Rotfleckenkrankheit bei Erdbeeren – das hilft bei braunen Flecken an Blättern
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„Als hätten Erdbeerpflanzen die Masern bekommen“, beschreibt das Umweltbundesamt die Rotfleckenkrankheit. Gut getroffen, nicht nur in Bezug auf das Aussehen, tatsächlich trainiert der Pilzbefall die Abwehr von Erdbeeren ganz ähnlich wie Masern die kindliche Immunabwehr: Normalerweise geht die Krankheit (auch an der Ernte) folgenlos vorüber, nur die Infektion des Umfelds sollte möglichst vermieden werden. Das schaffen Sie im Garten mit wenigen Maßnahmen spielend; robuste Erdbeersorten in Kombi mit ein wenig pilzabwehrender Gartenarbeit können den Pilz aber auch dauerhaft aus dem Garten halten:
Schadpilz und Symptome
Die Rotfleckenkrankheit an Erdbeeren wird durch den Pilz Diplocarpon earliana (Synonym Gnomonia comas) verursacht und wird auch Purpurfleckenkrankheit genannt, weil die Blattflecken „diese Farbe draufhaben“
Die durch den Pilz Mycosphaerella fragariae verursachte Weissfleckenkrankheit „kann“ aber auch ziemlich rot, nur eben mit weißem Zentrum; vielleicht deshalb kommen beide Pilze oft gemeinsam vor, obwohl es sich um zwei unterschiedliche Erreger handelt.
Die Flecke, die die Rotflecken-Pilze und die Weißflecken-Pilze auf die Blätter machen, sind nicht so rund, wie häufig behauptet wird, sondern auch gerne unregelmäßig eckig. Die rote Farbe ist am Anfang recht auffällig; die Farben nehmen unter dem Einfluss der Witterung aber bald andere Töne an, alle Nuancen von rot bis rotbraun über graubraun bis fast orange oder schwarz kommen vor.
Bedeutung der Blattfleckenkrankheit
Die Flecken erscheinen mit schöner Regelmäßigkeit bei feuchtem Wetter im Frühjahr und im Herbst, weil der Pilz (die Pilze) zu diesen Zeiten die Erdbeerblätter infiziert.
Die Bedeutung der beiden Pilze kann nicht sehr groß sein, eine dem gewerblichen Anbau gewidmete Obstbauseite meldet lakonisch: „Es handelt sich hierbei um zwei unterschiedliche pilzliche Erreger, die, insbesondere bei feuchtem Wetter im Frühjahr und Herbst, die Erdbeerblätter infizieren können“ und schlägt zur Bekämpfung ebenso kurz angebunden vor: „Befallene Blätter sollten abgeschnitten und aus dem Bestand entfernt werden“ (www.obstbauseite.de/weissfleckenkranheit.htm).
Bekämpfung mit Pflanzenschutzmittel nicht sinnvoll
Pflanzenschutzmittel bleiben nicht deswegen unerwähnt, weil Erdbeerblätter selten an Erdbeeren hängen, wenn diese über den Ladentisch gehen. Im Erwerbsobst gibt es gute Gründe, den Rotflecken-Pilz zu bekämpfen – die nachfolgend aufgeführt werden, weil sie Ihnen helfen, die Bedrohung durch den Pilz einzuschätzen:
- Der Pilz überwintert mit Dauersporen auf Blättern und abgefallenem Laub
- Im Frühjahr bilden sich (fortpflanzungswillige) Konidiosporen, die die Blätter bei passendem Wetter infizieren
- Passend ist das Wetter, wenn die Konidien bei Temperaturen um 20 °C Wasser auf den Blättern finden
- Eine Infektion ist also während der gesamten Vegetationszeit möglich
- Bei eng gesetzten gewerblichen Erdbeeren würde sich ohne Entsorgung des Laubs/einjährig angebauter Pflanzen der Pilzdruck Jahr für Jahr erhöhen
- Irgendwann stehen so viele Sporen zur Neu-Infektion bereit, dass auch die Kelchblätter der Fruchte befallen würden
- Das sieht nicht schön aus und der Marktwert der Fruchte sinkt
Zum Erwerbsanbau gehören außerdem die Selbstpflücker-Felder. Sie können sicher sein, dass zumindest dort Pflanzenschutzmittel eingesetzt würden und die Obstbauseite den Landwirten diese Pflanzenschutzmittel empfehlen würde, wenn sinnvolle Mittel zur Verfügung ständen. Denn der professionelle Berater/Sachverständige für Obstbau, der die Seite betreibt, weiß bestimmt ganz genau, wie viel Spaß es macht, städtischen Helikopter-Müttern zu erklären, dass die Erdbeerflecken ihre Kinder weder vergiften noch irgendwie anstecken. Für den Hausgarten ergibt sich daraus, dass Sie wegen der Rotfleckenkrankheit keinesfalls in Panik geraten müssen, aber ein wenig Arbeit in die Bekämpfung des aktuelle Befall und die Vorbeugung investieren sollten:
Rotfleckenkrankheit bekämpfen
Der aktuelle Befall mit Rotfleckenkrankheit schadet normalerweise weder der Erdbeerpflanze noch der Erdbeerernte. Bei einem normalen, leichten bis mittleren Befall (vor allem die ältesten Blätter zeigen Flecke) ohnehin nicht; wenn mehrere ungünstige Umstände aufeinander treffen und zu einem extremen Befall führen, auch nicht, wenn Sie die am schwersten befallenen Blätter jeweils wegschneiden.
Wenn Sie auch bei schwerstem Befall abwarten, bis jedes Erdbeerblatt Punkt-Design trägt, wird die nicht mehr zur Photosynthese zur Verfügung stehende Blattfläche irgendwann zu groß. Das schwächt die Pflanze, einzelne Blätter können absterben, die Erdbeerernte kann ein bisschen weniger üppig ausfallen.
Die Sporen des Rotflecken-Pilzes können aber ohne Feuchtigkeit nicht keimen, bei normaler Witterung erfolgt deshalb der nächste Austrieb ohne Rotfleckenpilz. Da die Rotfleckenkrankheit öfter durch feuchtes Herbstwetter über die nun dicht im Laub stehenden Erdbeeren kommt als im Frühjahr (wo die Erdbeeren noch nicht sehr viele Blätter haben und viel schneller abtrocknen), braucht Ihnen auch ein schwerer Befall nicht unbedingt Kopfzerbrechen bereiten. Hier ist zu unterscheiden:
- Wenn die Erdbeeren im letzten Standjahr sind, werden sie ohne besondere Pilz-Behandlung normal abgeerntet und entsorgt
- Die neuen Erdbeeren sollten ohnehin einen neuen Standort mit frischem Boden bekommen, der sollte vielleicht nicht gerade neben dem alten Erdbeerbeet liegen
- Wenn die Erdbeeren noch eine oder (bei alten Sorten) mehrere Standjahre vor sich haben, haben die Pflanzen über den Winter genug Zeit, sich zu erholen
- In diesem Fall sollten Sie das Erdbeerlaub nach der Ernte entfernen, um den Pilzdruck zu senken
- Es kann zum Beispiel mit dem Rasenmäher abgemäht werden
- Wenige Erdbeeren können natürlich auch einfach mit der Hand zurückgeschnitten werden
- Die abgetrennten Pflanzenreste können auf den Kompost, wenn der als normale Heißrotte gefahren wird
- Wenn Sie moderne Kompost-Varianten aus Kunststoff u. ä. nutzen, werden die nötigen Temperaturen zur Pilzvernichtung nicht immer erreicht
- Im Zweifel sollten Laubreste dann besser über den Haus- oder Biomüll entsorgt werden
Pflanzenschutzmittel gegen die Rotfleckenkrankheit sind im Haus- und Kleingarten überhaupt nicht zugelassen, weil die potenzielle Schädigung in der Freizeit- und Hobbygärtnerei nicht den Umfang erreicht, der den Einsatz ebenfalls Schäden verursachender Fungizide rechtfertigen würde.
Blattflecken sind generell eher keine kritischen Krankheiten: Sie werden (hierzulande) von ca. 100 verschiedenen Pilzen und ein paar Bakterien verursacht, von denen die weitaus meisten weder der Pflanze selbst noch der Ernte oder der zierenden Blüte größere Schäden zufügen.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit kennt überhaupt nur 10 Blattfleckenerreger, die derart unangenehm werden können, dass ein Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gerechtfertigt erscheint. Nur 5 davon können auch im Haus und Kleingarten einen Umfang erreichen, der den (korrekt durchgeführt sehr komplizierten) Einsatz von Fungiziden erforderlich machen könnte:
- Alternaria cucumerina an Cucumis-Arten wie Gurken und Melonen
- Alternaria raphani am Rettich und verwandteten Brassiceae wie Kohl und Senfrauke
- Cercospora carotae an Möhren
- Septoria apiicola am Sellerie
- Septoria lycopersici an Tomaten
Vorbeugende Bekämpfung des Rotfleckenpilzes
Damit Sie die Bekämpfung eines aktuellen Befalls mit Rotflecken-Pilzen möglichst selten wiederholen müssen, ist wichtiger als diese, dass Sie den Pilzbefall vorbeugend bekämpfen. Je nachdem, wie pilzbelastet Ihr Garten ist, in verschiedenen Intensitätsstufen:
Einmaliger Befall
Wenn Erdbeeren einmal ein paar Flecken gezeigt haben, aber normalerweise jedes Jahr gesund austreiben, ist die vorbeugende Bekämpfung des Rotfleckenpilzes nicht notwendig. Der Pilz ist einmal zufällig zugeflogen, wenn es ein einigermaßen normal freundlicher Frühling/Sommer wird, treiben die Erdbeeren im nächsten Frühjahr gesund aus und bleiben gesund.
Bei den nächsten Erdbeeren können Sie dem Befall mit Rotfleckenpilz vorbeugen, wenn es an der Erdbeer-Kultur in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit eines Pilzbefalls noch etwas zu verbessern gibt:
- Erdbeeren sollten in einem Umfeld wachsen, das schnelles Abtrocknen aller Pflanzenteile nach Regen begünstigt
- Der Standort sollte mehrere Stunden am Tag von der Sonne beschienen werden
- Die Abstände zwischen den einzelnen Pflanzen sollten nicht zu dicht gewählt werden
- Erdbeeren sollten nicht durch Gießen/Sprengen von oben zusätzlich mit Feuchtigkeit belastet werden
- Die Blätter von befallenen Erdbeeren sollten nach der Ernte abgeschnitten/abgemäht werden
- Wenn sich sichtbare Pilz-Symptome verstärken, sollten mehrjährige Erdbeeren ev. früher ausgetauscht werden
- Ausläufer von befallenen Erdbeeren entfernen und entsorgen
Wiederholter Befall
Wenn Erdbeeren mehrfach oder neu gesetzte Erdbeeren auch am neuen Standort gleich wieder befallen werden, hat sich der Pilz in mehreren Ecken Ihres Gartens festgesetzt. Die gerade genannten Vorsorge-Maßnahmen gelten nach wie vor, Ruhe vor Rotfleckenpilzen werden Sie aber wahrscheinlich nur erreichen, wenn Sie die Kulturbedingungen nachhaltig ändern:
- Verzichten Sie ein oder zwei Jahre auf Erdbeeren im Gartenboden
- Nicht auf Erdbeeren generell, diverse (auch mehrfach tragende, auch alte) Sorten können in Kübeln gezogen werden
- Die nicht besetzten Erdbeer-Beete werden mit Pflanzen besetzt, die den Boden pflegen und „entpilzen“
- Lassen Sie sich von einem erfahrenen Gärtner beraten, welche Pflanzen in Frage kommen
- Nach dieser Erholungspause werden neue Erdbeeren gepflanzt, aber diesmal die richtigen Sorten
- Denn in Bezug auf das Vermeiden von Pilzkrankheiten an Beerenobst ist die Sortenwahl „die halbe Miete“
- Verzichten Sie auf moderne Schnellzuchten, die sich häufig als wenig robust erweisen
- Alte Sorten konnten ihre Widerstandskraft über Jahrzehnte hinweg entwickeln
- Besonders günstig bei hohem Pilzdruck sind Sorten mit Blütenständen, die über die Blätter hinausragen und dadurch rasch abtrocknen
- Wie die niederländischen Sorten ‚Elvira‘ und ‚Polka‘, beide rund 30 Jahre bewährt und wenig pilzanfällig
- Alte Sorten, die Krankheitserregern generell eine gute Widerstandskraft entgegensetzen
Im noch ziemlich pilzbelasteten Garten kann es je nach Lage des Beets den Pilzdruck erheblich senken, wenn die Erdbeeren auf Erddämmen angebaut werden. Sie lassen Wasser besser ablaufen und verbessern die Durchlüftung der Einzelpflanze, eine Strohschicht um die Wurzeln lässt die Erdbeerpflanzen durch Auffangen von Spritzwasser noch ein wenig schneller trocknen.
Mehrere Pilze im Garten
Wenn nicht nur die Erdbeeren „Pilzfreunde haben“, sondern auch andere Pflanzen im Garten immer wieder von Pilzen besiedelt werden, ist das ein Zeichen dafür, dass der Pilzdruck in Ihrem Garten insgesamt zu hoch ist. Wenn es sich um einen ganz normalen Garten handelt, der in Bezug auf die Ansiedlung von Pilzen bisher nur nicht optimal gepflegt wurde, wird es Zeit für die Umstellung auf eine pilzabwehrende Gartenkultur, die im gesamten Garten folgende Komponenten umfasst:
- Sobald eine Pflanze erneuert wird, nur gegen Pilze etc. widerstandsfähige oder resistente Sorten wählen
- Widerstandsfähig heißt in der Regel alte, in einem langen Prozess gezüchtete Sorten, die wirklich robust sind
- Die Ergebnisse von Resistenzzuchten überzeugen nicht bei jeder Pflanzenart
- Wenn schwer anfällige Sorten das Ausgangsmaterial bilden, bleibt die Resistenz nicht immer lange bestehen
- Möglichst bunte Fruchtfolge einführen: Je mehr die Pflanzen „durch den Garten wandern“, desto unwahrscheinlicher ist die Anreicherung spezialisierter Pilzsporen
- Kaufen Sie bei Gärtnereien, bei denen Sie die Pflanzen vor dem Kauf sehen, damit Sie keine „Krankheiten einkaufen“
- Halten Sie die Bepflanzung des gesamten Gartens luftig, von Pflanze zu Pflanze und in den Pflanzen (korrekter Beschnitt)
- Pflanzen Sie die Sträucher/Gehölze an die sonnigsten Stellen des Gartens, die häufig von Pilzen befallen werden und naturgemäß einen recht dichten Aufbau haben
- Gießen Sie (vor allem in den weniger besonnten Ecken) die Pflanzen nur direkt an die Wurzel und nicht auf die Blätter
- Nicht zuviel sofort verfügbaren Stickstoff düngen (Kunstdüngerbedarf nach Bodenanalyse berechnen)
- Zu viel Stickstoff-Kunstdünger veranlasst Blattwerk und Triebe zu schnellem, unausgereiftem Wuchs – viel empfindliches Grün für Pilze
- Düngen Sie generell bedarfsgerecht, was sich auch ohne längere Lernkurve gut durch Einsatz organischer Dünger bewerkstelligen lässt
- Diese Dünger müssen meist erst durch Bodenorganismen aufgeschlossen werden, Überdüngung ist kaum möglich
- Voraussetzung ist, dass sich im Gartenboden Bodenorganismen befinden
- Neben mikrokleinen Organismen gehören dazu auch Regenwürmer, die mächtigen Appetit auf Pilzsporen haben
- All dieses Bodenleben gedeiht am besten in einem Gartenboden, der regelmäßig Bodenpflegemaßnahmen „genießt“
- Wirkungsvolle Pilzabwehr bieten Pflanzenstärkungsmittel wie Ackerschachtelhalm-, Brennnessel-, Rainfarn-Brühe
- Sie düngen, festigen mit Kieselsäure das Pflanzengewebe, ernähren Bodenorganismen und mehr
- Die beste Sofortmaßnahme gegen sichtbare Symptome eines Pilz-, Bakterien-, Viren-Befalls ist der Beschnitt
- Informieren Sie sich rechtzeitig, wieweit Gehölze ins gesunde Holz beschnitten dürfen
- Desinfizieren Sie die Schnittwerkzeuge, wenn Krankheiten weggeschnitten wurden
- Legen Sie einen Komposthaufen mit Heißrotte an
- Informieren Sie sich, welches krankheitsbelastete Pflanzenmaterial auf einem solchen Kompost kompostiert kann und was „mit spitzen Fingern“ gartenfern entsorgt werden muss
Fazit
Wenn Pilze auch nach Durchführung eines solchen Pilzvorsorge-Pakets immer wieder zum Problem werden, sollte grundsätzlich geprüft werden, ob der Garten wirklich zur Bepflanzung mit der normalen Auswahl von Gartenpflanzen geeignet ist. Ein Stückchen Land zwischen zwei hohen Häuserzeilen, das Feuchtigkeit schlecht abziehen und die Sonne eher selten bis zum Boden durchdringen lässt, bringt nur dann Gartenlust statt Gartenfrust, wenn es mit speziell auf diese besondere Umgebung abgestimmten Gewächsen bepflanzt wird.