Blattfallkrankheit – Kräuselkrankheiten bei Johannisbeere – Hilfe bei gelben Blättern
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Blattfallkrankheit klingt nach erschreckendem Angriff, der die entlaubte Johannisbeere Photosynthese-unfähig absterben lässt, tatsächlich lacht eine robuste Johannisbeere aber eher über Befall mit dem Blattfall-Pilz. Kräuselkrankheit klingt schon besser, aber so heißt eigentlich eine ganz andere Krankheit, und das „Blattverhalten“ der Johannisbeere ist mit diesem Begriff auch nicht wirklich gut beschrieben. All diese Details werden im Artikel erklärt, vor allem erfahren Sie jedoch, warum die Blattfallkrankheit der Johannisbeeren nicht zu den Krankheiten gehört, die Ihnen größere Probleme bereiten wird:
Symptome und Verwechslung
Dass die Blattfallkrankheit auch „Kräuselkrankheit“ genannt wird, kann zur ersten Verwechslung führen, weil dieser Name für den Pilz Taphrina deformans reserviert ist, der nur auf (zu nass kultivierten, falschen Sorten von) Pfirsich-, Nektarinen- und Mandelbäumen sein Unwesen treibt.
Wenn die Blätter eher einheitlich gelb als fleckig sind, sollte der (Neu-) Gärtner zuerst etwas ganz Banales prüfen: Ist der Boden um die Wurzel der Johannisbeere vielleicht zu wenig bewässert worden? Ist er zu leicht, sandig, wasserdurchlässig, so dass Regen/Gießwasser einfach durchlaufen? Blätter werden auch aus schlichtem Wassermangel gelb.
Die Blattfallkrankheit wölbt, kräuselt, rollt die Blätter nicht unbedingt. Viel sicherer ist sie an den auffälligen gelblichen, bald bräunlich-schwarzen Punkten/Flecken auf den Blattoberseiten zu erkennen. Diese erscheinen gewöhnlich zuerst auf den Blättern der unteren Strauchpartien, scharf abgegrenzt oder mit fließendem Umriss.
Keine der anderen an Johannisbeere und Co. häufiger beobachteten Krankheiten:
- Johannisbeere: Blasenlaus, Blattläuse, Blattwespen, Echter Mehltau, Gallmilbe, Gallmücke, Rost, Knospenverbiss
- Stachelbeere: (Blattfallkrankheit), Echter Mehltau, Stachelbeerblattwespen, Spinnmilben
macht solche Flecke.
Blattflecke macht sonst überhaupt nur noch der Rostpilz Cronartium ribicola, deutlich heller als die Flecke vom Blattfall-Pilz und ziemlich gelb. Allerdings befällt dieser Rostpilz vor allem Schwarze Johannisbeeren und diese nur, wenn sie in der Nähe fünfnadeliger Kiefernarten wie Stroben oder Zirbel-Kiefern wachsen (auf denen er die Lebensstadien ausbildet, die Johannisbeeren besiedeln können). Die Verwechslungsgefahr ist also gering, wäre aber auch unkritisch, weil der Rostpilz im Hausgarten identisch bekämpft wird.
Befallene Pflanzen
Der Pilz Drepanopeziza ribis befällt ausschließlich Ribis-Gewächse, von denen folgende häufig in unseren Gärten zu finden sind:
- Rote Johannisbeere Ribes rubrum (incl. weiße Johannisbeere, eine weiße Sorte der Ribes rubrum)
- Schwarze Johannisbeere Ribes nigrum
- Kultur-Stachelbeere, Kreuzung Stachelbeere Ribes uva-crispa x „Behaartstänglige Stachelbeere“ Ribes hirtellum
- Jostabeere Ribes ×nidigrolaria, Kreuzung Schwarze Johannisbeere, Stachelbeere und Oregon-Stachelbeere
Der Pilz befällt alle Ribes-Gewächse, die Symptome zeigen sich gewöhnlich zu verschiedenen Zeiten (Johannisbeeren Mai – Juli, Stachelbeeren oft erst nach der Ernte). Wenn Sie lesen, dass er am meisten Johannisbeeren befällt, ist das nicht unbedingt zwingend, weil die meisten Befallsbeobachtungen im Erwerbsanbau durchgeführt werden (wo auch der meiste Befall vorkommt, weil Pflanzen entgegen jeder Gärtner-Tradition eng an eng nebeneinander gesetzt werden) und dort nun einmal am meisten Johannisbeeren wachsen.
Wie schlimm kann’s im schlimmsten Fall werden?
Gleich vorweg: Nicht sehr schlimm. Der Blattflecken-Pilz ist derart auf Feuchtigkeit angewiesen, dass in der Vorsaison befallene, unbehandelte Johannisbeeren in einem warmen, trockenen Frühjahr nicht erneut infiziert werden können. Da Drepanopeziza ribis jedoch ein paar Tage feuchtes Frühlings/Sommerwetter reichen, bekommen Johannisbeeren häufiger Flecken; zuerst fast immer auf den unteren Blättern, weil diese durch Tropfwasser nach Regen länger feucht bleiben. Es handelt sich in der Regel um eine Infektion des im abgefallenen Laub überwinterten Pilzes, der im Frühjahr auf dem Falllaub Sporen bildete. Diese werden vom Wind auf junge Blätter getragen und können die Pflanzen bei feuchter Witterung und Temperaturen ab 12 °C erneut infizieren.
Wenn Sie nichts unternehmen, bildet der Pilz nun die gelblichen bis (später) bräunlich-schwarzen Punkte auf den Blattoberseiten und verbreitet sich gleichzeitig durch Sommersporen. Irgendwann vergilben die Blattränder, die Blätter rollen oder wellen sich, vertrocknen und fallen vorzeitig ab. Meist sind die betroffenen Ribes kurz nach der Ernte im Juli ziemlich umfassend entblättert, im Falllaub bildet der Pilz nun Überwinterungssporen. Das alles geschieht nur, wenn Sie absolut untätig bleiben, und noch nicht einmal in diesem Fall müssen Sie auf die Ernte verzichten. „Im schlimmsten Fall kann der Ertrag leiden“, heißt es in einer für den gewerblichen Beerenanbau gedachten Information; im Hausgarten bemerken Sie es wahrscheinlich überhaupt nicht, dass es ein paar Johannisbeeren weniger sind.
Aber Sie brauchen das nicht unbedingt ausprobieren, soweit kommt der Pilz nur, wenn Sie keine Harke besitzen:
Bekämpfung des aktuellen Pilzbefalls
Wenn Sie die Flecken rechtzeitig bemerken, können Sie den Pilz möglicherweise einfach wegschneiden. Schneiden Sie die am meisten befallenen Äste ganz heraus, entfernen Sie bei erhaltenswerten Ästen alle heftig befleckten Blätter. Bei jungen Johannisbeeren mit wenigen zarten Trieben können die befallenen Blätter per Hand abgesammelt werden.
Stärkende Pflanzenbrühen und -jauchen unterstützen die Johannisbeere bei der Pilzabwehr:
- Schachtelhalmbrühe, Brennnesseljauche (auch gemischt), Knoblauchbrühe, Zwiebelschalenjauche
- Immer dann spritzen, wenn es möglichst warm und sonnig ist
- Ruhig mehrmals pro Woche, die Pflanzenbrühen düngen auch ein wenig
- Sofort pflanzenverfügbaren Stickstoff (Kunstdünger) reduzieren, das senkt den Befallsdruck
- Falls sich später noch Flecken zeigen, befallene Blätter über die gesamte Saison absammeln
Im Naturgarten darf das Falllaub wie gewohnt vor Ort verwittern, wenn die Symptome spät und mäßig auftraten und Sie sicher sind, dass im Boden genug Regenwürmer zur Pilzvernichtung bereitstehen. Wenn eine Schicht Mulche aus fungizid wirkenden Pflanzenresten das Falllaub „ein wenig näher in Richtung Regenwurm drückt“, fördert das die Pilzvernichtung.
Bei heftigem Befall sollten Sie das Laub gleich im Herbst entfernen. Danach wäre es am besten, wenn der Boden bei warmer Sonne abtrocknen könnte und ein paar Tage trocken liegt, bevor Sie statt der Blätter eine dicke Schicht Mulche aus garantiert nicht pilzbelastetem oder sogar fungizidem Pflanzenmaterial aufbringen.
Vorbeugende Pilz-Bekämpfung
Bei sämtlichen Pilzen im Garten kommt es erst in zweiter Linie auf die Bekämpfung des gerade sichtbaren Pilzes an. Der macht immer dann Ärger, wenn der Garten in einem Zustand ist, in dem Pilze ein leichtes Spiel haben oder wenn in diesem Garten Pflanzen in einem Zustand wachsen, der Besiedelung und Ausbreitung von Pilzen begünstigt.
Die eigentliche, wichtige Pilz-Bekämpfung ist deshalb die vorbeugende Pilz-Bekämpfung. Sie besteht darin, Pflanzen bereits im Vorfeld durch grundsätzliche Kultur- und Pflegemaßnahmen soweit zu stärken, dass es erst gar nicht zu einer Infektion kommt. Eigentlich ganz normale Gartenarbeit, so korrekt ausgeführt, dass sie einen Pilzbefall nicht begünstigt. Dazu gehören z. B., pilzbedrohte Pflanzen an möglichst sonnige und luftige Standorte und nicht zu eng nebeneinander zu setzen.
Denn Pilze brauchen Feuchtigkeit, alle, die meisten richtig nasse Blätter, aber auch der als „Schönwetterpilz“ bekannte Mehltau keimt erst ab einer Luftfeuchtigkeit von 70 % (die wir Menschen nicht als feucht empfinden, wenn sie an einem schönen, trockenen Sommertag morgens und/oder abends zu messen sind).
Wenn Pflanzen immer wieder von Pilzen befallen werden, sollten Sie versuchen, übermäßigen Feuchtigkeitsdruck zu senken:
- Idealzustand: Einzeln stehende Pflanzen, die ausreichend besonnt werden, um nach jedem Regen schnell zu trocknen
- Die auch im Pflanzeninneren nicht so dicht wachsen, dass Pilze ein leichtes Spiel haben
- Von einer Reihe zu dicht nebeneinander gepflanzter Beerensträucher ev. einzelne herausnehmen und umpflanzen
- Sträucher beim Schnitt regelmäßig so auslichten, dass ein lockerer, lichter Aufbau der Pflanze entsteht
- Auch (halb) über den Beerensträuchern wachsende Bäume ev. ausdünnen
- Alles, was im Umfeld in die Beerensträucher hineinwächst, zurückschneiden
Weiter ist eine ausgewogene Düngung wichtig, über zu viel frei verfügbaren Stickstoff freuen sich Pilze, ausreichend Kalium ist wichtig für die Widerstandskraft der Ribes-Gewächse. Sanfte, organische Düngung bewirken Pflanzenstärkungsmittel, die häufig zugleich den Pilzdruck senken; alle oben genannten pilzabwehrenden Pflanzenbrühen und -jauchen können auch zur Pilzvorbeugung um die Pflanze vergossen werden. Im Wurzelbereich können Knoblauch, Zwiebeln, Tagetes und andere Pilz-Abwehr-Pflanzen das Infektionsrisiko spürbar senken.
Pilzabwehr Nr. 1: Widerstandsfähige Sorten
Falls der Kampf mit den bzw. gegen die Pilze im Garten für Sie etwas Normales ist, sollten Sie einige alte Menschen mit Gartenerfahrung interviewen. Sie werden feststellen, dass Pilze früher dazugehörten, mal konnte man sie einfach ignorieren, mal musste man ein wenig was unternehmen; aber angesichts der gut 90.000 Suchergebnisse zu „Mehltau bekämpfen“ dürften Gärtner mit wirklich langer Erfahrung in schallendes Lachen ausbrechen.
Den ganzen Ärger mit den Pilzen hat uns eine Landwirtschaft eingebrockt, die mit handelsoptimierten Nutzpflanzen jedes Jahr erneut steigende Gewinne erzielen möchte. Einen kurzen Überblick über die Entwicklung gibt der Artikel „Apfelschorf – Schorfpilze mit diesen Mitteln erfolgreich bekämpfen“, Abschnitt „Die steile Karriere des Apfelschorfs“. Inzwischen schlagen die betroffenen Ökosysteme genauso nachhaltig zurück, wie sie verhunzt wurden, immer mehr Menschen weigern sich, „im Pestizid-Nebel“ wachsendes Obst und Gemüse zu kaufen und zu essen. Gespritzt wird im Erwerbsobstbau in Massen, 70 bis 80 % davon Fungizide gegen Mehltau, Schorf und andere Pilze wie „Drepanopeziza ribis“.
Damit wird derart erzeugtes Obst und Gemüse auch weniger gekauft, statistisch nachweisbar und u. a. daran spürbar, dass sich auch immer mehr Politiker für eine Agrarreform einsetzen (und die Bauern sowieso, kein Landwirt möchte unter den Bedingungen arbeiten, unter denen er aktuell arbeiten muss). Es tut sich auch bereits einiges, unter www.bmel.de/DE/Landwirtschaft/Agrarpolitik/_Texte/GAP-FAQs.html können Sie lesen, wie weit wir schon sind. Was noch zu tun ist und wer dafür arbeitet. Der durch intensive Landwirtschaft inkl. Erwerbsobstbau verursachte Ärger mit den Pilzen wurde u. a. durch die Zucht moderner Sorten verursacht, mit optimalen Eigenschaften für Produktion und Handel. Bei dieser (häufig den Genpool erheblich verkleinernden) Zucht ging den Zuchtpflanzen bloß leider die Gesundheit und meist auch Geschmack verloren.
Was ein Problem des Erwerbsobstbaus und der dieses Obst kaufenden Kunden bliebe (unter denen sich niemand einreihen muss, gegen das häufig angeführte Preisargument hilft z. B. mundraub.org, dort kommen Sie ganz umsonst an vernünftiges Obst), wenn sich z. B. Hausgärtner durch Anbau der eigenen Obstbäume und -sträucher dieser Fehlentwicklung komplett entziehen könnten. Können sie aber nicht, zumindest nicht, wenn sie ihre Pflanzen im Massenhandel (Gartencenter, Baumarkt, Discounter) beziehen, weil dort auch an Hausgärtner in großen Mengen genau die krankheitsanfälligen modernen Zuchtsorten verkauft werden, die der Erwerbsobstbau nur mit ein oder zwei Dutzend Spritzkuren pro Saison über die Runden und zur Fruchtentwicklung bringt.
Wenn zum Kauf „resistenter Sorten“ geraten wird, löst das das Problem nicht unbedingt. Es handelt sich um Sorten, die zunächst genetisch verarmt und quasi „krankgezüchtet“ wurden und nun per Resistenzzüchtung dazu bewegt werden sollen, auf bestimmte Erreger nicht mehr zu reagieren. Das Genmaterial wird dadurch nicht reichhaltiger, weshalb davon auszugehen ist, dass diese schwachen Pflänzchen bald von anderen Erregern entdeckt werden (bei den resistenten Apfelsorten gibt es bereits die ersten Resistenzdurchbrüche).
Deshalb sollten Sie sich lieber auf den für alte Zuchtsorten reservierten Begriff „widerstandsfähig“ konzentrieren, wenn Sie Ribes suchen, die durch Blattfallkrankheit und andere Pilze nicht ernsthaft aus der Ruhe zu bringen sind. Die beschreibende Sortenliste „Strauchbeerenobst – Rote Johannisbeere, Stachelbeere, Jostabeere“ des Bundessortenamtes (www.bundessortenamt.de/internet30/index.php?id=31#c71) listet Sorten, die als wenig anfällig für die Blattfallkrankheit und die beiden weiteren Haupt-Schädiger der Johannisbeere gelten. Heraus kommen
- ‚Bar-le-Duc‘
- ‚Fertödi hosszu‘
- ‚Maarse’s Prominent‘
- ‚Rode Rebel‘
- ‚Rolan‘
- ‚Rondom‘
- ‚Rote Vierländer‘
- ‚Stanza‘
- ‚Tatran‘
- ‚Witte Parel‘
keine Sorte nach 1980 gezogen, die Auswahl bestätigt die Schwierigkeiten der modernen Erwerbsobst-Zucht anschaulich. Noch ältere Sorten, für die nie Sortenschutz beantragt wurde, finden Sie auf www.alte-obstsorten.de/johannisbeeren.html.
Pflanzenschutzmittel gegen die Blattfallkrankheit
Dem Lebensmittel-Monitoring des letzten Berichts zur Lebensmittelsicherheit ist zu entnehmen, wie viele Pestizide Rückstände in unseren Lebensmitteln hinterlassen, auch im Erwerbsanbau eingesetzte Pestizide gegen den Blattfall-Pilz (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, 2015).
Weil in Lebensmitteln pflanzlicher Herkunft Rückstände von Pestiziden gefunden werden (2015 in allen 25 geprüften pflanzlichen Lebensmitteln Mehrfachrückstände, in 19 von 25 Lebensmitteln zwischen 10 und 20 verschiedene Pestizide), erlaubt die damit gegebene Gefährdung der Bevölkerungsgesundheit durch Pestizide nicht, im Haus- und Kleingarten toxische Pflanzenschutzmittel gegen vergleichsweise harmlose Pilze wie „Drepanopeziza ribis“ zuzulassen.