Vegetationsperiode, in der die Temperaturen im angenehmen zweistelligen Bereich liegen müssen. Kälte schädigt die Jungpflanzen erheblich. Spätfröste überleben viele Gemüsesorten in der frühen Phase nicht. Um die frostfreie Wachstumszeit zu verlängern, sollten Sie die Samen nach Anleitung in einem Topf vorziehen und diesen auf eine warme Fensterbank stellen. Bereits ab Februar oder März können Sie diese Pflanzen vorkultivieren:
- Chili und Auberginen
- Tomaten und Paprika
- Zucchini und Gurken
- Melonen und Kürbisse
Naturheizung im Frühbeet
Wenn der Platz im Haus eng wird und Sie dennoch wärmebedürftiges Gemüse vorziehen möchten, können Sie sich mit wenigen Mitteln eine natürliche Heizung für das Frühbeet erschaffen:
- Boden 40 Zentimeter tief ausheben
- 20 Zentimeter Pferdemist, Stroh und Laub einfüllen
- Grube mit Anzuchterde auffüllen
- nach einer Woche Saatgut direkt aussäen
Der Pferdemist ist reich an Stickstoff und wird von Bodenorganismen zersetzt. Dabei produzieren die Mikrolebewesen Wärme, die nach oben abgestrahlt wird. Der geschlossene Frühbeetkasten hält die Wärme zurück. Auch wenn um das Frühbeet noch Schnee liegt, funktioniert diese Naturheizung ideal. Starke Fröste sollten allerdings nicht mehr aufkommen. Sobald die Sonne den Schnee zum Schmelzen bringt, sollten Sie das Frühbeet regelmäßig belüften. Dadurch verhindern Sie einen Hitzestau.
Nährstoffarme Erde verwenden
Damit sich aus den Kernen gesunde Pflanzen entwickeln, darf das Substrat nicht zu nährstoffreich sein. Unter optimalen Standortbedingungen werden die Keimlinge zur Ausbildung kräftiger Wurzeln angeregt, wenn die Erde besonders nährstoffarm ist. Sie müssen sich auf die Suche nach Nährstoffen machen und lange Wurzen bilden. In einem nährstoffreichen Substrat finden die Wurzeln in direkter Umgebung genügend Nährstoffe, sodass die Wurzelentwicklung eingestellt wird. Stattdessen wachsen die Pflanzen in die Höhe und vergeilen. Nutzen Sie daher spezielle Anzuchterde.
Zeitpunkt beachten
Damit die Samen erfolgreich keimen, benötigen sie neben der optimalen Temperatur auch eine hohe Luftfeuchtigkeit. Genauso wichtig ist der Lichteinfall, denn ohne Sonne funktioniert der Stoffwechsel der Jungpflanzen nicht. Daher sollten Sie nicht zu früh mit dem Vorziehen beginnen. Selbst wenn Sie im beheizten Gewächshaus eine hohe Luftfeuchte und warme Temperaturen gewährleisten können, fehlt den Pflanzen im Januar Licht. In der Folge vergeilen die Keimlinge. Sie entwickeln auf der Suche nach Licht lange und dünne Sprossachsen und knicken um. Mit Pflanzenlampen im Gewächshaus können Sie den Keimlingen bessere Startbedingungen gewährleisten. Besser ist allerdings das natürliche Sonnenlicht. In der Anleitung auf den Samentütchen finden Sie häufig Informationen über den Aussaatzeitpunkt.
Schutz vor Schneckenfraß
Durch die Vorkultivierung im Topf schützen Sie besonders empfindliche Jungpflanzen vor den gefräßigen Schädlingen. Im feuchten und kühlen Frühjahr machen sich Schnecken bevorzugt über die zarten Blätter von Salaten her. Selbst im Frühbeet und Gewächshaus sind die Jungpflanzen nicht sicher, weswegen Sie diese Blattsalatsorten besser im Topf vorziehen sollten:
- Kopfsalat und Eisbergsalat
- Batavia
- Asia-Salate
- Roter Pflücksalat
Das Vorkultivieren ist ab Februar möglich. Auf der Fensterbank können sich die Keimlinge ungestört entwickeln, sodass sie einen Vorsprung gegenüber den Pflanzen genießen, die direkt in die kalte Erde im Freiland ausgesät werden. Da Blattsalate tolerant gegen Kälte sind, können die bereits kräftig entwickelten Jungpflanzen meist schon ab April ins Freie. Durch die Vorkultivierung sind die Salatpflanzen viel früher erntereif.
Rechtzeitig pikieren
Wenn die Keimlinge über den Keimblättern das erste richtige Blattpaar entwickelt haben, werden sie vereinzelt. Verpassen Sie diesen Zeitpunkt, dann wachsen die Wurzeln der benachbarten Pflänzchen ineinander und die Teilung wird zunehmend schwieriger. Der Konkurrenzkampf um Licht, Nährstoffe und Wasser wird zunehmend größer, sodass die Setzlinge bei zunehmender Enge im Anzuchtgefäß nicht mehr optimal wachsen können. Mit Pikierstäben, Eisstielen, Löffeln oder Bleistiften können Sie die Pflänzchen einfach aus dem Substrat holen:
- Substrat leicht befeuchten
- Jungpflanzen mit dem Stab aus dem Substrat hebeln
- vorsichtig an den Laubblättern festhalten
- Verletzungen an der Sprossachse vermeiden
- Wurzeln in das vorbereitete Pflanzloch setzen
Für das nächste Wachstumsstadium reichen Töpfe aus Kunststoff aus, die einen Durchmesser von etwa acht Zentimeter besitzen. Sie sollten auch hier nährstoffarmes Anzuchtsubstrat verwenden, damit das weitere Wurzelwachstum angeregt wird. Sie können sich das Pikieren ersparen, wenn Sie das Saatgut in Quelltabletten vorziehen. Die Jungpflanzen werden erst dann in kleine Töpfe gesetzt, wenn die Tablette vollständig durchwurzelt ist. Bei dieser Methode verhindern Sie außerdem Wurzelverletzungen, die häufig beim Pikieren entstehen.