Rosen veredeln | Wann ist die beste Jahreszeit?
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Veredeln?
- Vorbereitung der Unterlage
- Zeitlicher Vorlauf
- Unterlage rechtzeitig einpflanzen
- Auswahl des Edelreis
- Rosenveredelung durch Okulation
- Jahreszeit
- Tageszeit und Witterung
- Rosen auf Hochstamm veredeln
- Rosen veredeln – Schritt-für-Schritt Anleitung
- Hygiene
- Vorbereitung der Unterlage
- Knospengewinnung
- Okulieren
- Anschließende Pflege
Bevor Edelrosen mit ihren herrlichen Blüten unsere Gärten verschönern, müssen sie in der Regel durch Veredelung vermehrt werden. Damit überträgt der Gärtner eines oder mehrere Knospen – die „schlafenden Augen“ – auf eine kräftige Unterlage. Im Grunde ist die Methode kein Hexenwerk und auch für Laien gut zu meistern – sofern die entsprechenden Fachkenntnisse über die richtige Vorgehensweise sowie den optimalen Zeitpunkt vorhanden sind. Die Rosenveredelung funktioniert nämlich nur, wenn die Pflanze gerade auf Wachstum eingestellt ist.
Was ist Veredeln?
Bei der Rosenveredelung erschafft der Gärtner keine neue Sorte, sondern vermehrt eine bereits bestehende. Da gerade die beliebten Edelrosen als anfällig für Krankheiten und schwachwüchsig gelten, verpflanzt man sie auf den Wurzelstock einer robusten und wüchsigeren Wildrose. Auf diese Weise macht der Rosenzüchter praktisch aus zwei Rosen eine, indem er die jeweilig gewünschten Eigenschaften miteinander verbindet. In der Regel geschieht dies bei Rosen durch Okulation, d. h. durch die Übertragung von Knospen der gewünschten Sorte auf den Wurzelhals oder, bei Hochstamm-Rosen, auf den Stamm einer Unterlage. Austreiben soll dabei jedoch nur das so genannte Edelreis, nicht aber die Unterlage.
Vorbereitung der Unterlage
Der eigentliche Vorgang des Veredelns nimmt zwar nur wenige Minuten in Anspruch, dafür ist die Vorlaufzeit umso länger. Wenn Sie Edelrosen selbst vermehren wollen, brauchen Sie viel Geduld. Diese beginnt mit der Auswahl und Vorbereitung einer geeigneten Unterlage, die zum Zeitpunkt der Okulation bereits einen kräftigen Wurzelstock aufweisen muss.
Zeitlicher Vorlauf
Erfahrene Rosenschulen planen die Vermehrung ihrer Rosen über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren hinweg, denn die Wildlingsunterlage muss zunächst aus Samen vermehrt und herangezogen werden. Eine Stecklingsvermehrung findet in diesem Zusammenhang nur selten statt, da Sämlinge als kräftiger und robuster gelten. Bevor Sie sich also an die Vermehrung Ihrer Edelrose machen, kümmern Sie sich zunächst um die Anzucht und Pflege Ihrer Unterlage. Diese müssen Sie natürlich nicht selbst ziehen, sondern können Sie bereits fertig von einer Baum- oder Rosenschule erwerben und dadurch viel Zeit sparen.
Unterlage rechtzeitig einpflanzen
Dennoch muss der Kauf der Unterlage rechtzeitig geplant werden, denn diese sollte bereits im Herbst des Vorjahres – spätestens jedoch im März oder April – an den gewünschten Standort gepflanzt werden. Hier soll die Wildrose einen kräftigen Wurzelstock entwickeln und gut anwachsen, damit sie genug Kraft für das Zusammenwachsen mit dem Edelreis aufbringt. Schwache Wurzeln verhindern den Erfolg der Okulation und lassen das Edelreis absterben.Bereiten Sie daher die Unterlage durch eine rechtzeitige Pflanzung und sorgfältige Pflege gut vor:
- passenden Standort auswählen
- sonnig mit lockerem, nährstoffreichem Boden
- Pflanzloch ausreichend tief ausheben
- Aushub mit Kompost und Hornspänen vermischen
- Erde nach der Pflanzung kräftig wässern
- Unterlage vor dem Winter anhäufeln (z. B. mit Kompost)
- Frostschäden vermeiden
- bei Trockenheit gießen, insbesondere ab dem Frühjahr und im Sommer
Erscheinen jedoch weniger als drei Triebe, so handelt es sich um eine schwache und damit für die Veredelung wenig geeignete Unterlage. Pflanzen Sie sicherheitshalber mehrere Wildrosen, da die Ausfallquote mit durchschnittlich rund 30 Prozent ohnehin recht hoch ist.
Auswahl des Edelreis
Ist die Unterlage soweit vorbereitet, wählen Sie eine geeignete Edelrosensorte aus. Dabei muss es sich um eine gesunde, kräftige und reich blühende Pflanze handeln, die bereits einige Jahre alt ist und sich gut bewährt hat. Bedenken Sie, dass es sich um eine vegetative Form der Vermehrung handelt, d. h. der veredelte Reis besitzt genau dieselben Eigenschaften wie seine Mutterpflanze. Diese muss übrigens nicht unbedingt in Ihrem eigenen Garten oder in dem des Nachbarn stehen, denn Veredelungsmaterial wie Knospen und Edelreiser können Sie bei spezialisierten Rosenschulen käuflich erwerben und für die eigenhändige Veredelung verwenden. Dieses Material sollte mit dem Erhalt sofort verarbeitet und nicht erst noch zwischengelagert werden – jede Lagerung vermindert die Wuchskraft und damit den Erfolg des Vorhabens. Am besten schneiden Sie das Edelreis selbst frisch ab und verpflanzen es sofort auf die Unterlage.
Rosenveredelung durch Okulation
Haben Sie nun eine kräftige, mindestens zweijährige Unterlage und eine gesunde, blühfreudige Edelrose (bzw. das entsprechende Veredelungsmaterial), machen Sie sich nun an die Okulation. Diese können Sie jedoch nicht zu jeder beliebigen Jahreszeit vornehmen, da die Erfolgschancen während der Zeit des stärksten Wachstums am höchsten sind. Die Pflanzen sollten „kräftig im Saft“ stehen, wie der Gärtner so schön sagt, zahlreiche neue Triebe besitzen und außerdem gerade verblüht sein.
Jahreszeit
Bei den meisten Rosenarten und -sorten ist das im Juli der Fall, weshalb dieser Sommermonat für die Rosenveredelung am besten geeignet scheint. Achten Sie auf die Triebe der beteiligten Pflanzen, die gesund, grün und saftig erscheinen sollten. Sorgen Sie in den Monaten zuvor für eine ausreichende Wasserversorgung insbesondere während eventueller trockener Phasen, damit Unterlage und Edelrose nicht unter Trockenstress stehen und daher schlecht wachsen. Das so genannte Kambium – die Wachstumsschicht hinter der Rinde – muss leicht feucht sein, damit sich die Rinde für das Einfügen des aus der Edelrose herausgeschnittenen Auges leicht ablösen lässt.Doch nicht nur der Juli kommt als idealer Monat für eine Rosenveredlung in Frage, denn je nach ausgewählter Unterlage verlängert sich dieser Zeitraum:
- Hunds- oder Heckenrose ‚Inermis‘ (Rosa canina ‚Inermis‘): Veredelung zwischen Juni und September möglich, jedoch empfindlich gegenüber Trockenheit
- Hunds- oder Heckenrose ‚Pfänder‘ (Rosa canina ‚Pfänder‘): Veredelung zwischen Juli und Ende August, recht trockenheitsverträglich
- Hecken- oder Buschrose ‚Laxa‘ (Rosa corymbifera ‚Laxa‘): sehr früher Veredelungszeitraum zwischen Juni und Mitte Juli
- Büschelrose oder Vielblütige Rose (Rosa multiflora): Veredelung zwischen Juli und August möglich, starkwüchsig
Tageszeit und Witterung
Neben der passenden Jahreszeit achten Sie auch auf die richtige Tageszeit und Witterung am Tag der Veredelung. Nehmen Sie die Okulation nach Möglichkeit erst am späten Nachmittag an einem nicht zu heißen, aber trockenen Sommertag vor. Frühmorgens oder gar mittags veredelte Rosen vertrocknen schnell an der Veredelungsstelle, da die Sonne diese intensiv bescheint und der Saftfluss durch die noch fehlende Verbindung zwischen beiden Pflanzenteilen noch nicht gegeben ist. Auch Regen ist ungünstig, weil dieser wiederum Fäulniskrankheiten fördert: Die offenen Wunden sind ideale Eintrittspforten für allerlei Krankheitserreger. Sie werden häufig mit Regen übertragen, der Pilze, Bakterien und Co. praktisch in die Wunden spült.
Rosen auf Hochstamm veredeln
Hinsichtlich des richtigen Zeitpunktes gibt es zwischen Hochstamm- und Strauchrosen keine Unterschiede. Bei Stammrosen haben Sie allerdings den Vorteil, dass, sollte die Veredelung schief gehen und das Auge nicht anwachsen, Sie das obere Ende des Stammes abschneiden und einen erneuten Versuch weiter unten starten können.
Rosen veredeln – Schritt-für-Schritt Anleitung
Sobald alle Vorbereitungen getroffen sind und eine gesunde Edelrose sowie eine kräftige Unterlage vorhanden sind, machen Sie sich nun an das eigentliche Veredeln. Bei Rosen geschieht dies in der Regel durch die so genannte Okulation, d. h. die Augenveredelung. Dabei wird dem Edelreis lediglich ein oder mehrere Augen entnommen und der Unterlage eingesetzt. Die Methode ist recht unkompliziert und auch für Laien gut zu bewerkstelligen, Sie benötigen lediglich das passende Werkzeug und etwas Erfahrung.
Material und Werkzeuge
Essenziell für eine gelungene Rosenveredelung ist das passende Werkzeug. Sie benötigen:
- eine Rosenschere
- ein Okuliermesser
- Verbandsmaterial
So mancher erfahrene Rosenzüchter schneidet die Augen lediglich mit einer scharfen Rasierklinge aus dem Edelreis heraus, einfacher geht es aber mit einem speziellen Okuliermesser. Dieses verfügt über mehrere Klingen, mit denen Sie sämtliche Arbeitsschritte durchführen können. Nach dem Einsetzen des Auges in die Unterlage verbinden Sie die Stelle, damit Krankheitskeime nicht eindringen können. Hierzu ist sauberes Verbandsmaterial notwendig, wobei Sie verschiedene Möglichkeiten haben:
- Veredelungspflaster („Okulette“)
- Veredelungs- bzw. Rosengummi
- Bast
- Klebeband
Spezielle Wundverschlussmittel sind bei Okulationen hingegen nicht notwendig. Einerseits sorgt ein steriler Verband bereits für einen Verschluss der Wunde sowie dafür, dass Krankheitserreger nicht eindringen können, andererseits ist die Schnittfläche ohnehin nur sehr klein.
Hygiene
Viel wichtiger als das passende Werkzeug ist die korrekte Hygiene: Sämtliche Materialien, auch die Schere und das Okuliermesser, müssen vor dem Gebrauch steril gemacht werden. Ansonsten ist die Gefahr groß, dass Keime in die Wunden gelangen und die Veredelung anschließend aufgrund einer Infektion misslingt. Reinigen Sie also alle Werkzeuge gründlich und desinfizieren Sie sie mit reinem Alkohol oder einem Desinfektionsmittel aus der Apotheke. Das Verbandsmaterial ist, sofern abgepackt, ohnehin sauber. Des Weiteren sind die Schnittklingen sorgfältig zu schärfen, da stumpfe Messer oder Scheren Quetschungen verursachen – die wiederum ein Anwachsen des Auges verhindern.
Vorbereitung der Unterlage
Anschließend schneiden Sie zunächst die Unterlage zurück: Für einen Rosenbusch kappen Sie alle Wildtriebe oberhalb des Wurzelhalses, da Sie dort die Augen des Edelreises einsetzen werden und lediglich den Wurzelstock der Wildrose für die Veredelung benötigen. Für eine Hochstamm-Rose lassen Sie zudem einen nackten, gerade gewachsenen Trieb als späteren Stamm stehen und schneiden alle anderen Zweige direkt am Wurzelhals ab. Hier erfolgt die Veredelung am Stammende, wofür Sie – um eine gleichmäßige Krone zu erhalten – mindestens drei bis vier Augen einsetzen müssen. Säubern Sie die Unterlage nach dem Rückschnitt sorgfältig, beispielsweise mit einem feuchten Tuch, damit später kein Schmutz in die Wunden gerät.
Knospengewinnung
Nun ist es endlich soweit und die Stunde des eigentlichen Veredelns ist gekommen. Hierzu benötigen Sie geeignete Augen des Edelreises:
- einen gesunden, Blüten tragenden Seitentrieb abschneiden
- Blüten sollten verblüht sein
- Blüten, Stacheln und Blätter entfernen
- Stielansätze der Laubblätter stehen lassen
- Blattstielansätze einkürzen
- in den Blattachseln befinden sich die „schlafenden“ Augen
- Edelreis so halten, dass die Stielansätze zum Körper zeigen
- Blattachselknospe vorsichtig mit einem geraden Schnitt herausschneiden
- Klinge dafür unterhalb des Auges ansetzen
- Schnitt flach unter dem Auge in Richtung Ihres Körpers führen
- dabei auch ein Stück der Rinde mit abtrennen
- Schnitt sollte etwa zwei Zentimeter lang sein
- herausgeschnittenes Auge umdrehen
- Holzschildchen auf der Rückseite vorsichtig abziehen
Wenn Sie bei der Entfernung der Rosenaugen noch etwas unsicher sind, können Sie den beschriebenen Schnitt auch erst einmal an einem anderen, für die Veredelung nicht vorgesehenen Trieb üben. Achten Sie darauf, das Auge nicht zu verletzen.
Okulieren
Wenden Sie sich nun wieder der Unterlage zu und schneiden Sie am Wurzelhals, einige wenige Zentimeter über dem Boden, einen T-förmigen Schnitt in die Rinde hinein. Öffnen Sie die dabei entstandene Tasche, indem Sie die Rinde mit den Fingern leicht auseinanderziehen. Schieben Sie das Edelauge vorsichtig hinein, wobei dessen Spitze nach oben zeigen muss. Schneiden Sie oberhalb des waagerechten Schnittes sichtbare Teile mit einem scharfen Messer ab und verbinden Sie die Veredelungsstelle sofort mit einem geeigneten Verband.
Anschließende Pflege
Häufeln Sie nun etwas Komposterde an den Wurzelhals, bedecken Sie dabei aber auf keinen Fall die Veredelungsstelle. Berühren Sie diese nicht mehr, sondern lassen Sie die Rose am besten in Ruhe. Schauen Sie aber regelmäßig nach neuen Austrieben: Wildtriebe sollten sofort entfernt werden, während der Austrieb aus den veredelten Augen natürlich stehen bleiben darf. Wildtriebe wachsen oft direkt aus dem Wurzelstock und sind zudem anders gefärbt als Austriebe der Edelsorte. Diese sind in der Regel durch eine hellgrüne, weiche Rinde und rötliche Stacheln gekennzeichnet.