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Edel-Tanne, Abies procera, Nobilis-Tanne – Pflege-Anleitung

Edeltanne - Abies alba
User:Cacophony, ChristmasTreeFarm, bearbeitet von Hausgarten, CC BY-SA 3.0

Die Nobilis-Tanne ist die edle Nr. 2 unter den 23 Millionen nur für ein Jahr „deutsche Weihnacht“ gezogenen und gefällten Bäumen. Sie können die schöne Edel-Tanne aber auch in Ihren Garten setzen und jedes Jahr wieder als Weihnachtsbaum schmücken – eine 50-fach umweltfreundlichere Variante, wenn Sie die Nobilis-Tanne das nächste halbe Jahrhundert als Christbaum nutzen … die Edel-Tanne im Garten hat aber auch den Rest des Jahres manche Überraschung zu bieten, und die Kultur wird Ihnen mit nachfolgender Pflege-Anleitung keine Probleme bereiten:

Video-Tipp

Steckbrief

  • Die Nobilis-Tanne ist auch als Pazifische Edel-Tanne bekannt
  • Sie ist die „echte“ Edel-Tanne, aber Vorsicht beim Einkauf: Auch die heimische Weiß-Tanne wird umgangssprachlich Edel-Tanne genannt
  • Die Nobilis-Tanne kommt aus den USA, wo sie in den Küstenregionen des Pazifik wächst
  • Der botanische Name ist Abies procera, manchmal wird noch der alte Name „Abies nobilis“ verwendet
  • Systematik: Gattung Tannen (Abies), Familie Kieferngewächse (Pinaceae), Ordnung Koniferen (Coniferales)
  • Wuchscharakter: Gerade aufrecht, aber ungleichmäßig, kegelförmige Silhouette
  • Nadeln: Weich und abgerundet (nicht piekend) Nadeln; grüne Farbe mit blaugrünem Schimmer
  • Standortansprüche: Guter Boden, Halbschatten bis Sonne, verträgt keine Staunässe

Standort, Boden, Habitus

Die Nobilis-Tanne kommt aus dem pazifischen Nordwesten der USA, wo sie in und an Küstengebirge/Kaskadenkette in Höhenlagen zwischen ca. 700 und 2000 Metern wächst. Meist in Mischwäldern zusammen mit Douglasien, Purpur-Tannen und Hemlocktannen, manchmal als Reinbestand, in gutem humiden Boden, von nicht sonderlich schadstoffbelasteter und eher feuchter Luft umweht.

Einen möglichst ähnlichen Standort möchte sie auch im Garten bekommen, wobei zunächst der spätere Platzbedarf die Standortwahl bestimmt:

Frei wachsende Nobilis-Tannen erreichen die größten Wuchshöhen von allen Tannen, über 80 Meter sind keine Seltenheit. Der Stammdurchmesser im Alter überschreitet 2 Meter, in der Breite kann die Tanne bis zu 10 Meter einnehmen. Die Abies procera erreicht auch das höchste Alter aller Tannenarten, sie kann stolze 800 Jahre überdauern.

Es ist davon auszugehen, dass Ihnen für den Garten eine Kultursorte verkauft wird, die nicht in absehbarer Zeit (und auch nicht irgendwann einmal)  5 – 10 mal so hoch wie Ihr Haus wird. Aber bis zu 30 m hoch wird auch die Nobilis-Tanne aus der deutschen Baumschule, die maximale Wuchsbreite soll bei 7 m liegen; die Edel-Tanne überragt also im Alter normale Einfamilienhäuser ganz deutlich und nimmt möglicherweise um 50 qm Gartenfläche ein. Wenn Sie allerdings eine normale Jungtanne von maximal 30 cm pflanzen, braucht die bei einer Wuchsgeschwindigkeit von 5 – 10 cm pro Jahr alleine ein bis zwei Jahrzehnte, bis sie Ihnen bis zur Taille geht; mögliche Probleme mit übermäßiger Höhe und Breite bekommen Generationen, die in ferner Zukunft geboren werden.

Jungbäume wachsen in der Natur beschattet und windgeschützt und sollten auch im Garten einen halbschattigen, nicht frei heftigen Winden ausgesetzten Standort bekommen, ausgewachsen soll Abies procera auch volle Sonne vertragen. Wenn es in Ihrem Garten einen Baum gibt, von dem Sie absehen können, dass er in den nächsten Jahren mit dem Abbau beginnt, wäre ein Standort in seinem Schutz für die kleine Tanne lichttechnisch ideal. Der Standort sollte ansonsten eher kühl als zu mollig sein, Luftfeuchtigkeit erhöhende Gewässer dürfen gerne in der Nähe liegen.

Edeltanne - Abies alba
Daderot, Abies procera – Copenhagen Botanical Garden – DSC08069, bearbeitet von Hausgarten, CC0 1.0

In Bezug auf den Boden stellt die Nobilis-Tanne eigentlich keine übermäßigen Ansprüche, es sollte sich allerdings um einen wirklichen Gartenboden mit Humus und Bodenleben handeln. Auf Sandflächen mit nährender Chemie wird die Nobilis-Tanne nicht unbedingt glücklich, vor allem dann nicht, wenn diese Jahrzehnte ohne Analyse und Berechnung nach Gefühl ausgebracht wurde und deshalb Pflanzen eher belastet als nährt.

Der Boden darf gerne leicht saurer sein, die Edel-Tanne verträgt Kalk im Boden nur mäßig und meidet ihn an Naturstandorten. Abgesehen davon darf der Boden sandig und kiesig bis lehmig sein, also eher nährstoffarm, wenn er durchlässig genug ist, um keine stagnierende Nässe aufkommen zu lassen und die Tanne ein wenig Humus findet. Die Wurzel entwickelt sich erst flach (und windwurfgefährdet) und bildet dann ein Herzwurzelsystem, außergewöhnlich tiefgründig muss der Boden dafür nicht sein.

In ihrer Wuchsform zeigt die Nobilis-Tannen eine Menge Charakter: Der Stamm bis in die Krone kerzengerade, die Hauptäste waagerecht abgehend bis leicht aufwärts gebogen, vor allem aber unregelmäßig angeordnet und unregelmäßige, kräftige, kurze Verzweigungen ausbildend. Das bringt Leben in den gesamten kegelförmigen bis pyramidenförmigen Aufbau, die Nobilis-Tanne wirkt „ein bisschen natürlicher“ als eine super ordentliche Etage für Etage ansetzende Nordmanntanne.

Die Blüte

und andere Talente, die den Ausschlag für die Wahl dieser bestimmten Tannenart geben könnte:

  • Tannen blühen mit Zapfenblüten, männliche Blüten sind rötlich, weibliche klein, gelblich bis hellrot
  • Normalerweise eher unscheinbar bzw. im Garten selten (Weißtannen blühen ab dem 30 Lebensjahr)
  • Bei Abies procera anders: Zuchtsorten blühen schon ab dem 7. Jahr, im Garten also bald nach dem Pflanzen
  • Und die Mitte April bis Anfang Mai erscheinende Blüte ist wirklich auffallend: de.wikipedia.org/wiki/Datei:Male_Cones_of_Noble_Fir.JPG
  • Die aus den Blüten entstehenden Zapfen werden bis zu 25 cm lang und bis 8 cm dick, die größten Zapfen aller Tannen
  • Eine weitere Besonderheit der Edel-Tanne sind die Harztaschen (kleine Beulen) am Stamm
  • Das sind lauter kleine Weihnachtsduft-Konserven, die angestochen einen intensiven Geruch verbreiten
  • Nach Christbaum soll es dann riechen: Tannengrün, aber auch Orange und ein wenig Pfefferkuchen
Tipp:

Wenn Sie gerne floristische Kunstwerke anfertigen, wäre das von der Nobilis-Tanne zur Verfügung gestellte Material ganz alleine ein ausreichender Grund, sie in den Garten zu pflanzen. Das Tannengrün ist länger haltbar als das der meisten anderen Tannen, Blütenzapfen und Fruchtzapfen sind höchst dekorativ und derart einzigartig, dass es Ihrem Freundeskreis auffallen wird.

Nobilis-Tanne pflanzen

Die Nobilis-Tanne kann im Frühjahr oder im Herbst gepflanzt werden. Wenn sie im Frühjahr gerade ins Wachstum startet, erledigen die Wurzeln das Einwurzeln ohne Mühe nebenbei; nach der Herbstpflanzung schließt sich die Winterruhe an, in der sich die Tanne ganz auf die Verwurzelung am neuen Standort konzentrieren kann. Vorzuziehen ist keiner der beiden Zeitpunkte, die Nobilis-Tanne ist völlig unkritisch winterhart bei uns und braucht deshalb vor dem Winter keine Vorlaufzeit.

Edeltanne - Abies albaFranz Eugen Köhler, Köhler’s Medizinal-Pflanzen, Abies alba – Köhler–s Medizinal-Pflanzen-001, bearbeitet von Hausgarten, CC0 1.0
Elrond, Weibliche Zapfen der Edeltanne (Abies procera)02, bearbeitet von Hausgarten, CC BY-SA 4.0

Graben Sie eine großzügige Pflanzgrube, in die auch die feinste Feinwurzel ohne Abnicken gebettet werden kann, setzen Sie die Tanne ein und gießen Sie sie gut an. Ob ein Gießrand ums Pflanzloch aufgehäuft werden sollte, damit Regen und evtl. Gießwasser zu den Wurzeln laufen, hängt vom Standort ab: An einem für die Edel-Tanne eher etwas zu trockenen Standort auf jeden Fall, an einem eher zu feuchten Standort wäre es ganz im Gegensatz eher angebracht, eine leichte Abwärtsneigung in Richtung Umgebung zu gestalten, damit zu viel Wasser abfließt.

Wenn während der Anwachszeit der Edel-Tanne lange sehr trockenes Wetter herrscht, sollten sie die Tanne zusätzlich bewässern, damit das Einwurzeln nicht gestört wird.

Pflegearbeiten (in der Wachstumsphase)

In den ersten 4 bis 5 Jahren wächst die Nobilis-Tanne eher langsam, was die Pflegearbeiten gut überschaubar macht:

Der Wurzelraum sollte nicht völlig von Unkraut überwuchert werden, dieses „isst und trinkt“ mit und nimmt der jungen Tanne Licht und Sauerstoff.

An einem Standort mit normal nährstoffreichem Boden müssen Nobilis-Tannen aber nicht zusätzlich gedüngt werden. Sie entwickeln in Symbiose mit Mykorrhiza-Pilzen ein so weitreichendes Wurzelgeflecht, dass sie mit den Bodennährstoffen im Umfeld auskommt.

Gegen Ausbringung von ein wenig reifem Kompost, Stallmist, organischem Dünger im Frühjahr hat die Nobilis-Tanne sicher nichts; ansonsten müssen Sie erst tätig werden, wenn sich eine mangelhafte Versorgungssituation in Fehlfärbung/Trockenheit der Nadeln bemerkbar macht.

Dann sollte ein eventueller Düngebedarf aber wirklich per Bodenanalyse ermittelt werden: Weil Koniferen in deutschen Gartenböden eher selten an einem allgemeinen Nährstoffmangel leiden, könnte es sich um ein Nährstoff-Ungleichgewicht handeln. Die Hauptnährstoffe Stickstoff, Phosphat, Kalium, Calcium und Magnesium können im falschen Verhältnis vorliegen, möglicherweise fehlt es an einem/mehreren der wichtigsten Spurenelemente (Schwefel, Eisen, Bor und Mangan), vielleicht ist aber auch der „leicht saure Boden“ in Wirklichkeit viel zu sauer und muss aufgekalkt werden (der pH-Wert für Tannen sollte zwischen 5 und 6 liegen). Da Fehlfärbungen der Nadeln ebenso von Sonnenbrand, Frost, Lichtmangel oder Trockenheit kommen können, fehlt vielleicht auch gar nichts, ein sinnvolles Düngekonzept kann also erst nach Bodenanalyse erstellt werden.

In der Austriebsphase zehrt die Edel-Tanne vor allem von eingelagerten Nährstoffen, gedüngt wird dann also frühestens Anfang Mai und eventuell erneut Anfang Juli.

Im Frühjahr und im Frühsommer sollten Sie die Jungpflanze jeweils einmal auf Schädlingsbefall kontrollieren (und den ggf. eindämmen), dann haben Sie alles getan, um die Nobilis-Tanne gut über die Runden zu bringen.

Dieses unaufwendige Pflegekonzept gilt im Grunde auch für eine erwachsene Nobilis-Tanne, nur dass diese bis ins hohe Alter immer weniger Aufmerksamkeit braucht; das wieder pflegeintensivere hohe Alter werden Sie bei einem Baum mit einer Lebenserwartung von bis zu 800 Jahren nicht erleben.

In Bezug auf die Überwinterung ist die Nobilis-Tanne unproblematisch: Sie ist sehr frosthart, durch den sehr spät einsetzenden Austrieb kommt es  bei normalem Wetter nie zu Spätfrostschäden.

Schneiden

Edeltanne - Abies alba
MPF, Abies procera cone, bearbeitet von Hausgarten, CC BY-SA 3.0

Wenn Sie die Edel-Tanne gleich nach der Hochzeit und/oder dem Bau des Eigenheims in jungen Jahren pflanzen (gilt für Sie, die vor allem anfangs sehr langsam wachsende Tanne darf gerne schon ein paar Jahre „auf dem Buckel haben“), können Sie absehen, dass Sie es ein paar Jahrzehnte mit dem Baum zu tun haben. Wenn in diesem Fall ebenso abzusehen ist, dass die Nobilis-Tanne ungefähr dann optisch das Haus zu schlucken droht, wenn Sie gerade in die Midlife-Crisis kommen – können Sie jetzt (bzw. demnächst, je nach Alter der Edel-Tanne beim Pflanzen) dafür sorgen, dass die Tanne Ihrem Haus niemals „davonwachsen“ wird:

  • Tannen (und viele andere Koniferen) bilden beim Wachsen eine zentrierte Spitze
  • Dieser sogenannte Terminaltrieb ist genetisch auf Wachstum programmiert
  • Tannen wachsen insgesamt vor allem im oberen Bereich, zur Seite und nach oben
  • Dieser Wuchs kann reguliert werden, was vor allem in der Weihnachtsbaumproduktion geschieht
  • So wird das Spitzenwachstum gehemmt, indem der Saftfluss des Terminaltriebes in kalkuliertem Ausmaß unterbrochen wird
  • Profis erreichen das, indem sie den Terminaltrieb mit einer sogenannten „Top-Stopp-Zange“ behandeln
  • Bisschen viel für die einmalige Behandlung einer Tanne, sinnvoll wäre hier eher ein Leihgerät
  • Die Alternative wäre der mehrfache Einschnitt des Leittriebes mit einem scharfen Messer
  • Zu viele/zu tiefe Schnitte unterbrechen den Saftfluss komplett, der Terminaltrieb stirbt ab
  • Der Baum auch, wenn noch mehr Zweige im Spitzenbereich (z. B. durch Wildverbiss) wiederholt geschädigt werden
  • Wenn er überlebt, wächst er stark buschig und entwickelt mehrere Wipfel aus Seitentrieben, die die Funktion des Terminaltriebes übernehmen
  • Auch die Seitentriebe haben ihr eigenes genetisch Programm: Jedes Jahr erscheint ganz außen ein neuer Trieb
  • Sie werden durch Verkürzen der äußersten Triebe (manuelles Abzwicken) im Wuchs reguliert
  • Die Tanne wird also ähnlich wie ein Obstbaum rundum beschnitten
  • Dieser sogenannte Formschnitt hemmt den Seitenwuchs des Baumes und führt so zu einem schmaleren Baum
  • Auch hier müssen Sie mit einer ziemlichen Vorsicht vorgehen
  • Beschnitt sollte immer nur am frischen Grün erfolgen
  • In Bezug auf den Beschnitt ins alte Holz sind die meisten Koniferen sehr heikel
  • Wenn Sie zu tief schneiden, kann es auch bei der Edel-Tanne passieren, dass sie aus dem altem Holz nicht mehr austreibt
  • Terminalverkürzungen und Formschneidearbeiten werden ab dem 6. Jahr angesetzt
Tipp:

So wie es zwei Edel-Tannen gibt, die Weiß-Tanne und die Nobilis-Tanne, gibt es auch zwei Blautannen: Die blauen Sorten der Stech-Fichte, Picea pungens, werden ungeachtet der botanischen Zugehörigkeit umgangssprachlich Blautanne genannt, und die häufig in Parks gepflanzte Blaue Edel-Tanne Abies procera ‚Glauca‘ ist ebenfalls als Blautanne bekannt.

Arten und Sorten

Nobilis-Tanne ist Nobilis-Tanne, von der Urform der Edel-Tanne gibt es keine besonderen Zuchtsorten. Nur eine Reihe von Zwergsorten, ‚Blaue Hexe‘, ‚Glauca‘, ‚Glauca Prostrata‘, ‚Noble’s Dwarf‘, ‚Procumbens‘ und ‚Wiesmoornixe‘. Oft mit blauen Nadeln, teil mit „kreativ krumm“ wachsendem Leittrieb, teils mit am Boden entlang kriechendem Leittrieb und/oder verkürzten Stummeltrieben.

Edeltanne - Abies alba
NorbertNagel (Norbert Nagel), Mörfelden-Walldorf, Hesse, Germany., Abies procera ‚Glauca‘ – 20101120-02, bearbeitet von Hausgarten, CC BY-SA 3.0

Diese Zuchtsorten sind aber keine echte Nobilis-Tannen, sondern auf bizarren Wuchs selektierte Zwerggehölze, die z. B. als originelle Blickpunkte in Steingärten gepflanzt werden. Wenn Sie einfach nur eine schöne, normale Tanne pflanzen möchten, heißt es Obacht beim Einkauf: Die in öffentlichen Parks beliebten Zwergsorten werden in letzter Zeit zunehmend auch an Privatgärtner verkauft, bleiben aber ziemlich klein (Endhöhe meist um 8 Meter, nach sehr langer Zeit) und kommen mit ihrem unregelmäßigen, gedrungenen Wuchs nicht im Entferntesten an die edle Urform der Nobilis-Tanne heran.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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