Essig und Essigessenz gegen Unkraut – als Unkrautvernichter geeignet?
Inhaltsverzeichnis
Für die Gartenarbeit kann Essig als natürlicher Unkrautvernichter eingesetzt werden. Die Substanz, die den Essig aggressiv gegen Unkraut wirken lässt, nennt sich Essigsäure. Je höher der Gehalt an Essigsäure im Essig ist, umso tödlicher wirkt sie auf die Pflanzen. Normaler Speiseessig, der im Haushalt für Salate und dergleichen verwendet wird, hat einen relativ geringen Prozentsatz an Essigsäure (5 bis 6%). Essigessenz enthält 25% Essigsäure und ist damit deutlich konzentrierter. Doch ist die Verwendung von Essig gegen Unkraut keinesfalls so harmlos, wie allgemein angenommen.
Anwendung
Wer Unkraut auf natürliche Weise bekämpfen möchte, sollte sich im Vorfeld etwas genauer mit den ungewünschten Gewächsen beschäftigen. Essig und Essigessenz sind kein Wundermittel und wirken auch nicht selektiv nur auf Unkraut. Bevor Sie wahllos Essig in Ihrem Garten verteilen und damit mehr Schaden anrichten, als eigentlich gewünscht ist, sollten Sie folgende Hinweise beachten:
- nur in geringen Mengen einsetzen
- Unkraut vor dem Aussamen behandeln
- je jünger und kleiner die Pflanze, umso effektiver wirkt der Essig
- so verhindern Sie eine neue Generation an Pflanzen
- je nach Unkraut helfen meist nur mehrfache Anwendungen
- Zeitpunkt: Frühjahr und Sommer
- nur direkt auf das jeweilige Unkraut sprühen oder pinseln
- zusätzlich Blüten und Samenstände entfernen
Bester Zeitpunkt
Sehen Sie sich die Wetterprognose für Ihre Region an und warten Sie ab, bis ein paar sonnige Tage in Aussicht gestellt werden. Zu Beginn dieser Periode sprühen oder pinseln Sie dann den Essig auf die Pflanzen, die Sie bekämpfen möchten. Es gibt zwei wichtige Gründe, warum eine Behandlung bei trockenen und sonnigen Witterungsbedingungen stattfinden sollte:
- Es muss so viel Essig wie möglich an den Blättern haften bleiben, damit er optimal wirken kann. Regen würde zu viel davon wieder abwaschen.
- Die Schädigung der Blätter durch den Essig dauert ein paar Stunden bis Tage und wirkt umso intensiver, je stärker die Sonne auf die Blätter scheint.
Während die Resultate einer Behandlung mit Essigsäure bei Pflanzen, die in der Sonne wachsen, bereits nach wenigen Stunden sichtbar sind, kann es in schattigen Regionen ein paar Tage dauern, bis die Blätter gelb werden und vertrocknen. Sind die Unkrautpflanzen bereits recht groß, empfiehlt es sich, sie im Vorfeld abzuschneiden und nur die Reste zu behandeln. So müssen Sie deutlich weniger Essig verwenden und schonen damit die Umwelt.
Zusatzstoffe
Die Wirksamkeit eines Herbizides kann generell dadurch erhöht werden, dass ein wenig Tensid (einige Tropfen Seifenlösung oder Spülmittel) untergemischt wird. Zwar wirkt das Tensid nicht schädigend auf das Unkraut, aber es unterstützt den Essig, bessere Arbeit verrichten zu können. Damit die Essigessenz die beabsichtigte Wirkung erzielt, muss sie lange genug in Kontakt mit den Blättern bleiben, um sie gut zu durchdringen. Das ist in der Praxis leichter gesagt als getan, denn schließlich haben Pflanzen auf ihren Blättern eine wachsartige Beschichtung, die Wasser einfach abperlen lässt und vor Eindringen von Fremdsubstanzen schützt. Die Rolle von Tensiden besteht also darin, diesem Verteidigungsmechanismus der Pflanze entgegenzuwirken. So kann das natürliche Herbizid besser eindringen.
Einschränkungen
Wenn Sie Unkraut beispielsweise im Rasen mit Essig oder Essigessenz bekämpfen möchten, achten Sie darauf, die Essigsäue direkt auf die Unkräuter selbst und nicht auf das Gras anzuwenden. Allein die Tatsache, dass Essig ein natürliches Produkt ist, bedeutet noch lange nicht, dass er nicht schädlich sein kann, wenn er in größeren Mengen eingesetzt wird. Essig wirkt nicht selektiv auf Unkraut, er kann auch dem Rasen oder Zierpflanzen im Garten Schaden zufügen.
Die Wirkungsweise von Essig ist einfach erklärt: Die Essigsäure zieht die Feuchtigkeit aus den Blättern der Pflanze, sodass diese vertrocknen und absterben.
Um also Schäden im Rasen und an anderen Zierpflanzen zu vermeiden, müssen Sie den Essig direkt auf das Unkraut auftragen. Das funktioniert am besten mit einem Pinsel. Sollten Sie lieber mit einer Blumenspritze sprühen, sollten Sie erst dann den Sprühhebel betätigen, wenn sich die Düse direkt in der Nähe des Unkrauts befindet.
- nicht an windigen Tagen sprühen
- nicht aus weiter Entfernung sprühen
- direkt gezielt auf das Unkraut auftragen
Die Tatsache, dass peinlich darauf geachtet werden muss, dass keine anderen Pflanzen in Mitleidenschaft gezogen werden dürfen, macht Essig für den Einsatz bei Rasenflächen nicht besonders effektiv, sondern mühsam. Sinnvoller erscheint es deshalb, Essigessenz in Bereichen anzuwenden, bei denen Gras oder andere gewünschte Gartenpflanzen nicht in direkter Nähe sind, beispielsweise in den Ritzen zwischen den Randsteinen von Beeteinfassungen.
Essigessenz
Normaler Speiseessig hat einen Essigsäuregehalt von 5 bis 6 Prozent. Essigessenz ist deutlich konzentrierter (bis zu 25%). Tatsächlich ist es so, dass höhere Essigsäurekonzentrationen besser und schneller wirken. Aber seien Sie vorsichtig, wenn Sie sich dazu entscheiden sollten, Essigessenz einzusetzen. Die Tatsache, dass Essig ein Naturprodukt ist, mag darüber hinwegtäuschen, dass es sich hier um eine konzentrierte Säure handelt, die nur mit besonderen Vorsichtsmaßnahmen und dem nötigen Respekt eingesetzt werden sollte. Beim Umgang mit konzentrierten Essigsäureprodukten sollten Sie daher folgende Sicherheitsmaßnahmen beachten:
- kann schwere Verätzungen der Haut und Augenschäden verursachen
- Schutzhandschuhe aus Nitril oder ähnlich resistentem Material tragen
- Augenschutz tragen (beim Sprühen am besten geschlossenen Augenschutz)
- für ausreichende Belüftung sorgen
- Sprühnebel nicht einatmen (wirkt ätzend auf Schleimhäute)
- bei Kontakt sofort einige Minuten mit Wasser spülen
- Arzt aufsuchen
Wie effektiv wirkt Essig?
Es gibt einen weiteren Nachteil bei der Verwendung von Essig als Unkrautvernichter. Essig wandert nicht durch die Pflanze bis zu den Wurzeln, wie dies bei vielen chemischen Pflanzenschutzmitteln der Fall ist. Bei jungem Unkraut mag auch die feine Wurzel durch das Besprühen in Mitleidenschaft gezogen werden und absterben. Ältere Pflanzen treiben jedoch oft schon nach wenigen Tagen wieder aus.
Deshalb müssen Sie den Essig mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr als einmal aufbringen, denn etabliertes Unkraut ist oft sehr resistent und weigert sich hartnäckig zu verschwinden.
Das gilt besonders für mehrjährige Unkräuter, die sich bereits seit Jahren im Garten etabliert haben. Essig ist bei jungen Unkrautpflanzen und solchen mit einjährigem Lebenszyklus wirksamer.
Einjährige Unkräuter
- Hirse (Digitaria)
- Gemeine Rispe (Poa trivialis)
- Ackerfuchsschwanz (Alopecurus myosuroides)
- Flughafer (Avena fatua)
- Trespe (Bromus-Spezies)
- Hundspetersilie (Aethusa cynapium)
- Amarant (Amaranthus)
- Hundskamille (Anthemis avensis)
- Acker-Frauenmantel (Aphanes arvensis)
- Melde (Atriplex-Spezies)
- Gänsefuß (Chenopodium)
- Besenrauke (Descurainia sophia)
- Hohlzahn (Galeopsis)
- Knopfkraut (Galinsoga)
- Klettenlabkraut (Galium aparine)
- Taubnessel (Lamium)
- Gemeines Kreuzkraut (Senecio vulgaris)
- Gänsedistel (Sonchus oleraceae)
- Vogelmiere (Stellaria media)
- Brennnessel (Urtica urens)
- Ehrenpreis (Veronica-Spezies)
Mehrjährige Unkrautpflanzen
Bei mehrjährigen Stauden ist das nicht so einfach. Beispielsweise beim Löwenzahn sterben zwar die Blätter ab, die Pflanze überlebt den Winter aber in ihrer fleischigen Pfahlwurzel, um im Frühjahr wieder neu auszutreiben. Einige Pflanzen sind überhaupt nicht anfällig für Säure, denn sie haben eine wachsartige Beschichtung auf den Blättern oder eine haarige Oberfläche. In diesen Fällen bringt die Untermischung von Tensiden (Seife) bessere Resultate als reiner Essig. Die Essigsäure direkt auf den Boden zu geben, wird nicht empfohlen, denn die Auswirkungen auf Mikroorganismen und die Wurzeln benachbarter Pflanzen sind nur schwer abzuschätzen. Wichtige Bodenbewohner können absterben oder sich vorübergehend aus dem Areal herausbewegen, sodass sich die Bodenfruchtbarkeit stark reduziert.
- Löwenzahn (Taraxacum)
- Quecke (Elymus)
- Trespe ( Unbegrannte und Weiche Trespe, Bromus inermis und B. hordeaceus )
- Hundszahngras (Cynodon dactylon)
- Erdmandelgras (Cyperus esculentus)
- Giersch (Aegopodium podagraria)
- Barbenkraut (Barbarea vulgaris)
- Hirtenäschel (Capsella bursa-pastoris)
- Ackerwinde (Convolvulus arvensis)
- Wegerich (Plantago)
- Huflattich (Tussilago farfara)
- Große Brennnessel (Urtica dioica)
Es nützt also nur wenig, Essigessenz auf ihre Blätter zu geben und sie dadurch zum Absterben zu bringen. Trotzdem kann man auch diesen hartnäckigen Unkräutern effektiv mit Essig zu Leibe rücken:
- während der Hauptwachstumszeit Blätter entfernen
- alternativ bodennah abschneiden
- auf die nicht entfernten Pflanzenteile Essig sprühen
- immer sofort die Blüten entfernen
- permanent kontrollieren
Jedes Mal, wenn Sie das „natürliche“ Herbizid Essigsäure anwenden, stirbt die Pflanze ein bisschen mehr. Bei wiederholter Behandlung wird irgendwann der endgültige Tod eintreten – und zwar wegen Erschöpfung.
Fugen zwischen Pflastersteinen
Dass Essig gegen Unkraut wirkt, ist unbestritten. Trotzdem ist von der Anwendung in größerem Maße abzuraten. Die Essigsäure dringt in den Boden ein und verändert die Bedingungen im Erdreich und im Grundwasser. Deshalb fällt auch Essig laut Pflanzenschutzgesetz („verbotene Hausmittel“) offiziell unter die verbotenen Substanzen. Das Pflanzenschutzgesetzt regelt, welche Mittel erlaubt sind und wo diese eingesetzt werden dürfen. Auf allen befestigten Flächen, egal ob Terrasse, Gehweg oder auch der Garageneinfahrt ist der Einsatz von Essig generell verboten. Wer sich nicht daran hält, muss mit empfindlichen Bußgeldern rechnen. Pflanzenschutzmittel und Substanzen, die als solche verwendet werden, dürfen nur auf Freiflächen angewendet werden, die landwirtschaftlich, forstwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzt werden.
Im Klartext heißt das für alle Gärtner, die befestigte Flächen pflegen:
Das Ausbringen von sogenannten Hausmitteln ist unabhängig vom Wirkstoff zur Bekämpfung unerwünschter Pflanzen und Moosen verboten! Das betrifft auch Wirkstoffe wie Tafelsalz und Essigsäure.
Alternativen
Als Alternativen zur Chemie, zu der auch das Naturprodukt Essig gehört, bieten sich thermische oder mechanische Verfahren an. Hierzu gehören:
- Abflammen
- Übergießen mit heißem Wasser
- Infrarottechnik
- Fugenkratzer
- Drahtbesen und dergleichen
Diese Verfahren gehören nicht nur zu den erlaubten Hilfsmitteln, sie sind auch deutlich umweltfreundlicher.
Unkraut vorbeugen
Es gibt eine ganze Reihe an Maßnahmen zur Vorbeugung von starkem Unkrautbewuchs. Ganz zu verhindern ist ein Unkrautwachstum nie, denn die feinen Samen, die von diesen Pflanzen ausgestreut und vom Wind weggeweht werden, keimen auch unter unwirtlichen Bedingungen, wie beispielsweise in den engen Fugen zwischen Pflastersteinen. Auch im Rasen ist Unkraut kaum zu verhindern. Es kann aber mit folgenden Methoden stark eingeschränkt werden:
- Rasen in jedem Frühjahr vertikutieren
- Gras kurz halten (damit das Unkraut nicht zur Blüte kommt und sich weiter ausbreitet)
- Beete mit Mulch abdecken
- Unkrautvlies unter Wegen und Pflastersteinen anlegen
Bodendecker als natürlicher Unkrautschutz
Nahezu ohne aufwendiges Jäten kommen Gärtner aus, die ihre Beete richtig auf die neue Gartensaison im Frühjahr vorbereiten. Auf diese Weise halten sie ihren Garten über das ganze Jahr mehr oder weniger unkrautfrei. Der beste Zeitpunkt, Gegenspieler für das ungewünschte Unkraut ins Beet zu pflanzen, ist das zeitige Frühjahr für einjährige Pflanzen. Mehrjährige Bodendecker, die über Jahre hinweg Unkrautpflanzen vertreiben, können auch im Herbst eingepflanzt werden.
Bodendeckende Pflanzen haben eindeutige Vorteile: Sie machen kaum Arbeit, haben keine Nebenwirkungen und sind garantiert umweltfreundlich. Dadurch, dass kriechend wachsende Pflanzen in kurzer Zeit den Boden überwuchern, nehmen sie dem Unkraut das zum Wachsen lebensnotwendige Licht und dämmen daher den Wildwuchs auf wirklich natürliche Art und Weise ein.
Fazit
Zwar tötet Essig lästiges Unkraut ab, im Prinzip ist er aber auch nicht umweltfreundlicher als chemische Unkrautvernichter. Jeder, der Essig gegen Unkraut einsetzen möchte, sollte sich im Klaren darüber sein, dass die Ergebnisse wenig kalkulierbar sind. Da außerdem der Einsatz von Essig auf befestigten Flächen verboten ist und die Wirkung meist erst nach mehrfacher Anwendung das gewünschte Ergebnis bringt, ist sein Einsatz auf dem eigenen Grundstück generell infrage zu stellen.