Wilde Malve, Malva sylvestris – Steckbrief und Pflege
Inhaltsverzeichnis
Mit wunderschönen Schalenblüten trumpft die Wilde Malve auf im Bauerngarten, entlang von Gehölzrändern oder im Steingarten. Seit der Antike beliebt und begehrt als Zier-, Heil-, Nutz- und Nahrungspflanze, hat die Malva sylvestris an Aktualität und Attraktivität keinen Deut eingebüßt. Der folgende Steckbrief stellt kompakt und übersichtlich die herausragenden Vorzüge des floralen Universaltalentes vor. Um in den Genuss dieser nutzbringenden Attribute zu gelangen, erklärt diese Anleitung alle wichtigen Details rund um die fachgerechte Pflege.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie der Malvengewächse (Malvaceae)
- Pflanzenart innerhalb der Gattung: Wilde Malve (Malva sylvestris)
- Selten einjährige, zumeist zweijährige oder ausdauernde krautige Pflanze
- Wuchshöhe 50 bis 100 cm
- Blaue, rote oder purpurfarbene, innen gestreifte Blüten
- Blütezeit von Mai bis September in achselständigen Büscheln
- Verwendung der Blätter und Blüten als Heilkräuter bei Magen-, Darm- und Erkältungsbeschwerden
- Nutzung der Blüten als biologischer, gelber Farbstoff für Lebensmittel und Textilien
- Verwertung der Blätter als Nahrungsmittel in Salaten und warmen Speisen
- Weitere Verwendungsmöglichkeiten: Vasenschmuck, Futterpflanze, Gründüngung, Energiepflanze
- Trivialnamen: Käsepappel, Ross-Malve, Pissblume, Johannispappel
Ihren häufigsten Trivialnamen Käsepappel verdankt die Wilde Malve den Früchten, die in ihrer Form an einen Käselaib erinnern. Unsere Großmütter und Urgroßmütter verarbeiteten diese Früchte zu einem gehaltvollen Kinderbrei, genannt Papp.
Pflege-Anleitung
Im folgenden finden Sie eine ausführliche Anleitung zur Anzucht und Pflege der Malvenart.
Standort
Der wildhafte Charakter einer Malva sylvestris findet Ausdruck in einer erfreulich flexiblen Haltung gegenüber den Standortbedingungen. Solange eine Wilde Malve mindestens 4-6 Stunden am Tag Sonnenstrahlen einfangen kann, gibt sie sich mit normalem Gartenboden zufrieden. Alle wesentlichen Anforderungen stellt die folgende Übersicht vor:
- Sonnige Lage bis hin zu lichtem Halbschatten
- Gerne warm und windgeschützt
- Nährstoffreicher, humoser, gut durchlässiger Boden ohne Gefahr von Staunässe
- Frisch bis sandig-trocken mit neutralem pH-Wert
Während andere Blütenschönheiten einen regengeschützten Standort favorisieren, gilt die Wilde Malve in dieser Hinsicht als Ausnahme. Tatsächlich ist spätestens nach der Fruchtreife Regen sehr erwünscht, denn die käselaibartigen Früchte öffnen, teilen und verbreiten sich einzig unter dem Druck fallender Wassertropfen.
Gießen
In den ersten 8-12 Wochen nach der Pflanzung befindet sich der Wasserbedarf einer Käsepappel auf hohem Niveau, da in dieser Phase die Verwurzelung erfolgt. Im weiteren Verlauf der Vegetationsperiode erträgt die Sommerblume auch kurzzeitige Trockenheit, sollte dennoch nicht vollkommen austrocknen. Gießen Sie eine Wilde Malve daher regelmäßig, wenn die Erde in den oberen 2 cm angetrocknet ist. Vermeiden Sie dabei die Überkopf-Beregnung, damit die Blütenpracht keinen Schaden erleidet. Geben Sie in den Morgen- oder Abendstunden das Wasser mit der Kannentülle unmittelbar auf die Wurzelscheibe.
Düngen
Da ein Käsekraut im Laufe der Zeit eine tiefreichende Pfahlwurzel ins Erdreich vortreibt, versorgt sie sich am geeigneten Standort weitgehend selbst mit Nährstoffen. Zwingend erforderlich ist somit die zusätzliche Gabe von Dünger nicht. Damit Ihrem floralen Alleskönner dennoch nicht vorzeitig die Puste ausgeht, füllt eine Portion Kompost die verbrauchten Energiereserven wieder auf. Düngen Sie eine Malva sylvestris daher von Mai bis August alle 4 Wochen mit einem organischen Dünger, wie gesiebtem Kompost, Hornspänen, Guanogranulat, Brennnesseljauche oder Dung.
Kultiviert im Topf oder Balkonkasten, erfordert das eng begrenzte Substratvolumen die regelmäßige Gabe von Dünger. Verwöhnen Sie Ihre Blütenkünstlerin von Mai bis August alle 2 Wochen mit einem organischen Flüssigdünger für Blühpflanzen, können Sie bedenkenlos von den Blüten und Blättern naschen.
Schneiden
Hat eine Ross-Malve ihr sommerliches Blütenfestival beendet, schneiden Sie die Pflanze bis knapp über dem Boden zurück. Da die Blume nicht immer mehrjährig gedeiht, nehmen Sie den Schnitt erst dann vor, wenn sich die Früchte geöffnet und die Samen verteilt haben. Kommt die Mutterpflanze im nächsten Jahr nicht zurück, übernehmen ihre Sämlinge das Zepter im Garten.
Überwintern
Hat sich eine Wilde Malve nach dem ersten Frost in ihren Wurzelballen zurückgezogen, nimmt sie im Beet problemlos Temperaturen bis – 23 Grad Celsius hin. In rauen Lagen, im Kübel und wenn es sich um einen Kultivar der Wildart handelt, empfehlen wir folgende Vorkehrungen für eine gesunde Überwinterung:
- Im Beet nach dem Rückschnitt bedecken mit Laub und Nadelreisig
- Kübel mit Noppenfolie ummanteln und auf einen Holzblock stellen vor die Südwand des Hauses
- Das Substrat bedecken mit Herbstlaub, Stroh oder Sägespänen
Töpfe mit einem Durchmesser unter 30 cm räumen Sie vorzugsweise ein ins frostfreie Winterquartier. Damit der Wurzelballen nicht austrocknet, gießen Sie diesen ab und zu. Sobald im zeitigen Frühjahr die Temperaturen dauerhaft die Frostgrenze überschreiten, siedelt die Pflanze um an ihren angestammten Platz auf dem Balkon oder der Terrasse.
Umtopfen
Steht der Frühling vor der Gartenpforte, ist die beste Zeit für ein Umtopfen von Malva sylvestris gekommen. Diese Pflegemaßnahme gibt nicht selten den letzten Anstoß, eine weitere Saison im Kübel oder Blumenkasten den Balkon zu schmücken. Ohnehin hat der kräftige Wurzelballen nach einem Jahr sein Pflanzgefäß vollständig durchwurzelt und verlangt nach mehr Platzkapazität. Als Substrat empfehlen wir eine strukturstabile Kübelpflanzenerde auf Kompostbasis, die mit einer Handvoll Sand, Blähton oder Lavagranulat mehr Durchlässigkeit erhält. So gehen Sie richtig vor:
- Im neuen Pflanzgefäß über der Bodenöffnung einige Tonscherben ausbreiten als Drainage
- Darüber ein luft- und wasserdurchlässiges Vlies ausbreiten, damit das Material nicht durch Erdkrümel verschlämmt
- Eine erste Schicht Substrat einfüllen, um in der Mitte mit der Fauste eine Mulde anzulegen
- Jetzt die Wilde Malve austopfen und im frischen Substrat so tief einpflanzen, dass die bisherige Pflanztiefe bewahrt wird
Nachdem Sie die Käsepappel angegossen haben, darf sie sich vom Umzugsstress für 8 Tage erholen am halbschattigen Standort. Erst dann nimmt sie ihren Platz an der Sonne unter freiem Himmel wieder ein. Da das vorgedüngte Substrat für die nächsten 4-6 Wochen ausreichend Nährstoffe liefert, wird erst nach dieser Zeitspanne zum ersten Mal gedüngt.
Vermehren
Wer erst einmal die facettenreichen Vorzüge einer Wilden Malve kennenlernte, möchte auf das florale Multitalent nicht mehr verzichten. Um weitere Exemplare heranzuziehen, bietet sich die Aussaat hinter Glas in erster Linie an. Wahlweise sammeln Sie die Früchte im Herbst ein, um sie im trockenen, luftdichten Behälter bis zum Februar aufzubewahren. Da in diesem Fall nicht sicher ist, dass die Sämlinge ihrer Mutterpflanze ähnlich sind, bietet der Fachhandel zertifiziertes Saatgut an, aus dem die gewünschte Sorte zuverlässig hervorgeht. So verläuft die Aussaat sachgemäß:
- Kleine Töpfe oder eine Saatschale füllen mit handelsüblicher Saaterde oder Torf-Sand
- Im Abstand von 3-4 cm die nierenförmigen, braunen Samen in das Substrat drücken
- Dünn mit Sand oder Vermiculite übersieben und mit feiner Brause befeuchten
Um die etwas behäbigen Samen in Keimlaune zu versetzen, wirkt sich ein Wechsel zwischen warmen und kühlen Temperaturen in den folgenden Wochen aus. Platzieren Sie das Saatgefäß zunächst für 3 Wochen im beheizten Zimmergewächshaus bei 30 Grad Celsius. Anschließend verbringen die Samen 3 Wochen bei 4-5 Grad Celsius, beispielsweise im Gemüsefach des Kühlschranks. Im Anschluss an den Kältereiz nehmen die Keimlinge einen halbschattigen Platz auf der warmen Fensterbank ein bei 20-21 Grad Celsius. Während dieser Zeit darf das Saatgut zu keinem Zeitpunkt austrocknen, da es sich von Trockenstress nicht wieder erholt. Pikiert werden die Keimlinge, wenn sich mindestens 2 Blattpaare entwickelt haben. Bis Mitte/Ende Mai haben sich aus den Samen vitale Jungpflanzen entwickelt, die ins Freiland oder den Kübel ausgepflanzt werden.
Schöne Sorten
Aus der Wilden Malve hervorgegangen sind einige bemerkenswerte Sorten, die den robusten Wildcharakter kombinieren mit einer malerischen Blütenfülle. Die folgende Selektion gibt einen Kurzüberblick über das Angebot:
- Zebrina: Weiße Blüten mit violettem Auge, 100 cm Wuchshöhe und zumeist mehrjährig gedeihend
- Primley Blue: Leuchtend blaue Blüten von Juni bis September mit 40-50 cm Wuchshöhe
- Demar Marina: Violette Blüten, malerisch gestreift; erreicht mächtige 120-150 cm Wuchshöhe
- Twins Hot Pink: Goldmedaillengewinner 2005, dank rosafarbener Blütenpracht und hoher Krankheitsresistenz
- Purple Satin: Premium-Sorte mit purpurfarbener Blüte, leichtem Schimmer und einer Wuchshöhe bis 100 cm
Darüber hinaus hält der Fachhandel Prachtmischungen bereit, wie Mystic Merlin. Diese besticht mit Farbtönen in herrlichem Blau, leuchtendem Purpur und intensivem Violett.
Fazit
Mit der Wilden Malve beschert uns Mutter Natur ein florales Juwel, das in keinem Hobbygarten fehlen darf. Wie dieser Steckbrief aufzeigt, verfügt eine Malva sylvestris über ein breites Spektrum an Verwendungsmöglichkeiten als Zier-, Nutz-, Heil- und Nahrungspflanze. Um von den facettenreichen Attributen zu profitieren, bewegt sich der gärtnerische Pflegeaufwand im überschaubaren Rahmen. Solange der Standort sonnig, nährstoffreich und trocken bis frisch beschaffen ist, gedeiht und blüht die prächtige Pflanze unermüdlich. Warten Sie mit dem Rückschnitt im Herbst ab, bis sich die käselaibartigen Früchte öffneten und die Samen verteilten, ist für das nächste Jahr ein erneutes Blütenfestival sichergestellt.