Engelwurz, Angelica archangelica – Pflanzen und Pflege
Inhaltsverzeichnis
Engelwurz wird sehr groß. Mehr als zwei bis drei Pflanzen finden in einem normal proportionierten Kräutergarten selten Platz. Der Anbau ist aber durchaus lohnenswert. Engelwurz hat nicht nur einen aromatischen Geruch und Geschmack, sie ist auch als Heilpflanze nutzbar. Man sagt der Pflanze eine galletreibende und krampflösende Wirkung nach. Sie kommt daher häufig bei Magen-Darm-Beschwerden zum Einsatz. Meist werden Tees oder Tinkturen genutzt, so auch bei Rheuma, Gicht oder Nikotin- oder Alkoholvergiftungen.
Achtung – Verwechslungsgefahr
Es besteht Verwechslungsgefahr mit dem tödlich giftigen Wasserschierling. Außerdem wird die Pflanze häufig mit dem Riesen-Bärenklau verwechselt, welcher ebenfalls nicht ungefährlich ist. Das sicherste Unterscheidungsmerkmal beim Bärenklau sind die Blüten. Beim Engelwurz sind sie kugelig und grün gefärbt, beim Riesen-Bärenklau dagegen tellerförmig und weiß. Der Wasserschierling ist an seinem unangenehmen Geruch und an seinem im unteren Bereich rotgefleckten Stängel zu erkennen.
Kurzer Steckbrief des Engelwurz
Auch Echter oder Arznei-Engelwurz genannt
- Familie der Doldenblütler
- Wird in der Volksmedizin genutzt
- Gedeiht in Nord- und Osteuropa, in Mitteleuropa an feuchten Standorten
- Zwei- bis vierjährige, aber nur einmal blühende Pflanze
- Sommergrün
- 1 bis 3 m hoch
- Besitzt ein dickes Rhizom
- Im 1. Jahr fast nur Bildung der Wurzel und einiger Blätter
- Aufrechte Stängel, Blattstiele rund und hohl
- Doppeldoldige Blütenstände von Juni bis August
- Grünlich weiße bis gelbliche Kronblätter
- Kleine blassgelbe Spaltfrüchte
Pflege von Engelwurz
Engelwurz wächst ursprünglich in feuchten Wiesen, an Ufern von Flüssen und Seen. Ähnliche Bedingungen benötigt die Pflanze auch im Garten. Für den Balkon ist sie nur bedingt geeignet, denn sie wird sehr groß. Außerdem bekommen die Gewächse eine sehr lange Wurzel, benötigen daher einen ausgesprochen hohen Kübel, mit entsprechendem Platz nach unten. Engelwurz wird auch für die industrielle Nutzung im Erwerbsanbau kultiviert. Entscheidend für das Gedeihen sind ein geeigneter Standort und ein passendes Pflanzsubstrat. Dieses darf keinesfalls zu trocken sein. Auch ist ein hoher Nährstoffgehalt von Nutzen.
Standortbedingungen
Engelwurz mag sonnige bis halbschattige Plätze im Garten, die nicht zu trocken sein dürfen. Selbst mit Schatten kommen die Pflanzen zurecht, entfalten aber nicht genug Aroma, denn dazu wird Sonne benötigt. Wichtig ist ein windgeschützter Standort, einfach, damit die langen Stängel nicht abknicken. Wenn es geht, Engelwurz die feuchteste Stelle im Garten geben. Sogar mit dauerfeuchten Böden kommt sie zurecht. Um gut gedeihen zu können, benötigt Engelwurz viel Platz. Der ist bei der Pflanzung einzuplanen. Als Unterpflanzung sind die bis 2,50 und höher werdenden Gewächse ungeeignet.
- Sonnig bis halbschattig
- Windgeschützt
- Weder zu trocken, noch dauernass
Die Pflanzen mögen nasse, zeitweise überschwemmte, nährstoffreiche Tonböden. Wichtig ist, dass das Substrat nicht zu trocken ist. Es muss sehr fein sein. Steine im Boden sind eher ungünstig. Wichtig ist, dass es nicht viel Unkraut gibt. Der Boden sollte nicht frisch gedüngt sein!
- Feuchte, nährstoffreiche, humose, tiefgründige Böden
- Unkrautfreie Erde
- Nicht steinig
- Sehr feines Substrat
- Keine trockenen, leichten Böden
- Keine Staunässe
Engelwurz pflanzen
Wichtig beim Pflanzen ist eine gute Bodenvorbereitung. Alles Unkraut ist zu entfernen, der Boden zu hacken und zu harken, er muss feinkrümelig, aber gut abgesetzt sein. Es gibt zwei Arten, wie Engelwurz kultiviert werden kann. Entweder wird direkt im Freiland ausgesät oder man zieht Jungpflanzen vor und pflanzt diese dann aus. Die Pflanzung erfolgt idealer Weise Mitte April oder Ende August. Ideal ist, pro Pflanze etwa 1 m² Platz einzuplanen. So können sie sich bestens entwickeln. Auch ihre optische Wirkung ist dann sehr gut, es sind imposante Gewächse.
- Reihenabstand 50 cm
- Pflanzabstand 25 bis 30 cm
- Pro Pflanze etwa 1 m² einplanen
Die Pflege ist wenig anspruchsvoll. Wichtig ist, gerade am Anfang, den Boden locker zu halten und Unkraut zu entfernen. Außerdem muss der Boden immer feucht sein. Trockenheit bekommt den Pflanzen überhaupt nicht. Beim Düngen ist Maßhaltung gefragt. Außerdem ist bei vielen Pflanzen eine Stütze empfehlenswert, damit die hohen Stängel nicht abknicken oder gar brechen. Am besten ist, sich für den Anfang ein oder zwei Jungpflanzen zu besorgen und diese im Garten zu pflanzen. Fühlen diese sich unter den vorhandenen Bedingungen wohl, blühen sie und sorgen dann durch Selbstaussaat immer wieder für neue Pflanzen. Die Überwinterung von Engelwurz bereitet keine Probleme. Die Pflanzen sind ausgesprochen frostfest.
Gießen
Wasser ist wichtig für Engelwurzpflanzen. Wenn der Standort an sich nicht feucht genug ist, muss viel gegossen werden. Trockenheit vertragen die Pflanzen nicht. Wassermangel wird durch schlaffe, herabhängende Blätter angezeigt. Kommt das selten vor, ist es kein Problem. Bei Regelmäßigkeit schwächt Wassermangel aber die Pflanzen und sie kümmern und gehen nicht selten auch ein.
- Feuchte Erde
- Reichlich gießen
- Boden nicht austrocknen lassen
- Nicht auf die Blätter gießen
Düngen
Ideal ist, schon beim Pflanzen Kompost mit unter die Erde zu mischen. Das kann auch jedes Jahr im Frühjahr wiederholt werden. Da der Nährstoffbedarf hoch ist, sollte zusätzlich etwa 3 mal Hornmehl zugegeben werden. Auch anderer organischer Dünger ist geeignet. Zwar sind auch mineralische Dünger im Erwerbsanbau zugelassen, aber gerade, wenn die Engelwurz als Heilpflanze genutzt werden soll, ist das eher weniger zu empfehlen.
- Kompost untermischen
- Organische Dünger verwenden
- Etwa 3 mal nachdüngen
Schneiden
Schneiden muss man eigentlich nicht, es empfiehlt sich aber, wenn man einen kräftigen Wurzelstock erreichen möchte. Dazu sollten die Blütenansätze reduziert werden. Außerdem gibt es einen Trick, wie das Absterben der Pflanze nach dem Blühen verhindert werden kann. Man schneidet einfach alle Blütenköpfe vor der Samenbildung ab. Die Pflanze bildet dann neue Seitentriebe aus und hält bedeutend länger. Außerdem wird natürlich zum Ernten geschnitten.
- Schneiden um Wurzelstock zu kräftigen.
- Blütenansätze reduzieren
- Absterben nach der Blüte verhindern
- Blütenköpfe vor der Samenbildung abschneiden
- Zur Ernte schneiden
- Wer keine Selbstaussaat möchte, muss die Blütenköpfe vor der Samenreife abschneiden.
Vermehrung – Aussaat
Die Samen der Engelwurz sind nicht lange haltbar. Wer nicht gleich nach der Ernte aussäen kann, sollte sie im Kühlschrank aufbewahren. Ansonsten gelingt die Aussaat im Freiland am besten, weil da natürliche Bedingungen herrschen. So spart man auch das für manche komplizierte Stratifizieren.
- Aussaat im frühen Herbst
- Kaltkeimer
- Nicht zu tief säen
- Boden feucht halten, aber keinesfalls nass
- Die schwächsten Pflanzen nach der Keimung entfernen, damit die stärkeren mehr Kraft haben
- Im nächsten Jahr Pflanzen auseinander setzen, Abstand mindestens 50 cm
Krankheiten und Schädlinge
Krankheiten und Schädlinge sind eher sehr selten. Die Engelwurz ist eine robuste und gesunde Pflanze, zumindest, wenn Standort und Pflanzsubstrat stimmen und ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Trotzdem können Krankheiten oder Schädlinge auftreten. Recht häufig kommen Blattläuse vor. Die sind aber problemlos zu beseitigen. Sie werden einfach mit einem scharfen Wasserstrahl abgespült.
- Blattläuse – abspülen
Ernte und Verwendung der Engelwurz
Genutzt werden können Blätter, Blattstiele, Stängel und Samen. Besonders interessant sind auch die Wurzeln. Sie werden im Herbst ausgegraben und anschließend gereinigt und getrocknet, bis sie brüchig werden. Der beste Zeitpunkt, die Wurzel zu ernten, ist Ende September bis Mitte Oktober und dann bei trockener Witterung. So geerntet ist der Ölgehalt am höchsten. Notfalls kann auch noch etwa Mitte März, vor dem Austrieb geerntet werden. Blätter und Blattstiele können für Suppen, Salate und Soßen genutzt werden. Sie haben einen fein würzigen Geschmack. Die Blätter geben allerdings auch ein leckeres Gemüse ab. Die Stängel können roh verzehrt werden und schmecken angenehm fruchtig. Samen und Wurzeln werden zur Herstellung von Likören genutzt.
Die Blätter sind im Mai und Juni am gehaltvollsten, die Früchte von Juni bis August. Die Wurzel wird im Herbst geerntet.
Fazit
Engelwurz ist eine sehr vielseitige Pflanze, man kann sie zu großen Teilen essen, als Heilpflanze nutzen und für den Kräutergarten ist sie eine tolle strukturbildende Solitärpflanze. Viel mehr kann man von einer Gartenpflanze nicht erwarten. Zwar ist die Engelwurz eher kurzlebig, sorgt aber selbst für ihre Vermehrung. Wenn die Mutterpflanze abstirbt, gibt es in der Regel bald reichlich Sämlinge. Der Fortbestand ist also gesichert. Sie müssen nur noch vereinzelt werden. Engelwurz ist sehr pflegeleicht, wenn der Standort stimmt und der Boden immer leicht feucht ist. Trockenheit und magere, leichte Böden bekommen den Pflanzen nicht. Ansonsten ist die Pflege ein Kinderspiel.