Pfirsichsorten-Übersicht: gegen Kräuselkrankheit resistente Sorten
Inhaltsverzeichnis
- Ursache und Schadbild der Kräuselkrankheit
- Unbehandelte Kräuselkrankheit hat gravierende Folgen
- Bekämpfung der Kräuselkrankheit nur im zeitigen Frühjahr möglich
- So beugen Sie der Kräuselkrankheit vor
- Wahl des passenden Standorts
- Kräuselkrankheit reduzieren durch richtige Sortenwahl
- Widerstandsfähige Pfirsichsorten für den Garten
- Auch Nektarinen und Plattpfirsiche sind empfindlich für die Kräuselkrankheit
- Fazit
Anders als sein Artname ‚persica‘ vermuten lässt, stammt der Pfirsich ursprünglich aus China und Tibet. Dort wird er schon seit mehreren tausend Jahren kultiviert und gelangte schließlich in der Antike über Persien nach Griechenland und Rom. Die alten Römer brachten den wärmeliebenden Pfirsich schließlich auch nach Mitteleuropa, wo er vor allem in den Weinbauregionen gut gedeiht. Manche moderne Züchtungen können aber auch in raueren Lagen wie sie beispielsweise in Norddeutschland häufiger zu finden sind, angebaut werden. Ein großes Problem ist jedoch die Kräuselkrankheit, die nahezu alle Pfirsichsorten befällt. Es gibt keinen gegen die Kräuselkrankheit resistenten Pfirsich, allerdings einige Sorten, die weniger anfällig sind als andere.
Ursache und Schadbild der Kräuselkrankheit
Die gefürchtete Kräuselkrankheit wird durch den Schlauchpilz Taphrina deformans verursacht, der sich vorzugsweise während der feuchten Wintermonate in den Blatt- und Blütenknospen von Pfirsich, Nektarine und Aprikose einnistet. Die eigentliche Infektion erfolgt schließlich im Frühjahr, vornehmlich bei feuchter Witterung: Die Blätter kräuseln sich stark (und sind in diesem Stadium leicht mit einem Blattlausbefall zu verwechseln), werden blasig aufgetrieben und färben sich weißlich grün bis rot. Schlussendlich vertrocknen die befallenen Blätter und werden abgeworfen. Bei einem starken Befall stößt der Baum zudem die Früchte ab.
Unbehandelte Kräuselkrankheit hat gravierende Folgen
Bleibt die Kräuselkrankheit unbehandelt, so leidet nicht nur die diesjährige Ernte darunter. Da der Pilz am Baum überwintert, tritt die Krankheit jedes Jahr aufs Neue auf und verursacht mit der Zeit ein verkrüppeltes Triebwachstum. Der Pfirsichbaum erfährt eine starke Schwächung, die sich nicht nur auf das Wachstum auswirkt. Durch die mangelhafte Photosynthese (die durch die erkrankten Blätter nicht mehr im erforderlichen Ausmaß möglich ist) und die starke Konzentration des erkrankten Baumes darauf, den Feind wieder loszuwerden, können sich weitere Krankheitserreger einschleichen und den Pfirsich schließlich sogar zum Absterben bringen.
Bekämpfung der Kräuselkrankheit nur im zeitigen Frühjahr möglich
Die Behandlung der Kräuselkrankheit ist nicht einfach, denn Sie können sie nur mit dem Spritzen bestimmter Pflanzenschutzmittel bekämpfen. Diese müssen jedoch genau zum Zeitpunkt des Knospenschwellens angewendet werden; brechen die Knospen dagegen bereits auf, ist es für diese Saison zu spät. Deshalb sollten Sie bei entsprechendem Wetter bereits ab Ende Januar den Baum regelmäßig kontrollieren und das Fungizid aufbringen sobald sich die Knospenschuppen lösen. In der Regel ist dies jedoch erst gegen Anfang März der Fall. Anschließend sollte die Spritzung je nach Temperatur und Wetterlage noch ein- bis zweimal wiederholt werden, da nach jedem neuen Temperatursturz eine erneute Infektion möglich ist. Es gibt eine Reihe für den privaten Garten zugelassener Mittel auf organischer Basis. Welches sich am besten eignet, können Sie im Fachgeschäft erfragen. Gespritzt wird möglichst bei mildem, aber feuchtem Wetter.
So beugen Sie der Kräuselkrankheit vor
Besser ist es, einem Ausbruch der Krankheit durch geeignete Maßnahmen vorzubeugen. Dazu gehören folgende Maßnahmen:
- vorbeugendes Spritzen eines Fungizids im Frühjahr
- Pfirsichbaum regelmäßig mit stärkender Schachtelhalmjauche spritzen
- passende Standortwahl
- feuchte Blätter vermeiden (z. B. durch Überdachung, regengeschützten Standort)
- Baumkrone licht halten, um schnelles Abtrocknen zu fördern
- Pflanzung einer gegen die Kräuselkrankheit resistenten Pfirsichsorte
Außerdem können Sie den Pfirsichbaum mit Knoblauch oder Kapuzinerkresse unterpflanzen, da beide Gewächse einen gewissen Schutz gegen die Pilze bieten sollen.
Wahl des passenden Standorts
Die beste Vorbeugung gegen die Kräuselkrankheit ist jedoch die richtige Standortwahl. Der Pfirsich liebt das ganze Jahr über eine möglichst warme, sonnige und geschützte Lage. Auch die Winter dürfen nicht zu kalt sein, da sonst das Holz geschädigt wird. Die bei vielen Sorten früh einsetzende Blüte wird durch Spätfröste gefährdet. Ideal gedeihen Pfirsiche in Weinbauregionen, können aber unter bestimmten Voraussetzungen auch in kühleren Gebieten gepflanzt werden. In diesem Fall wählen Sie einen sehr geschützten Standort, beispielsweise an einer Hauswand – hier lässt sich der Pfirsich als hübsches Spalier erziehen. Der Boden sollte locker, gut durchlässig und warm sein. Auf leichteren, aber kalkarmen Böden gedeihen Pfirsiche sehr gut. Gänzlich ungeeignet sind dagegen nasse und kalte Böden.
Hier leidet der Pfirsich bald unter Gummifluss. Solche nicht zusagenden Standorte sowie auch zu viel Kalk im Boden haben vielfach eine Chlorose zur Folge; die Blätter sehen dann krankhaft gelb aus und werden schnell abgeworfen.
Kräuselkrankheit reduzieren durch richtige Sortenwahl
Auch wenn so mancher Händler das Gegenteil behauptet: Es gibt bislang noch keine gegen die Kräuselkrankheit resistenten Pfirsichsorten. Stattdessen können Sie jedoch robustere Sorten wählen, die gegenüber dieser Krankheit unempfindlicher sind als andere – jedoch nicht gänzlich davon befreit. Auch diese Pfirsiche benötigen die entsprechenden vorbeugenden Maßnahmen, zudem hängt ein möglicher Befall sowohl von der konkreten Witterung als auch vom Standort ab. Im Allgemeinen sind weißfleischige Arten unempfindlicher als gelbfleischige – beliebte, sehr aromatische Pfirsiche wie ‚Fairhaven‘, ‚Red Haven‘ oder ‚South Haven‘ sind leider sehr anfällig.
Widerstandsfähige Pfirsichsorten für den Garten
‚Bero‘
Hierbei handelt es sich um einen heute wenig bekannten, weißfleischigen, mittelfrüh reifenden Pfirsich mit sehr saftigen, mäßig süßen Früchten. Es handelt sich um einen ertragreichen Pfirsich mit guter Fruchtqualität, der hinsichtlich des Standorts wenig anspruchsvoll ist. Sowohl die Blüten als auch das Holz gelten als erstaunlich frosthart, der Baum selbst als sehr widerstandsfähig gegen die Kräuselkrankheit. Die Sorte wurde in der Obst-Versuchsstation Radebeul bei Dresden gezüchtet und ist bereits seit 1970 im Handel.
‚Pilot‘
Auch diese weißfleischige Pfirsichsorte stammt aus der Obst-Versuchsstation Radebeul und ist bereits seit 1971 im Handel. Es handelt sich um eine wüchsige und gesunde Sorte, die einen reichen Ertrag an sehr saftigen, süßsäuerlich schmeckenden und aromatischen Früchten liefert. ‚Pilot‘ gilt als widerstandsfähig gegen die Kräuselkrankheit, braucht aber einen für Pfirsiche geeigneten Standort sowie eine recht intensive Pflege.
‚Benedicte‘
Die großen, weißfleischigen und saftigen Früchte der Sorte ‚Benedicte‘ reifen bis Ende August und eignen sich sehr gut sowohl als Tafelfrucht als auch zum Einmachen. Der Baum ist starkwüchsig und gesund, gilt sogar gegenüber der Kräuselkrankheit als unempfindlicher als die bekanntere ‚Revita‘.
‚Amsden‘
Diese sehr alte, bereits im Jahre 1877 durch die American Pomological Society anerkannte Sorte hat sich sehr bewährt: Der Baum ist stark wüchsig, sehr robust gegenüber allerlei Krankheiten – darunter auch der gefürchteten Kräuselkrankheit – und liefert einen reichen Ertrag weißfleischiger, sehr schmackhafter Pfirsiche. Diese reifen früh, bleiben aber vergleichsweise klein.
‚Revita‘
Dieser Pfirsich ist eine relativ neue Sorte für den Hausgarten, deren große und weißfleischige Früchte zwischen Mitte und Ende August reifen. Der Baum ist sehr widerstandsfähig gegen die Kräuselkrankheit, braucht aber einen guten Standort und intensive Pflege. Außerdem neigt ‚Revita‘ dazu, sehr viele Früchte anzusetzen, die, würde man sie nicht rechtzeitig etwas auslichten, sehr klein bleiben und erst spät reifen. Bei ausreichend Sonne schmeckt diese Sorte sehr süß und aromatisch und liefert vorzügliche Tafelpfirsiche.
‚Kernechter vom Vorgebirge‘ (auch ‚Roter Ellerstädter‘)
Der ‚Vorgebirgspfirsich‘, auch als ‚Kernechter vom Vorgebirge‘ und vornehmlich im Rheintal zwischen Basel und Bonn als ‚Roter Ellerstädter‘ bekannt, ist relativ widerstandsfähig nicht nur gegen die Kräuselkrankheit, sondern auch gegen Mehltau und Monilia. Es handelt sich um eine weißfleischige, sehr ertragreiche Sorte mit eher mäßig süß schmeckenden, aber hoch aromatischen Früchten. Aufgrund der geringen Süße ist der typische Pfirsichgeschmack nur wenig ausgeprägt, stattdessen eignet sich die Sorte vor allem als Konservenfrucht. Der ‚Vorgebirgspfirsich‘ braucht einen guten Pfirsichstandort, der auch im September noch das Ausreifen von Holz und Früchten ermöglicht.
‚Roter Weinbergpfirsich‘
Der Weinbergpfirsich ist eine robuste Sorte mit eher kleinen Früchten, deren eigentlich weißes Fruchtfleisch weitgehend rot durchzogen ist. Sie schmecken sehr aromatisch, aber eher herb und weniger süß. Deshalb sind sie eher weniger als Tafelobst, sondern vielmehr zum Einwecken, für Marmelade oder andere Formen der Weiterverarbeitung (beispielsweise für die Herstellung von Obstbrand) geeignet.
‚Früher Alexander‘
Diese ebenfalls aus den USA stammende Sorte liefert bereits zwischen Ende Juli und Anfang August kleine bis mittelgroße, weißfleischige, sehr saftige und süße Früchte mit festem Fruchtfleisch. Der Baum ist gut frosthart und recht widerstandsfähig gegen die Kräuselkrankheit.
‚Rekord von Alfter‘
Dieser kräftig und gesund wachsende Pfirsich liefert leicht gelbfleischige, sehr saftige und große Früchte, die zwischen Mitte und Ende August reifen. Die alte Sorte gilt als recht widerstandsfähig gegenüber verschiedenen Krankheiten, so auch der Kräuselkrankheit, sowie als frosthart im Holz.
‚Fidelia‘
Diese neue Züchtung besticht durch gleich mehrere Pluspunkte. Nicht nur, dass die Sorte als sehr widerstandsfähig gegen die Kräuselkrankheit gilt, sie ist auch im Allgemeinen sehr robust. Ihre Blütenknospen und Blüten sind nur wenig anfällig gegen spät einsetzenden Winterfrost. Die großen, hellroten und weißfleischigen Früchte reifen zwischen Anfang und Mitte August. Sie schmecken süß mit einem sehr angenehmen Aroma.
Auch Nektarinen und Plattpfirsiche sind empfindlich für die Kräuselkrankheit
Sowohl der Platt- oder Tellerpfirsich sowie die Nektarine sind Sortenspielarten des Pfirsichs und als solche ebenfalls recht anfällig gegen die Kräuselkrankheit. Der seit einiger Zeit immer beliebter werdende Plattpfirsich ist zudem keine Kreuzung aus Pflaume und Pfirsich, wie manches Mal behauptet wird. Nektarinen wiederum stammen aus Knospenmutationen von Pfirsichen und sehen diesen sehr ähnlich, haben aber eine glatte, unbehaarte und meistens kräftig rot gefärbte Schale. Nektarinen benötigen, wie der Pfirsich, einen warmen, sonnigen und gut gegen Spätfrost geschützten Standort. Sie gelten als noch etwas anspruchsvoller als der Pfirsich und sind sehr anfällig für verschiedene Krankheiten. Bewährt haben sich bei uns vor allem die aus den USA stammenden Sorten ‚Snowqueen‘, ‚Independence‘ und ‚Flavourtop‘. Die recht neue Sorte ‚Nektarose‘ ist dagegen eine unkomplizierte, recht frostharte Nektarine, die auch vergleichsweise wenig anfällig für die Kräuselkrankheit ist. Ihre Früchte haben ein weißgrünes Fruchtfleisch und sind mit einer roten Haut überzogen.
Fazit
Pfirsiche sind sehr wärmeliebende Obstbäume, die am besten in Weinbaugebieten gedeihen. Aber auch in klimatisch ungünstigeren Regionen kann der Anbau gelingen, wenn die Anpflanzung an einem geschützten Standort erfolgt. Neben Frost, Regen und mangelnder Sonneneinstrahlung kann jedoch auch die gefürchtete Kräuselkrankheit zum Problem werden, die nahezu alle Pfirsichsorten befällt. Es gibt keine gänzlich resistente Sorte, lediglich einige widerstandsfähigere. Grundsätzlich sind weißfleischige Pfirsiche weniger empfindlich als gelbfleischige. Die Krankheit kann lediglich durch vorbeugende Maßnahmen wie einer klugen Standort- und Sortenwahl sowie durch eine gute Pflege am Ausbreiten gehindert werden.