Gemüse ausgeizen – Infos für Paprika, Physalis, Gurken & Co
Inhaltsverzeichnis
Wer Obst und Gemüse ausgeizen möchte, um den Ertrag zu erhöhen oder größere Früchte ernten zu können, benötigt dafür lediglich das richtige Basiswissen – denn das Vorgehen unterscheidet sich bei den verschiedenen Pflanzen nicht allzu stark. Auf einige Faktoren und Besonderheiten muss bei der Pflegemaßnahme dennoch geachtet werden, um die Kräfte der Pflanze zu schonen und wirklich eine Chance auf die Erhöhung des Ertrags zu erzielen. Hier erfahren Interessierte, wie das Ausgeizen im Einzelnen funktioniert und worauf dabei zu achten ist.
Ausgeizen
Beim Ausgeizen handelt es sich um die Entfernung von sogenannten Geiztrieben, die in der Regel keine Früchte tragen und daher keinen Ertrag einbringen – jedoch Energie verbrauchen. Ziel der Maßnahme ist es, die Pflanze gezielt zu einem hohen Ertrag zu erziehen beziehungsweise größere Früchte hervorzubringen, den Energieverbrauch also in die Ausbildung von Früchten zu lenken. Ob die Maßnahme wirklich notwendig und sinnvoll ist, wird bei vielen Pflanzen kontrovers diskutiert.
Zeitpunkt
Je eher, desto besser. Geiztriebe sollten so zeitig wie möglich und fortlaufend entfernt werden. Auf diese Weise:
- sind die entstehenden Wunden sehr klein und verheilen schnell
- wurden nur wenige Nährstoffe und Energie auf das Wachstum der Triebe verwendet
- fällt der Energieverlust gering aus
- wird die Pflanze frühzeitig zur Bildung von Früchten angeregt
Zudem sollte das Ausgeizen morgens erfolgen, damit die Schnittstelle beziehungsweise Wunde möglichst schnell trocknen und sich schließen kann. Ideal ist es aus diesen Gründen auch, die Pflegemaßnahme lediglich bei trockenem Wetter durchzuführen.
Hilfsmittel
In der Regel reicht der Daumennagel zum Ausgeizen beziehungsweise Abknipsen der Geiztriebe aus. Eine kleine Schere oder ein Messer können aber ebenfalls verwendet werden. Wichtig sind dabei:
- scharfe Klingen für einen sauberen Schnitt
- Sauberkeit, um keine Keime auf die Schnittstelle zu bringen
- geringe Größe für gezielte Schnitte
Vorgehen
Beim Ausgeizen von Gemüse und Obst werden in der Regel die Geiztriebe zwischen Hauptstiel und Seitentrieben – also in den Blattachseln – entfernt. Entfernt werden Triebe, die keine Knospen tragen und daher keine Früchte hervorbringen würden. Werden diese wie empfohlen frühzeitig entfernt, ist ein eventueller Knospenansatz jedoch noch nicht zu erkennen. Daher sollte bei der jeweiligen Pflanzenart auf die Besonderheiten des Ausgeizens geachtet werden.
Stecklinge
Wurden die Geiztriebe so lange an der Mutterpflanze belassen, bis sie eine Länge von fünf bis zehn Zentimetern erreicht haben, können sie in einigen Fällen direkt als Stecklinge weiterverwendet werden. Für gewöhnlich reicht es aus, sie in entsprechendem Abstand zu anderen Pflanzen in die Erde zu stecken und anzugießen.
Bei stark beblätterten Trieben sollten die unteren Blätter vor dem Einsetzen in das Substrat entfernt werden.
Stabilität
Wenn Obst- oder Gemüsepflanzen ausgegeizt werden, werden sie für gewöhnlich weniger buschig und damit gegebenenfalls auch instabil. Es kann also sinnvoll sein, die Gewächse durch Stäbe oder ein Gerüst zu befestigen und somit ein Abbrechen zu verhindern.
Paprika ausgeizen
Gemüse- oder Snack-Paprika, Chili, Peperoni – sie alle gehören zur gleichen Pflanzenfamilie. Absolut nötig scheint das Ausgeizen bei der Paprika nicht zu sein, von einigen Seiten wird es jedoch empfohlen. Das Ausgeizen wird wie bereits beschrieben durchgeführt. Kleine, schwache und fruchtlose Triebe zwischen Hauptstiel und kräftigen Seitentrieben werden so zeitig wie möglich entfernt. Das Ausgeizen erfolgt durchgängig bis zur Ausbildung von Früchten und bereits bei den Jungpflanzen. Zusätzlich zum Ausgeizen der Paprika wird empfohlen, die erste Frucht im noch unreifen Zustand zu ernten.
Auf diese Weise legt die Paprika keine „Pause“ ein, bevor neue Fruchtkörper ausgebildet werden. Stattdessen wird die Bildung von Schoten angeregt. Ein weiterer Tipp – zumindest bei größeren Paprika-Sorten – ist die Entfernung der sogenannten Königsblüte. Diese zeigt sich etwa ab einer Pflanzenhöhe von 40 cm und sitzt zwischen Haupttrieb und dem obersten Seitentrieb. Wird sie abgekniffen, soll hierdurch das Wachstum von Blättern und Trieben angeregt werden. Eine Garantie gibt es dafür nicht, einen Versuch ist es aber durchaus wert.
Physalis ausgeizen
Bei der Physalis oder Kapstachelbeere, wie diese auch genannt wird, ist das Ausgeizen umstritten. Mögliche Vorteile sind:
- bessere Reifung der Früchte durch mehr Licht
- schnellere und einfachere Ernte
- die Pflanze wird ausgedünnt und ist dadurch weniger buschig
Ein möglicher aber entscheidender Nachteil des Ausgeizens ist speziell bei der Physalis die Bildung der Blüten in den Blattachseln. Die Fruchtanlagen entstehen also genau da, wo normaler Weise das Ausgeizen empfohlen wird. Eine frühzeitige Entfernung der vermeintlichen Geiztriebe ist daher nicht empfehlenswert. Stattdessen sollte gewartet werden, bis die Triebe möglichst lang sind und damit erkenntlich ist, ob Knospen gebildet werden oder nicht.
Gurken
Das Ausgeizen kann bei Gurken noch mehr Gründe haben, als die bloße Steigerung des Ertrags. So verhindert das Ausgeizen im unteren Bereich, dass die Gurken auf dem Boden hängen. Hierzu werden Knospen und Seitentriebe bis zu einer Höhe von etwa 50 bis 60 Zentimetern entfernt. Werden die Gurken in einem Gewächshaus gezogen, kann das Ausgeizen an den Spitzen das Anstoßen an der Decke verhindern und den Gurken mehr Licht und Luft verschaffen. Wichtig ist bei der Kontrolle der Größe, dass der Haupttrieb nicht gekürzt wird. Ausgegeizt werden lediglich zusätzliche Triebe an den Seitentrieben. Zudem reicht es bei den Gurken für gewöhnlich aus, einmal auszugeizen, anstatt fortlaufend.
Tomaten ausgeizen
Bei Tomaten ist das Ausgeizen oftmals sehr sinnvoll, da die Entfernung der Geiztriebe zu gesteigertem Höhenwachstum und größeren Früchten führt. Zugleich ist die Pflegemaßnahme bei den Gewächsen sehr einfach, denn die Geiztriebe zeigen sich frühzeitig und immer an den gleichen Stellen – in den Blattachseln. Fruchttriebe sprießen direkt aus dem Hauptstamm. Geiztriebe entstehen zwischen Stamm und Blatttrieb. Hier besteht also keine Gefahr, dass versehentlich fruchttragende Triebe entfernt werden.
Daher kann das Ausgeizen bei Tomaten schon sehr zeitig erfolgen. Zudem sollte es fortlaufend wiederholt werden, da sich die Geiztriebe immer wieder ausbilden. Wichtig ist es, die Pflanze zu stabilisieren – auch kleinere und vergleichsweise kompakte Cocktailtomaten. Allerdings müssen die kompakt wachsenden Varianten, wie Cocktail-, Strauch- und Buschtomaten nicht zwingend ausgegeizt werden. Der Ertrag erhöht sich für gewöhnlich hierdurch nicht. Dafür wird die Ernte durch die ausgelichtete Form einfacher.
Weinrebe ausgeizen
Weinreben auszugeizen ist nicht allzu bekannt aber wichtig – vor allem während der ersten Jahre, wenn der Weinstock in die gewünschte Form gezogen wird. Wiederum werden die Triebe entfernt, die zwischen Hauptstamm und Seitentrieben wachsen. Anders als beim für Weinreben typischen Winterschnitt muss das Ausgeizen im Frühjahr und Sommer erfolgen. Wird der Wein nicht für den Ertrag kultiviert, sondern als Sichtschutz, kann die Pflegemaßnahme auch gestrichen werden.
Fazit
Viele Hobbygärtner trauen sich nicht an das Ausgeizen von Gemüse- und Obstpflanzen heran, aus Angst, hierbei die falschen Triebe zu entfernen und damit die Ernte zu beeinträchtigen. Mit der richtigen Anleitung und etwas Übung können diese Bedenken aber bald der Vergangenheit angehören und Geiztriebe problemlos ausgegeizt werden. Die Pflegemaßnahme ist zwar nicht immer von Nöten, aber oftmals sinnvoll. Ob es den eigenen Pflanzen einen Vorteil bringt, kann zudem ohne viel Aufwand getestet werden.