Aurikel, Primula auricula – Pflege & Vermehrung des Gartenaurikels
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Auch wenn so mancher Hobbygärtner vielleicht noch nie von der Primula auricula gehört hat, hat diese Primel-Unterart eine lange und interessante Geschichte. Nachdem Rosen und Tulpen vom Trend zum Luxusgut wurden und ihre Wichtigkeit abnahm, rückten die Aurikel ins Rampenlicht. Unzählige Farben wurden gezüchtet und gesammelt, das Aurikel wechselte zu hohen Preisen den Besitzer und fand sich sogar auf Gemälden und Porzellan wieder. Für den Gärtner von heute dürften aber vor allem die leichte Pflege und einfache Vermehrung wichtig sein.
Standort
Für die Wahl des Standortes ist es entscheidend, die Herkunft der Aurikel zu kennen. Das Gartenaurikel entstand aus einer Kreuzung zwischen den alpinen Aurikel und der Primel und stammt aus dem Alpenraum. Es ist daher sonnenverwöhnt, unempfindlich gegen Frost und Wind und wächst auf kargen, steinigen und trockenen Böden.
Durch seine geringe Höhe und Breite benötigt es noch nicht einmal viel Platz. Ein Blumentopf mit einem Durchmesser von 12 Zentimetern ist pro Pflanze vollkommen ausreichend. Ob Gefäß oder Freiland, die Wurzeln der Staude benötigen ausreichend Raum nach unten, da sie sich stark ausbreiten und verankern. Der Standort sollte daher wie folgt aussehen:
- sonnig, jedoch möglichst ohne pralle Mittagssonne
- gerne ungeschützt vor Wind aber mit gutem Wasserablauf
- sollte nicht zu stark von anderen Pflanzen überschattet werden
Ideal wäre zum Beispiel ein nach Osten oder Westen ausgerichteter Steingarten, gerne an einem Hang und lediglich vor der Mittagssonne leicht geschützt. In der Kübelkultur beziehungsweise als Topfpflanze gelten ähnliche Regeln.
Pflanzen
Bei dem Aurikel handelt es sich um eine Staude, die problemlos mit Frost zurechtkommt. Sie kann daher sowohl im Frühjahr als auch im Herbst gepflanzt werden. Allerdings ist die Zeit von September bis Oktober vorzuziehen, da sie bereits sehr zeitig blüht und dann bereits im ersten Frühjahr mit ihrer Farbpracht Blicke auf sich ziehen kann.
Bei Einsetzen in die Erde ist nichts Besonderes zu beachten. Die Wurzeln sollten bedeckt sein. Sind die Triebe schon sehr hoch, darf die Erde rundum etwas angehäufelt werden.
Kübelkultur
Als Topfpflanze ist das Aurikel bestens geeignet, da es nicht viel Platz benötigt, problemlos den Standort wechseln kann und sich zudem die Wasserzufuhr hier sehr einfach kontrollieren lässt. Eben aus diesen Gründen pflanzten viele Sammler der anziehend blühenden Gewächse nicht etwa in den Garten, sondern kultivierten sie in kleinen Töpfen. Wie erwähnt, reichen Durchmesser von 12 Zentimetern pro Gartenaurikel vollkommen aus.
Da die Primula auricula jedoch sehr lange Wurzeln ausbildet, benötigt sie möglichst tiefe Töpfe. Um die 20 Zentimeter sollten es im Optimalfall sein. Dazu muss der Wasserablauf sichergestellt werden. Die Pflanzgefäße sollten also nicht auf einem Untersetzer oder in einem Übertopf stehen. Alternativ muss nach dem Gießen darauf geachtet werden, dass sich hier kein Wasser sammelt. Eine Drainageschicht am Boden des Pflanzgefäßes bringt zusätzliche Sicherheit vor Staunässe.
Umtopfen
Das Umtopfen der Primula auricula sollte aller zwei bis drei Jahre erfolgen und kann mit der Vermehrung durch Teilung kombiniert werden. Zwar benötigt das Gartenaurikel nicht unbedingt mehr Platz – das Pflanzgefäß kann also direkt wiederverwendet werden – ein Erdwechsel empfiehlt sich aber zur Vorbeugung von Krankheiten.
Als Zeitpunkt für das Umtopfen sollte der frühe Herbst gewählt werden. Das ist zumindest dann sinnvoll, wenn die Pflegemaßnahme mit der Vermehrung verbunden werden soll.
Standortwechsel
Im Freiland ist diese Maßnahme nicht von Nöten. Sollte ein Standortwechsel erforderlich sein, kann dieser aber durchgeführt werden. Das Aurikel verträgt ihn problemlos, solange die Bedingungen des Pflanzplatzes zu den Ansprüchen passen und ein tiefer Aushub stattfindet. Werden die Wurzeln beschädigt oder stark gekürzt, kann sich eine gesunde Primula auricula in der Regel wieder erholen.
Dafür benötigt sie aber Zeit und Energie, die eventuell von der Blühkraft abgezogen werden. Am besten ist daher ein wurzelschonendes Vorgehen. Als Zeitpunkte eignen sich ebenso wie Pflanzen, Vermehrung und Umtopfen September und Oktober. Der Standortwechsel kann jedoch auch im zeitigen Frühjahr erfolgen.
Substrat
Karg, trocken, locker und durchlässig – aber keinesfalls zu nährstoffreich – sollte das ideale Substrat für Aurikel sein. Die Primula auricula zeigt sich hier also sehr genügsam.
Um die lockere und wasserdurchlässige Struktur beim Substrat zu erreichen, sollten Kies und Sand untergemischt werden. Als Basis kann eine einfache aber hochwertige Gartenerde dienen, die nicht zum Verdichten neigt. Das gilt sowohl für die Pflanzung des Gartenaurikels ins Freiland als auch bei der Kübelkultur.
Gießen
Aurikel zeigen sich beim Gießen besonders pflegeleicht. Ein vollständiges Austrocknen sollte während des Wachstums vermieden werden. Kurze Durststrecken nehmen sie aber nicht übel. Staunässe wird allerdings sehr schnell problematisch, kann in kurzer Zeit zur Wurzelfäule und dem Eingehen der Aurikel führen.
Gegossen wird die Primula auricula daher vorsichtig, sparsam und nur nach Bedarf. Ideal ist Regenwasser, weiches Leitungswasser oder hartes Leitungswasser, das für etwa eine Woche abstehen durfte. Bei Letzterem setzt sich der Kalk am Boden ab.
Absolut notwendig ist weiches Wasser aber nicht für die Aurikel. Aufgrund ihrer alpinen Herkunft ist ein höherer Kalkgehalt beim Gießwasser nicht allzu problematisch. Zudem sind beim Gießen der Primula auricula die folgenden Punkte wichtig:
- auch in Trockenphasen lieber häufiger kleine Mengen zuführen als schwemmend gießen
- immer auf den Abfluss achten und Staunässe dringend vermeiden
- vor der Überwinterung das Substrat austrocknen lassen
- im Winter keinesfalls gießen
Düngen
Aurikel sind in Hinblick auf die Nährstoffversorgung ausgesprochen genügsam – können jedoch schnell überdüngt werden. Daher heißt es beim Dünger für die Primula auricula weniger ist mehr. Tatsächlich müssen die Gewächse gar nicht gedüngt werden. Alles was sie benötigen, beziehen sie aus dem Substrat.
Sollten sich eine verringerte Blühkraft, ein reduziertes Wachstum oder Verfärbungen zeigen, sind Pflegefehler oder ein falscher Standort also die wahrscheinlicheren Ursachen. Können diese ausgeschlossen werden, sollte ein Erdwechsel erfolgen.
Blüte
Aurikel blühen meist von April bis Mai und bringen damit Farbe in den Steingarten oder auf den Balkon. Die verblühten Stände müssen nicht zwingend entfernt werden. Wer eine unkontrollierte Aussaat verhindern will oder die Samen zur Vermehrung benutzen möchte, sollte die Samenkapseln nach dem Abblühen und Trocknen jedoch entfernen.
Überwintern
Aufgrund ihrer Herkunft zeigen sich Gartenaurikel sehr widerstandsfähig und sind gut winterhart. Sie benötigen im Freiland daher keinerlei Schutz. Selbst im Topf ist es problemlos, wenn der gesamte Erdballen durchfriert. Allerdings sollte er dann zuvor trocken gehalten werden.
Spätestens ab Oktober müssen die Pflanzgefäße also so untergestellt werden, dass sie vor Regen geschützt sind. Alternativ ist bei der Kultivierung der Primula auricula im Topf auch eine Überwinterung im Haus möglich. Sie können dabei trocken und sehr kalt stehen. Der Raum muss nicht frostfrei sein. Gegossen wird auch bei dieser Variante nicht. Eine Ausnahme stellt es hier dar, wenn die Pflanze bereits im Winter wieder mit einem Austrieb beginnt. Vollständiges Austrocknen und ein lichtloser Raum sind dann nicht sinnvoll. Leichter Lichteinfall und gelegentliche Wassergaben dürfen dann schon während der Überwinterung erfolgen.
Vermehrung
Gartenaurikel können sowohl über Teilung als auch über Samen vermehrt werden. Einfacher gestaltet sich die Vermehrung über die Teilung, da hier sofort zwei oder gar mehr Aurikel zur Verfügung stehen und ausgepflanzt werden können. Samen können hingegen zu abweichenden Nachkommen führen und erfordern bei Aussaat und Anzucht etwas Geduld, dafür können jedoch deutlich mehr Jungpflanzen erzeugt werden.
Teilung
Hat sich das Aurikel ausgebreitet und zeigt bereits überirdische neue Abschnitte, empfiehlt sich zur Vermehrung die Teilung. Die Staude wird hierzu vollständig von der Erde befreit und die Wurzel abgespült. Im Anschluss werden die Wurzeln mit einem scharfen Messer an den bereits sichtbaren Trennbereichen durchgeschnitten.
Nach einem kurzen Abtrocknen der Schnittflächen, können die so entstandenen zwei Aurikel wieder eingepflanzt werden. Wie erwähnt, liegt der ideale Zeitpunkt für diese Art der Vermehrung, zwischen September und Oktober.
Vermehrung durch Samen
Nach der Blüte bilden sich die Samen am Aurikel aus. Werden diese entfernt, gereinigt und aufbewahrt, stehen zwei Varianten der Aussaat zur Auswahl.
Nach der Blüte kann noch im gleichen Jahr, etwa im August, direkt ins Freiland ausgesät werden. Nur sehr leicht oder gar nicht mit Erde bedeckt und vor dem vollständigen Austrocknen bewahrt, treiben sie vergleichsweise schnell aus. Allerdings birgt die Aussaat im Sommer die Gefahr, dass die Jungpflanzen bis zum Winter nicht genug Reserven anlegen und hierdurch erfrieren.
Die sichere Alternative besteht aus der Vorzucht der Samen im Haus ab Januar. Allerdings ist diese Variante der Vermehrung auch etwas aufwendiger. Vorgegangen wird dabei wie folgt:
- handelsübliche Anzuchterde mit Perlite, Sand oder Kies mischen, um eine lockere Struktur zu erhalten
- das Substrat leicht anfeuchten
- die Samen der Aurikel aufbringen aber nicht mit Substrat abdecken, denn es handelt sich um Lichtkeimer
- das Anzuchtgefäß hell stellen und auf Temperaturen zwischen 18 und 20 °C achten, zudem eine Abdeckung aus Folie oder einer Glasscheibe verwenden aber täglich lüften
- Substrat leicht feucht halten
Nach zwei bis drei Wochen zeigen sich erste Triebe. Verwurzeln sich diese nicht richtig, sollte vorsichtig ein wenig Substrat auf die sichtbaren Wurzeln gekrümelt werden. Sobald Blattrosetten sichtbar sind, kann ein Umsetzen in eigene Töpfe erfolgen. Etwa ab März bis April dürfen die Jungpflanzen ins Freie – sofern sie frostfrei stehen.
Fazit
Aurikel sind in zahlreichen Farben und Muster-Spielarten erhältlich, sie sind einfach in der Pflege und Vermehrung und damit auch ideal für Anfänger in der Pflanzenkultur geeignet. Solange Staunässe vermieden wird und die richtigen Bedingungen bereitgestellt werden, bereitet die Primula auricula also viel Freude und wenig Aufwand.