Venusfliegenfalle: Grundlagen zu Pflege, Gießen und Füttern
Inhaltsverzeichnis
Wie eine Venus kleidet sie sich rot, verströmt einen anziehenden Duft und breitet ihre Blätterarme aus. Alle Insekten sind ihr darauf willkommen. Und dann macht sie dem zweiten Teil des Namens alle Ehre. Die Falle schnappt zu, die Fliege ist ihr ausgeliefert und wird samt Flügel verzehrt. Möchten auch Sie dieses Drama hautnah erleben? Doch welche Kulisse braucht diese Diva?
Herkunft
Die Venusfliegenfalle, bot. Dionaea muscipula, ist ursprünglich eine Südstaatenschönheit aus North und South Carolina. Wild gedeiht sie dort in kargen Sümpfen. Wegen des faszinierenden Insektenhungers darf sie inzwischen weltweit ihre Jagdkünste in heimischen Wohnzimmern vorführen.
Wuchs und Fangmechanismus
Die Venusfliegenfalle ist klein und wächst langsam und krautig. Sie blüht erst nach mehreren Jahren. Im Frühling wächst ein etwa 30 cm langer Stängel, an dem sich mehrere weiße Blüten entwickeln. Doch ihre Beute lockt sie nicht mit dem Duft der Blüten an. Ihre ca. 4 cm langen Blätter sehen wie Fangeisen aus und so funktionieren sie auch. Sobald sie Berührungen auf ihrer Oberfläche spüren, schnappen sie in Bruchteil einer Sekunden zu. Die rote Farbe der Blattoberfläche und eine ausgeklügelte Duftmischung locken das Opfer an. Langatmig wird es über Tage verdaut, bis kaum noch was von ihm übrig bleibt. Jedes Fangblatt kann nur weniger Male diesen Fangmechanismus auslösen. Es wachen aber laufend neue Fallen nach.
Standort
Viel Licht und Sonne sind für die Venusfliegenfalle existenziell. Nur wenn sie genug davon bekommt, verfärben sich ihre Fangblätter rot. Die rote Färbung täuscht eine Blume vor und lockt so die nährstoffreichen Insekten. Im Halbschatten wurde die Pflanze zwar wachsen, ihre Blätter jedoch grün bleiben. Der ideale Standort weist folgende Merkmale auf:
- sehr sonnig
- von Licht durchflutet
- Südfenster ist ideal
- mit Luftfeuchtigkeit über 50%
- keine Zugluft
- Temperatur ab 22 Grad Celsius
- keine hohen Temperaturschwankungen
Die Venusfliegenfalle darf gerne einen langen Sommerurlaub im Freien verbringen. Sie verträgt die frische Luft und die pralle Sonne ausgezeichnet. Sie muss allerdings zuvor stufenweise an den neuen Standort gewöhnt werden. In milderen Gegenden kann sie auch ausgepflanzt werden. Eine gute Wohnumgebung für die Venusfliegenfalle bietet das Terrarium. Wer ihr das ermöglichen kann, dem dankt sie es mit einer guten Entwicklung.
Substrat
Gewöhnliche Blumenerde und die Heimaterde dieser Karnivore haben nicht viel gemeinsam. Verschonen Sie daher die Venusfliegenfalle mit dieser Einheitsmischung und geben Sie ihr ein spezielles, kalkfreies Substrat aus dem Fachhandel. Alternativ können Sie auch selbst eine Mischung aus Torf und Sand herstellen. Dünger, Humus und sonstige Nährstoffe dürfen sich darin nicht verirren.
Gießen
Als Jägerin der Sümpfe muss die Venusfliegenfalle auch als Zimmerpflanze naturgemäß ihre Wurzeln im nassen Boden haben. Da die Topferde in geschlossenen Wänden nicht von der Natur feucht gehalten wird, muss sich der Besitzer regelmäßig als Wasserbringer betätigen. Diese Aufgabe ist durchaus eine Herausforderung, denn die Venusfliegenfalle kann wie eine Mimose reagieren, wenn dabei Fehler gemacht werden. Das sollten Sie auf keinen Fall tun:
- ihr kalkhaltiges Wasser geben, das bringt sie in Windeseile um
- von oben gießen, da Fäulnis droht
- die Erde austrocknen lassen
Halten Sie sich beim Gießen an folgende Regeln:
- das Substrat sollte immer feucht sein
- Regenwasser ist ideal
- alternativ entkalktes Wasser verwenden
- direkt in den Untersetzer gießen
- im Sommer sollte sich im Untersetzter stets Wasser befinden, ca. 2 cm
- im Winter sollte das Substrat nur mäßig feucht sein
- im Winter reicht es, einmal im Monat zu gießen
Luftfeuchtigkeit
Nicht nur ihre Füße wollen nass stehen, auch die Blätter ragen gern in eine feuchte Luft. Mindestens 50 % hoch soll diese laut Fachleuten sein. Außer an verregneten Tagen, wird die Venusfliegenfalle in unserem Klima keine so hohe Luftfeuchtigkeit antreffen, es sei denn, ihr Besitzer erbarmt sich und hilft nach.
- Zimmerbrunnen sorgen für besseres Raumklima
- Glasschalen mit Wasser in der Nähe aufstellen
- Kultivierung in Glasbehältern
- Luftbefeuchter an der Heizung aufhängen
- im Sommer mit Wasser besprühen, allerdings ohne Kalk!
Düngen
Die Venusfliegenfalle ist ursprünglich an karge Böden gewöhnt. Und weil dort ihre Wurzeln kaum Nährstoffe im Boden vorfinden, hat die Evolution mit viel Einfallsreichtum eine Lösung gefunden. Die Venusfliegenfalle holt sich die benötigten Nährstoffe aus der Luft, indem sie in der Nähe fliegende Insekten anlockt und verdaut. Da sie ein sogenannter Schwachzehrer ist, reichen ihr diese Nährstoffe tierischen Ursprungs aus. Sie muss nicht zusätzlich gedüngt werden.
Füttern
Eine für Pflanzen untypische Frage drängt sich bei diesem eigenartigen Gewächs regelrecht auf. Muss die Venusfliegenfalle gefüttert werden? Und wenn ja, womit? Was ist ihre Lieblingsspeise? Braucht sie Abwechslung auf dem Speiseplan? Bevor sich noch weitere Fragen diesbezüglich auftun, sollte klar gesagt werden: Die Venusfliegenfalle ist absolut in der Lage ausreichend Beute zu machen und so selbst für sich zu sorgen.
Die grüne Jägerin kann auf Insektenjagd ihre Fangblätter im Bruchteil einer Sekunde zuschnappen lassen. Das ist eine faszinierende Darbietung und einer der Hauptgründe, warum diese Karnivore gehalten wird. Nur leider kann niemand rund um die Uhr neben ihr warten, um diesen Augenblick nicht zu verpassen. Eine Extrafütterung ist deswegen für jeden Besitzer verlockend. Dagegen spricht nichts, wenn Sie folgendes beachten.
- füttern Sie sie gelegentlich und nicht regelmäßig
- nur mit lebenden Tieren
- Beute nicht größer als ein Drittel des Fangblattes
- verfüttern Sie Spinnen, Fliegen, Käfer, Wespen oder Ameisen
Blüten schneiden
Die Bildung der Blüten bindet viel Energie. Wenn Ihnen daran nicht sonderlich gelegen ist, können Sie die Blütenstängel abschneiden, sobald diese sich zeigen. Dann verbleibt mehr Energie für die Bildung der Fangblätter, die eh für die meisten Menschen viel interessanter sind. Wenn Sie jedoch Venusfliegenfalle aus Samen vermehren möchten, müssen Sie ein paar Blüten stehen lassen, damit die Samen ausreifen.
Vermehrung durch Stecklinge
Benötigen Sie noch mehr schöne Fliegenfänger? Kein Problem, die Vermehrung durch Blattstecklinge geht einfach und die Erfolgsaussichten sind ausgezeichnet.
- Wählen Sie ein gesundes, kräftiges Blatt aus.
- Schneiden Sie das Blatt mit einem scharfen, sauberen Messer nah an der Basis ab. Ein paar Wurzeln sollten dran sein.
- Befüllen Sie einen Topf mit geeignetem Substrat.
- Feuchten Sie das Substrat gut an.
- Stecken Sie den Blattsteckling in das Substrat.
- Halten Sie das Substrat feucht.
Bis sich ein neues Pflänzchen entwickelt, müssen Sie noch reichlich Geduld beisteuern. Denn es dauert Monate, bis es so weit ist.
Vermehrung durch Teilung
Das Umtopfen nach der Winterpause ist eine gute Gelegenheit für Nachwuchs zu sorgen.
- Holen Sie die Venusfliegenfalle aus dem Topf.
- Befreien Sie den Wurzelballen vom Substrat.
- Teilen Sie das Rhizom mit einem scharfen und sauberen Messer. An jedem Teilstück sollten Wurzeln und Blätter verbleiben.
- Pflanzen Sie die neuen Teilstücke in separate Töpfe ein.
- Halten Sie das Substrat gut feucht, damit die Wurzeln schnell anwachsen.
Bis sich die Wurzeln gut ausgebildet haben, sollte die junge Venusfliegenfalle vor zu starker Sonnenbestrahlung geschützt werden.
Vermehrung durch Samen
Die letzte Vermehrungsvariante ist angesichts der gut funktionierenden Stecklingsvermehrung und Vermehrung durch Teilung eher was für Experimentierfreudige mit einem Extradepot Geduld. Viele Jahre können ins Land ziehen, bis die aus Samen geschlüpfte Venusfliegenfalle blüht und Fliegen fängt. Die Samen sind Kaltkeimer, das bedingt eine lange Prozedur bei der Aussaat.
- Geben Sie die Samen in einen geschlossenen Behälter, der die Samen vor Schimmel schützt.
- Legen Sie den Behälter mit den Samen für etwa einen Monat in den Kühlschrank.
- Wählen Sie einen flachen Topf, der von unten gleichmäßig durchlöchert ist.
- Geben Sie Torf und Sand hinein und stellen Sie den Topf in eine mit Wasser gefüllte Schale.
- Wenn sich das Gemisch vollgesogen hat, lassen Sie das überschüssige Wasser abtropfen.
- Verteilen Sie die Samen auf das Substrat, im Abstand von ein paar Zentimetern. Decken Sie die Samen nicht ab!
- Spannen Sie Klarsichtfolie über den Topf und stechen Sie ein paar Löcher hinein.
- Stellen Sie den Topf an einen hellen Ort.
- In etwa 2-4 Wochen zeigen sich die ersten Keimlinge. Entfernen Sie jetzt die Folie.
- Wenn es den Pflänzchen zu eng wird, geben Sie jedem einen eigenen Topf.
Umtopfen
Ein Jahr dauert es etwa, bis die Venusfliegenfalle ihren Topf mit Wurzeln voll ausgefüllt hat und über den Rand zu wachsen beginnt. Es ist dann an der Zeit ihr einen neuen Topf zu geben.
- Topf darf flach sein, da die Wurzeln flach wachsen
- geeignetes Substrat verwenden
- idealer Zeitpunkt ist Februar/März nach der Winterruhe
- unmittelbar vorm Umzug an einem wärmeren Standort
- abgestorbene Wurzelteile müssen entfernt werden
- sauberes Messer oder Schere verwenden
- den Ballen nicht zu tief eingraben
- gut angießen
Überwintern
Die Venusfliegenfalle braucht im Winter eine Ruhepause. Rechtzeitig im Herbst macht sie ihren Ruhebedarf deutlich, indem sie kleinere Blätter bildet. Auch die Fangblätter öffnen sich nicht mehr und verfärben sich nicht rot. Suchen Sie jetzt ein geeignetes Quartier für sie. Es sollte sehr hell sein, bei Temperaturen von 5 bis 10 Grad. Zugluft und starke Temperaturschwankungen sollten tunlichst vermieden werden. Unbeheizte Treppenhäuser, helle Dachböden oder Kellerräume mit Tageslicht kommen in Betracht.
Die Ruhepause senkt den Pflegeaufwand auf ein Minimum:
- kein Dünger bzw. Futter
- wenig Wasser, nur etwa 1-2 mal im Monat
- keine Staunässe
Überwintern im Kühlschrank
Eine etwas komisch anmutende Lösung für ein fehlendes Winterquartier ist der eigene Kühlschrank. Aber keine Sorge, die Venusfalle kommt damit klar und auch Ihre Lebensmittel nehmen keinen Schaden. Aufgrund der Enge im Kühlschrank kann die Venusfliegenfalle dort ohne den Topf und ohne das Substrat einziehen.
- Befreien Sie die Pflanze vollständig vom Substrat
- Schneiden Sie alle oberirdisch wachsenden Teile ab.
- Spülen Sie den Wurzelballen mit handwarmem Wasser ab.
- Umwickeln Sie den Wurzelballen mit mehreren feuchten Lagen Küchenpapier.
- Geben Sie dieses „Päckchen“ in einen Klarsichtbeutel und verschließen Sie diesen gut.
- Bewahren Sie den Beutel bis April im Kühlschrank.
- Entfernen Sie eventuell gefaulte Wurzeln.
- Pflanzen Sie die Venusfliegenfalle wieder ein.
Überwintern im Freiland
Die Venusfliegenfalle ist bedingt winterhart und könnte in milderen Gegenden den Winter auch draußen überstehen. Wobei die Betonung auf „könnte“ liegt. Eine Sicherheit kann es nicht geben, daher will diese Möglichkeit der Überwinterung gut überlegt sein. Die größte Überlebenschance haben ältere, gut entwickelte Exemplare. Aber auch sie benötigen einen geschützten Platz und zusätzliche Abdeckung.
Krankheiten und Schädlinge
Bei guter Pflege ist die Venusfliegenfalle nicht sehr anfällig für Krankheiten. In seltenen Fällen haben sie mit einigen Herausforderungen zu kämpfen. Wenn im Winterquartier die Luft trocken und warm ist, kann die Venusfliegenfalle von Spinnmilben befallen werden. Auf der Blattunterseite werden Gespinste sichtbar, die Oberseite weist silberfarbene Punkte auf. Die Luftfeuchtigkeit sollte erhöht werden, das hilft gut.
Blattlausbefall folgt auf wenig Licht, also meist in der wachstumsschwachen Winterzeit. Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Karnivore auf Blattläuse. Sie lassen sich gut abbrausen, das reicht als erste Maßnahme meist aus.
Grauer Belag, der wie Schimmel aussieht, ist der sog. Grauschimmel. Entfernen Sie alle befallenen Pflanzenteile. Wenn das nicht ausreicht, müssten Sie ggf. mit einem Fungizid nachhelfen oder die Pflanze aufgeben.